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Was ist heute noch Nische und welche sind ihren Preis wert?

Was ist heute noch Nische und welche sind ihren Preis wert? vor 6 Jahren
Hallo liebe Duftliebhaber,

ich habe mich in letzter Zeit mehr und mehr mit Nieschendüften beschäftigt. Mein erster Kontakt waren Tom Fords. Die Verkäuferin sagte, es sind echte Duftstoffe der Ingredienzien enthalten. Also keine synethischen Mittel, die das Oud oder beispielsweise die Iris nur imitieren. Ich war zunächst auch hoch euphorisch. Meine Zukünftige hat sich sogar TF Oud Wood im Flakon für unsere Hochzeit gekauft. Ich habe mir immerhin im Souk eine Anschaffung von 4-5 Nieschendüften zugelegt. Oder sind es nur 2? Oder vielleicht garkeiner.

Parfum de Marly...edle Flakons und nicht in jedem Douglas zu bekommen. Wenn ich mir aber die Community hier ansehe, trägt fast jeder einen Marly. Oder darf man garnicht die Community mit der Außenwelt vergleichen? Sillage und Haltbarkeit haben für mich jedoch keine Nischenqualität. Immerhin ein eher günstiger Nischenduft.

Ein Montale ist zwar kräftig, langanhaltend und verhältnismäßig unbekannt, aber wohl nicht teuer genug. Ist der Preis ein Merkmal für Nische?

Armani Prive...Meine Zweifel ob ein Armani Nische sein kann dürften selbsterklärend sein. Preis und Qualität haben mit Code & Co aber nichts mehr zu tun.

Profumum Roma...Kann ich noch nicht viel zu sagen. Bisher sehr unbekannt für mich und auch in der Community eher rar.

Merchant Of Venice...Bester Kandidat für echte Nische (für mich). Vielleicht auch nur weil mir Arabesque so gut gefällt. Hier stimmt auch die Qualität.

Ich stelle mir Nischendüfte mit einer Sillage&Haltbarkeit von 10 vor, einem Bekanntheitsgrad von 0 und einem Preis von 200€ und mehr vor. Wobei ich das Preiskriterium relativieren möchte, wenn ich das unbekannte Performance Schnäppchen Armaf Niche Oud denke. Zum Bekanntheitsgrad fällt mir noch ein wie eine Verkäuferin im KaDeWe sagte mir mal, dass Tom Ford auch keine Nische mehr ist. Gleiches würde ich Creed behaupten.

Nachtrag: ich finde es falsch, Preis als Kriterium zu nehmen. Vielmehr ist es die Qualität der Ingredienzien. Dass echte Duftstoffe verwendet werden und keine synethischen Imitate (abgesehen von Tier- und Naturschutz). Angeblich macht es Tom Ford richtig.

Was ist Nische für Euch und wo hört Nische auf? Gerne mit Beispielen. Ich bin gespannt.

Gruß und Kuss. Smile
vor 6 Jahren
Hey,

ich denke, dass man die parfumo community da nicht als Beispiel heranziehen sollte für Bekannheitsgrade etc.
Denn genau dafür gibts uns ja, um eben genau diese ganzen Düfte zu entdecken die es eben nicht in jedem Douglas gibt. Dementsprechend wirken hier natürlich viele Nischendüfte fast schon Mainstream weil sie anscheinend jeder hier besitzt. Aber wie gesagt, wir sind an der Gesamtbevölkerung gemessen die deutliche Minderheit und wir sind darauf spezialisiert.

Schaust du aber in die Außenwelt außerhalb parfumo, sieht das gaaaanz anders aus. Egal in welchem Umfeld kann ich bei mir zum Beispiel beobachten, dass ganz normale Leute (also Nicht-Parfumos, und egal welchen Alters) zumeist nichtmal etwas von Creed oder Aventus gehört haben. Geschweige denn von Montale etc...

Preislich fängt für mich die Nische da an, wo Douglas etc aufhört, so etwa bei 120-150 Euro würde ich sagen. Die Performance muss nicht unbedingt 10/10 bei einem Nischenduft sein, viele würde man vllt stärker erwarten, andere sollen vllt auch garnicht so stark sein und wiederum andere haben natürliche Duftstoffe, welche ohne Synthetik nunmal nicht wirklich lange halten, dafür aber qualitativ einfach besser riechen.

