Dürfte ich dir im Folgenden schildern, wie ich gedenke vorzugehen und dir einige Fragen dazu stellen?
Hallo Lidyllist, kein Problem, ich versuche dir nachfolgend bestmöglich zu antworten.
Zuerst mische ich mir eine Kopf-, Herz- und Basisnote je separat (20 Prozent Öl in 75 Prozent Weingeist, 5 Prozent dest. Wasser). Hier die erste Frage: 1) Ist es besser so vorzugehen, als alle gemeinsam zu mischen?
Ganz klares Jein. Kopf-, Herz- und Basisnote getrennt von einander zu mischen war meine anfängliche Arbeitsweise, mir wurde allerdings mehrmals davon abgeraten. Erstmalig von Brautkleid, die einige Posts in diesem Thread verfasst hat und später von jemand anderem mit weit mehr Erfahrung als ich, der im Forum meines Wissens nach weniger aktiv ist. Kopf-, Herz- und Basisnote separat zu mischen bringt durchaus Vorteile und ich würde dies als anfängliche Arbeitsweise durchaus empfehlen.
Alles getrennt von einander zu mischen hat den Vorteil, das du ein besseres Gefühl dafür bekommst, wie man einzelne Stoffe dosiert. Es gibt bestimmte Stoffe die eher niedrig bis sehr niedrig dosiert werden sollten (Zimt, Eichenmoosabsolue, Vetiver, Tabak uvm.). Dafür bekommst du meiner Meinung nach am besten ein Gespür, wenn du dir erstmal alles einzeln vornimmst. Beispielsweise erstmal an einer Basisnote arbeiten bis du zufrieden bist. Dann eine passende Herznote mischen und später dazu passend eine Kopfnote. Ich persönlich würde beim Mischen auch immer mal Pausen einlegen.
Mische mal eine Basisnote bis du denkst das sie gut ist, oder du erstmal nicht weiter weißt, verschließe alles in einer Braunglasflasche und lasse es bis zum nächsten Tag stehen. Du wirst, je nach verwendeten Ingredienzien, bemerken wie die Stoffe bis zum nächsten Tag "zusammenwachsen". Überprüfe dann am Folgetag ob dir deine Mischung zusagt und gib erst Ruhe wenn du zufrieden bist. Ich persönlich habe immer so lange an Kopf-, Herz- und Basisnote gearbeitet, bis ich jede Note auch einzeln als Parfum gemocht hätte.
Ich denke allerdings das, je erfahrener jemand mit der Herstellung von Parfum ist, er dir von dieser Arbeitsweise abraten und empfehlen wird alles zusammen in einem Gefäß zu mischen, angefangen bei der Basisnote, endend bei der Kopfnote. Mittlerweile handhabe ich es auch so, das ich alles auf einmal mische und dann an der kompletten Mischung arbeite bis sie rund ist. Allerdings mischst du dein Parfum und solltest dementsprechend einfach schauen welcher Weg für dich persönlich besser ist. Was andere sagen, solltest du höchstens als Tipp sehen und selbst entscheiden ob es dir weiterhelfen kann.
Erik Kormann rät in seinem Blog
www.aromatisches-blog.de dazu, 15% - 20% destilliertes Wasser zu nehmen, was ich so übernommen habe. Über den Daumen brechen sollte man das in meinen Augen allerdings nicht. Ich würde das Parfum fertigstellen und dann in kleinen Mengen destilliertes Wasser hinzugeben, bis deine Mischung eintrübt und milchig wird, unabhängig davon wie hoch der Wasseranteil nun tatsächlich war. Notiere dir wie viel Wasser du hinzugegeben hast, so wie auch die Menge aller anderen Zutaten, damit du in der Lage bist schöne Düfte später 1:1 nachmischen zu können. Aus professioneller Sicht würde man Rezepte ausschließlich nach Gewicht und nicht nach Volumen verfassen. Die Zutaten werden mit einer Feinwaage (3 Stellen hinter dem Komma sollte sie haben) gewogen und auf 1000 Gramm hochgerechnet.
Ich erwähne diesen Punkt weil du früher oder später ohnehin darüber gestolpert wärst.
Ich erstelle meine Rezepte auch so, aber am Anfang macht man sich dadurch einfach nur verrückt und es wäre vielleicht auch zu viel des guten zuuu professionell zu starten.
Arbeite mit Pipetten oder dünnen Strohhalmen, dosiere die Zutaten Tropfenweise und schreib immer peinlichst genau mit.
Wenn du kein 8tes Weltwunder bist, werden die ersten Mischungen wohl ohnehin im Abflussrohr landen (ist wahrscheinlich jedem so gegangen in seinen Anfängen). Wichtig ist, das du dich nicht entmutigen lässt, akzeptierst das Parfum mischen nicht unbedingt günstig ist und dir selbst Zeit gibst und immer weiter versuchst bis du Erfolge feiern kannst.
