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Parfum selbst herstellen: Erfahrungsaustausch/Rezepte etc.

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vor 7 Jahren
Ich hoffe, Du nimmst es mir nicht krumm


Das brauchst du nicht immer zu schreiben Evelyn Smile Ich nehme generell selten etwas persönlich und ich denke, du auch nicht, deshalb gehe ich dieses mal etwas detailierter auf deine Fragen und Kommentare ein.

@Chris: Ja, ich habe das natürlich durchaus gelesen, dass Du einen Amberduft machen möchtest.

Nur interpretierte ich "Deine vielen Fragen"...


Bisher waren es, glaube ich, 3 Fragen, davon hatte ich 2 doppelt gestellt Wink

Wenn dem nicht so ist, und Du bereits ein festes Rezept hast, habe ich das wohl falsch verstanden.


Du hast definitiv alles richtig verstanden, ein festes Rezept habe ich bewusst vermieden. Es gibt, wie gesagt, einen festen Plan der bisher zu 2/3 umgesetzt ist und durch den "interaktiven Teil" habe ich gehofft mir Anregungen holen zu können.

...Falls Du eher beabsichtigt hattest, das Ganze etwas interaktiv laufen zu lassen, nehme ich an, dass die meisten Leser damit überfordert waren, aus diesen von Dir angegebenen, doch sehr unterschiedlichen Zutaten die passenden auszuwählen...

...weiß ja keiner hier, wie genau Deine Grundstoffe duften, wie sie zusammenklingen sollen, etc. Das Ganze ist ja mehr als komplex...


Da bin ich mit dir ziemlich auf einem Nenner. Es geht um "Erfahrungsaustausch", der ja in der Regel am besten mit denen funktioniert, die gleiche oder ähnlliche Ambitionen/Erfahrungen haben und in diesem Kontext halte ich, die offen gestellten Fragen, gar nicht mal für so komplex. Und mit eben diesem Grundgedanken richten sich die Fragen auch vorwiegend an die, die mit identischen oder ähnlichen Rohstoffen, wie den hier aufgeführten, schonmal hantiert haben und eine grobe Vorstellung von deren Geruch und kompatibilität zueinander haben. Alles in allem hast du ohnehin zu annähernd 100% Recht, weil weder die interaktive Idee, mit der ich gestartet bin, aufgegangen ist, noch die Hoffnung nach dem nun so oft erwähnten Erfahrungsaustausch im Threadtitel. Einzig das der Thread häufig geklickt wird, ist aktuell mein Grund den Thread noch bis zur Fertigstellung des aktuellen Dufts weiterzuführen.

...Ich für meinen Teil würde z.B. weder Lavendel, noch Rose in einem Amberduft einplanen, weil es (für mich) nicht dazu passt, und wenn Du schreibst, Du nimmst nur noch Zimt in der bereits angemischten Basis wahr, würde ich weitere Gourmandnoten dazukombinieren...


Dieser Kommentar war der mit Abstand beste des ganzen Threads! So einfach kann es sein. Man weiß etwas und schildert es kurz bzw. gibt eine Anregung oder schreibt einfach seine Meinung in einem konstruktiven Rahmen nieder. Das nenne ich mal Erfahrungsaustausch Smile Danke dafür!

Im laufe des Nachmittags werde ich (aller Voraussicht nach) die Herznote fertig haben, dann gehts in Wort und Bild weiter Wink
vor 7 Jahren
Nun ist auch die Kopfnote fertig Smile

Ich habe gestern viel mit dem groben Plan, den ich hatte, experimentiert. Im Endeffekt hat mich die Suche nach den richtigen Zutaten und dem angenehmsten Mischungsverhältnis sogar mehr Zeit gekostet als die Basisnote, am einfachsten ist mir die Herznote gefallen. Nach meinem ersten Kunden heute, hatte ich Zeit für das Mischen des endlich fertiggestellten Rezepts. Die Hauptbestandteile der Kopfnote sind Bergamotte, Mandarine und Bitterorange und dazu habe ich noch einen Hauch Koriander und schwarzen Pfeffer gegeben.
Ich habe (bis auf eine kleine Menge) den restlichen, benötigten Weingeist ist einen Behälter zum Mischen gegeben und nach und nach Basis-, Herz- und Kopfnote eingerührt. Mit der kleinen Menge Weingeist, die übrig war, habe ich die Reste aus den Dosierfläschchen der Basis-, Herz- und Kopfnote in den Mischbehälter gespült um möglichst wenig Schwund zu haben. Nun habe ich langsam und in kleinen Mengen destilliertes Wasser in die Mischung gerührt bis leichte Eintrübungen erkennbar waren (ich habe relativ genau 1,5ml destilliertes Wasser benötigt) und alles letztendlich in einen verschließbaren Plastikbehälter gefüllt und ins Gefrierfach gestellt. Dort bleibt die Mischung nun gut eine Woche und dann wird dekantiert, gefiltert und alles in einen schönen Flakon gefüllt Smile

Heute konnte ich leider keine Bilder Liefern, weil mein Handy nicht tut was ich möchte. Allerdings werde ich dann in einer woche versuchen meine weiteren Arbeitsschritte in Bildern zu dokumentieren. Bis dahin Wink
vor 7 Jahren
Heute konnte ich leider keine Bilder Liefern, weil mein Handy nicht tut was ich möchte. Allerdings werde ich dann in einer woche versuchen meine weiteren Arbeitsschritte in Bildern zu dokumentieren. Bis dahin Wink


Es gibt auch beim finalen Update Pannen Smile Ich habe keine Bilder vom Dekantieren gemacht. Es hat sich am Boden des Plastikbehälters, in dem das Parfum im Gefrierfach war, ein deutlich sichtbarer Bodensatz an unlöslichen Stoffen gebildet. Mit einer Pipette habe ich die klare Flüssigkeit, oberhalb der unlöslichen Stoffe, nach und nach, langsam abgesaugt und durch einen Kaffeefilter laufen lassen:




Das fertige Parfum sieht genau so aus, als wäre es gekauft. Klar, gelblich glänzend und schon ein bisschen edel Smile Ich liefere hierzu noch keine Fotos, weil der Flakon den ich für das Parfum bestellt habe, noch nicht geliefert wurde. Sobald er da ist, mache ich noch mal ein finales Foto das ich hier poste. Was die Gesamtheit des Parfums und den Duftverlauf angeht, hätte ich niemals damit gerechnet, das ich jemals so etwas tolles zustande bekommen würde. Auch meine Freundin liebt den Duft. Hier nochmal die Duftpyramide für alle Interessierten.

