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Duftverlauf?

Duftverlauf? vor 7 Jahren
Wenn ich ein Parfüm auftrage, dann möchte ich dass ich einen bestimmten Geruch aussende. Der sollte sich nach einer gewissen Zeit eingependelt haben und im Verlauf lediglich schwächer werden. Ich will nicht, dass ich um 8 Uhr aus dem Haus gehe und um 12 Uhr anders rieche als zwei Stunden vorher. Ich entscheide mich für einen bestimmten Geruch, und der soll so sein wie ich es haben möchte.
Deshalb die womöglich dumme Frage eines Anfängers: Sind diese Duftverläufe vom Erschaffer gewünscht bzw. kreiert, oder hat man schlicht und einfach noch keine Wege gefunden das unterschiedlich schnelle Verfliegen der einzelnen Komponenten einander anzugleichen?
Es gibt ja Düfte wie Molecule 01, die bestehen nur aus einem Duftstoff, und zumindest bei mir riecht das Ding anfangs wie am Ende. Dior Sauvage, auch so ein Kandidat, nach ner Stunde hat es sich eingependelt und dann ist der Duft gleichbleibend, verblasst nur sehr langsam und gegen Ende fast schon digital. Anders auf nem Teststreifen, der riecht Tage lang gleich. Ist das so gewollt oder fehlt mir der Feinsinn? Bei Sauvage sehe ich hier auch keine Duftpyramide, eventuell unterstreicht das meine Ansicht!?
Zurück zur eigentlichen Frage: Duftverlauf gewollt oder unvermeidbares Übel?
Re: Duftverlauf? vor 7 Jahren
TheJoker:
Duftverlauf gewollt oder unvermeidbares Übel?

Es gibt durchaus Düfte ohne (großen) Verlauf, bei den anderen ist es eindeutig gewollt.
Für mich ist ein Duftverlauf kein Übel, sondern eine willkommene Abwechslung: ich langweile mich schnell, ein Duft ohne Veränderung nervt mich nach einer Stunde.
vor 7 Jahren
Da regen sich hier alle drüber auf. Endlich sagts mal einer!
vor 7 Jahren
ich find's mal so, mal so gut - ist auch schon schön, eine kleine "geschichte" erzählt zu bekommen...
vor 7 Jahren
ich denke auch, dass das gezielt so beabsichtigt ist - und eben auch viele User das spannend finden. Wenn Du mehr Wert auf gleichmäßiges Duftempfinden legst, hilft nur ausgiebiges und mehrstündiges Testen vor dem Kauf. Beschreibungen zu starken Wandlungen im Verlauf in den Kommentaren können auf Parfums hinweisen, die dann vermutlich weniger Dein Fall wären, aber umgekert muss das nicht gelten. Daher: austesten!
vor 7 Jahren
Ich glaube das dieser sich sehr drastisch ändernde Verlauf eher klassisch ist. Viele moderner konzeptionierte Parfums scheinen mir linearer zu sein.

Auf jeden Fall gibt es recht viele Düfte die ohne klassischen Verlauf auskommen. Ich glaube das liegt an der Art, wie der Parfumeur die Düfte macht.

MfK und Nasomatto sind zwei spontan einfallende Beispiele für meist recht lineare Düfte. Die mir bekannten Piguets und Profumum Roma auch.

Also die schwingen im Duft auch mal hin und her, sind nicht völlig statisch aber sie verändern sich nie zu völlig anderen Düften.
vor 7 Jahren
Bei den Chypre gehört das zum Programm.
vor 7 Jahren
Zum zweiten Teil deiner Frage:

Parfums brauchen Fixative, sonst halten sie nicht. Diese sind meistens Sandelholz, Eichenmoos, Vanille, Benzoe etc. Hesperidische Komponenten in einem Parfum sind flüchtiger als andere. Somit gibt man als Fixativ meist z. B. Eichenmoos in unterschiedlichen Dosierungen bei, um es haltbarer zu machen, jedoch entwickelt Eichenmoos eben auch einen (schönen) Eigengeruch.