Ich finde einfach, dass unsere Wahrnehmung da getrübt wird innerhalb von parfumo. Für die Außenwelt ist da nahezu alles Nische und Neuland, was für uns einfach schon "normal" ist.
vor 6 Jahren
vor 6 Jahren
Nische hat nix mit Preis zu tun. Nische bedeutet eben nicht inflationär verbreitet, das ist alles.

Es ist auch Blödsinn, dass nur mit natürlichen Inhaltsstoffen gearbeitet wird. Es gibt einige, solcher Düfte. Diese sind dann aber meist viel weniger gefällig.

Du kannst ja mal an Düften von Annette Neuffer schnuppern. Reine Biodüfte. Qualitativ wirklich toll, aber ich würde sie nie als Parfum tragen wollen - als Raumduft jedoch gern benutzen.

Die meisten Parfums bestehen zum Großteil aus synthetischen Inhaltsstoffen. Und das nicht unbedingt, um Geld zu sparen. Vetiverylacetet (halbsynthetisch) ist teurer als das natürliche Vetiveröl. Synthetische Lavendelduftstoffe wären weitaus teurer als natürliche Lavendelöle.

Synthetische Duftstoffe werden auch benutzt, um die Attribute zu verbessern. Damit der Duft besser/angenehmer riecht, die Haltbarkeit/Sillage besser ist usw. Zudem sind mit Synthetik Effekte möglich, die die Natur einfach nicht hergibt. Es gibt einfach synthetische Duftstoffe, die sich als Geruch und mit ihren Eigenschaften in der Natur nicht finden.

Tom Ford-Düfte sind voll mit Synthetik. Da wurde dir einfach eine Geschichte erzählt. Eine so extrem gute Haltbarkeit geht oft auch gar nicht ohne Synthetik.

"Etat Libre d'Orange" ist sehr nischig, aber die verwenden ganz bewusst synthetische Duftstoffe.

Wenn ich mich nicht täusche, ist "Olympic Orchids Artisan Perfumes" ein Nischenduftlabel, welches auf Biodüfte setzt.

Schwer im Trend sind aber auch die "Escentric Molecules" - Synthetik pur!
vor 6 Jahren
Nische ist für mich konnotiert mit kleinen Batches, Handwerkskunst und weniger Kommerzialisierung als im Mainstream. Mit Unternehmen, die sich der Herstellung von Parfüms verpflichtet haben und es nicht nur als Beiwerk zur Stärkung ihrer Marke machen. Die Parfüms selbst produzieren und nicht per Auftrag fertigen lassen. Das verkaufte Produkt soll Parfüm sein und nicht ein Markenimage. Unternehmen, die in Familienbesitz sind, denn dann sind die Kunden noch die Konsumenten; bei Aktiengesellschaften sind die Kunden die Aktieninhaber.
vor 6 Jahren
Ja, die Mär der natürlichen Duftstoffe wird immer gerne als Verkaufsargument herbeigezaubert, obwohl die Parfüms im Schnitt, wenn man Chandler Burr glauben darf, 80% synthetisch und 20% natürlich sind.

Ohne Synthetik ist moderne Parfümerie gar nicht möglich. Die meisten Blumen geben einen Duftstoff her, der gar nicht riecht, wie die echte Blume. Man kommt also mit natürlichem ätherischem Öl gar nicht zu einem "realistischen" Abbild der Pflanze. Manche Pflanzen, wie Maiglöckchen, zerstören bei ihrem Ableben ihre Duftstoffe gleich selbst, womit sie nicht für die Duftherstellung brauchbar sind. Aber der Akkord ist beliebt. Schokolade lässt sich glaube ich auch nicht extrahieren. Äpfel geben auch keinen sinnvollen Duftstoff ab. Sowieso sind die meisten Frucht- und Beerennoten synthetisch. Parfümerie war ziemlich langweilig, bevor synthetische Riechstoffe entdeckt wurden. Zitrus, einige Blumen, Hölzer, Moschus, Ambergris und ein paar Kräuter. Viel mehr gab es da nicht. Und das alles hielt nicht lange.