Kopfnote:
Bergamotte, Bitterorange, Mandarine, Koriander, schwarzer Pfeffer
Herznote:
Ylang Ylang, Neroli, Geranie, Iso-e-super, Hedione
Basisnote:
Benzoe, Vanille absolue, Tolubalsam, Eichenmoos absolue, Ambra grisea

Der Weingeist wurde 6 Wochen vor Verwendung mit Zibet vorfixiert. Es ist wohl eher ein Parfum für die kälteren Tage des Jahres und weniger für den Sommer und doch bin ich (ohne selbstverliebt sein zu wollen) extrem glücklich mit dem Resultat Smile

Zeitgleich hatte ich noch ein Parfum für meine Freundin gemacht, das sie offenbar sehr mag. Meine Arbeitsweise war identisch mit dem Parfum das ich für mich gemischt habe. Den Weingeist für das Parfum meiner Freundin hatte ich allerdings mit Benzoe vorfixiert anstelle von Zibet, wie in meinem Parfum. Hier die Duftpyramide, nur um es mal erwähnt zu haben Wink

Kopfnote:
Mandarine, Limette, Bergamotte, Koriander (nur ein Hauch)
Herznote:
Veilchenblätter absolue, Jasmin concrete, Rose, Ylang Ylang, Hedione
Basisnote:
Benzoe, Vanille absolue, Patchouli, Vetiver, Moschus, Ambra grisea

Außerdem steht ein weitere Duft den ich für mich gemischt habe und der wohl eher für den Sommer geeignet ist, im Gefrierfach. Auch hierzu poste ich Spaßeshalber nochmal die Duftpyramide. Der verwendete Weingeist wurde mit Castoreum und Benzoe vorfixiert.

Kopfnote:
Zypresse, Bergamotte, Limette, Mandarine, Rosmarin, Koriander, schwarzer Pfeffer
Herznote:
Litsea Cubeba, Pfirsichblätter absolue, Neroli, Geranie, Hedione, Iso-e-super
Basisnote:
Sandelholz, Vanille absolue, Benzoe, Patchouli, Eichenmoos absolue, Moschus, Ambra grisea

Wie angekündigt, poste ich nochmal ein Bild des dekantierten und gefilterten Parfums im Flakon, sobald dieser geliefert wurde. Danach werde ich diesen Thread nicht aktiv weiterführen, weil ich denke, das es hier nicht genug Gleichgesinnte gibt damit der Thread eine Daseinsberechtigung hätte. Sollte in Zukunft jemand über diesen Thread stoßen, der eventuell die gleichen oder ähnliche Interessen verfolgt wie ich, kann er den Thread gerne hijacken und für seine Zwecke nutzen Wink
Abschließend noch ein herzliches Dankeschön an alle die Mitgelesen und kommentiert haben!

Chris
vor 7 Jahren
Heute kam dann endlich mein Flakon an Smile



Sieht gut aus, riecht gut und seit diesem (...noch namenslosen...) Parfum bin ich, ebenso wie meine Umwelt, sehr glücklich mit allem was parfummäßig seitdem entstanden ist. Somit habe ich tatsächlich den angestrebten Punkt erreicht, an dem ich handwerklich in der Lage bin Parfum herzustellen, das in punkto Geruch und Optik, einwandfrei ist. Ich hau zum Abschluss nochmal die Duftpyramide meiner neusten Kreation raus. Ich wollte unbedingt einen Duft machen, der sich rund um die Rose dreht und trotzdem männlich ist. Folgendermaßen habe ich die Idee gelößt:

Kopfnote:
Lavendel, Palmarosa, Bergamotte, Bitterorange, Koriander
Herznote:
Rosa Damascena absolue (marokkanisch), Jasmin concrete, Pfirsichblätter absolue, Hedione
Basisnote:
Tonkabohnen absolue, Vanille absolue, Patchouli, Vetiver, Eichenmoos absolue

Ich habe Weingeist verwendet, der einige Wochen vor Verwendung, mit Benzoe und Castoreum vorfixiert wurde.

Und damit wird der Thread erstmal stillgelegt, was nicht heißt, das nicht jemand anderes der vielleicht irgendwann über den Thread stolpert und sich für das Thema interessiert, ihn nicht zu seinen Zwecken nutzen kann. Nochmals danke an alle aktiv und passiv Beteiligten!

Chris
Noch einer... und noch ein paar Erfahrungen vor 7 Jahren
Hallo Chris und rundum,

gestern bin über deinen Thread gestolpert. Ich beschäftige mich seit etwa einem Jahr mit Riechstoffen und dem Herstellen von Parfum. Bei deinen Postings musste ich grinsen, denn ich habe ziemlich genau meine eigenen Fragen und Fehler wiederentdeckt, Stichwort Überdosierung etc. Und wie du habe auch ich kräftig im aromatischen Blog und sonstwo gestöbert, immer auf der Suche nach weiteren Infos und mehr Verständnis.
Und auch ich fände es schön, wenn es bei Parfumo auch öfter mal um das tatsächliche Herstellen von Düften ginge. Also habe ich mich mal angemeldet, und meine diesbezüglichen Erfahrungen zu teilen.

Wenn ich meine bisherigen Erkenntnisse zusammenfassen müsste, wären es wohl diese:

Man besorge sich eine sinnvolle Auswahl an Riechstoffen. Am besten nicht nur Öle, sondern gleich auch einige wichtige Chemicals. Jene sind das "Skelett", die Öle hingegen das "Fleisch" eines Duftes, hat irgendjemand schön dazu geschrieben. Erik Korman hat im aromatischen Blog eine Liste solcher "sinnvoller" Stoffe für den Einstieg, weitere Ideen kommen durchs Stöbern im Web. Keine sogenannten "Parfümöle" kaufen! Das sind Mixturen für Duftlampen – fürs Mischen nimmt man pure ätherische Öle und eben Chemicals. Die Bezugsquellen sind ein anderes Thema, bei Interesse kann ich dazu einige Tips und Links anbieten.

