Global Art of Perfumery 2012: Interview mit Rainer Diersche von LINARI

Inala: Wie lange gibt es die Marke LINARI schon am Markt und was bedeutet der Name?

Rainer Diersche: Die Marke LINARI wurde vor etwa 10 Jahren gegründet und rührt von einem kleinen Ort in der Toskana. Er bildet den Bezug zum italienischen Design der Produkte.

Inala: Wie entstand diese, für Sie und Ihre Marke LINARI so typische Symbiose, aus Design und Duft und woher rührt Ihre besondere Affinität zur Parfumkunst?

Rainer Diersche: Als so genannter Quereinsteiger in die Branche bestand bereits vor Gründung der Marke eine große Affinität zu zeitlos-modernem Design. Inspirativ waren für mich besonders die Bereiche Interiordesign und Architektur. Daneben waren Gerüche und Düfte bereits seit meiner Kindheit immer ein sehr interessantes Thema. Aus diesen verschiedenen Einflüssen ergab sich die spätere Affinität zur Parfümkunst.

Inala: Hat sich die Priorität der Raumbeduftung seit Ihrer Gründung von LINARI verändert?

Rainer Diersche: Die Akzeptanz der Beduftung von Räumen im Allgemeinen hat sich in den letzten 10 Jahren deutlich verändert. Während Raumdüfte anfangs zum Teil eher belächelt wurden, so erfreuen sich Raumdüfte heute stetiger Beliebtheit. Diese Tendenz geht sicherlich einher mit einer insgesamt gestiegenen Qualität der auf dem Markt befindlichen Produkte.

Inala: Welche Kriterien muss ein Raumduft erfüllen und gibt einen Unterschied im Vergleich zu den Rohstoffen der traditionellen Parfumherstellung?

Rainer Diersche: Raumdüfte bieten einen anderen Blickwinkel auf die Parfümerie, da nicht der individuelle Träger, sondern der Raum im Focus steht. Die Fragestellung bei Raumdüften lautet daher: welcher Duft passt zu einem Raum und welche Duft-Atmosphären lassen sich damit erzeugen und sind erwünscht? Durch die zum Teil über einen sehr langen Zeitraum wirkenden Düfte stellt sich zudem die Frage, ob ein Duft auch auf Dauer gefällt. Durch die bei Raumdüften fast durchgängig stetige Wirkung gibt es oft eine Verschmelzung der Top-, Herz- und Basisnoten, wodurch die Duftwahrnehmung eine andere ist als bei klassischen Parfums.

Inala: Lassen sich in diesem im Bereich der Raumparfümerie, ähnlich wie beim Körperparfum, gewisse Trendentwicklungen und Modebewegungen beobachten und feststellen?

Rainer Diersche: In der Tat gibt es immer wieder mehr oder weniger lang andauernde Dufttrends, die beobachtet werden können. Die Trendwechsel vollziehen sich in der Regel mit einer deutlich langsameren Geschwindigkeit als im Fashionbereich. Typische olfaktorische Trends in den letzten Jahren waren zum Beispiel Feigen- und Ouddüfte, wobei wir festgestellt haben, dass am Beispiel der Feigendüfte bereits ein mehrfacher Trend zu verzeichnen war.

Inala: Was ist zuerst da - ein bestimmtes Duft-Thema als Idee in Ihrem Kopf oder der Parfümeur mit dem Sie arbeiten wollen und mit dem Sie dann das Projekt entwickeln?

Rainer Diersche: Zuerst steht in aller Regel die olfaktorische Idee, auf deren Basis Kontakt mit den Parfümeuren aufgenommen wird, die für die jeweilige Aufgabenstellung als am besten geeignet erscheinen. Jeder gute Parfümeur besitzt eine eigene olfaktische Handschrift, die es zu nutzen gilt, um einer Kreation die gewünschte Note zu verleihen.

Inala: Wie lange dauert es durchschnittlich, bis Ihre Idee dann im Flakon für den Endkunden erwerbbar ist?

Rainer Diersche: Von der Idee bis zum fertigen Produkt gehen in der Regel 12 – 18 Monate, vereinzelte Projekte haben auch schon bis zu drei Jahre in Anspruch genommen, bis sie die hohe Qualität besaßen, um final als LINARI-Produkt auf den Markt zu kommen.