Zudem neigen natürliche Duftstoffe auf Grund ihrer enormen Komplexität (Rose: zwischen 800 und 1200 verschiedene Moleküle) dazu gemischt ziemlich unscharf und diffus zu riechen. Deshalb bauen heutzutage die meisten Parfüms auf einem klaren Gerüst aus Synthethik auf und werden dann zum Glätten der Kanten und zum verschönern mit Natürlichen Duftstoffen abgerundet.

Andere Stoffe, wie Oud, unterliegen massiven Schwankungen, wenn sie natürlich sind. Ein Alptraum für jeden größeren Hersteller. Synthetische Oud-Riechstoffe hingegen riechen immer gleich, auch wenn sie an die Komplexität des echten Stoffes nicht herankommen. Zumal Oud aktuell nicht in diesen Mengen zu bekommen ist. Sandelholz aus Indien gibt es aktuell auch nur in zu geringen Mengen für alles, was größer als Indie ist. Creed nehme ich ab, dass sie viele natürliche Stoffe benutzen. Das würde zumindest die Batchvariationen erklären.

Viele natürliche Öle sind auch aus Gründen des Tierschutzes, Artenschutzes oder gesundheitlichen Bedenken nur eingeschränkt erlaubt oder ganz verboten. Viele Zitrusöle erzeugen Hautreizung und Photosensibilität. Rosenöl ist ebenfalls dermatologisch bedenklich und darf nur in einer gewissen Konzentration vorkommen und der Rest muss mit einer veränderten Version (also ebenfalls synthetisch) aufgefüllt werden, die weniger toll riecht, aber eben ungefährlich ist. Allgemein muss man auch erwähnen, dass synthetisch nicht bedeutet, dass es aus dem Nichts entsteht. Wenn ich mich nicht irre, wird z.B. Anethol, der Duft und Geschmacksstoff von Anis, aus Fenchel extrahiert, weil er auch hier stark vorkommt, man sich aber das komplizierte Sammeln und Extrahieren dieser winzigen Anissamen spart. Echte Anispastillen schmecken besser, aber nur ein klein wenig. Und sie sind wahnsinnig teuer.

Für Nische, Designer und Indie gibt es verschiedene Definitionen.
Einmal kann man klassisch sagen Designer stellen auch andere Produkte her (Kleidung, Autos etc.), Nische ist ein reines Parfumhaus und Indie ist ein kleiner Produzent mit wenigen Mitarbeitern, der oft auch nicht auf Vertriebsnetzwerke der Multis zurückgreift.

Aber da hat man dann Grenzfälle, wie z.B. Tom Ford mit seinen Private Blends und viele andere Designer, die Exklusivkollektionen für ihre Boutiquen haben. Was z.B. ist Odin New York in diesem Schema? Eigentlich ein Label für Kleidung, aber sie bieten auch eine Parfumkollektion an, die aber nicht in jedem Douglas steht.

Eine modernere Definition ist die Verfügbarkeit. Designer in jedem Drogeriemarkt und jeder Parfümkette. Nische findet man nur in einigen Läden und Indie ist ganz selten im Handel oder gar nur Online zu beziehen.
Auf der anderen Seite steht Creed mittlerweile in jedem besser sortierten Kaufhaus.

Abschließend hat Nische absolut nichts damit zu tun, dass du 10/10 Haltbarkeit und Sillage bekommst. Ich verstehe diese, mittlerweile aus meiner Sicht etwas gestörte, Fixierung auf nukleare H & S absolut nicht. Manche Düfte können einfach nicht lange halten. Natürliche Zitrusöle zum Beispiel. Je natürlicher, desto weniger lange halten übrigens die meisten Parfüms. Ein Duft wie "Bigarade Concentree" ist eindeutig von Qualität, Originalität etc. ein Nischenduft. Und bei mir hält die Basis auch echt lange, aber die Zeit, in der der Duft mit seiner - extra von Laboratoire Monique Rémy für das Parfüm entwickelten - nicht photosensibilisierenden Pomeranze glänzt beläuft sich an guten Tagen auf sechs Stunden.