Ich würde nicht zuviele Riechstoffe aufs Mal kaufen, eher öfter mal welche. Damit Zeit und Nerv fürs Kennenlernen der Stoffe bleibt, denn das ist wichtig. Und zu Beginn keine unnötig großen Mengen. Das kann man später beim Nachkaufen immer noch, wenn man mal weiß, dass man den Stoff mag und oft verwendet.

Kennenlernen der Stoffe heisst für mich: Einen Tropfen auf einen Papierstreifen tun, immer wieder dran schnüffeln, Duft einprägen und Notizen machen (etwa zu den Duftassozistionen und zur Flüchtigkeit). Ich habe mir eine kleine Datenbank für Zutaten und Rezepte gebaut. Eine sinnvolle Doku bzw. Notizwirtschaft ist auf jeden Fall wichtig, denn beim Rumforschen kriegt man es mit kleinen Info-Puzzlesteinchen zu tun, die sich oft erst später zu etwas Erleuchtendem zusammenfügen und einstweilen irgenwo verwaltet werden wollen.

Der zweite Punkt beim Kennenlernen ist lesen, lesen, zwischdurch riechen und noch mal lesen. Mein Startpunkt war die Büchliste im aromatischen Blog (Dank an dieser Stelle an Erik Kormann für all die Info dort!), inzwischen habe ich einen dreiviertel Regalmeter und einen dicken Ordner PDFs zusammen (keine Angst vor englischsprachigen Bücher, btw, da gibt es sehr gute). Wenn man sich genau umsieht, merkt man auch bald, welche Bücher wirklich gehaltvoll und informativ sind und welche eher auf kreative Selbstverwirklichung abzielen. Egal: Kaufen und lesen was geht, ausmisten kan man immer noch. So kriegt man nach und nach immer mehr Wissen und Verständnis zu den Riechstoffen, ihrem Zusammenspiel und auch den sonstigen handwerklichen Aspekten.

Was das Experimentieren betrifft, empfehle ich ebenfalls Erik Kormanns Tip: Erstmal die potenziell zu verwendenden Riechtstoffe auf einzelne Papierstreifen tropfen, mit diesen in verschiedenen Kombinationen vor den Nase wedeln und/oder sie in eine Tupperbox sperren. Kurz: mit kleinen Mengen – Tropfen – und Papierstreifen arbeiten. Dabei auch die Entwicklung der einzelnen Duftnoten und ihrer Kombi beobachten. Das Ausmischen mit Ethanol kommt erst später, wenn man sich nach diversen Experimenten hinsichtlich seiner Mischung sicher ist.

Ein wichtiger Aspekt beim Experimentieren ist die zum Teil sehr unterschiedliche Intensität der Düfte. Darum sollte man sich von kräftigen Riechstoffen verdünnte Stammlösungen machen (verdünnt mit Etanol oder DPG) und mit diesen arbeiten: Das könnte mal eine 50%ige Verdünnung sein, bei superpotenten Stoffen aber auch mal eine 1%ige oder 0,1%ige Verdünnung. Was angebracht ist, kann man sich erlesen oder lernt es aus Erfahrung – das war sie wieder, die Überdosierung. Wink Die Banbreite der Duftintensitäten ist jedenfalls immens, ebenso wie die Bandbreite der Flüchtigkeit (von Minuten bis Wochen), insofern sind das wichtige Punkte fürs Lernen und Erfahrungen sammeln – und fürs Aufschreiben.

Beim Ausprobieren und Kombinieren von Riechstoffen würde ich (nach den ersten mutig-wilden Ausmischungen, man will ja mal was in der Hand haben...) eher kleine Brötchen backen. Also nicht gleich die Zutaten für ein ganzes Parfum zusammentun, sondern erst mal an "Modulen" arbeiten: einzelnen speziellen Noten und Akkorden. Da bleibt es übersichtlich (überriechlich) und man kann die Riechstoffe und ihre Kombis gut erforschen und kennenlernen. Die Zutaten dieser Noten und Akkorde können vergleichbare oder unterschiedliche Flüchtigkeiten haben. Entsprechend würden sie einigermaßen "en bloc" ausfaden oder bereits einen eingebauten Duftverlauf haben – wie ein einfaches Parfum mit Kopf, Herz und Basis. Die Duftsynergien, die nach meinem Verständnis mit "Akkord" vor allem gemeint sind, sind ein Thema für sich und ein sehr spannendes Forschungsfeld.

Was dieses Kopf-Herz-Basis-Thema betrifft: Da würde ich mich locker machen und nicht irgendwelchen Proporzregeln a la 3:3:4 folgen. Lieber wiederum verschiedene Verhältnisse auf Papierstreifen testen – der Nase nach, wie Korman sagt. Dabei könnte man "fertige" Mischungen für eine bestimmte Kopf-, Herz- und Basisnote verwenden oder diverse der oben genannten "Module", die man sich gemischt hat. Oder beides. Manche Parfüms sind übrigens "linear" und haben gar keine Duftpyramide mit einem Duftverlauf – das steht nicht unter Strafe. Wink

Erst wenn man sich mittels Papierstreifen (ich schneide mir übrigens handelsübliches Löschpapier zu) zu einem guten Rezept durchexperimentiert hat, würde ich mit dem echten Mischen von Riechstoffen beginnen. Ich mische dann mit der Feinwaage nach meinem Rezept z.B. sieben Gramm Parfümöl in einem 10 ml Pipettenfläschchen (dann ist das Fläschchen voll, denn die Öle und der Alkohol und das DPG aus den Stammlösungen sind leichter als Wasser). Von diesem Parfümöl (oder einem Teil davon) mische ich mir dann ev. ein EdT oder EdP zusammen. Also, nach Gusto, 10 bis 20% Parfümöl, dazu die passende Menge Ethanol und dann noch soviel Wasser wie möglich. Dann kühl stellen, dekantieren/filtern und noch etwas reifen lassen (vier Wochen sind kein Schaden). Siehe wiederum aromatisches Blog, das ist das alles schön beschrieben.

Soviel mal... Buchtips, Bezugsquellen etc. ev. später, falls Interesse besteht.
vor 7 Jahren
Freut mich das es wohl doch, hier und da, jemanden zu geben scheint, der ähnliche Interessen verfolgt Smile

Erstmal vielen Dank für deinen ausführlichen Post! Rückblickend hat sich der Thread ausgezahlt weil ich mittlerweile mit jemandem in Kontakt stehe, der mir in Sachen Wissen und Erfahrung, rund um das Mischen von Parfum, einiges voraus hat. Das hat mir bereits nach den ersten Nachrichten geholfen einige Fehlerquellen in meiner Vorgehensweise zu erkennen.

