Angel von Thierry Mugler - Hass-Liebe, die 1.856ste

Was wurde nicht schon alles über Angel geschrieben. Gutes und Schlechtes, Bewunderung wurde kundgetan und Verachtung. Luca Turin findet ihn gut, die halbe Riecherschaft in den diversen Foren hingegen gruselt sich vor dieser Patchoulihölle.

Auch ich habe lange mit mir gehadert, denn auch wenn ich ihn selten je getragen habe, so kam ich doch nie ganz von ihm los. Verstohlen an der Flasche geschnuppert ("hoffentlich sieht mich keiner"), herumüberlegt, ob nicht doch einmal eine kleine Flasche mein sein soll. Es hat lange gedauert, wirklich lange.

Wie es das Schicksal jedoch wollte bin ich dieses Jahr parfumtechnisch eher extrem gelaunt und bereit bisher gesetzte Geschmacksgrenzen zu übergehen.

Wenn es sonst hieß "Nein, der geht nun wirklich gar nicht." sage ich heute einfach "Warum nicht, ich dosiere sparsam und dann wird alles gut."

Es macht Spaß über sich hinauszuwachsen, sich zu trauen und auch gegen den gemeinhin üblichen Geschmack zu rebellieren. Ich bin ich und was kümmert mich was andere davon halten ? Jedermanns Liebling kann man ohnehin nie sein (wollen wir das überhaupt?).

Patchouli ist eine schwierige Sache für mich. Oft passt er nicht zu meiner Haut. Zu erdig, zu muffig, zu herb. Oft, aber nicht immer.

Meine Patchoulidüfte sind meist mindestens halbsüß und mit lieblichem Beiwerk wie Rosen oder Gewürzen versehen. Oder mit Karamell, Minze und Kakao.

Womit wir wieder bei Angel sind.

Kein Gourmandduft hat so viele Feinde, aber denen stehen diejenigen gegenüber, die mit diesem sehr ungewöhnlichen und extremen Duft ein Statement setzen wollen.

Wie ein Engel fühle ich mich mit Angel nun wirklich nicht, wäre auch nicht meine Richtung. Im Gegenteil. Dieses Parfum erfordert schon höllischen Mut ihn zu tragen. Ist er zu stark bist Du zu schwach...oder so ähnlich :-)

Die Hautchemie erledigt den Rest. Ob top oder Flopp entscheidet hier nicht nur die Dosierung, sondern auch das gewisse Etwas, das man leider nicht steuern, sondern nur erhoffen kann.

An mir ist Angel selbstverständlich ultrasüß und karamellig, aber die Schokolade tanzt mit dem Patchouli Walzer. Ich kann keine weiteren Einzelbestandteile herausriechen, aber für mich wirkt die ganze Mischung wie ein Reigen voller Zutaten, die sonst wohl nie zusammen in einem Topf landen würden.

Wie das gelingen konnte ist mir ein Rätsel. Vielleicht macht diese scheinbare Unvereinbarkeit den Zauber von Angel aus. Man mag ihn oder man mag ihn nicht, aber verstehen können wir ihn wohl alle nicht.

Ich begnüge mich daher ihn gelegentlich im Winter zu tragen - mit Mut und dem Gefühl bewusst anders zu sein.

PontNeuf für ParfumoBlog

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