Inala: Woher nehmen Sie die Inspirationen für Ihre so wohlklingenden italienischen Produktnamen und für das passende olfaktorische Thema?

Rainer Diersche: Als bekennender Ästhet habe ich immer ein Auge auf schöne Dinge, so auch auf schöne Italienische Namen, wobei wichtig ist, dass der Produktname Bezug auf den Duft nimmt. Die Inspiration zu olfaktorischen Themen resultiert einerseits sehr oft aus Reisen. Besonders in Ländern mit feucht-heißem Klima sind intensive neue Gerüche wahrnehmbar, die als Basis für neue Ideen dienen. Andererseits gilt generell, dass, je mehr man sich mit Düften beschäftigt, die Inspiration zum Neuem steigt.

Inala: Der Weg vom Home-Parfum zum klassischen Parfum ist eher ungewöhnlich. Bei den meisten Marken ist es umgekehrt. Wie kam es dazu, dass Sie seit 2010 auch extrem hochwertige Parfum-Kreationen für den Nischenduftmarkt kreieren?

Rainer Diersche: LINARI als anfänglich ausschließlicher Hersteller von Raumparfums bildet als Produzent von hochwertigen Parfums in der Tat eine Ausnahme in der Duftwelt. Im Laufe der Raumduftentwicklungen verstärkte sich bei mir der Wunsch zunehmend, neben Raumparfüms noch eine eigenständige Parfümlinie unter dem Marke LINARI aufzulegen. Jeder riet uns im Vorwege der Planungen zunächst davon ab, was mich paradoxer Weise umso mehr verstärkte, das Vorhaben in die Tat umzusetzen. Im Gegensatz zu den Raumparfüms galt es in dieser Disziplin, den individuellen Träger in den Mittelpunkt zu stellen, woraus eine völlig andere Art von Parfüms im Hause LINARI entstand. Die hohe olfaktorische Qualität und die Authentizität und Ehrlichkeit der Produkte war der Schlüssel zum Erfolg. Wir konnten große Parfümeure wie Egon Oelkers, Maurice Roucel und Mark Buxton gewinnen, die ohne jegliche Preiseinschränkungen für LINARI entwickeln durften.

Inala: Dürfen wir auf weitere luxuriöse Neuerscheinungen auch im Parfum-Bereich hoffen und wird diese Linie weiter ausgebaut?

Rainer Diersche: Der anhaltende Erfolg der LINARI Parfümlinie und insbesondere die drei Duftstar-Nominierungen bestärken uns, dieses Segment weiter behutsam auszubauen. Das Erscheinen neuer Düfte wird in unregelmäßigen Abständen erfolgen – ganz davon abhängig, wann eine neue Duftkreation den gewünschten Qualitätslevel erreicht hat.

Inala: Mit welcher berühmten "Nase" würden Sie gerne ein Projekt durchführen und zusammenarbeiten?

Rainer Diersche: Ich würde gern noch ein weiteres Projekt mit Herrn Egon Oelkers durchführen. Leider ist er vor rund 2 Jahren in Ruhestand gegangen. Ich liebe die unglaubliche Harmonie und die Präzision in seinen Kreationen. Oelkers hat sich mit seiner fast schüchternen Art nie in den Vordergrund gestellt, Präsenz zeigt er stets mit seinen wundervollen Kreationen

Inala: Welches ist Ihr ganz persönlicher LINARI-Lieblings-Raumduft?

Rainer Diersche: Mein Lieblingsraumduft ist ONICE – eine zeitlos-moderne Interpretation des klassischen olfaktorischen Themas Lavendel in einer tiefschwarz samtbeflockten Glasflasche. Der Duft durchströmt den Raum mit einer für mich fast erotische Anmutung.

Persönlich trage ich – besonders während der kalten Jahreszeit – FUOCO INFERNALE, ein wunderbar krautig-erdiger Duft mit süß-würzigem Olibanum. Dies ist ein Duft, dessen Auflage mir persönlich sehr am Herzen lag.

Inala: Herr Diersche, ich bedanke mich sehr herzlich bei Ihnen für dieses spannende Interview und dass Sie sich die Zeit genommen haben, meine Fragen zu beantworten!

Inala für ParfumoBlog

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