Ein klares "Jein" also zu der Vermutung, ob Duftverläufe immer gewollt sind :-9
vor 7 Jahren
Technische Möglichkeiten und ästhetische Ideale beeinflussen sich in beide Richtungen. Früher war ein Duftverlauf zwingend. Heute ist es eine gestalterische Entscheidung. Es gibt keinen natürlichen Zwang zu einer bestimmten Dramaturgie mehr.

Flüchtige Substanzen sind in einem Duft direkt nach dem Auftragen sehr präsent, aber auch schnell weg - typische Kopfnoten. Herznoten halten länger durch und werden dominant, wenn die Kopfnoten sich zurück gezogen haben. Und Basisnoten sind am wenigsten flüchtig. Wenn ich mir den Duftbaukasten vor über hundert Jahren anschaue, so waren Kopfnoten typischerweise fruchtig(v.a. zitrisch)-frisch. Herznoten eher blumig oder würzig und Basisnoten süß, harzig oder warm. Dementsprechend haben die damals etablierten Duftkonzepte Fougère und Chypre einen ausgeprägten Duftverlauf.
Heute ist die parfumustische Palette breiter: Moschus oder Weihrauch schon als Kopfnote? Kein Problem mit Sylkolide und Mystikal. Frische in der Basis? Wenn ich einen ambratischen Akkord reduziere auf den wichtigsten Duftstoff Ambroxan, ist nichts Süßes und Molliges mehr da, sondern es bleibt ein frisch-warmer Duft zurück.

Und so ist es kein Wunder, das jetzt einige Parfumeurinnen und Parfumeure wollen, dass sich die Akkorde der Duftnoten gerade nicht verändern, sondern konstant bleiben. Für den großen Parfumeur Francis Kurkdjian zum Beispiel ist es ein Zeichen von Qualität, wenn sich die Verhältnisse der Duftkomponenten nicht verändern und von Anfang bis zum Ende die gleiche Spannung zwischen den Noten besteht.
vor 7 Jahren
Ronin:
Technische Möglichkeiten und ästhetische Ideale beeinflussen sich in beide Richtungen. Früher war ein Duftverlauf zwingend. Heute ist es eine gestalterische Entscheidung. Es gibt keinen natürlichen Zwang zu einer bestimmten Dramaturgie mehr.

Flüchtige Substanzen sind in einem Duft direkt nach dem Auftragen sehr präsent, aber auch schnell weg - typische Kopfnoten. Herznoten halten länger durch und werden dominant, wenn die Kopfnoten sich zurück gezogen haben. Und Basisnoten sind am wenigsten flüchtig. Wenn ich mir den Duftbaukasten vor über hundert Jahren anschaue, so waren Kopfnoten typischerweise fruchtig(v.a. zitrisch)-frisch. Herznoten eher blumig oder würzig und Basisnoten süß, harzig oder warm. Dementsprechend haben die damals etablierten Duftkonzepte Fougère und Chypre einen ausgeprägten Duftverlauf.
Heute ist die parfumustische Palette breiter: Moschus oder Weihrauch schon als Kopfnote? Kein Problem mit Sylkolide und Mystikal. Frische in der Basis? Wenn ich einen ambratischen Akkord reduziere auf den wichtigsten Duftstoff Ambroxan, ist nichts Süßes und Molliges mehr da, sondern es bleibt ein frisch-warmer Duft zurück.

Und so ist es kein Wunder, das jetzt einige Parfumeurinnen und Parfumeure wollen, dass sich die Akkorde der Duftnoten gerade nicht verändern, sondern konstant bleiben. Für den großen Parfumeur Francis Kurkdjian zum Beispiel ist es ein Zeichen von Qualität, wenn sich die Verhältnisse der Duftkomponenten nicht verändern und von Anfang bis zum Ende die gleiche Spannung zwischen den Noten besteht.

