Was für ein schöner Thread!
Düfte meiner Kindheit sind der Geruch von frisch gemähtem Gras in unserem Garten gepaart mit dem Geruch der Sonne auf der Haut nach einem Badetag. Mein Vater im sogennanten Räuberoutfit (kurze Jeansshorts in denen nur wir Familienmitglieder ihn zu sehen bekamen und ein ausgewaschenes beiges Shirt über den Bauch geklemmt), wirft den Holzkohlegrill an. Ein Hauch noch feuchter Badesachen, die wir oft nach dem Schwimmen einfach anließen, da sie auf dem Heimweg per Rad angenehm kühlten, gepaart mit Chlor oder wenn wir am Waldsee waren mit einer krautigen Note umwehte uns ab und an..... Liest sich gewollt poetisch, aber das ist eine prägende olfaktorische Erinnerung für mich.
Meine Mutter trug zu besonderen Anlässen "Je Reviens" (Extrait oder Edp.) bis dieser herrliche Duft leider eingestellt wurde. Ich erinnere mich noch gut an den schönen Flakon im Bad, ein Kleinod, das mir Erfurcht einflösste. Ich habe es geliebt, wenn sie sich herüber- oder runterbeugte und dieser schöne grüne saubere Dufthauch zu mir rüber wehte. Für mich war der Duft die Quintessenz meiner rothaarigen, sommesprossigen Mutter. Als ich ein Teenager war, bekam meine Mutter mal von einer Austauschstudentin mal Anais Anais geschenkt. Den Duft habe ich geliebt - vor allem an mir selbst - und gerne mal einen Hauch gestohlen.
Mein Vater trägt bis heute Marbert Man- das Rasierwasser täglich, den Duft ab und an. Als ich klein war, dachte ich, dass alle Väter so duften
. Dieser Fougere-Klassiker ist für mich unverknüpfbar mit ihm verbunden - es is der "Papa"-Duft schlechthin. Kein Mann, der Marbert Man als Signatur trägt könnte mein Herz erobern, glaube ich.
Als Teenie verwendeten meine Freundinnen und ich massenweise Parfum-Deo mit dem Namen "Dane", ich bevorzugte die grüne Variante. Ich fürchte, getaucht in Teenie-Schweiß und dieses Deo waren wir unwiederstehlich. Mein Vater als ausgemachter Marbert-Fan schenkte mir einmal einen kleinen Flakon Marbert Woman. Das war mein erster eigener Duft, den ich sicher zwei Jahre zu besonderen Anlässen trug. Ih nachzukaufen kam mir allerdings nicht in den Sinn - .
Irgendwann später habe ich mal mit meiner Mutter eine Art Ellen Betrix Outlet in einem Industriegebiet besucht, wo wir neben Make Up auch Düfte für einen "Appel und ein EI" erstanden. Ich erinnere mich bis heute and den herb-chyprig-blumigen Betrix -Duft, den ich bekam. Er war weitaus eleganter und edler als das Dane- Duft-Deo und ich mochte ihn sehr. Schade, dass es den heute nicht mehr gibt....
Neben Anais Anais, das ich mir lange sehnlichst wünschte, weckte Jil Sander Sun schnell mein Interesse und ich freute mich halbtot als meine Eltern es mir zum 17. Geburtstag schenkten. Dieser Duft ist für mich so untrennbar mit meiner Jugend verbunden wie Henna, das ich mir regelmäßig auf die Haare klatschte (auch eine dufte Erinnerung, der krautig-muffige Duft blieb ewig im Haar), Hermann Hesse lesen, einen Soundtrack von Woodstock hören und sich ins Jahr 1969 träumen - und den zwei Meter Bassisten einer lokalen Band anhimmeln - verbunden.
Nach Jil Sander "Sun" war ich zeitweise ohne Duft, mir selbst so etwas edles zu kaufen, wäre mir nie in den Sinn gekommen. Meine Mutter brauchte mir von Reisen aus dem Duty Free einmal eine kleine Größe l`Air du Temps und ein anderes Mal "White Linen" mit. Beide Düfte mochte ich sehr, "White Linen" etwas lieber, da auf der Packung eine Muschel abgebildet war und ich mit dem Duft somit Sand, Muscheln und Meer verbinde (ist bis heute so).
Rund um´s Abi sittete ich bei Freunden meiner Eltern deren Kinder und auf der Gästetoilette stand ein Flakon "Paris", was ich natürlich sofort testete
Ich bekam ihn geschenkt und seitdem ist Paris untrennbar mit der Zeit als ich flügge wurde verbunden.... Paris habe ich mir später als Studentin und jung Verheiratete tatsächlich auch mal nachgekauft.
Dass ich später so duft-versessen wurde macht mich manches Mal ein wenig nachdenklich und melancholisch, da man bei einer größeren Sammlung häufiger rotiert (ich jedenfalls) und es kaum noch einen Lebensabschnittsduft gibt, aber ich arbeite schrittweise durch Reduktion daran, meine Auswahl zu verkleinern (ist nicht immer leicht, denn der Bestellfinger und die Lust zu testen sind sehr hinterlistig)