Es gibt auch schlechte und Qualitiativ minderwertige bullshit-Nische, die dem Konsumenten eine Qualität vorgaukelt, die gar nicht da ist, aber trotzdem entsprechende Preise verlangt. Echte Nische bedeutet für mich hauptsächlich ausgefallenere Düfte, die sich nicht massiv am Mainstream orientieren und bereit sind kreativ und eigensinnig zu sein, ohne Millionen absetzen zu müssen.

Kleiner Zusatz nachträglich: Nein, unsere community ist nicht repräsentativ. Frag mal ein Paar Leute, ob sie Parfums de Marly kennen. Die meisten werden es verneinen.
Zuletzt bearbeitet von Kenshin am 06.09.2018, 19:24, insgesamt 3-mal bearbeitet
vor 6 Jahren
Tidus89:
Nische ist für mich konnotiert mit kleinen Batches, Handwerkskunst und weniger Kommerzialisierung als im Mainstream. Mit Unternehmen, die sich der Herstellung von Parfüms verpflichtet haben und es nicht nur als Beiwerk zur Stärkung ihrer Marke machen. Die Parfüms selbst produzieren und nicht per Auftrag fertigen lassen. Das verkaufte Produkt soll Parfüm sein und nicht ein Markenimage. Unternehmen, die in Familienbesitz sind, denn dann sind die Kunden noch die Konsumenten; bei Aktiengesellschaften sind die Kunden die Aktieninhaber.

Du würdest dich wundern, wie viel von ihrem Umsatz viele der Designer mit Parfüm machen. Für die meisten ist das die Umsatz- und Gewinnstärkste Sparte. Vor ihrer Kleidung oder ihren Lederwaren. Und das mit den kleinen Batches ist eher Indie. Kommerzialisiert ist das alles. Keiner der Designerlizenznehmer und Nischenhäuser stellt Parfüms her, nur weil es ihm Spass macht. Einige Indies tun das.

Familienbesitz sagt überhaupt nichts aus... Es gibt Aktiengesellschaften, in denen die Familie mit 51% Haupteigner ist.

Du wirfst meiner Meinung nach hier ein paar Sachen durcheinander.
vor 6 Jahren
Terra:
Nische hat nix mit Preis zu tun. Nische bedeutet eben nicht inflationär verbreitet, das ist alles.

Es ist auch Blödsinn, dass nur mit natürlichen Inhaltsstoffen gearbeitet wird. Es gibt einige, solcher Düfte. Diese sind dann aber meist viel weniger gefällig.[/
So sehe ich das auch. Vor Jahren war ich eine Zeitlang auf dem Bio-Trip, was Düfte angeht. Meine Farfalla und Weleda habe ich heute noch im Schrank stehen, mag sie aber nicht mehr tragen. Sie halten auch schlecht auf der Haut. Jedenfalls glaube ich keiner Verkäuferin mehr, wenn sie mir weismachen will, dass konventionelle Düfte hauptsächlich natürliche Duftstoffe enthalten. Die würden dann i.d.R. nicht so angenehm riechen. Wink
vor 6 Jahren
Du könntest dir mal die Marken und Düfte bei www.ausliebezumduft.de anschauen - da bekommt man einen ziemlich guten Überblick darüber, was sich in der Nische so alles tummelt - dort gibt es kaum Düfte, die du im “normalen“ Geschäft findest. Smile

Ich finde es schwierig festzulegen, wann man jetzt genau vom Mainstream in die Nische wechselt - und der Preis ist kaum ein Kriterium. Für mich sind die Parfums von Replica auch schon Nischendüfte und da geht es bei etwa 80,-E los.
vor 6 Jahren
Eine Diskussion um „Nische” ergibt Sinn, wenn es dir eher um die Faszination mit einem Wort geht, als um Düfte. Wenn es um Düfte geht, schlage ich vor, das Wort einfach aus dem aktiven Vokabular zu streichen. Dann schauen, was übrig bleibt: Was ist dir an einem Duft wichtig? Gehört das Preiskriterium z.B. für dich dazu?
vor 6 Jahren
Das ist nicht die erste Diskussion zu diesem Thema und ganz sicher auch nicht die letzte.
Und irgendwie ist mein Fazit aus den ganzen bisherigen Diskussionen, dass sich wohl ziemlich genau definieren lässt, was keine Nische ist, aber dann hört's auch auf.
Für die einen ist der Preis entscheidend (ist halt nix fürs Fußvolk); für die anderen ist es wichtig, dass der Duft möglichst mühsam beschafft werden muss (dass nicht jeder Hansel an den Duft rankommt) und die anderen wollen eine Geschichte zum Duft, die diesen überhaupt erst tragbar macht...
Mir selber ist diese Diskussion relativ egal - in meinem Umfeld sind fast alle parfumneutral, somit muss ich schon mal keine Angst haben, dass mir meine Düfte bei einem Familientreffen oder bei der Arbeit auf Schritt und Tritt begegnen.
Die Frage für mich ist eigentlich nur, warum jemandem diese Einordnung so wichtig ist.
vor 6 Jahren
Ich finde es auch wumpe, ob ein Duft nun Nische ist oder nicht....

