Geadelte Männlichkeit

Dsquared hebt sich bislang wohlwollend unter den Mainstream-Düften hervor. Wo andere nur einen immerwiederkehrenden Einheits-Früchtebrei bieten und sich ständig wiederholen, setzt Dsquared bei seinen beiden Herren-Linien bislang primär auf holzige und würzige Düfte. Jüngst hat man sich jedoch mit Blue Cadet auch an einen fruchtigen Sommerduft herangewagt, jetzt folgt wie bei so vielen Dufthäusern auch ein dunkler Nacht-Duft, ganz dem aktuellen Zeitgeist folgend. Man darf hoffen, dass „Potion Royal Black" seinem Namen alle Ehre macht, er nicht nur schwer, sondern auch edel ist.

Um das Budget und die Designer zu schonen, nutzt man den bekannten Potion-Flakon weiter, überzieht ihn jedoch mit einem glänzenden schwarzen Lack. Der Karton folgt dieser stimmigen Farbgestaltung. Sieht nicht nur schick aus, fühlt sich auch sehr glatt und doch griffig an. Ich finde ihn sehr gelungen.

Der Duft trifft einen wie ein Schlag mitten ins Gesicht, man stösst den Atem wieder aus, nur um ihn sofort wieder etwas vorsichtiger einzuholen. Wie auch schon bei „Potion“ setzen hier alle Duft-Noten auf einmal ein. Hier gibt es keinen Kopf, kein Herz, keine Basis. Dafür gibt es gleich voll eins die Fresse! Man kann gar nicht wirklich sagen, was man zuerst wahrnimmt. Da sind aber auf jeden Fall all die Hölzer, wobei einem das Oud und das Guajak als eher ungewöhnliche Komponenten natürlich als erste auffallen. Hat man sich erst einmal an diese sehr intensive Duftexplosion gewöhnt, kann man auch ein paar leichtere Komponenten wahrnehmen. Eine dezente Bergamotte, die gut drei Stunden durchhält und von Rosenakzenten begleitet wird. Schnell wird es auch ein wenig kratzig, der Weihrauch nebelt ab und an ein wenig dazwischen. Moschus wirbelt auch immer wieder süss und heftig dazwischen, das lässt dem Tabak und dem Leder bisweilen nur wenig Raum sich zu entfalten. Nach gut vier Stunden schwächen sich die intensiven Noten ein wenig ab und man glaubt zumindest hin und wieder die ruhigeren Noten wie Kaschmir und Zeder zu erahnen.

„Royal Black“ ist ein sehr intensiver, charaktervoller, männlicher Duft. Entspricht so gar nicht dem bis vor kurzem vorherrschenden Mainstream der fruchtigen Düfte. Dafür setzt man hier auf die klassischen Komponenten wie Moschus, Tabak, Leder und vor allem Hölzer. Das gerade sehr in Mode gekommene Oud findet auch hier seinen Einsatz, allerdings für mich in beeindruckend geringem Mass. Man kann Oud klar erkennen, doch es ist nicht so stark, dass es „Royal Black“ von vorne bis hinten beherrscht. Statt einem typischen orientalischen Duft würde ich hier von „Orient triff Okzident“ sprechen – klassischen Herrennoten vereinen sich mit leicht orientalischen Einflüssen.

Man muss sich auf diesen Duft einlassen. Er ist sehr intensiv. Sowohl in der Projektion, als auch in der Haltbarkeit. Gute 16 Stunden hat man mit diesem Duft seine Freude, so lange kann ich einzelne Noten differenzieren. Doch auch noch einige Stunden später wirkt dieser Duft nach. Da die Silage ziemlich üppig ist, sollte man mit Bedacht dosieren. Weniger kann hier mehr sein. Und auch wenn ich diesen Duft eher als klassischen Abend- und Ausgeh-Parfum bezeichnen würde, ich trage ihn auch gerne im Büro – er kommt dabei gut an. Gerne würde ich ihn zu meinem neuen Signatur-Duft machen, so lecker finde ich ihn, doch ich befürchte, ich könnte ihn bald überdrüssig werden, die Nase auf Dauer überfordern. So nutze ich „Royal Black“ für gelegentliche, aber um so gewaltigere Akzente.

„Royal Black“ ist ein dunkler Duft, aber nicht unbedingt düster, denn dafür ist er zu heiter und macht zu viel Laune. Seine männlichen Noten, sein Mut, seine Präsenz und seine Ausdauer adeln ihn. Ein weiterer, toller Trank!

Chnokfir für ParfumoBlog

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