Vielen Dank für diese ausführliche Erklärung.
vor 6 Jahren
Deswegen ist den Kopfnoten kaum Beachtung zu schenken? Oder sind sie wichtig um Herz und Basis eine Art Boost zu geben. Viele Düfte schrecken mich erstmal total ab. Zu süss, zu fruchtig.
vor 6 Jahren
Die Frage ist ob man Kopfnoten auch einfach weglassen könnte, denn wen interessiert schon wie ein Parfüm in den ersten 10 Minuten riecht? Manchmal denke ich könnte man echt einfach darauf verzichten, weil tatsächlich nach 10 Minuten nichts mehr vorhanden ist, der Begriff Kopfnote ist aber sehr schwammig, es gibt durchaus Düfte, bei denen Komponenten aus der Kopfnote auch nach längerer Zeit noch zu riechen sind.
vor 6 Jahren
vor 6 Jahren
TheJoker:
Die Frage ist ob man Kopfnoten auch einfach weglassen könnte, denn wen interessiert schon wie ein Parfüm in den ersten 10 Minuten riecht? Manchmal denke ich könnte man echt einfach darauf verzichten, weil tatsächlich nach 10 Minuten nichts mehr vorhanden ist, der Begriff Kopfnote ist aber sehr schwammig, es gibt durchaus Düfte, bei denen Komponenten aus der Kopfnote auch nach längerer Zeit noch zu riechen sind.

Geschätzt 90% aller Kunden kaufen einen Duft dem Eindruck nach, wie er in den ersten 10 Minuten riecht.

Natürlich kann man Kopfnoten weglassen, dass geschieht auch bei manchen Düften. Sie sind aber auch entscheidend dafür, wie wir die nachfolgenden Noten wahrnehmen. Man kann Kopfnoten auch durch andere Duftstoffe "fortführen". Das heißt die Zitronennote ist schon verflogen, wir glauben aber trotzdem noch Zitrone zu riechen, weil der Parfümeur durch geschickte Kombination anderer Duftstoffe diese Note zitiert und fortgeführt hat.

Die Kopfnote kann auch eine Eröffnung für eine Herznote sein. So kann eine frische Kopfnote ja ein fröhlicher Beginn für eine tolle, helle Blume sein.
vor 6 Jahren
@TheJoker: Wenn Du keinen Duftverlauf haben möchtest, schau Dich mal bei arabischen Parfums um. Darunter gibt es etliche, die von Anfang bis Ende gleich riechen
vor 6 Jahren
Ich würde da an deiner Stelle viel testen und nicht zu viel auf Tips geben. Wenn du Kommentare hier gelesen hast, hast sicher gemerkt dass die meisten Düfte von den verschiedenen Usern ganz unterschiedlich wahrgenommen werden. Auch was den Duftverlauf angeht. Bei manchen spielt sich da quasi ein Duftfilm ab und andere erleben den selben Duft als recht statisch.
Das musst du dann einfach selber austesten, bei welchems dir passt. Nur Chypres kannst du dann natürlich von Haus aus abschreiben wenn du keinen Duftverlauf willst.
vor 6 Jahren
Also das habe ich beides anders erlebt. Ich würde meiner Erfahrung nach nicht sagen, dass es pauschal bei arabischen Düften anders ist, denn viele die ich dort kenne zeigen sehr wohl einen ausgeprägten Verlauf. Vielleicht sehr günstige, synthetische Attars nicht. Aber gerade die teureren haben meist einen recht ausgeprägten, klassischen Verlauf.

Ich denke auch, dass die User den Duft nur anders beobachten. Manche testen nur auf Papier oder beurteilen nur die Kopfnote. Andere sprühen ihn auf und riechen erst nach 12 Stunden wieder daran. Andere testen ihn sehr ausgiebig und schnuppern alle 5 Minuten. Genauso ist auch die Art und Weise anders, wie die User alles in Worte fassen und beschreiben. Die Wahrnehmung kann identisch sein, die Wortwahl aber völlig unterschiedlich.

Ich glaube aber nicht, dass ein absolut nicht-linearer Duft bei dem einen absolut linear riecht, genauso wie ein sehr statischer Duft bei jemandem anders keine riesige Entwicklung durchmachen wird.
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