Bei Notino werden Nischendüfte in einer Extra-Rubrik aufgeführt und die Marken, die Aus Liebe zum Duft führt, sind alles Nischendüfte. Und ob sehr teure Nischendüfte ihren Preis wert sind oder nicht, liegt immer im Auge des Betrachters.
Re: Was ist heute noch Nische und welche sind ihren Preis we vor 6 Jahren
Methabolica:

Was ist Nische für Euch und wo hört Nische auf? Gerne mit Beispielen. Ich bin gespannt.


Für mich ist die Nische eine Chance den Pool an Duftliebhabern zu erweitern

Für Teile einer Community eine Chance einen Glaubenskrieg anzuzetteln.

Für das Marketing ist die Nische, neben der Mär von den hochwertigen Rohstoffen, die Chance, die Preise ins uferlose wachsen zu lassen.

Zu den Beispielen die du angeführt hast:

Noch nie hat ein Tom Ford einen Tropfen echtes Oud gesehen (stammt von Givaudan)
Selbiges gilt für Montale (deren Oud Substitut stammt von Firmenich)
Und auch Parfums de Marly geizen nicht mit dem Einsatz von Chemie, allem voran der beliebte Herod.

Preis als Synonym für Qualität ist der feuchte Traum des Parfumliebhabers, der nur sehr beschränkt aufgeht. Auf Basis dieses Trugschlusses, existieren überhaupt Labels wie Roja, Clive Christian, etc.

Welche Düfte ihren Preis wert sind?

Gemessen am Materialwert aus meiner Sicht keiner, der mir bislang untergekommen ist. Relativiert sich natürlich durch EPU ( a la Tauer, Slumberhouse, D.S. Durga, etc.) und entsprechende Kleinserien an Düften und manchmal durch die Ergiebigkeit eines Duftes.

Einen Duft zu finden mit dem man sich wohl fühlt und perfekt zu dir passt, kann unbezahlbar sein und dennoch bekommt man die Chance des Erwerbs eingeräumt. Aber bei ca. 150€/50ml ist auch bei mir Schluss. Und die Ausreizung dieser Grenze braucht es zum Glück nicht immer, wenn man sich dufttechnisch selbst treu bleibt. Wink
vor 6 Jahren
Ich seh das bei der Frage Nische und Mainstream ähnlich wie bei Musik: alternativ und Mainstream. Alternativ ist was du nicht in jedem Laden bekommst, was nicht so bekannt ist und der 08/15-Radiohörer nicht kennt.

Bei den Düften heisst das dann das Nischendüfte eben auch nicht in jedem Douglas zu haben sind und im allgemeinen nicht so bekannt. Mit dem Preis und der Qualität hat das jetzt nicht unbedingt was zu tun. Geht eher um die Verbreitung.
vor 6 Jahren
Hallo Methabolica,

zunächst mal meine Shortcut-Empfehlung: falls du Englisch liest, besorge Dir den neuen Parfümguide 2018 von Luca Turin und Tania Sanchez und lese die Einführung - ein sehr treffender Überblick zur Parfümgeschichte bis hin zur aktuellen Marktsituation, inklusive der Entwicklung von "Niche."

Niche heisst betriebswirtschaftlich zunächst mal nur, dass ein Produkt wenige Verkaufsoutlets hat, also das Gegenteil von Massenmarkt. Damit verbindet sich natürlich ein Prestigefaktor - künstliche Verknappung, die nichts mit Herstellungsaufwand o.ä, zu tun hat, aber einen höheren Preis erlaubt - unabhängig von der Qualität.