Ich kann leider erst ab Mitte nächsten Monats wieder mit dem Mischen von Parfum beginnen und meine beiden jüngsten Erzeugnisse aus dem Gefrierfach holen, weil ich bis dahin beruflich außer Haus bin.

Man besorge sich eine sinnvolle Auswahl an Riechstoffen. Am besten nicht nur Öle, sondern gleich auch einige wichtige Chemicals.


Sehe ich ebenso. Der Einzug von Chemicals hat sich aufgrund mangelnden Wissens um die Riechstoffe und den Umgang mit ihnen, stark verzögert. Ich habe mir, was das Wissen um Chemicals angeht, immer noch viel anzueignen. Allerdings konnte ich mich von Hedionen und einem Iso E Sper Klon mittlerweile auf eine größere Anzahl von stoffen steigern. Das hat mit der verzweifelten Suche nach "Veilchenöl" begonnen und sich dann über alpha- und beta Jonone, über einige andere Stoffe bis zu meiner kommenden Omikrom Bestellung gesteigert, bei der dann unter anderem Piperonal (Heliotropin) enthalten sein wird.

Das größte Manko waren/sind bei mir die handwerklichen Schritte, bei denen ich - wie erwähnt - Hilfestellungen eines anderen Parfumomitglieds erhalten habe, wofür ich sehr dankbar bin. Abgesehen davon, das besagtes Mitglied, mir einige Lichtjahre voraus ist, ist er sehr geduldig in seiner Art, hat beim Geduldigen Erklären bisher nie den Zeigefinger erhoben und ist sehr auf meine Wissenslücken eigegangen.
Ich selbst sehe mich aktuell als fortgeschrittenen Anfänger, dessen handwerklichen Fähigkeiten aus professionellerer Sicht wohl unter aller Sau wären Very Happy

Kennenlernen der Stoffe heisst für mich: Einen Tropfen auf einen Papierstreifen tun, immer wieder dran schnüffeln, Duft einprägen und Notizen machen (etwa zu den Duftassozistionen und zur Flüchtigkeit). Ich habe mir eine kleine Datenbank für Zutaten und Rezepte gebaut. Eine sinnvolle Doku bzw. Notizwirtschaft ist auf jeden Fall wichtig, denn beim Rumforschen kriegt man es mit kleinen Info-Puzzlesteinchen zu tun, die sich oft erst später zu etwas Erleuchtendem zusammenfügen und einstweilen irgenwo verwaltet werden wollen.


Auch das handhabe ich genauso wie du. Es gibt einige Stoffe für die ich Geruchsblind zu sein scheine (Hedione, Iso E Super, Hydroxycitronellal, Kopaivabalsam etc.), aber deren Dufteigenschaften und Geruchsverlauf lasse ich mir immer von meiner Freundin beschreiben. Die spielt öfter mal die Nase für mich Very Happy Interessant ist, das ich Hedione, für sich alleine, nicht riechen kann, allerdings nach Zugabe in ein Parfum einen deutlichen Unterschied erkennen kann.

Ein wichtiger Aspekt beim Experimentieren ist die zum Teil sehr unterschiedliche Intensität der Düfte. Darum sollte man sich von kräftigen Riechstoffen verdünnte Stammlösungen machen (verdünnt mit Etanol oder DPG) und mit diesen arbeiten: Das könnte mal eine 50%ige Verdünnung sein, bei superpotenten Stoffen aber auch mal eine 1%ige oder 0,1%ige Verdünnung.


Auch hier stimme ich zu. Abgesehen von kräftig riechenden Stoffen (mein Tabakabsolue z.B.), setze ich mir auch gerne von meinen Harzen und anderen zähflüssigeren Stoffen Stammlösungen an.
Ich hatte vor längerem schon darüber nachgedacht mir DPG zuzulegen, bin aber bisher bei durchgehend allen Stoffen, ganz gut mit Ethanol gefahren. Angefangen bei Benzoe bis hin zu Guajakholz concrete konnte ich alles wunderbar mit Wasserbädern und Weingeist lösen. Eine Ausnahme bildet hier das Eichenmoosabsolue. Das hat ein wenig geklumpt als ich es gelöst hatte. Ich habe es dann für eine Woche ins Gefrierfach gehauen, dekantiert und gefiltert.
Aufgrund meiner Erfahrungen mit Eichenmoosabsolue und einem bereits vorausgegangenem Tip, werde ich mir wohl demnächst auch DPG zulegen.

Was dieses Kopf-Herz-Basis-Thema betrifft: Da würde ich mich locker machen und nicht irgendwelchen Proporzregeln a la 3:3:4 folgen. Lieber wiederum verschiedene Verhältnisse auf Papierstreifen testen – der Nase nach, wie Korman sagt. Dabei könnte man "fertige" Mischungen für eine bestimmte Kopf-, Herz- und Basisnote verwenden oder diverse der oben genannten "Module", die man sich gemischt hat. Oder beides.


Das genannte 3/3/4 Mischverhältnis diente anfangs zur Vereinfachung des Mischens und dem erstellen von groben Rezepturen. Mittlerweile halte ich es weit weniger starr und passe die Verhältnisse dem jeweiligen Duft an. Zunehmend beobachte ich mich dabei, wie ich Kopfnoten von Duft zu Duft niedriger dosiere und den Rest in den Vordergrund stelle.

Manche Parfüms sind übrigens "linear" und haben gar keine Duftpyramide mit einem Duftverlauf – das steht nicht unter Strafe.


Ich verstehe durchaus was du meinst, aber könntest du so nett sein und mir hierfür ein Beispiel geben?

...Erst wenn man sich mittels Papierstreifen (ich schneide mir übrigens handelsübliches Löschpapier zu)...


Das ist eine gute Idee! Ich habe immer um die 15€ für 100 Riechstreifen gezahlt. Ich denke ich werde Ebay mal zum Thema Löschpapier befragen Very Happy

Ich danke dir vielmals für alle Anregungen die du gegeben hast!
Je mehr ich jetzt wieder über Parfums nachdenke, desto weniger kann ich es erwarten wieder nach Hause zu kommen und meine neuen Düfte aus dem Gefrierfach zu holen. Vor allem einer hat es mir angetan, den habe ich rund um eine Herznote aus Guajakholz, Kaffee, Nelkenblütenöl (die Gewürznelke meine ich) und marokkanisches Rosenabsolue gebastelt.
vor 7 Jahren
Manche Parfüms sind übrigens "linear" und haben gar keine Duftpyramide mit einem Duftverlauf – das steht nicht unter Strafe.


