vor 7 Jahren
Hmmm, dass man die Düfte nach einer bestimmten Anzahl, und vielleicht sogar schon nach nur dreien, nicht mehr unterscheiden kann, glaube ich nicht. Zumindest meine Erfahrung ist da anders.
Aber, ich glaube, man kann sie nicht mehr unvoreingenommen beurteilen, unvoreingenommen im wahrsten Sinne des Wortes, im Sinne von mit klarem Geruchsverstand. Vielleicht war es eher das, was damit gemeint war?
Ich kann mich leider nicht mehr erinnern, welche es waren, aber vor ein paar Wochen hatte ich zwei Düfte nacheinander getestet und der zweite war mir absolut widerlich. Unmittelbar hatte ich den Verdacht, dass er so extrem unangenehm wohl nur in Erinnerung des ersten Duftes roch. Ich habe den zweiten ein paar Tage später nochmal getestet und das Widerliche war weg. Gemocht habe ich ihn zwar immernoch nicht besonders, aber der Dufteindruck war deutlich anders. Wäre die Reihenfolge umgekehrt gewesen, wäre mir vermutlich der andere Duft unangenehm aufgefallen. Die beiden Düfte waren extrem disharmonisch zueinander.
Ein konkreteres Beispiel:
Himalayan Blue von Crabtree &a Evelyn habe ich bei ersten Test unmittelbar nach Diamonds von Armani getestet. Den Armani fand ich so ganz okay. Den Himalayan Blue empfand ich an dem Tag unglaublich kühl, schwach auf der Brust, unemotional und altbacken krautig, ohne Charme, glanzlos, und mochte ihn überhaupt nicht.
Ein paar Tage später in Ruhe getestet entfaltete Himalayan Blue für mich seine beeindruckende Zartheit, seine luftige Weite und sein feinsinniges Rückgrad, so dass er seitdem in meiner Sammlung ist, während der Armani nach kurzer Zeit aussortiert wurde.
Ich gehe davon aus, dass mein erster Dufteindruck von Himalayan Blue durch den Dufthintergrund von Diamonds begründet war. Ich hatte mich also selbst mit der zu schnellen Aufeinanderfolge unbeabsichtigt in meiner Wahrnehmung manipuliert.
Ich vermute, dass solche Phänomene viel häufiger auftreten als es uns bewusst wird. Sobald wir nicht, wie ich in diesen Beispielen, eine besonders heftige Reaktion verspüren, fallen wir vermutlich auf unsere durch den Geruchshintergrund veränderte Wahrnehmung herein und täuschen uns somit selbst.