29.12.2022 - 15:53 Uhr
Fragressence
8 Rezensionen
Fragressence
Hilfreiche Rezension
18
Zwischen Blumenmarkt und Wahnsinn
Hallo liebe Parfumos,
Vielleicht kommt euch die Geschichte ja bekannt vor. Man schaut sich einen der einschlägigen Duftfluencer bei Youtube an und plötzlich sitzt dort ein relativ extravagant gekleideter älterer Herr, dem man auffallend gerne dabei zuhört, wenn er über Parfums spricht. Ich war im Bezug auf Düfte selber noch völlig grün hinter den Ohren als ich zum ersten Mal von Herbert Stricker gehört habe.
Durch weitere Videos wurde klar, dass Herbert quasi das Pendant zu einem Produzenten in der Musikwelt ist. Oder zu einem Director in der Filmbranche. - Und ein ganz wichtiger Charakter in der deutschen Duftszene.
Ein charismatischer Herr, der sehr viel über Duftstoffe, Düfte, deren Parfümeure und Herkunft zu wissen scheint - was soll schon schief gehen, wenn so jemand die Director Rolle für Eigenkreationen übernimmt. Das galt es herauszufinden und so dauerte es nicht lange, bis ich einen Großteil der Roberto Ugolini Düfte zur Probe auf dem Schreibtisch liegen hatte. Ich war hin und weg von den Ideen, die dort umgesetzt wurden. Besonders 4 Rosso und "Marzocco | Roberto Ugolini" hatten es mir angetan - ich hätte am liebsten darin gebadet.
So vergingen dann einige Wochen und bevor ich überhaupt dazu kam, mir die „Ugolinis“ in den Schrank zu stellen, kam die große Ankündigung: Herbert Stricker wird unter seinem Künstlernamen „The Nose Behind“ acht neue Düfte veröffentlichen. Unter dem Slogan „The finest liquids“ sollte der Fokus klar auf dem Inhalt der Flakons liegen und je nach Parfum besondere Inhaltsstoffe enthalten. Ich konnte es zum Release kaum abwarten, war fast schon aufgeregt, die neuen Düfte zu riechen. Instagram und Youtube waren gefühlt voll von Menschen, die die neue Kollektion abgefeiert haben. Es war fast ein Hype in der Nischenwelt. Entsprechend war dann aber auch die Erwartungshaltung. Und was soll ich sagen... die Erwartungshaltung steht in der Ecke, heult und schämt sich.
Der erste Ankömmling war der Miami South Beach , da Verpackung und Präsentation aber bei allen Parfums der Reihe gleich sind, ist der Ersteindruck hier übertragbar. Ich habe das Paket also aufgemacht und hatte direkt den Eindruck, dass es hier alles hochwertig vor sich geht. Eine einfache aber Zweck erfüllende matt graue Klappbox im Xerjoff Stil aber mit deutlich weniger Tamtam. Wie sich später heraus stellen sollte, legt die schlichte Darbringung den Fokus perfekt auf den Duft. Ich mache die Box auf und da liegt er nun. Der rauchschwarze Flakon kommt mir direkt bekannt vor und ich kann mir nicht helfen, Marc Gebauers Air Tiger aus dem Schrank zu ziehen um auch die letzten Zweifel auszuräumen. Die schwarze Plastikkappe rundet das schlichte Konzept ab, nichts besonderes, aber funktional. Der Sprüher erscheint mir seiner Aufgabe gewachsen. Was dann folgte, darauf war ich nicht vorbereitet.
Fast schon schreihalsig springt einem der Duft in die Nase. Der Name Bangkok Shock beschreibt für mich den ersten Moment der Wahrnehmung sehr gut. So muss es sich anfühlen, wenn man in Thailand oder Malaysia, im Vietnam oder auf Bali über einen Markt läuft und von dem Teil, in dem Touristen Plastik verkauft wird, mit Vollgas in die Blumenabteilung rennt. Zitrische Noten, Orange und Mandarine brettern einem gepaart mit einer sehr außergewöhnlichen Jasmin Note entgegen. Irgendwie bekomme ich leichte Kaugummi Vibes, was eigentlich gar nicht meins ist. Doch hier ist es so perfekt mit einer wunderbaren Rose vereint und durch Iris und Gewürze so abgerundet, dass mir die Worte wegbleiben. Ein regelrechter Flash. Genau das war wohl auch , was Herbert Stricker mit diesem Duft verkörpern wollte. Einen Blumenmarkt der Extraklasse für dessen Interpretation eine speziell fermentierte Jasmin Blüte verwendet wurde. Die Hand, die den ersten Sprüher abbekommen hatte, klebte quasi für den Rest des Tages unter meiner Nase. Die Intensität des Verlangens, diesen Duft immer und immer wieder zu riechen – sowas habe ich noch nie erlebt und jeder Suchtberater hätte hier zumindest mal kurz die Nase gerümpft.
