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Wie riecht man richtig?

Wie riecht man richtig? vor 8 Jahren
Liebe Parfumos,

ich bin neu hier. Ihr fasziniert und frustriert mich gleichzeitig mit euren Riechfertigkeiten Wink

Einige Kommentare zu Parfums von euch sind so unglaublich detailliert und ich frage mich wie so etwas möglich ist. Wenn ich an einem Flakon rieche unterscheide ich in gut und schlecht. Wenn es gut läuft kann ich frisch, fruchtig, holzig, orientalisch oder süß noch differenzieren, aber dann ist Schluss.

Mich würde die Art und Weise interessieren wie ihr riecht:

a) Aus dem Flakon riechen? Auf dem Teststreifen? Auf der Haut? Fächert ihr euch den Duft entgegen? Sprüht ihr in die Luft und haltet die Nase in den Nebel?

b) Wie neutralisiert ihr einen Duft um einen anderen klar riechen zu können (z.B. bei einem Douglas riech Marathon)? Mit Kaffee?

c) Wie lange riecht ihr an einem Duft bis ihr die Hauptbestandteile herausgefunden habt? Braucht ihr dafür ein paar Minuten, Stunden, Tage oder Wochen?

Ich hoffe ich erschlage euch nicht mit den Fragen, aber sie quälen mich und müssen raus.

LG
Y.
vor 8 Jahren
Hallo Y.,

1/ Schau dir mal den Blog von 'Siebter' (www.parfumo.de/Benutzer/Siebter/Blog/Eintrag/B lindtest_2) an, in dem er live Blindtests macht. Dann merkst du sehr schnell, dass es sehr komplex, ja fast unmöglich ist, ist, die einzelnen Duftnoten ohne Kenntnis der Duftpyramide zu erkennen. Kommentare sind oft eine Nach"erzählung" von Duftpyramiden. Nimm diese weg und Kommentare sehen anders aus ...

2/ Düfte teste ich zuerst auf Papier und bei Gefallen auf der Haut. Bei einem Hauttest hast du dann einen individuellen Eindruck und kannst final herausfinden, ob das was wird mit Euch beiden. Wink

3/ Nase neutralisieren: Kaffeebohnen sind ja ein beliebtes Mittel. Mir hilft es mehr, die Nase in z.B. meinen Wollpullover zu stecken. Gerüche neutralisiert Wolle (mit Eigengeruch) bei mir perfekt. Wobei ich keine sehr sensible Nase habe.

4/ Das Erriechen von den Bestandteilen eines Duftes ist so eine Sache. Weil da immer das Gehirn beteiligt ist und die dort abgelegten Informationen sehr individuell und auch emotional belegt sind. Für mich ist es eh ein Wunder, dass wir uns über Düfte überhaupt unterhalten können. Für eine Nase ist Duftstoff X bitter, für die andere Nase herb. Und wie gesagt: ohne Vorinformation (Duftpyramide) wird es ganz schwierig.

H. Wink
vor 8 Jahren
Wenn man gezielt einige relativ monothematische Düfte, die sich um eine Duftnote drehen getestet hat und vielleicht noch ein paar Rohstoffe pur unter der Nase hatte, dann kann man das schon manchmal ganz gut in Düften wieder erkennen, finde ich.

Manche Düfte sind aber auch so komplex, das es schwierig oder quasi nicht mehr möglich ist, einzelnes herauszuriechen.

Ich kann meine Nase am besten mit frischer Luft neutralisieren Wink. Kaffeebohnen gehen aber auch ganz gut.

Es gibt Düfte die auf Papier eher langweilig oder sogar schlecht, aber auf der Haut toll riechen. Ich mache manchmal auch Papiertests, aber eigentlich halte ich davon gar nix, weil es wirklich nur einen Bruchteil des Dufts wiedergibt.

Um zu testen sprühe ich mir vor allem Duft auf den Unterarm, wo ich immer wieder gut dran riechen kann. Oft nur ein kurzer Sprüher, wenn ich merke, das ich den Duft mag und genug vorhanden ist, dann sprühe ich mich auch gerne mal ganz ein und "trage" den Duft richtig. Denn der Eindruck ist auch oft nochmal anders, wenn man einen Duft richtig trägt, als wenn man ihn nur am Arm testet.