Ich verstehe durchaus was du meinst, aber könntest du so nett sein und mir hierfür ein Beispiel geben?


Hi Chris,

hier gibt es einen schönen Post zum Thema, mit Beispielen:
perfumeshrine.blogspot.de/2012/07/perfume-term -linear-scents.html

Bei Parfumo sind diese hier mit "linear" getaggt:
www.parfumo.de/Entdecken/Tags/linear
vor 7 Jahren
Der Weingeist wurde 6 Wochen vor Verwendung mit Zibet vorfixiert.


Ich habe Weingeist verwendet, der einige Wochen vor Verwendung, mit Benzoe und Castoreum vorfixiert wurde.


Das mit dem "Vorfixieren" des Alkohols ist mir noch nicht begegnet. Was steckt da dahinter? Auf diese Weise kommt ja noch eine Duftkomponente zu deinem eigentlichen Rezept hinzu... Das könnte sich ja ev. beissen oder den Duft in eine andere und möglicherweise unbeabsichtigte Richtung drehen, oder?
vor 7 Jahren
Du bist der zweite der mich darauf anspricht Very Happy

Das habe ich aus Mandy Aftels Buch "Die Kunst der Alchimisten - Alles über Parfum" übernommen. Sie beschreibt hier die Vorfixierung mit Benzoe und Zibet. Weder Benzoe noch tierische Ingredienzien riechst du aus dem Ethanol heraus wenn das 1-2 Monate gereift ist, zumindest meine Freundin (...das Versuchskaninchen...) und ich nicht. Mit viel Fantasie könnte man noch eine minimale Süße des Benzoe wahrnehmen. Ich habe das Buch mit nach Wiesbaden genommen. Ich verstoße mal elegant gegen Urheberrechte und fotografiere dir die entsprechenden Parts aus ihrem Buch, damit ich nicht alles zitieren muss Wink





An anderer Stelle beschreibt sie, mit welcher Dosierung sie Zibettinkturen erstellt und mit welchen Mengen sie den Weingeist vorfixiert, die Stelle finde ich allerdings nicht auf Anhieb. Die Vorfixierung verbessert die Haftung des Parfums auf der Haut.
Zuletzt bearbeitet von ChrisCupido am 27.06.2017, 13:08, insgesamt einmal bearbeitet
vor 7 Jahren
Danke dir. Das mit dem Fixieren ist auch so ein Spezialthema... Aber ich ziehe es glaube ich vor, das im eigentlichen Rezept abzuhandeln.
vor 7 Jahren
Ich wollte dich nicht überreden deinen Alkohol einer Vorfixierung zu unterziehen Wink Ich habe das halt erwähnt um meine handwerklichen Schritte beim Parfum mischen aufzuschlüsseln und dachte die Bilder sind die aufschlussreichste Antwort zu deiner Frage Very Happy
vor 7 Jahren
Mal abgesehen davon, dass ich aus moralisch-ethischen Gründen ganz massiv gegen die Verwendung von echten tierischen Substanzen in Parfum bin, muss ich hierauf
Keine sogenannten "Parfümöle" kaufen! Das sind Mixturen für Duftlampen
kurz mal eingehen, denn das stimmt so nicht.
Es gibt durchaus Parfumöle, die ganz gezielt zum Verwenden in Parfums gedacht sind, zum Beispiel bei Brennessel München oder Behawe. Auch hier hilft lesen.
vor 7 Jahren
Die mag es geben, ebenso wie Basen für ebendiesen Zweck. Ich hätte auch besser sagen sollen "Duftöle" und meine damit die eher preiswerten Mischungen, die vor allem für die Raumbeduftung gemeint sind. Sicher kann man auch mit denen was mischen, aber zumindest mein Interesse zielt eher auf die möglichst elementaren Bausteine für Düfte (insbesondere die Chemicals).
vor 7 Jahren
Ohne den Thread reanimieren zu wollen, poste ich mal die Duftpyramide für einen schönen Frauenduft. Mittlerweile bin ich sicherer im Umgang mit Rohstoffen, vor allem was die Dosierung betrifft und auch die Chemie hat vor einer Weile Einzug bei meinen Rohstoffen gefunden. Ich verzichte immer noch hier und da auf Chemie, aber heute will ich gar nicht mehr darüber nachdenken auf Stoffe wie Hedione, Iso-E-Super, ozonige Noten (Scentenal, Muguet Aldehyde, Precyclemone etc.) und so vieles anderes zu verzichten. Mit jeder neuen Errungenschaft, aktuell zum Beispiel Heliotropin, wächst die Lust weiter zu machen, mich mehr mit der Materie zu befassen und mit anderen auszutauschen.
Ich habe das Glück mit 2 netten Leuten in Kontakt zu stehen, die weitaus mehr Erfahrung und Routine als ich haben und so nett sind ihr Wissen zu teilen. Unbezahlbar!
Aus diesem Grund poste ich eventuell immer mal wieder eine Duftpyramide zu einem neuen Duft. Auf Nachfrage poste ich auch gerne komplette Rezepte mit Mengenangaben aller Stoffe.
Hier das aktuelle Lieblingsparfum meiner Freundin an dessen Entstehung sie tatkräftig mitgewirkt hat. Sie hat es Happy Day getauft:

Kopfnote
Tagetes, Johannisbeere, Niaouli Nerolidol, rote Mandarine, pinke Grapefruit, rosa Pfefferbeeren, Koriandersamenöl, süße Orange, Bergamotte

Herznote
Hydroxycitronellal (Maiglöckchen), türkische Rose, L-Menthylpropionat (Pfingstroserose, Litschi), beta Jonon (Veilchen mit Himbeerenuancen), Jasmin sambac, Hedione (gibt dem Parfum Strahlkraft), Neroli

Basisnote
Ethylmaltol (Zuckerwatte, Karamell), Vetiver, Patchouli, Amberketal (florale Note), Vanilleabsolue, Galaxolide (Moschusnote), 3-Phenylpropylisobutyrat (süßlich floral nach Mango, Candis, Cola), Benzoe siam
Frage vor 7 Jahren
Lieber Chris, lieber Umami,

Tausend Dank für eure Hinweise und die Beantwortung meiner Fragen.