Im Verlaufe des Drydowns wird der Duft dann immer weniger aufgeregt, verliert aber zu keinem Zeitpunkt an Intensität. Er wird sanfter und blumiger, zu guter Letzt fast cremig. Die Plastik / Kaugummi Note verschmilzt im Verlauf immer mehr mit Moschus, trockenem Patchouli und einer dezenten Vanille, wobei der Jasmin stets präsent bleibt. Als würde sich die Abendsonne über den Blumenmarkt legen und die ersten Läden ihre Tische hoch klappen.
Doch nur weil der Laden dicht macht, ist der Geruch nicht fort.. Auf meiner Haut hält der Duft 10+ Stunden. Ich habe testweise mal etwas mehr aufgesprüht, da konnte ich ihn am nächsten Morgen noch wahrnehmen. Durch den sehr eigenständigen und speziellen Geruch, aber auch durch die Wucht, die die Geruchsnoten zusammen entwickeln, wird man mit diesem Duft sehr gut wahrgenommen, vor allem während der ersten drei, vier Stunden, in denen die Kopfnoten noch sehr präsent sind.
Wie fast alle aus der „The Nose behind“ Reihe ist auch der Bangkok Shock ein sehr individueller Duft und ich würde auf jeden Fall empfehlen, ihn vorher zu testen. Ich kann mir vorstellen, dass der Kaugummi Vibe nicht jeden anspricht. Wer aber Bock auf einen einen flashigen Blumenduft hat, der durchaus Unisex daher kommt, der sollte hier mal die Nase rein halten. Ich komme von dem Zeug seitdem nicht mehr los. Da hat der Director ganze Arbeit geleistet, daher ganz unironisch: Danke Herbert.
Vielleicht kommt euch die Geschichte ja bekannt vor. Man schaut sich einen der einschlägigen Duftfluencer bei Youtube an und plötzlich sitzt dort ein relativ extravagant gekleideter älterer Herr, dem man auffallend gerne dabei zuhört, wenn er über Parfums spricht. Ich war im Bezug auf Düfte selber noch völlig grün hinter den Ohren als ich zum ersten Mal von Herbert Stricker gehört habe.
Durch weitere Videos wurde klar, dass Herbert quasi das Pendant zu einem Produzenten in der Musikwelt ist. Oder zu einem Director in der Filmbranche. - Und ein ganz wichtiger Charakter in der deutschen Duftszene.
Ein charismatischer Herr, der sehr viel über Duftstoffe, Düfte, deren Parfümeure und Herkunft zu wissen scheint - was soll schon schief gehen, wenn so jemand die Director Rolle für Eigenkreationen übernimmt. Das galt es herauszufinden und so dauerte es nicht lange, bis ich einen Großteil der Roberto Ugolini Düfte zur Probe auf dem Schreibtisch liegen hatte. Ich war hin und weg von den Ideen, die dort umgesetzt wurden. Besonders 4 Rosso und "Marzocco | Roberto Ugolini" hatten es mir angetan - ich hätte am liebsten darin gebadet.
So vergingen dann einige Wochen und bevor ich überhaupt dazu kam, mir die „Ugolinis“ in den Schrank zu stellen, kam die große Ankündigung: Herbert Stricker wird unter seinem Künstlernamen „The Nose Behind“ acht neue Düfte veröffentlichen. Unter dem Slogan „The finest liquids“ sollte der Fokus klar auf dem Inhalt der Flakons liegen und je nach Parfum besondere Inhaltsstoffe enthalten. Ich konnte es zum Release kaum abwarten, war fast schon aufgeregt, die neuen Düfte zu riechen. Instagram und Youtube waren gefühlt voll von Menschen, die die neue Kollektion abgefeiert haben. Es war fast ein Hype in der Nischenwelt. Entsprechend war dann aber auch die Erwartungshaltung. Und was soll ich sagen... die Erwartungshaltung steht in der Ecke, heult und schämt sich.
