07.08.2023 - 10:53 Uhr

Axiomatic
81 Rezensionen

Axiomatic
Top Rezension
39
Zwischen-Mensch
Meersalz Teer, was für eine wohlklingende Duftverheißung!
Der Schöpfer wird mitunter zum besten Parfümeur der Republik gekürt.
Und wenn ich mir sein heimatliches Bundesland genauer anschaue, dieses kuschelige Sachsen-Anhalt, erkenne ich die Liebe zur Kunst. Nicht nur das Dessauer Bauhaus, der Naumburger Dom, die sowjetische Zuckerbäckerarchitektur Magdeburgs, nein, hier ist auch Leuna beheimatet.
Ein Hort voller Vergangenheit und Tradition.
Nun gut, so wage ich den heiß ersehnten…
Zisch!
Liebe Anhalter (Anhaltiner wird leider nur dem adligen Haus zugesprochen), ich muss Euch bedauerlicherweise frühzeitig verlassen, denn eine chemische Gischt hat mich augenblicklich nach Hamburg entführt, ein Hort voller avantgardistischer Gestallten.
Nun gut, nach anfänglicher Hypotonie und drohendem Ohnmachtsanfall befinde ich mich in einem traumwandlerischen Zustand.
Eine salzige Brise weht vom Hafen rüber und ich muss mich etwas fangen am Rathausmarkt, denn eine üble Teernote bedeckt gefährlich das brackige Wasser der Elbe.
Himmel, wo kann ich mich ganz ungeniert übergeben?
Schnell, auf zur Schleusenbrücke!
Elegantes Alsterfleet, tut mir leid aber…
… zu Risiken und Nebenwirkungen…
Puhhh, schnell weiter, die Hanseaten haben eine Gefühlsregung gezeigt, die gefürchtete hochgestellte Augenbraue!
Neuer Wall, meine Rettung!
Schnell, ich muss die Kleiderhalle mit dem Doppel-C erreichen, dort kann ich die Notdusche an Aldehyden aktivieren!
Kontaminiert genug bin ich eh!
Doch dann…
Ich traue meinen Augen nicht!
Zwei Wesen verlassen gerade gut gelaunt mit edlen Einkaufstaschen meinen Luftschutzbunker. Ich bleibe wie eine Salzsäule erstarrt vor Angst!
Elegant die beiden, keine Frage.
Das Pariser Unternehmen versteht es stets, die Maße jeglicher Kunden zu berücksichtigen und fast alle Wünsche zu erfüllen.
Schwarze Sonnenbrillen in Überlänge bedecken die acht Augen der Grazien.
Die strengen Vorgaben der Rocklänge - Knie sollten immer bedeckt bleiben - werden hier mit Fantasie eingehalten, solange man bei den Wirbellosen Gelenke ausmachen kann.
Aber die Kostüme sitzen.
Und ihr Duft…
Jasmin hat nie aasiger gerochen!
Durch die Immortelle bekommt er eine gewisse Würze, als würde man einen Kadaver für einen leckeren Braten gekonnt parieren und marinieren.
Zum Bleichenfleet schaffe ich es nicht und muss leider einen Gully besingen.
Gebannt lausche ich den beiden Wesen und folge ihnen auf einen Klön zum Gänsemarkt.
In einem nahe gelegenen Café lassen sie es sich dann gutbürgerlich schmecken.
Als Tagesgericht gibt es prächtig verweste Hummer mit Panzer, ihr Inneres dürfte schon glibberig sein und so etwas wie Ambra-Moschus ausdünsten.
Und dann fängt das tischmanierliche Schmatzen an, sehr wohlerzogen, die Wesen.
Einfach mal nonchalant das verdorbene Tier samt Panzer mit großen Bissen im „Mund“ zermatschen.
Der Geruch des gärenden Eiweißes und das knackende Geräusch des nachgebenden Panzers lassen den ollen Lessing vom Sockel stürzen.
Als passendes Getränk wird ein Tête de Roi - Crypte de Cassis 1793 kredenzt.
Die außergewöhnliche Hanglage verschafft den Säften der Johannisbeere säuerliche Tannine, welche in amerikanischen Ambroxfässern nach dem jahrhundertelangen Essigstadium eine unvergleichliche spitze Note erreichen.
Ja, denn die Kellereien haben sich die Verwendung von Gewürznelke patentieren lassen. Diese erhöht die säuerliche Note ins Stechende. Welch eine Huldigung der königlichen Enthauptung!
