Narkotisierend

Weiß jemand, woher die bei Weißblühern oft genutzte Assoziation "narkotisierend" kommt?

Rieche mal an Tuberose. Aber vorsichtig.

Mache ich gleich. Ich antworte aber besser vorher: Wie man vage zu der Assoziation kommen kann, ist mir klar. Das gleiche würde aber auch auf viele andere Duftstoffe zutreffen. Trotzdem wird "narkotisierend" fast immer im Kontext von Weißblühern genutzt. Gibt es da einen kulturhistorischen Grund für?

Ich kenne keinen. Mir wäre nicht bewusst, dass Weißblüher jemals als sedierendes, hypnotisches, muskelrelaxierendes oder im engeren Sinne narkosierendes Medikament eingesetzt worden wären. Weder von Hildegard von Bingen noch traditionellen Chinesen. Gerne lasse ich mich da aber eines besseren belehren (sehr gerne sogar).
Trotzdem bezeichne ich natürlich auch gerne Weißblüher als narkotisch, z.B. so:

Louis, vielleicht suchst du sowas: aktuell.ruhr-uni-bochum.de/pm2010/pm00222.html .de

Nunja, die Blüten der Engelstrompete haben die typischen Wirkungen wie auch Stechapfel und Co. und sie wurden kulturhistorisch durchaus auch für rituelle Zwecke eingesetzt. Es gibt auch ein Sprichtwort aus einem Land, welches mir entfallen ist das lautet "wer unter Engelstrompeten schläft, wird verrückt" - frei übersetzt.

Scopolamin, einer der Hauptwirkstoffe, ist auch unter "Devil`s Breath" bekannt. Es wurden schon Überfälle damit gemacht, wo den Opfern einfach ein wenig davon ins Gesicht gepustet wurde und die haben den Tätern dann freiwillig die Bankdaten übergeben, den Tresor geöffnet oder sonstwas. Es waren quasi willenlose Zombies, die sich danach oft an nix mehr erinnert haben.

Das sind ganz sicher auch nicht die einzigen Pflanzen mit weißen Blüten oder weiße Blüten, die eingesetzt wurden. Die Hawaiianische Holzrose enthält Lysergsäureamid, was wie man am Namen erkennt, dem LSD - Lysergsäurediethylamid - sehr nahe ist. Die Blüten sind weiß bis lila.

Es gibt sicher noch mehr Beispiele.

Das sind nun nur nicht die "typischen" Parfumweißblüher. Eben nicht Jasmin, Tuberose, Maiglöckchen und sonstwas. Da wäre mir jetzt auch nix bekannt.

Ich denke das "Narkotisierende" ist einfach dem Duft geschuldet und hat weniger einen kulturhistorischen Kontext.

Auch wenn es kaum Grund für die Benennung sein dürfte, ist die entdeckte Wirkung von Jasminderivaten als Narkotikum ein lustiger Zufall!

Etwas OT: Die teilweise in der Presse veröffentlichten Geschichten zu Scopolamin sind bezüglich ihres Wahrheitsgehaltes mit Vorsicht zu genießen. Vieles entbehrt sowohl klarer Evidenz als auch Plausibilität.

Ich finde auf die Schnelle keine guten Infos darüber wie gut Scopolamin allein über die Schleimhäute aufgenommen wird (aber da wird doch fast alles gut aufgenommen) und wie niedrig die dafür nötigen Dosen sind. Damit wäre schnell klar, ob das ganze plausibel ist, oder nicht. Dagegen spricht, dass es in der Augenheilkunde Augentropfen mit Scopolamin gibt. Der Wirkstoff scheint da ja auch nicht in die Blut-Hirn-Schranke zu übergehen - oder die Dosierung ist einfach minimal.

Das Scopolamin nun aber eine extrem stark psychoaktive, narkotisierende bis tödlich wirkende Droge ist steht wohl außer Frage .

Dass Scopolamin zu den am einfachsten zu beschaffenden und gleichzeitig in entsprechender Dosierung übelst wirkenden psychoaktiven Substanzen gehört und zur Eigen- und Fremdberauschung mit teils verheerenden Folgen genutzt wird, steht klar außer Frage!

Ich habe mal im Haarmann & Reimer Buch PARFUM (Glöss Verlag 1984) nachgelesen, wie dort der Begriff "narkotisch" beschrieben wird u. zitiere mal:
"Narkotische Parfüms enthalten oft hohe Anteile schwüler Blütendüfte (z. B. Jasmin, Tuberose) und animalische Komponenten. Narkotisch wirkende Blütendüfte haben ihren Höhepunkt im Zeitpunkt des Verblühens. Eine geschickte Dosierung narkotisch wirkender Komponenten ist notwendig, wenn ein Parfüm nicht aufdringlich und ermüdend wirken soll."

"narkotisierend" ist nur die Abkürzung, eigentlich heisst es "narkotisierende Wirkung": Ketamin, Ketalar, verschiedene Nachtschattengewächse usw.......Das Wort narkotisierend gibt es alleinstehend kaum.......

Einen Backstein auf den Kopf bekommen hat wohl auch eine narkotisierende Wirkung.

Und "....sie trägt ein Parfüm, das narkotisierend ist....." heisst vielleicht: Sie ist einfach einschläfernd langweilig (metoo.........schuldigung......gilt natürlich auch für Männer ;O))

Ich zitiere mal aus meinem Aromatherapie-Fachbuch ("Aromatherapie", Eliane Zimmermann) zum Jasmin:

"Der unvergleichliche Cocktail an aromatischen Estern garantiert eine stark entkrampfende und stimmungsaufhellende Wirkung die beispielsweise in sehr angespannten Geburtssituationen zur Schmerzlinderung beitragen kann."

Weiter kann ich jedem, der sich nichts unter einer "narkotisierenden" Wirkung eines Pflanzendufts vorstellen kann, einen Gang in den nächsten Botanischen Gartenoder eine grösser Gärtnerei mit Gewächshaus empfehlen. Testobjekte: die erwähnten Weissblüher und unbedingt auch eine Passionsblume (Gute Nacht ).

Ich habe mal im Haarmann & Reimer Buch PARFUM (Glöss Verlag 1984) nachgelesen, wie dort der Begriff "narkotisch" beschrieben wird u. zitiere mal:
"Narkotische Parfüms enthalten oft hohe Anteile schwüler Blütendüfte (z. B. Jasmin, Tuberose) und animalische Komponenten. Narkotisch wirkende Blütendüfte haben ihren Höhepunkt im Zeitpunkt des Verblühens. Eine geschickte Dosierung narkotisch wirkender Komponenten ist notwendig, wenn ein Parfüm nicht aufdringlich und ermüdend wirken soll.:d32b77cc91]Danke, so wird es rund!