Der erste Ankömmling war der Miami South Beach , da Verpackung und Präsentation aber bei allen Parfums der Reihe gleich sind, ist der Ersteindruck hier übertragbar. Ich habe das Paket also aufgemacht und hatte direkt den Eindruck, dass es hier alles hochwertig vor sich geht. Eine einfache aber Zweck erfüllende matt graue Klappbox im Xerjoff Stil aber mit deutlich weniger Tamtam. Wie sich später heraus stellen sollte, legt die schlichte Darbringung den Fokus perfekt auf den Duft. Ich mache die Box auf und da liegt er nun. Der rauchschwarze Flakon kommt mir direkt bekannt vor und ich kann mir nicht helfen, Marc Gebauers Air Tiger aus dem Schrank zu ziehen um auch die letzten Zweifel auszuräumen. Die schwarze Plastikkappe rundet das schlichte Konzept ab, nichts besonderes, aber funktional. Der Sprüher erscheint mir seiner Aufgabe gewachsen. Was dann folgte, darauf war ich nicht vorbereitet.
Fast schon schreihalsig springt einem der Duft in die Nase. Der Name Bangkok Shock beschreibt für mich den ersten Moment der Wahrnehmung sehr gut. So muss es sich anfühlen, wenn man in Thailand oder Malaysia, im Vietnam oder auf Bali über einen Markt läuft und von dem Teil, in dem Touristen Plastik verkauft wird, mit Vollgas in die Blumenabteilung rennt. Zitrische Noten, Orange und Mandarine brettern einem gepaart mit einer sehr außergewöhnlichen Jasmin Note entgegen. Irgendwie bekomme ich leichte Kaugummi Vibes, was eigentlich gar nicht meins ist. Doch hier ist es so perfekt mit einer wunderbaren Rose vereint und durch Iris und Gewürze so abgerundet, dass mir die Worte wegbleiben. Ein regelrechter Flash. Genau das war wohl auch , was Herbert Stricker mit diesem Duft verkörpern wollte. Einen Blumenmarkt der Extraklasse für dessen Interpretation eine speziell fermentierte Jasmin Blüte verwendet wurde. Die Hand, die den ersten Sprüher abbekommen hatte, klebte quasi für den Rest des Tages unter meiner Nase. Die Intensität des Verlangens, diesen Duft immer und immer wieder zu riechen – sowas habe ich noch nie erlebt und jeder Suchtberater hätte hier zumindest mal kurz die Nase gerümpft.
Im Verlaufe des Drydowns wird der Duft dann immer weniger aufgeregt, verliert aber zu keinem Zeitpunkt an Intensität. Er wird sanfter und blumiger, zu guter Letzt fast cremig. Die Plastik / Kaugummi Note verschmilzt im Verlauf immer mehr mit Moschus, trockenem Patchouli und einer dezenten Vanille, wobei der Jasmin stets präsent bleibt. Als würde sich die Abendsonne über den Blumenmarkt legen und die ersten Läden ihre Tische hoch klappen.
Doch nur weil der Laden dicht macht, ist der Geruch nicht fort.. Auf meiner Haut hält der Duft 10+ Stunden. Ich habe testweise mal etwas mehr aufgesprüht, da konnte ich ihn am nächsten Morgen noch wahrnehmen. Durch den sehr eigenständigen und speziellen Geruch, aber auch durch die Wucht, die die Geruchsnoten zusammen entwickeln, wird man mit diesem Duft sehr gut wahrgenommen, vor allem während der ersten drei, vier Stunden, in denen die Kopfnoten noch sehr präsent sind.
Wie fast alle aus der „The Nose behind“ Reihe ist auch der Bangkok Shock ein sehr individueller Duft und ich würde auf jeden Fall empfehlen, ihn vorher zu testen. Ich kann mir vorstellen, dass der Kaugummi Vibe nicht jeden anspricht. Wer aber Bock auf einen einen flashigen Blumenduft hat, der durchaus Unisex daher kommt, der sollte hier mal die Nase rein halten. Ich komme von dem Zeug seitdem nicht mehr los. Da hat der Director ganze Arbeit geleistet, daher ganz unironisch: Danke Herbert.
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