Ein, zwei Fragen hätte ich allerdings noch (das destillierte Wasser betreffend).

Wenn man einen Ölanteil von mind. 20 Prozent möchte, soll man dementsprechend nur 65 Prozent ungegällten Weingeist nehmen und die restlichen 15 Prozent mit dest. Wasser füllen?
Und wann kommt das Wasser dazu? Gleich am Anfang, erst nach der Woche im Kühlschrank oder gar nach dem Filtrieren?

Eine Frage noch betreffend Hedione und Iso-E-Super. Ich habe lediglich eine (vertrauenserweckende) Firma gesehen, die diese Stoffe verkauft - nebst zahllosen ebay-Versteigerungen. Sie ist jedoch in den USA beheimatet. Dort fällt neben der Shipping Fee in die Schweiz (70 Euro), aber noch eine "Hazard Material"-Gebühr von 140 Euro an. Gibt es keine Alternative hierzu?

Beste Grüsse
Zuletzt bearbeitet von Lidyllist am 13.09.2017, 17:11, insgesamt einmal bearbeitet
vor 7 Jahren
Dürfte ich dir im Folgenden schildern, wie ich gedenke vorzugehen und dir einige Fragen dazu stellen?


Hallo Lidyllist, kein Problem, ich versuche dir nachfolgend bestmöglich zu antworten.

Zuerst mische ich mir eine Kopf-, Herz- und Basisnote je separat (20 Prozent Öl in 75 Prozent Weingeist, 5 Prozent dest. Wasser). Hier die erste Frage: 1) Ist es besser so vorzugehen, als alle gemeinsam zu mischen?


Ganz klares Jein. Kopf-, Herz- und Basisnote getrennt von einander zu mischen war meine anfängliche Arbeitsweise, mir wurde allerdings mehrmals davon abgeraten. Erstmalig von Brautkleid, die einige Posts in diesem Thread verfasst hat und später von jemand anderem mit weit mehr Erfahrung als ich, der im Forum meines Wissens nach weniger aktiv ist. Kopf-, Herz- und Basisnote separat zu mischen bringt durchaus Vorteile und ich würde dies als anfängliche Arbeitsweise durchaus empfehlen.
Alles getrennt von einander zu mischen hat den Vorteil, das du ein besseres Gefühl dafür bekommst, wie man einzelne Stoffe dosiert. Es gibt bestimmte Stoffe die eher niedrig bis sehr niedrig dosiert werden sollten (Zimt, Eichenmoosabsolue, Vetiver, Tabak uvm.). Dafür bekommst du meiner Meinung nach am besten ein Gespür, wenn du dir erstmal alles einzeln vornimmst. Beispielsweise erstmal an einer Basisnote arbeiten bis du zufrieden bist. Dann eine passende Herznote mischen und später dazu passend eine Kopfnote. Ich persönlich würde beim Mischen auch immer mal Pausen einlegen.
Mische mal eine Basisnote bis du denkst das sie gut ist, oder du erstmal nicht weiter weißt, verschließe alles in einer Braunglasflasche und lasse es bis zum nächsten Tag stehen. Du wirst, je nach verwendeten Ingredienzien, bemerken wie die Stoffe bis zum nächsten Tag "zusammenwachsen". Überprüfe dann am Folgetag ob dir deine Mischung zusagt und gib erst Ruhe wenn du zufrieden bist. Ich persönlich habe immer so lange an Kopf-, Herz- und Basisnote gearbeitet, bis ich jede Note auch einzeln als Parfum gemocht hätte.
Ich denke allerdings das, je erfahrener jemand mit der Herstellung von Parfum ist, er dir von dieser Arbeitsweise abraten und empfehlen wird alles zusammen in einem Gefäß zu mischen, angefangen bei der Basisnote, endend bei der Kopfnote. Mittlerweile handhabe ich es auch so, das ich alles auf einmal mische und dann an der kompletten Mischung arbeite bis sie rund ist. Allerdings mischst du dein Parfum und solltest dementsprechend einfach schauen welcher Weg für dich persönlich besser ist. Was andere sagen, solltest du höchstens als Tipp sehen und selbst entscheiden ob es dir weiterhelfen kann.

Erik Kormann rät in seinem Blog www.aromatisches-blog.de dazu, 15% - 20% destilliertes Wasser zu nehmen, was ich so übernommen habe. Über den Daumen brechen sollte man das in meinen Augen allerdings nicht. Ich würde das Parfum fertigstellen und dann in kleinen Mengen destilliertes Wasser hinzugeben, bis deine Mischung eintrübt und milchig wird, unabhängig davon wie hoch der Wasseranteil nun tatsächlich war. Notiere dir wie viel Wasser du hinzugegeben hast, so wie auch die Menge aller anderen Zutaten, damit du in der Lage bist schöne Düfte später 1:1 nachmischen zu können. Aus professioneller Sicht würde man Rezepte ausschließlich nach Gewicht und nicht nach Volumen verfassen. Die Zutaten werden mit einer Feinwaage (3 Stellen hinter dem Komma sollte sie haben) gewogen und auf 1000 Gramm hochgerechnet.
Ich erwähne diesen Punkt weil du früher oder später ohnehin darüber gestolpert wärst.
Ich erstelle meine Rezepte auch so, aber am Anfang macht man sich dadurch einfach nur verrückt und es wäre vielleicht auch zu viel des guten zuuu professionell zu starten.
Arbeite mit Pipetten oder dünnen Strohhalmen, dosiere die Zutaten Tropfenweise und schreib immer peinlichst genau mit.
Wenn du kein 8tes Weltwunder bist, werden die ersten Mischungen wohl ohnehin im Abflussrohr landen (ist wahrscheinlich jedem so gegangen in seinen Anfängen). Wichtig ist, das du dich nicht entmutigen lässt, akzeptierst das Parfum mischen nicht unbedingt günstig ist und dir selbst Zeit gibst und immer weiter versuchst bis du Erfolge feiern kannst.
Ich würde anfangs nur kleine Mengen mischen.

...Anschliessend lasse ich die drei Mischungen während zwei bis drei Wochen im Kühlschrank stehen...


Ich denke eine Woche wird genügen.

...und schüttle sie regelmässig...


