Robbie VanGogh – Parfum und Musik

Der Parfummarkt wird zunehmend stromlinienförmig ausgerichtet. Während die Global Players sicherstellen, dass man noch im abgelegensten Winkel dieser Erde die immer gleiche begrenzte Anzahl Düfte findet, muss man schon etwas Glück haben, um auf die Seiten kleiner Nischenmarken zu stoßen. Es sind aber die unabhängigen Parfumeure, Leute, die ihr eigenes Ding machen, welche sowohl Vielfalt garantieren, als auch das Potential für kreative Erneuerungen in der Parfumkunst mitbringen.

Einer dieser Unabhängigen ist Rob Denton aus den USA – besser bekannt unter seinem Markennamen Robbie VanGogh. Er tauchte erst vor Kurzem auf, und seine Parfums gelten somit noch als den Geheimtipps. Sie bestechen durch einen hoch individuellen Ansatz. Nachdem ich die meisten seiner Parfums getestet habe, scheint mir Rob jemand zu sein, der neue Wege in der Parfumkunst ausprobiert, aber ohne die Düfte zu experimentell oder hypermodern werden zu lassen. Rob selber nimmt für sie die Attribute urban und modern in Anspruch - und ich glaube zurecht.

Apicius: Rob, bitte erzähle etwas über dich. Auf deiner Webseite sehen wir, dass du auch Musiker bist. Gibt es für Dich eine Verbindung zwischen Musik und Parfum?

Robbie VanGogh: Ich bin seit über 40 Jahren Musiker, und das war die erste Leidenschaft meines Lebens. Ich verließ mein Zuhause in Tampa, Florida in jungen Jahren, um Anfang der Siebziger in einer Kommune in der Innenstadt von Chicago zu leben. Ich arbeitete mit den Obdachlosen, Behinderten und Armen zusammen und entwickelte Nahrungs- und Kleidungsprogramme. Das blieb über die ganze Zeit ebenfalls eine meiner Leidenschaften. Musik und Kunst inspirieren mich als Duftkünstler. Wenn ich einen Duft entwickele, stütze ich mich stark auf meinen künstlerischen Hintergrund. Hemp & Leather war meine erste Inspiration.

Apicius: Hast Du eine professionelle Ausbildung als Parfümeur in der Industrie absolviert, oder bist du Autodidakt?

Robbie VanGogh: Ich bin ein Self-Made-Duftkünstler.. I begann meine Laufbahn als Duftkünstler in Chicago. Dort war es, wo ich exotische und liebenswerte Düfte und Parfumöle entdeckte.

Apicius: Wann entschiedst du dich, Parfümeur zu werden – und warum? Wann begannst Du mit deiner Marke Robbie VanGogh?

Robbie VanGogh: Etwa vor zwei Jahren übernahm ich die Aufgabe eines Vollzeitpflegers für meine Schwiegermutter, die unter den Folgen eines heftigen Schlaganfalls litt. Der Anfall hatte Lähmungen und geistige Behinderungen verursacht. Ich gab meine Berufstätigkeit auf, um sie vor dem Pflegeheim zu bewahren. Wer jemals Pflegekraft war, weiß, wie schwer und einsam das sein kann. Nach dem ersten Jahr musste ich irgendetwas unternehmen, oder ich wäre verrückt geworden. Nachdem ich über viele Ideen gegrübelt hatte, überkam es mich wie eine Erleuchtung, dass ich beginnen sollte, Düfte zu machen. Ich fing Robbie VanGogh im Mai 2011 an.

Apicius: Was verbirgt sich hinter dem Namen?

Robbie VanGogh: Robbie VanGogh war mein Bühnenname als Lead Gitarrists bei Third Project. Außerdem bin ich von Vincent van Gogh beeinflusst.

Apicius: Wenn wir von Guerlain sprechen, dann auch immer über die berühmte Guerlinade. Gibt es da auch etwas ähnliches, einzigartiges in den Robbie VanGogh Parfums? Ein bestimmter Stil oder ein Leitmotiv? Was ist aus deiner Sicht das Besondere an deinen Parfums?

Robbie VanGogh: Mit Sicherheit Cannabis. Ich denke, diese Duftnote bringt einen krautigen, erdigen Ausdruck in meine Kreationen. Der Stil ist auf jeden Fall maskulin-urban. Das besondere an Robbie VanGogh ist, dass die alle natürlich und von Hand gemacht sind, in kleinen Chargen, um die Qualität zu halten. Wenn jemand meinen Duft trägt, ist es wie das Tragen eines Maßanzugs oder maßgefertigter Schuhe. Ich lasse nicht zu, dass meine Düfte in großen Fässern in Übersee hergestellt werden – und ich hatte durchaus entsprechende Anfragen.

Apicius: Wer sind deine Kunden? Zielst du mit deinen Düften auf eine bestimmte Sorte von Leuten?

Robbie VanGogh: Robbie VanGogh Kunden reichen vom College Studenten in Polen, über eine New Yorker Führungskraft, einen jungen Musikproduzenten in Texas, einen Schmuckkünstler mittleren Alters in Los Angeles, eine ca. 30jährige Künstlerin in Japan, bis zu einem wohlhabenden Mann aus Thailand. Nun ja, der Punkt ist: ich denke, jeder kann Robbie VanGogh Düfte genießen. Diese Leute sahen Leidenschaft und künstlerisches Geschick in meinen Kreationen. Man muss einfach aus der Denkart der Massenproduktion ausbrechen.