Als Niche in den 70er Jahren begann verband sich damit aber oft auch eine ästhetische Haltung, Parfüm zu entschlacken - Pioniere wie L'Artisan Parfumeur oder Serge Lutens standen für einen spielerischen bzw. neoklassischen Ansatz, der Düfte schlanker und klarer machte. Später wurde ein bestimmter Design-Ansatz, den u.a. Mark Buxton und Bertrand Duchaufour z.B. bei Comme des Garcons prägten stilbildend für viele Niche Marken (weiche, trockene synthetische Hölzer wie Cashmeran, Iso-E-Super, Cypriol, Weihrauchnoten, synthetisches Oud)

Seit einigen Jahren ist Niche ein reines Geschäftsmodell, geprägt von Übernahmen durch Multis und Start-ups - da werden dann oft ganze Linien innert 6 Monaten aus dem Boden gestampft - die Düfte sind 08/15 Formeln.

Das nennt sich dann Masstige - das klassiche Konzept nach welchem Luxuskonzerne wie LVMH, denen Dutzende Parfüm- Mode- Cognac etc. pp. Marken gehören Massenware unter einem Prestgigenamen vermarkten, um die Profitspanne zu maximieren. Brands wie Armani, Prada etc., welche Diffusionslinien für verschiedene Käuferschichten anbieten, bei denen Parfüm übrigens oft der Einstieg in die Marke ist - und eine Profitmaschine.

Tom Ford, um Dein Beispiel zu nennen, ist ein klassisches Beispiel für Masstige. Relativ gefällig, relativ kleine Duftbudgets, hohe "Exklusiv" Preise. Der Inhalt ein TF Flakons liegt kostenmäßig bei vielleicht 50 Cent, Flakon und gar Marketing sind wesentlich teurer. Und wie schon angemerkt ist das meiste Synthetik, nicht nur aus technischen, sondern bei solchen Marken auch definitiv aus Kostengründen.

Wie Turin/Sanchez korrekt argumentieren ist echtes Niche, also aufwändig produzierte Düfte aus erlesenen Rohstoffen und/oder mit hohem ästhetischen Anspruch am ehesten bei sehr kleinen, oft ein Mann/Frau, Labels zu finden, die oft direkt über's Netz vermarkten. Annette Neuffer wurde genannt, ich schätze z.B. auch La Via del Profumo, Vero Kern, Bogue, und einige mehr. Das sind teils wunderschöne und zugängliche Düfte, aber oft auch kantigere, die eine Beschäftigung mit sich erfordern. Not for everyone, aber gerade deshalb eben wirklich "Niche."

Letztlich muss man für sich entscheiden, wie man an die Sache rangeht: ob man das Spiel der Illusionen, welche das Parfümbusiness ausmacht, mitmachen möchte, sich jenseits des Marketing nur für den reinen Duft interessiert, oder sich über die Duftwahl sozial positionieren möchte. Eins wie's andere gehört seit ehedem zu diesem Geschäft, seit ungarisches Wasser ewige Jugend versprach, und ein teurer Spaß wird's so oder so, wenn man Blut leckt Very Happy. In diesem Sinne: gute Jagd!
vor 6 Jahren
Es gibt auch Labels die man halbwegs beziehen kann, die zum Beispiel echtes Oud verwenden. In Oud Shamash war es mal - bei der aktuellen Formulierung bin ich mir nicht mehr so sicher. Doch allgemein geizt The Different Company eigentlich nicht mit Rohstoffen, riecht "Bois d'Iris" doch auch so schön nach Irisbutter und nicht nach kalter Synthetikpuderiris.

Bei Maison Francis Kurkdjian geizt man sicher nicht mit Synthetik, doch ebenso wenig mit teuren Naturstoffen. So wird meines wissens auch hier in der Oudlinie echtes, laotisches Oud verwendet.

Ex Idolo, Parfums MDCI, Maître Parfumeur et Gantier usw. usw. Es gibt auch wertige Nische, die man nicht komplizierter als Kokain in nem 100 Einwohner Dorf beschaffen kann und erst halblegal am Zoll vorbeischmuggeln muss Wink.
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