Bindebole 2021

Vrabec
14.01.2022 - 06:26 Uhr
40
Top Rezension
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft

Ein kalter, verregneter Hutewald - Oder: wie authentisch darf ein Duft sein?

Pineward ist eine Marke, welche sich hauptsächlich auf Walddüfte konzentriert und sich selbst das Ziel gesetzt hat, die "ultimative Linie von Kiefern- und Tanmendüften zu kreieren". Dabei werden viele natürliche Inhaltsstoffe, auch nicht vegane, verwendet, aber nicht ausschließlich.
Dadurch sind die Düfte nicht IFRA konform.
Verwendet wird eine Düftölkonzentration von um die 30%, bei Bindebole sind es 33%

Hutewälder gibt es heute nicht mehr. Früher waren es Wäldern, in welche domestizierte Tiere getrieben wurden, um dort zu weiden. Dadurch blieb der Wald recht licht.
Ich muss sagen, dass ich sehr gerne in Wäldern unterwegs bin, auch gerne über mehrere Tage hinweg wandere und dort dementsprechend auch die Nächte verbringe. Bei Sonne und Regen. Dementsprechend hat mich diese Marke besonders gereizt, ich erkenne auch viele Gerüche wieder, so viel vorweg.

Bindebole startet mit dem für Pineward typischen, grandiosen natürlich harzigen Kiefernadelaroma. Dieses zieht sich durch das gesamte Parfum, hier wirkt es leichter und dezenter als in anderen der Marke. Gerade in der Kopfnote habe ich nur ganz kurz einen Hauch von frischen, grünen, saftigen Tanneknospen, welcher leider viel zu selten anhält und sonst mein Highlight in diesem Duft wäre. Er wird überdeckt von einem zunächst gemüsigen Eindruck, welchen ich dann als Duft von feuchten laubbedeckten Boden, zwischen dem junge, wilde Pflanzen sprießen.
Gleichzeitig kommt ein Ton vor, bei dem ich an nasse, bemooste Nadelbaumrinde denken muss. Im Drydown bleibt der Duft recht monothematisch, der Nadelduft von Beginn tut sich wieder stärker auf, aber in einer kalten, frischen Form.

Ein salziger Eindruck ist wie bei allen von mir getesteten Pinewards dabei, welcher wohl oft für ein Maggi empfinden sorgt. Ich empfinde nicht so, außerdem ist diese hier recht gering ausgeprägt.
Laut Pineward soll hier der Eindruck von hoch gewachsenen Baumkronen, neuem Gewächs, zartem Grün und den von Frost erwachenden Wäldern vermittelt werden.
Es stimmt, dieser Waldduft wirkt offener, nicht so beengend und dicht wie andere Pinewards. Etwas feuchtes rieche ich schon öfter in den Düften, das liegt jedoch meist am Moos, hier kommt mir der Duft schon deutlich nasser vor, auch kalt. Ich finde das Konzept gut gelungen, auch haben wir hier einen Mischwaldduft, Nadelbäume dominieren zwar deutlich, aber Laub kommt auch merkbar vor.
Dieser Duft, aber auch die meisten von Pineward lassen mich in einem Zwiespalt zurück. Sie riechen einfach so authentisch, dass sie für mich nicht mehr nach Parfum riechen, sondern viel mehr nach Waldarbeit. Das war sicherlich das Ziel des Parfumeurs, dazu man ihn beglückwünschen. Ich finde den Duft toll gemacht und wunderschön, muss mir jedoch erst im klaren werden ob ich so riechen möchte.

(Verliert ein Gemälde seinen Reiz, wenn jeder denkt es sei ein Foto?)

Vielen Dank für das Lesen meines Kommentars.
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