Die Beiersdorfer Seeplatte schien den beiden gut gemundet zu haben, aber satt sind sie noch lange nicht.
W1 Liebes, ich kann einfach nicht widerstehen!
Warum werde ich immer so schwach nach dem Hauptgang?
Dabei möchte ich meine Linie wahren!
Du weißt ja, Kampen verzeiht kein Gramm zu viel!
W2 Wonnesepia, nicht dass Du glaubst, mir wäre die Nachspeise auf der Speisekarte entgangen. Ich kämpfe auch schon mit dem Appetit!
W1 Gut, heute Abend bleibt die Küche kalt. Und wir schwimmen von hier aus nach Winterhude hoch, in Ordnung? Wir können ja die längere Tour über Barmbek nehmen.
W2 Ausgezeichnete Idee!
Und im Nu purzeln die Pfunde!
Ach, wie ich mich auf die Pièce de Résistance freue!
Garçon, zweimal die blaue Überraschung!
Mit Entsetzen sehe ich, wie zwei wackelige Quallen an Tonkaschaum gereicht werden.
Das Suckeln der Wesen brennt sich in meinem Hirn ein, grausige Geräusche!
Rechnung bezahlt, Einkaufstaschen unterm Fangarm und gut gelaunt gönnen sich beide noch einen Tuberose-Kaugummi, um den „Mund“Geruch zu kaschieren.
Und da erblicken sie mich.
W1 Oh, ein Zwischen-Mensch im Anfangsstadium.
W2 Wonnesepia, das haben wir gleich.
Junger Mann, wären Sie so freundlich und könnten Sie ihren Mund und ihre Nase mal etwas länger offen lassen?
Ich muss Ihnen diese störenden Knochen ein wenig gelieren.
Liebes, hilfst Du mir bitte?
W1 Aber klar doch!
Es tut nicht weh, wenn ich Sie mit meinen Tentakeln an der Nasenschleimhaut streichle.
Kommen Sie, seien Sie brav…
Schreiend werde ich daheim wachgerüttelt!
Was war das alles?
Und meine Sprühstelle riecht immer noch so mächtig, dass mir augenblicklich schlecht wird.
Meine besser Hälfte wartet mit einem Putzeimer am Bettrand und schaut mich grimmig an.
Das war es wohl fürs Erste mit Off-Düften für mich…
Der Schöpfer wird mitunter zum besten Parfümeur der Republik gekürt.
Und wenn ich mir sein heimatliches Bundesland genauer anschaue, dieses kuschelige Sachsen-Anhalt, erkenne ich die Liebe zur Kunst. Nicht nur das Dessauer Bauhaus, der Naumburger Dom, die sowjetische Zuckerbäckerarchitektur Magdeburgs, nein, hier ist auch Leuna beheimatet.
Ein Hort voller Vergangenheit und Tradition.
Nun gut, so wage ich den heiß ersehnten…
Zisch!
Liebe Anhalter (Anhaltiner wird leider nur dem adligen Haus zugesprochen), ich muss Euch bedauerlicherweise frühzeitig verlassen, denn eine chemische Gischt hat mich augenblicklich nach Hamburg entführt, ein Hort voller avantgardistischer Gestallten.
Nun gut, nach anfänglicher Hypotonie und drohendem Ohnmachtsanfall befinde ich mich in einem traumwandlerischen Zustand.
Eine salzige Brise weht vom Hafen rüber und ich muss mich etwas fangen am Rathausmarkt, denn eine üble Teernote bedeckt gefährlich das brackige Wasser der Elbe.
Himmel, wo kann ich mich ganz ungeniert übergeben?
Schnell, auf zur Schleusenbrücke!
Elegantes Alsterfleet, tut mir leid aber…
… zu Risiken und Nebenwirkungen…
Puhhh, schnell weiter, die Hanseaten haben eine Gefühlsregung gezeigt, die gefürchtete hochgestellte Augenbraue!
Neuer Wall, meine Rettung!
Schnell, ich muss die Kleiderhalle mit dem Doppel-C erreichen, dort kann ich die Notdusche an Aldehyden aktivieren!
Kontaminiert genug bin ich eh!
Doch dann…
Ich traue meinen Augen nicht!
Zwei Wesen verlassen gerade gut gelaunt mit edlen Einkaufstaschen meinen Luftschutzbunker. Ich bleibe wie eine Salzsäule erstarrt vor Angst!
Elegant die beiden, keine Frage.