Bloß nicht! Mit der Zeit werden sich unlösliche Stoffe absetzen und eine Art Bodensatz bilden. Den willst du in deinem Parfum nicht haben. Hole deine Mischung nach gut einer Woche Ruhezeit (ohne Schütteln) aus dem Gefrierfach und sauge (z.B. mit Einwegspritzen) alles oberhalb des Bodensatzes ab. Der Bodensatz riecht gut, kann aber getrost entsorgt werden. Das was du oberhalb des Bodensatzes abgesaugt hast, gibst du in einen Kaffeefilter (bitte keine Teefilter, die sind zu grobporig). Was durch den Kaffeefilter kommt, ist dein fertiges Parfum. Eventuell nochmal kurz durchrühren und dann kann es, bei Zufriedenheit, in einen Flakon gefüllt werden.

...Nach der Wartezeit filtere ich die Mischungen durch einen Kaffeefilter und mische sie im entsprechenden Verhältnis (3/4/4 oder 3/5/4) miteinander...


Der Kaffeefilter geht klar, bei den Verhältnissen würde ich es nicht so eng sehen. Ich habe anfangs auch mit solchen Einteilungen gearbeitet, weil ich das in einem Buch von Mandy Aftel so gelesen hatte.
Wenn du etwas z.B. in einem Verhältnis von 0,25/3,75/6 von Kopf-, Herz- und Basisnote zueinander mischst und es riecht am Ende gut, dann ist es halt so. Wie viel wovon benutzt wird, bestimmt lediglich dein Geschmack. Ich persönlich bin der Meinung das die Basisnote am höchsten dosiert sein sollte, allerdings gibt es auch bei mir Düfte bei denen das anders ist.

...Anschliessend gebe ich das Fixativ (Bspw. Sandelholz oder Labdanum) hinzu...


Es gibt mehrere Möglichkeiten zu fixieren. Es gibt Stoffe, welche die Verflüchtigungsgeschwindigkeit anderer Stoffe bremsen. Das sind Stoffe wie Benzoe, Perubalsam, Tolubalsam, Mastix (Gummis und Harze) oder z.B. Moschusriechstoffe (Galaxolide, Muscenone etc.).
Dann gibt es Stoffe wie z.B. Eichenmoos oder Vetiver die zwar langsam verdunsten, aber keinen Einfluss auf die Verdunstungsgeschwindigkeit anderer Stoffe haben, dem Parfum aber eine chrakteristische Note verleihen.
Dann gibt es noch verstärkende Fixative (Moschus, Ambra grisea, Zibet, Castoreum bzw. Bibergeil, Hyraceum bzw. African Stone), welche anfangs keine Rolle spielen sollten.
Dir geht es wahrscheinlich um die erstgenannte Gruppe von Fixativen und die zählen aufgrund ihrer Flüchtigkeit zur Basisnote. Dementsprechend finden sie ihren Weg ins Parfum genau dann, wenn du die Basisnote mischst.

...Ist es korrekt, das Fixativ erst nach der Filterung beizugeben, damit die nun vorhandene Öligkeit für mehr Hauthaftung sorgt?...


Ich habe bereits zuvor irgendwo gelesen, das angezweifelt wurde ob Gummis und Harze wie z.B. Benzoe ihre fixierenden Fähigkeiten nach Dekantieren und Filtern noch behalten, allerdings habe ich diesbezüglich keine Probleme. Die Parfums die ich mische haften recht gut, weshalb ich hier aus eigener Erfahrung keine Warnung aussprechen könnte.

...Da ich starke Parfums (holzig, würzig, balsamisch, orientalisch) mag, die langanhaltend sind, werde ich sowohl in Herz- als auch Basisnote mindestens ein entsprechendes Öl (So zum Beispiel Sandelholz, Patchouli, Amber, Labdanum, Weihrauch) verwenden...


Ich stehe auch extrem auf orientalische Parfums (bei Interesse poste ich mal zur Orientierung die Duftpyramide meines persönlichen Lieblingsparfums aus eigener Herstellung). Nimm an Ölen/Riechstoffen was dir zusagt und halte dich nicht an Regeln die andere aufgestellt haben, es geht ja immerhin darum, deinen Geschmack zu treffen Wink

...Findest du das Vorgehen sinnvoll?...


Solange du Parfums nicht gewerblich herstellen willst, macht all das Sinn, was dir persönlich zusagt.
Viel Spaß beim Mischen!!
vor 7 Jahren
Hallo Lidyllist,

ich denke das Problem mit dem separaten Mischen von Kopf-, Herz- und Basisnote ist das spätere Zusammenfügen oder "Andocken" dieser Komponenten. Die eine oder andere Zutat aus der Kopfnote mag bis in die Herznote hineinriechen, im Gegenzug wird sich vermutlich eine Zutat aus dieser schon in der Kopfnote bemerkbar machen, und ebenso wird es sich wahrscheinlich mit Herz- vs. Basisnote verhalten. Das ist nicht unbedingt gut vorher kalkulierbar und kann eventuell MIssklänge geben.

Ich mische auch von der Basis hoch zur Kopfnote; so hat man das Zusammenspiel der Düfte imo besser unter Kontrolle. Da die flüchtigeren Düfte die schwereren überlagern, ist es meiner Erfahrung nach aber schwierig, nach dem Herz- oder Kopfnotenmischen noch gezielt was an der Basisnote zu justieren – das macht man dann eher im Blindflug. Da hilft es, was von der Mischung auf einen Papierstreifen zu tun und über ein paar Stunden zu beriechen. Irgendwann kommt dann auch die Basis wieder zum Vorschein, und dann bemerkt man Ungleichgewichte und kann in der Mischung gegensteuern.

Der umgekehrte Ansatz von "Kopf/Herz/Basisnoten separat mischen" kann nach meiner Erfahrung auch lohnend sein: Man mischt einen ganz einfachen Akkord aus nur einer Kopf-, einer Herz- und einer Basisnote. Zitrone, Lavendel und Vanille etwa. Da muss man auch etwas probieren, bis man eine ausgewogene Mischung hat, die einen schönen Duftverlauf erzeugt. An dieses "Gerüst" kann man dann weitere Bretter nageln: Eine neue Zutat, erst ganz vorsichtig dosiert, und dann wieder via Papierstreifen den Duftverlauf entlangriechen: Wo macht sie sich bemerkbar? Schon im Kopf? Erst im Herz? Will man sie früher riechen, könnte man sie höher dosieren, dann setzt sie sich wahrscheinlich früher gegen die flüchtigeren Zutaten durch. Und hat man die neue Zutat dort, wo man sie haben will, geht es mit der nächsten weiter.
Ich möchte keinesfalls behaupten, dass diese Vorgehensweise besser als irgendeine andere ist. Ich verstehe sie mehr als Spiel oder Übung, insbesondere um ein Gefühl für die Duftverläufe zu bekommen. Und ich finde es schon ziemlich erstaunlich, welche Komplexität und auch welche Synergien schon mit ganz wenigen Zutaten entstehen können.