Vor allem sollte man Düften Zeit lassen. Bei vielen Düften kann man sicher nach 10 Minuten eine Tendenz abgeben, es gibt aber auch komplexe Orientalen, wo es nach meinem Gefühl schon 4 Stunden dauert, bis die Kopfnote in die Herznote übergeht usw. Diese Entwicklung zieht sich bei manchen Düften ewig hin.
vor 8 Jahren
Zum einen ist es hilfreich, eine große Auswahl an Dufterinnerungen zu besitzen, die man bei Bedarf abrufen kann. Eine anregungsreiche Kindheit ist da von großer Bedeutung. Wenn man Parfumeuren wie Geza Schön glauben darf, dann verbringen sie immer gerne Zeit damit, Gerüche unterschiedlichster Art abzuspeichern.
Für die Einteilung der Duftnoten eines Parfums braucht man i.d.R. dann eben schon ein paar Hinweise, denn sonst wird es schwer. Letztlich reicht es aber schon, wenn man Orange von Zitrone, Rose von Jasmin und Sandelholz von Oud unterscheiden kann. Kennt man einen Geruch nicht, kann man ihn auch nicht sicher zuordnen. Aber wenn man z.B. weiß, dass eine bestimmte Note auch in einem anderen Parfum vorkommt, von dem man die Duftnoten weiß, dann lässt sich da auch mal auf eine bestimmte Note schließen. Gut ist es auch zu wissen, dass eine bestimmte Note nicht zwingend zum immer gleichen Objekt gehört: Zitronen, Lemongras, Verbene und Melisse besitzen alle eine Zitrusnote, obwohl sie botanisch betrachtet nichts miteinander zu tun haben. Und es gibt auch mehrere Möglichkeiten, Riechstoffe so zu kombinieren, dass sie zusammen z.B. eine Schokoladennote ergeben. Außerdem ist es den Chemikern mittlerweile möglich, aus den Substanzen genau die Duftmoleküle zu isolieren, die sie für einen bestimmten Zweck benötigen. So kann z.B. Vetiver in zig Varianten riechen: rauchig, mild, sauer, grün, holzig...

Testen tu ich Parfum sowohl auf Papier, als auch auf der Haut. In die Luft sprühen bringt ja nichts, denn es verteilt sich ein wenig in der Luft und das meiste sinkt wohl zu Boden. Auf Papier teste ich, um die Kopfnote zu erfassen. Gefällt sie mir nicht, hat sich der fall erledigt. Auf der Haut will ich dann herausfinden, wie sich der Duft entwickelt. Dazu muss ich immer wieder schnüffeln, denn die einzelnen Noten überlagern sich und kommen nicht immer gleichzeitig zur Geltung, selbst wenn sie alle gleichzeitig vorhanden sind. Tja und dann versucht man eben die wahrgenommenen Noten mit Dingen aus seiner Erinnerung zu verknüpfen. Ist das Zitrone, Orange, Bergamotte (Earl Grey Tee), Grapefruit, Limette, Manderine oder gleich mehrere dergleichen? Welche Blumen kann man erahnen? Kräuter/Hölzer/Gewürze...
Manchmal kriegt man ein paar Noten recht gut herausgerochen. Vieles ist auch dein eigener Eindruck. Wenn dich ein Duft eher an Gummi erinnert und jemand anderen an Lakritz, dann ist das eben so. Letztlich muss einem ein Parfum auch gefallen, da ist es völlig egal, ob da jetzt malipunesischer Koriander und Vanille aus dem Taka-Tuka-Land drinnen stecken, oder Calone, Hedion, Ambroxan oder Iso-E-Super aus dem Labor.
vor 8 Jahren
Das mit den Duftölen ist eine gute Idee. Gibt es ja in vielen Drogerien, manchmal auch in Buchläden. Da kannst du dir dann mal eine Art Grundausstattung im Kopf festlegen und abspeichern. Buchführen ist da auch immer ganz hilfreich ...

Ansonsten geh doch mal über dem Markt oder in ein Gewächshaus und schnuppere an verschiedenen Früchten und Pflanzen und Kräutern und Gewürzen. Oder in einem Gewürzladen. Dann hast du auch da eine gute Datenbank im Kopf und in deinem Hausaufgabenheft. Wink

Und dann kannst du mit diesen Informationen Düfte und die einzelnen Duftnoten erschnuppern.
vor 8 Jahren
Nur auf der Haut getragenes kann ich wirklich beurteilen, ob es Liebe ist oder nicht, Respekt geht schneller. Gleiche Pyramide heißt nicht, dass beide gefallen, Pyramiden lügen auch. Es bleibt immer ein Rest irrationale Symphatie oder Geheimnis. Trotzdem ist es hilfreich zu analysieren, was man mag, einzelne Komponenten zum Beispiel, oder welche Lautstärke, welcher Charakter, welche Geschichte, und durch das, was man nicht mag, kann man das, was man mag, finden. Am hilfreichsten ist: testen testen testen nachlesen nachlesen nachlesen wieder testen.
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