Das Pariser Unternehmen versteht es stets, die Maße jeglicher Kunden zu berücksichtigen und fast alle Wünsche zu erfüllen.
Schwarze Sonnenbrillen in Überlänge bedecken die acht Augen der Grazien.
Die strengen Vorgaben der Rocklänge - Knie sollten immer bedeckt bleiben - werden hier mit Fantasie eingehalten, solange man bei den Wirbellosen Gelenke ausmachen kann.
Aber die Kostüme sitzen.
Und ihr Duft…
Jasmin hat nie aasiger gerochen!
Durch die Immortelle bekommt er eine gewisse Würze, als würde man einen Kadaver für einen leckeren Braten gekonnt parieren und marinieren.
Zum Bleichenfleet schaffe ich es nicht und muss leider einen Gully besingen.
Gebannt lausche ich den beiden Wesen und folge ihnen auf einen Klön zum Gänsemarkt.
In einem nahe gelegenen Café lassen sie es sich dann gutbürgerlich schmecken.
Als Tagesgericht gibt es prächtig verweste Hummer mit Panzer, ihr Inneres dürfte schon glibberig sein und so etwas wie Ambra-Moschus ausdünsten.
Und dann fängt das tischmanierliche Schmatzen an, sehr wohlerzogen, die Wesen.
Einfach mal nonchalant das verdorbene Tier samt Panzer mit großen Bissen im „Mund“ zermatschen.
Der Geruch des gärenden Eiweißes und das knackende Geräusch des nachgebenden Panzers lassen den ollen Lessing vom Sockel stürzen.
Als passendes Getränk wird ein Tête de Roi - Crypte de Cassis 1793 kredenzt.
Die außergewöhnliche Hanglage verschafft den Säften der Johannisbeere säuerliche Tannine, welche in amerikanischen Ambroxfässern nach dem jahrhundertelangen Essigstadium eine unvergleichliche spitze Note erreichen.
Ja, denn die Kellereien haben sich die Verwendung von Gewürznelke patentieren lassen. Diese erhöht die säuerliche Note ins Stechende. Welch eine Huldigung der königlichen Enthauptung!
Die Beiersdorfer Seeplatte schien den beiden gut gemundet zu haben, aber satt sind sie noch lange nicht.
W1 Liebes, ich kann einfach nicht widerstehen!
Warum werde ich immer so schwach nach dem Hauptgang?
Dabei möchte ich meine Linie wahren!
Du weißt ja, Kampen verzeiht kein Gramm zu viel!
W2 Wonnesepia, nicht dass Du glaubst, mir wäre die Nachspeise auf der Speisekarte entgangen. Ich kämpfe auch schon mit dem Appetit!
W1 Gut, heute Abend bleibt die Küche kalt. Und wir schwimmen von hier aus nach Winterhude hoch, in Ordnung? Wir können ja die längere Tour über Barmbek nehmen.
W2 Ausgezeichnete Idee!
Und im Nu purzeln die Pfunde!
Ach, wie ich mich auf die Pièce de Résistance freue!
Garçon, zweimal die blaue Überraschung!
Mit Entsetzen sehe ich, wie zwei wackelige Quallen an Tonkaschaum gereicht werden.
Das Suckeln der Wesen brennt sich in meinem Hirn ein, grausige Geräusche!
Rechnung bezahlt, Einkaufstaschen unterm Fangarm und gut gelaunt gönnen sich beide noch einen Tuberose-Kaugummi, um den „Mund“Geruch zu kaschieren.
Und da erblicken sie mich.
W1 Oh, ein Zwischen-Mensch im Anfangsstadium.
W2 Wonnesepia, das haben wir gleich.
Junger Mann, wären Sie so freundlich und könnten Sie ihren Mund und ihre Nase mal etwas länger offen lassen?
Ich muss Ihnen diese störenden Knochen ein wenig gelieren.
Liebes, hilfst Du mir bitte?
W1 Aber klar doch!
Es tut nicht weh, wenn ich Sie mit meinen Tentakeln an der Nasenschleimhaut streichle.
Kommen Sie, seien Sie brav…
Schreiend werde ich daheim wachgerüttelt!
Was war das alles?
Und meine Sprühstelle riecht immer noch so mächtig, dass mir augenblicklich schlecht wird.
Meine besser Hälfte wartet mit einem Putzeimer am Bettrand und schaut mich grimmig an.
Das war es wohl fürs Erste mit Off-Düften für mich…
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