Viel Spaß beim Mischen! Smile
vor 7 Jahren
Btw.: Warum sollte eigentlich noch extra Wasser in ein Parfüm, außer dem Parfümöl und dem Alkohol?
Ich habe nirgends eine Erklärung dafür finden können (außer vielleicht Kosten sparen), aber ich habe mitbekommen, dass einige mutmaßlich kompetente Leute das für Quatsch halten und davon abraten. Weiß da jemand Bescheid?
vor 7 Jahren
Es geht um die entfettende Wirkung des Ethanols, das die Haut austrocknen könnte, weshalb so viel Wasser in die Mischung getan wird, dass die Riechstoffe gerade noch in Lösung bleiben.
vor 7 Jahren
Ahso. Das ergibt Sinn. Danke dir!
vor 7 Jahren
Hallo,

nachdem ich ein bisschen mitgelesen habe steige ich hier mal mit ein. Ich habe gehört, dass es sowas wie Nasenglutamat (z.B. ISO Super E) gibt. Wer hat damit auch schon experimentiert? Eventuell wichtige Erfahrungen gemacht und kann dazu ein paar Tipps geben? Packt ihr das überall rein? Wie hoch dosiert ihr das?



Es riecht alleine irgendwie nicht besonders stark, erinnert mich aber an irgendeinen Duft den ich nicht mehr zusammen bekomme. Ich glaube aber es war was von Armani. Es riecht irgendwie frisch und ein bisschen hellgrün Wink . Sonst kann ich bisher nichts sagen, da mein Fläschchen gerade erst reingeschneit wurde.

Vielen Dank Euch

Viele Grüße
yopi
vor 7 Jahren
Hallo Yopi!

Zuallererst muss ich dich eins fragen: Ist die abgebildete Flasche deine? Falls ja, wo hast du die denn bestellt wenn ich fragen darf?

Ich habe gehört, dass es sowas wie Nasenglutamat (z.B. ISO Super E) gibt.


Den Begriff "Nasenglutamat" hatte ich so noch nicht gehört, aber ich denke es geht dir um Geruchsverstärkende Stoffe!?

Wer hat damit auch schon experimentiert? Eventuell wichtige Erfahrungen gemacht und kann dazu ein paar Tipps geben? Packt ihr das überall rein? Wie hoch dosiert ihr das?


In meinen Augen gehen Stoffe wie iso-e-super oder Hedione immer klar. Ich habe durchaus schon Düfte ohne iso-e-super und Hedione gemacht, aber aktuell ist es in fast allen meiner Erzeugnisse enthalten, einzig bei einem Lederthema an dem ich aktuell arbeite, habe ich auf Hedione verzichtet, sonst fällt mir da jetzt nichts ein. Die Dosierung hängt von deinen Vorlieben ab. Im letzten Duft den ich fertiggsestellt hatte, habe ich 2,4 Gramm iso auf 1000 Gramm verwendet, also relativ niedrig dosiert. Du kannst locker ein Vielfaches verwenden wenn du iso magst.

Es riecht alleine irgendwie nicht besonders stark, erinnert mich aber an irgendeinen Duft den ich nicht mehr zusammen bekomme. Ich glaube aber es war was von Armani. Es riecht irgendwie frisch und ein bisschen hellgrün Wink . Sonst kann ich bisher nichts sagen, da mein Fläschchen gerade erst reingeschneit wurde.


Viele nehmen den Geruch anders wahr. Ich habe mich mit einigen Leuten über iso unterhalten und manche empfinden es als holzig, du empfindest es als frisch/hellgrün und für mich riecht es wie Leitungswasser mit einem leicht ölartigen Touch, allerdings kann es in Parfums Wunder bewirken. Nach wie vor würde mich allerdings interessieren, ob die abgebildete Flasche deine ist und falls ja, wo du die bestellt hast.
LG Chris
vor 7 Jahren
ChrisCupido:

Nach wie vor würde mich allerdings interessieren, ob die abgebildete Flasche deine ist und falls ja, wo du die bestellt hast.

Ja, ist mein Fläschchen Very Happy
Bestellt habe ich hier: www.hekserij.nl/Parfum_en_Geur/Aromachemicalie n/Iso_E_Super.aspx
Den Link hatte ich hier im Forum schon mal gefunden.

Lieferung per DHL kam nach einer Woche (mit Feiertag dazwischen). Preis war 60 EUR inkl. Versand für 1kg
Zuletzt bearbeitet von Yopi am 04.10.2017, 12:53, insgesamt einmal bearbeitet
vor 7 Jahren
"Nasenglutamat" hatte Ronin mal erwähnt. Das ist nicht auf meinem Mist gewachsen.

Ok, die Dosierung ist sehr Variabel. Kann man also einfach mal rumexpermentieren.

Was mir jetzt noch nicht ganz klar ist. Ist das ISO Super E ein Geruchsstoff oder ist es ein Geruchsverstärker oder beides?

Ich habe mir heute Morgen einen Tropfen pur auf den Arm gegeben. Bei einem, ich nenne es jetzt mal echtem Parfum, wäre der Geruch über den Tag schön langsam verschwunden. Aber das ISO Super E ist entweder gleich intensiv oder sogar stärker geworden. Interessanter Effekt.
vor 7 Jahren
Yopi:
"Nasenglutamat" hatte Ronin mal erwähnt. Das ist nicht auf meinem Mist gewachsen.
(...)

*hüstel* Stimmt. Das Internet vergisst nicht:
www.parfumo.de/forum/viewtopic.php?t=24123&sta rt=4
Yopi:
(...)
Was mir jetzt noch nicht ganz klar ist. Ist das ISO Super E ein Geruchsstoff oder ist es ein Geruchsverstärker oder beides?
(...)
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