Apicius: Ich habe den Eindruck, deine Parfums sind unisex oder Herrendüfte. Wird es etwas exklusiv für die Damen geben?

Robbie VanGogh: Ich entwickele einen Damenduft. Er sollte Ende des Sommers fertig sein.

Apicius: Du siehst Dich selbst der sogenannten Naturparfümerie zugetan. Welches Konzept davon verfolgst du?

Robbie VanGogh: „Natural“ kann heutzutage ein sehr subjektiver Ausdruck sein. Ich verstehe unter „natürlich“, dass ich kleine Hersteller aussuche, die sich der Reinheit und hohen Standards in der Produktion von Essenzen und Parfumölen verpflichtet sehen. Ich bediene mich nicht der Chemie zur Ausgestaltung eines Dufts. I habe sowohl die alten, als auch moderne Methoden der Parfumherstellung studiert, und ich habe beides mit meinem Stil kombiniert, um handwerklich hergestellte Robbie VanGogh Düfte zu schaffen.

Apicius: Du sagst, dass einige deiner Parfums mit Cannabis zu tun haben. Was findest Du an dieser Note?

Robbie VanGogh: Ich mag wirklich den Duft von Cannabisöl. Es ist warm, erdig, und verträgt sich mit fast allem. Ich wuchs in den Hippie-Zeiten auf, und genieße es immer noch, mich an einige der guten Zeiten zu erinnern, die ich damals hatte. Cannabis bringt mich zurück. Es ist ein Wohlfühlduft. Allerdings übertreibe ich nicht den Gebrauch von Cannabisöl, sondern verwende es eher wie einen leichten Pinselstrich auf einer Leinwand voller Farben.

Apicius: Einer deiner Düfte trägt den Namen „Ubermensch“. Gibt es eine Verbindung zwischen deiner Arbeit und den Gedanken von Friedrich Nietzsche? Würdest Du für deine Arbeit einen philosophischen Hintergrund beanspruchen?

Robbie VanGogh: Ubermensch war von Nietzsches „Übermensch“ inspiriert. Ich wollte einen maskulinen Duft erschaffen, der wie etwas war, das man schon früher einmal gerochen hat, aber nichts mit dem zu tun hat, an das es einen gewöhnlich erinnert. Das ist ziemlich philosophisch. Ich sehe Ubermensch ebenfalls als Geruch des Jazz, mit einem „cool vibe“, der einen dazu anregt, intensiv zu leben.

Apicius: Laut deiner Aussage möchtest du deine Parfums eher zurückhaltend. Nun aber beginnst du, Parfumöle und Extraits anzubieten. Ist das eine Änderung des ursprünglichen Ansatzes? Sollen wir die neuen Düfte als „Powerhouses“ ansehen?

Robbie VanGogh: Es bedeutet, dass ich auf meine Kunden höre, die nach stärkeren und länger haftenden Düften fragen. Seit ich die Lautstärke meiner Düfte erhöhte, erhalte ich Kommentare wie „Hemp&Leather ist ein Monster an Langlebigkeit“, „Ich mag Hemp & Leather, und es ist viel stärker als ich gedacht hatte“. Also, ich denke schon, man kann sagen, dass sie kräftiger sind als vorher.

Apicius: Mit den Extrait- und Parfumöl-Versionen geht eine Reformulierung einher. Das Thema Reformulierungen ist hoch kontrovers unter den Parfumo-Usern. Oft sind Kunden enttäuscht, wenn sie nicht genau den gleichen Duft kaufen können, in den sie sich drei Jahre vorher verliebt hatten. Was wäre deine Antwort an jemanden, der die gleiche Version von – sagen wir mal - Hemp & Leather kaufen möchte? Werden die alten versionen noch verfügbar sein?

Robbie VanGogh: Hemp & Leather wird immer das alte bleiben. Ich habe einfach eine höhere Öl-Konzentration gemacht. Es ist die gleiche Formel. Ich denke, ich sollte das Wording hierzu ändern. Ich führe genaue Aufzeichnungen meiner Formeln und stelle sie jedes Mal getreu wieder her.

Apicius: Was sind deine Pläne für die Zukunft?

Robbie VanGogh: So weit, so gut! Ich werde nun sowohl in Europa vertrieben, als auch in den USA. Meine „Coffee-Shop“-Düfte werden im Februar auf www.elecctricfetus.com besprochen. Ich würde Robbie VanGogh düfte wirklich gerne in den großen, namhaften Geschäften sehen, neben Tom Ford und Jack Black – doch ich bin sehr glücklich, dass jetzt so viele Leute von überall auf der Welt RobbieVanGogh Düfte tragen und mögen. Robbie VanGogh begann als eine Art des Zurechtkommens mit der Isoliertheit als pflegender Angehöriger, und um mich trotz meiner Verpflichtung vorwärts zu bewegen. Es ist so viel mehr daraus geworden. Bei Robbie VanGogh geht es vor allem ums Aufstehen und Überwinden, und darum, nie aufzuhören, die eigenen Träume zu leben.

Peace, Robbie VanGogh

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