Turin/Sanchez eignen sich offenbar prima als Projektionsfläche bei Fans wie "Gegnern." Ist das schwer zu verstehen, dass es Freude machen kann, gebildete Menschen mit einem breiten kulturellen Horizont und einer enormen parfümistischen Erfahrung, sowohl was die Strukturen des Business betrifft als auch in der Rolle von genuinen Parfüm-Liebhabern, über dieses Thema zu lesen? Und das es überhaupt nicht darauf ankommt, ob sich deren Geschmck mit meinem deckt, sondern dass ich an der Auseinandersetzung mit diesen intelligenten Beobachtungen meine Wahrnehmung schärfen kann? Bei einem quasi im Selbstverlag erschienenen Buch weiß ich auch nicht, was für ein Anspruch dahinter stecken soll - Turin hat den für sich übrigens noch nie erhoben, seit er Rezensionen veröffentlich hat.
RobGordon:Ich stehe Veröffentlichungen, die den Beigeschmack eines Duft-Geschmacks-Almanach haben grundsätzlich skeptisch gegenüber.
Falls das Duo seine private Duftsammlung umschrieb, bzw. das was sie damit assoziieren bzw. erlebt haben, wäre dieser Guide wohl längst von mir erworben worden. Solche Textsammlungen haben auch in Bezug auf Musik gut funktioniert, siehe "31 Songs" von Nick Hornby oder "Lost in Music" von Giles Smith.
Einiges an Text gegenständlicher Parfum-Literatur, hat den Weg ins Internet bereits geschafft, um sich ein Bild zu machen. Ich habe oft Probleme den Kontakt mit einem Duft hier in ein Statement zu pressen. Inwieweit soll das durch die Unzahl an Einwortrezensionen souverän gelingen?
Es braucht auch keinen Luca Turin um den Zustand der Parfum-Industrie zielsicher zu umschreiben. Und ich sehe in den Rechtfertigungen den Anklang den wissenschaftlichen Scheinanspruch durchscheinen aus Prinzip subjektiven Geschmack objektivieren zu können. Das ist und bleibt eine Illusion.
Er kann sich über einzelne Zutaten austauschen, wie riechen, dem Stand der Wissenschaft folgend,funktioniert, aber nicht darüber, wie das Ergebnis anzukommen hat. Das ist auch bloß verstecktes Infkuencertum mit dem Scheinanspruch wissenschaftlichen Backgrounds, weil jenseits seiner Möglichkeiten.
Als Blog jederzeit gerne, nur wenn so etwas in Buchform gegossen wird und gewissen Verteilungsbreite erreicht, bekommt es quasi Bibel-Charakter, wird nicht mehr hinterfragt und wird zum Nachschlagewerk für Geschmacksnorm. Hat ja ein Wissenschafter geschrieben.
Auch sein erstes diesbezügliches Werk wurde dazu missbraucht, den eigenen Geschmack zu unterstreichen.
Es gibt bei der Anzahl von Düften die sich das Duo zur Brust genommen hat, bei jedem von uns auch wohl auch Überschneidungen in der Wertung, bei dem man ihm/ihr und indirekt sich selbst rechtgibt. Rechtfertigt das schon solche Listen?
Wer sich anstelle des Kaufs eines solchen Buches 2-3 Abfüllungen besorgt, die man auf dem Radar hat, hat im Sinne seiner Duftreise der Erkenntnis mehr getan, als durch den Konsum von Geschmackslisten eines Dritten.
Lesen kann man bekanntlich alles, aber dabei bleibt es idR nicht. Geht oft mit einer Prägung und der unterschwelligen Hoffnung einher, den eigenen subjektiven Geschmack als Maßstab über den anderer zu stellen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, besonders gerne im Internet!