Paradis Provence Shalini 2019

Frisch gerebelte Lavendelblüten gestalten den eleganten Auftakt, flankiert von zarten zitrischen Noten. Maurice Roucel hat hier mit ruhiger Hand die florale Qualität des Lavendels heraus gearbeitet - kaum eine Spur von grünem Stengel oder Blatt, kein Verdacht auf Seife oder gar Wäschesäckchen. Das wirkt so unaufgeregt und dezent, und es ist wunderbar ausgewogen komponiert. Mässig floral gestützt, ich habe den genannten Jasmin nicht bewusst wahr genommen, kommt grün und leicht rauchig der Thymian langsam ins Spiel. Er bildet das präsente Rückgrat des Parfums, flankiert von zwei mächtigen, aber sich zurück haltenden Gefährten: Die ätherische Schärfe wird getragen von einem Klecks Honig, die gewürzige Dichte wird gelüftet von einer vorsichtigen Schicht leichten Mooses. Das alles lassen wir in sich ruhen und freuen uns, dass auf süße Noten verzichtet wurde. Mehr hätte man nicht weglassen können.

Maurice Roucel hat schon vieles gesehen. Er ist dekoriert mit zwei Beiträgen für Frédéric Malle, hat Meilensteine wie Rochas Man oder Iris Silver Mist erdacht. Wie Fougère geht, weiss er. Die Kunst besteht nun darin, aus wenigen Komponenten einen klassizistischen und doch modernen Duft geschaffen zu haben, dessen Kraft in der Ruhe liegt. Unser Pech ist, dass dies für eine Marke mit absurder Preisgestaltung geschah.