Liebe Leute,
in der Weihnachtszeit habe ich weiter großzügig Düfte an Obdachlose und andere Bedürftige weiterverschenkt. Die Flakons haben sich bei mir angesammelt bzw. wurden mir von drei lieben Parfumas geschickt, um meine ehrenamtliche Tätigkeit mit Jugendlichen zu unterstützen. Besonders erfreut haben mich jedoch folgende Beschenkungssituationen:
10.) Eine meiner Lerngruppen - drei pubertierende Gören - erweist sich seit Monaten als sehr anstrengend: Grundsätzlich unpünktlich, oft fordernd aber unengagiert, keinerlei Interesse außerhalb TicToc und "Insta". Zudem heillos zerstritten. Ich beschloss, mit ihnen trotzdem (oder gerade deswegen?) ein entspanntes Weihnachtstreffen unter'm Tannenbaum zu verbringen, instruierte eine befreundete Pädagogin mit Mediationserfahrung und bereitete Kinderpunsch, Weihnachtsmusik und drei Duftgeschenke vor. Wie befürchtet erschienen sie kleckerweise, kamen zu spät, noch später und am spätesten:-) Zu meiner Freude ließen sie sich dennoch auf das Klärungsgespräch ein, nippten wie begossene Pudel an ihrem Kinderpunsch und versöhnten sich so gut es deren hormongeflutete Hirne zuließen. Anschließend ging es zum erleuchteten Weihnachtsbaum und Wundersames passierte: Hier huschte ein verlegenes Lächeln über's Gesicht, da etwas Freude, fast schon zärtlich und friedlich. Wären es nicht meine Gören, würde ich fast meinen sie waren glücklich und zufrieden:-) Als sie ihre drei Geschenke erblickten, rutschte einer "booah, so was habe ich noch nie erlebt" über die Lippen. Nachdem die Grazien ihre Düfte ausgepackt - und sich sogar von alleine und glaubwürdig aufrichtig bedankt hatten! -, fing zu meinem großen Erstaunen das gemeinsame und gegenseitige Testen, Schnuppern und Lachen an. Die Melange aus Kinderpunsch, Midnight Fantasy, Fantasy Eau de Parfum, Circus Fantasy und Plastiktanne war zwar äußerst zweifelhaft, der Zweck hat aber die Mittel geheiligt. Möge der Frieden möglichst lange anhalten:-)
11.) Völlig unerwartet musste ich am Nachmittag des Heiligabend einen unangekündigten Trostbesuch bei einer 84-jährigen Frau machen, die vor wenigen Wochen verwitwet ist - nach 61 Ehejahren - und seitdem an depressiven Schüben leidet. "Geh' wieder nach Hause, ich will lieber alleine weinen, muss ja keiner sehen", wimmerte sie. Ich blieb. Als ich das freundliche aber riesige Wohnzimmer der Dame betrat, wurde auch mir ganz schwer ums Herz: Auf dem riesigen Couchtisch brannte eine Weihnachtsgesteckkerze, daneben stand ein Kännchen Kaffee, ein benutztes Tässchen und Tellerchen. - So gut ich konnte tröstete ich, hörte zu, verbreitete etwas Freude und Optimismus...Letztlich sprach sie sogar mit einem leisen Lächeln davon, wie sie ihren Mann beim Tanztee kennengelernt hatte, wie mühsam der Hausbau war, wie wertvoll ihre Erinnerungen an gemeinsame Reisen - nur die Lefoten hätten sie nicht mehr geschafft. ("Niemals warten sondern machen, machen, machen, liebe Duftessa!") Besonders schön seien immer die Kanaren gewesen, die Blumen, die Sonne... Zufälligerweise hatte ich ausgerechnet Sonnenseite in meiner Tasche, das ich geistesgegenwärtig mit Weihnachtsserviette und Haarband einpackte, als sie auf Toilette war. Sie störte sich nicht an dem unpassenden Namen, sondern erfreute sich am blumig-cremigen Duft, der sie zumindest für ein paar Augenblicke in eine andere, bessere Welt versetzte. "Aber das beste Geschenk war, dass Deine Mutter Dich rübergeschickt hat."
Nochmal DANKE an die Spenderinnen und Auffüllerinnen meiner Geschenkebox, ihr bewirkt so viel Gutes damit...