Ich würde anfangs nur kleine Mengen mischen.
...Anschliessend lasse ich die drei Mischungen während zwei bis drei Wochen im Kühlschrank stehen...
Ich denke eine Woche wird genügen.
...und schüttle sie regelmässig...
Bloß nicht! Mit der Zeit werden sich unlösliche Stoffe absetzen und eine Art Bodensatz bilden. Den willst du in deinem Parfum nicht haben. Hole deine Mischung nach gut einer Woche Ruhezeit (ohne Schütteln) aus dem Gefrierfach und sauge (z.B. mit Einwegspritzen) alles oberhalb des Bodensatzes ab. Der Bodensatz riecht gut, kann aber getrost entsorgt werden. Das was du oberhalb des Bodensatzes abgesaugt hast, gibst du in einen Kaffeefilter (bitte keine Teefilter, die sind zu grobporig). Was durch den Kaffeefilter kommt, ist dein fertiges Parfum. Eventuell nochmal kurz durchrühren und dann kann es, bei Zufriedenheit, in einen Flakon gefüllt werden.
...Nach der Wartezeit filtere ich die Mischungen durch einen Kaffeefilter und mische sie im entsprechenden Verhältnis (3/4/4 oder 3/5/4) miteinander...
Der Kaffeefilter geht klar, bei den Verhältnissen würde ich es nicht so eng sehen. Ich habe anfangs auch mit solchen Einteilungen gearbeitet, weil ich das in einem Buch von Mandy Aftel so gelesen hatte.
Wenn du etwas z.B. in einem Verhältnis von 0,25/3,75/6 von Kopf-, Herz- und Basisnote zueinander mischst und es riecht am Ende gut, dann ist es halt so. Wie viel wovon benutzt wird, bestimmt lediglich dein Geschmack. Ich persönlich bin der Meinung das die Basisnote am höchsten dosiert sein sollte, allerdings gibt es auch bei mir Düfte bei denen das anders ist.
...Anschliessend gebe ich das Fixativ (Bspw. Sandelholz oder Labdanum) hinzu...
Es gibt mehrere Möglichkeiten zu fixieren. Es gibt Stoffe, welche die Verflüchtigungsgeschwindigkeit anderer Stoffe bremsen. Das sind Stoffe wie Benzoe, Perubalsam, Tolubalsam, Mastix (Gummis und Harze) oder z.B. Moschusriechstoffe (Galaxolide, Muscenone etc.).
Dann gibt es Stoffe wie z.B. Eichenmoos oder Vetiver die zwar langsam verdunsten, aber keinen Einfluss auf die Verdunstungsgeschwindigkeit anderer Stoffe haben, dem Parfum aber eine chrakteristische Note verleihen.
Dann gibt es noch verstärkende Fixative (Moschus, Ambra grisea, Zibet, Castoreum bzw. Bibergeil, Hyraceum bzw. African Stone), welche anfangs keine Rolle spielen sollten.
Dir geht es wahrscheinlich um die erstgenannte Gruppe von Fixativen und die zählen aufgrund ihrer Flüchtigkeit zur Basisnote. Dementsprechend finden sie ihren Weg ins Parfum genau dann, wenn du die Basisnote mischst.
...Ist es korrekt, das Fixativ erst nach der Filterung beizugeben, damit die nun vorhandene Öligkeit für mehr Hauthaftung sorgt?...
Ich habe bereits zuvor irgendwo gelesen, das angezweifelt wurde ob Gummis und Harze wie z.B. Benzoe ihre fixierenden Fähigkeiten nach Dekantieren und Filtern noch behalten, allerdings habe ich diesbezüglich keine Probleme. Die Parfums die ich mische haften recht gut, weshalb ich hier aus eigener Erfahrung keine Warnung aussprechen könnte.
...Da ich starke Parfums (holzig, würzig, balsamisch, orientalisch) mag, die langanhaltend sind, werde ich sowohl in Herz- als auch Basisnote mindestens ein entsprechendes Öl (So zum Beispiel Sandelholz, Patchouli, Amber, Labdanum, Weihrauch) verwenden...
Ich stehe auch extrem auf orientalische Parfums (bei Interesse poste ich mal zur Orientierung die Duftpyramide meines persönlichen Lieblingsparfums aus eigener Herstellung). Nimm an Ölen/Riechstoffen was dir zusagt und halte dich nicht an Regeln die andere aufgestellt haben, es geht ja immerhin darum, deinen Geschmack zu treffen
...Findest du das Vorgehen sinnvoll?...
Solange du Parfums nicht gewerblich herstellen willst, macht all das Sinn, was dir persönlich zusagt.
Viel Spaß beim Mischen!!