19.07.2019 - 15:22 Uhr
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Flashback!
Aus dem Hinterhalt überfällt es mich. Völlig unerwartet. Die Aufschrift lautet Rosa Nectar. Und ich denke ganz harmlos an Rosen und Nektar, also etwas Süßes. Ich erwarte nicht einmal wirklich Rose, da ich Rose in Düften oftmals gar nicht als solche wahrnehme. Aber die Marke finde ich interessant, und da ich die Abfüllung von Guufy habe, denke ich auch, vielleicht wird es ein wenig pudrig sein oder mit Moschus, denn diese Vorlieben scheint Guufy mir zu haben. Und dann sprühe ich, naiv, ahnungslos...
Flashback! 1987. Ich stehe in Hamburg im Teeladen von J.. J., der so lange in Indien gewesen war, wie ich hörte, und nun hier den Teeladen führt. Mit seiner deutschen Freundin, die sich einen Punkt auf die Stirn gemalt hat. Vorne ist der Laden und in einem kleinen Zimmer hinten wohnen sie. Das Zimmer besteht zu etwa 70 Prozent aus einer großen Doppelmatratze, auf der die beiden quasi leben. Ich trage in dieser Zeit noch mein erstes, selbst gekauftes und später sogar mehrfach nachgekauftes Parfumöl: Wild Love von Nerval, einen monothematischen Moschusduft, dem ich damals verfallen war. Aber hier in J.s Laden bleibt mein Wild Love im Hintergrund, denn sobald man die Tür mit dem Flair der 50er-Jahre öffnet und ein mildes, mechanisches Glockenspiel erklingt, erfasst einen eine Welle wundersamer, intensiver, warmer Gerüche, die einzigartig ist: Da ist zunächst ein herb-rosiges Bukett von natürlichen Blüten, die manchen Tees beigemischt sind: Japanische Kirschblüten, intensiv duftende Rosenblätter. Im Hinterzimmer, auf der mit einer in dunklen Rottönen gehaltenen, indischen Tagesdecke versehenen Matratze, steht immer ein frischer Tee in einer schwarzen Eisenkanne auf dem Stövchen. Stammkunden, vielleicht auch nicht nur diese, bekommen eine Tasse davon angeboten. Oft ist es schwarzer Tee mit Rosenblättern. Diesen Tee kaufe ich dort regelmäßig, genau wie Oolong mit Pekkoblüten, mit kleinen Schaufeln aus riesigen Dosen in knisternde Tüten zu 50 oder gleich 100 Gramm abgefüllt. Im Laden gibt es auch eine kleine Auswahl indischer Kleidung. Sie ist mit Patchouli vor Motten geschützt. Auch kleine Fläschchen ätherischer Öle gibt es: Ebenfalls Patchouli, Amber, Sandelholz, auch Moschus, aber nicht mein Wild Love. J.s Freundin benutzt das Patchouliöl aus dem Laden, so dass die Atmosphäre hintergründig noch deutlicher immer mit einer Mischung von mottengeschützten, hauchzarten und wundervoll bunten Baumwollstoffen erfüllt ist.
Nach etwa 4-5 Stunden entgleitet mir J.s Teeladen immer mehr. Die Rosen- und Kirschblüten verabschieden sich. Es bleiben allerdings über weitere 3-4 Stunden ein Hauch feinstes und edelstes Patchouli und mein Wild Love.
Und dann nur noch mein Wild Love.
Und dann ganz viel Wild Love als hätte ich mir das ganze kleine Fläschchen auf einmal über die Handgelenke und an den Hals gegossen. Und das - wer die Nerval-Öle von damals kennt, weiß das - bleibt nicht nur 4 Stunden, sondern bestimmt nochmal 8, mindestens bis zum nächsten Morgen. Und die Kleider - heute nicht mehr indisch - haben noch tagelang was davon.
1987 ist passé und heutzutage mag ich Moschus nicht mehr so gern. Die modernen Moschusriechstoffe haben es geschafft, mir selbst die alten Varianten zu verleiden. Dabei ist die Nerval-Wild-Love-Version mir immernoch eine der angenehmsten. Aber was zu viel ist, ist zu viel.
Der Teeladen-Flashback hätte gern noch länger dauern dürfen. Aber wegen der moschusgetränkten Kleidung, die ich definitiv nicht am nächsten Tag wieder anziehen kann, wird wohl kein Flakon meine Sammlung zieren.
Die Abfüllung aber, werde ich mit Freuden verbrauchen und mich von Zeit zu Zeit nach 1987 beamen. Darauf einen Rosentee.
Danke, Guufy!
Flashback! 1987. Ich stehe in Hamburg im Teeladen von J.. J., der so lange in Indien gewesen war, wie ich hörte, und nun hier den Teeladen führt. Mit seiner deutschen Freundin, die sich einen Punkt auf die Stirn gemalt hat. Vorne ist der Laden und in einem kleinen Zimmer hinten wohnen sie. Das Zimmer besteht zu etwa 70 Prozent aus einer großen Doppelmatratze, auf der die beiden quasi leben. Ich trage in dieser Zeit noch mein erstes, selbst gekauftes und später sogar mehrfach nachgekauftes Parfumöl: Wild Love von Nerval, einen monothematischen Moschusduft, dem ich damals verfallen war. Aber hier in J.s Laden bleibt mein Wild Love im Hintergrund, denn sobald man die Tür mit dem Flair der 50er-Jahre öffnet und ein mildes, mechanisches Glockenspiel erklingt, erfasst einen eine Welle wundersamer, intensiver, warmer Gerüche, die einzigartig ist: Da ist zunächst ein herb-rosiges Bukett von natürlichen Blüten, die manchen Tees beigemischt sind: Japanische Kirschblüten, intensiv duftende Rosenblätter. Im Hinterzimmer, auf der mit einer in dunklen Rottönen gehaltenen, indischen Tagesdecke versehenen Matratze, steht immer ein frischer Tee in einer schwarzen Eisenkanne auf dem Stövchen. Stammkunden, vielleicht auch nicht nur diese, bekommen eine Tasse davon angeboten. Oft ist es schwarzer Tee mit Rosenblättern. Diesen Tee kaufe ich dort regelmäßig, genau wie Oolong mit Pekkoblüten, mit kleinen Schaufeln aus riesigen Dosen in knisternde Tüten zu 50 oder gleich 100 Gramm abgefüllt. Im Laden gibt es auch eine kleine Auswahl indischer Kleidung. Sie ist mit Patchouli vor Motten geschützt. Auch kleine Fläschchen ätherischer Öle gibt es: Ebenfalls Patchouli, Amber, Sandelholz, auch Moschus, aber nicht mein Wild Love. J.s Freundin benutzt das Patchouliöl aus dem Laden, so dass die Atmosphäre hintergründig noch deutlicher immer mit einer Mischung von mottengeschützten, hauchzarten und wundervoll bunten Baumwollstoffen erfüllt ist.
Nach etwa 4-5 Stunden entgleitet mir J.s Teeladen immer mehr. Die Rosen- und Kirschblüten verabschieden sich. Es bleiben allerdings über weitere 3-4 Stunden ein Hauch feinstes und edelstes Patchouli und mein Wild Love.
Und dann nur noch mein Wild Love.
Und dann ganz viel Wild Love als hätte ich mir das ganze kleine Fläschchen auf einmal über die Handgelenke und an den Hals gegossen. Und das - wer die Nerval-Öle von damals kennt, weiß das - bleibt nicht nur 4 Stunden, sondern bestimmt nochmal 8, mindestens bis zum nächsten Morgen. Und die Kleider - heute nicht mehr indisch - haben noch tagelang was davon.
1987 ist passé und heutzutage mag ich Moschus nicht mehr so gern. Die modernen Moschusriechstoffe haben es geschafft, mir selbst die alten Varianten zu verleiden. Dabei ist die Nerval-Wild-Love-Version mir immernoch eine der angenehmsten. Aber was zu viel ist, ist zu viel.
Der Teeladen-Flashback hätte gern noch länger dauern dürfen. Aber wegen der moschusgetränkten Kleidung, die ich definitiv nicht am nächsten Tag wieder anziehen kann, wird wohl kein Flakon meine Sammlung zieren.
Die Abfüllung aber, werde ich mit Freuden verbrauchen und mich von Zeit zu Zeit nach 1987 beamen. Darauf einen Rosentee.
Danke, Guufy!
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