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Creed

Creed vor 5 Jahren
Wem gehört eigentlich die Marke Creed. Oder ist die noch eigenständig?
vor 5 Jahren
The house of Creed wurde 1760 in London gegründet und ist die einzige in Familienbesitz befindliche Luxus-Duftdynastie, die seit über 250 Jahren sowohl königlichen Häusern als auch der Öffentlichkeit dient....
(Text-Auszug s.o. aus Forbes siehe unten URL). Für Creed-Liebhaber lesenswert...
www.forbes.com/sites/josephdeacetis/2017/12/22 /the-house-of-creed-the-future-of-a-fragrance- dynasty/#1c381d741a67

Auch auf der Offizielen Website von Creed steht noch so einiges... Smile
www.creedfragrances.co.uk/

www.creedboutique.com/house-of-creed-history-a nd-lineage eine Kurzform
Zuletzt bearbeitet von Sunnyiland am 20.03.2019, 08:45, insgesamt einmal bearbeitet
vor 5 Jahren
... aber es ging doch um die Parfummarke, nicht den Schneider.
Die Parfummarke gibt es seit 1970. Creed ist ein Unternehmen in Privatbesitz. Ob nur Familienmitglieder Teilhaber sind weiß ich nicht. Es ist auch erstaunlich wenig bekannt, von wem sich Creed die Parfums designen und herstellen lässt.
vor 5 Jahren
Für die Öffentlichkeit sind die Düfte von Creed erst seit 1970 zugänglich, dass stimmt. Aber davor wurden bereits für diverse Adlige von Creed Parfüm hergestellt. 1760, hängte James Henry Creed sein Schild in der Conduit Street in Mayfair auf. Seine Schneiderei spezialisierte sich auf Militäruniformen, Reitgewohnheiten und Reitsportzubehör für den Adel und insbesondere für den Hof des neuen King George III im nahe gelegenen St James Palace. Creeds geheimer Warenbestand war die private Kreation von maßgeschneiderten Parfums, für wertvoll geschätzte Kunden. Diese Düfte wurden als luxuriöse Geschenke angeboten und ihr Geheimnis wurde dadurch verstärkt, dass sie mit der Nummer und nicht mit dem Namen gekennzeichnet wurden. Lt der Website wurden 1760 die Parfümierten Lederhandschuhe an den King George III geschickt
Creed gibt es bereits in der 7. Generation. Creed hat ja nicht umsonst auf seinen Parfum Logos 1760 drauf stehen denke ich jetzt mal...
Ja, Creed war ein Schneider dessen Leidenschaft aber wohl auch die Parfümherstellung war. Diese Düfte wurden aber für die Allgemeinheit erst ab 1970 zugänglich dank des Nachfahrens vom James Henry Creed; Oliver Creed der 1970 die Wandlung für die Öffentlichkeit brachte. Lt der Website sind Creeds Familienmitglieder auch immer noch in der Herstellung der Parfüme selbst tätig usw...
Immerhin stellt Creed seit 260 Jahren Düfte her. Ich bin jetzt auch vom ersten Duft von Creed ausgegangen und es ist wohl immer noch ein Familienunternehmen, sonst wäre es wohl nicht in der 7. Generation.

Am besten sich nen Kaffee oder besser Typisch Englisch einen Tee machen und durch die Offiziele Website lesen unter House of Creed…Surprised
vor 5 Jahren
... oder lieber einen Tee trinken und unabhängige Quellen lesen und nicht den Werbetext einer Homepage ... Laughing

de.wikipedia.org/wiki/Creed_%28Unternehmen%29? wprov=sfla1
vor 5 Jahren
Naja, Wikipedia ist jetzt auch nicht gerade die Quelle der Quellen RazzVery Happy
vor 5 Jahren
Leder stinkt, besonders so, wie es klassisch hergestellt wurde und wenn es frisch ist. Und daher wurde es oft stark parfümiert. Der "Ledergeruch" den wir mit Leder verbinden ist tatsächlich ein Parfüm zusammen mit dem Eigengeruch des Leders oder idealerweise den Eigengeruch überdeckend.

Also stellten Lederwarenhersteller oft auch das Parfüm her, mit dem sie ihre Leder bedufteten. Es gab auch lokale Unterschiede: Russisches Leder (cuir de russie), Englisches Leder (english leather), usw.

Angeblich mochte ein royaler Kunde von Creeds Lederwaren den Duft so gerne, dass er darum gebeten hat den Duft als Parfüm so zu bekommen: angeblich "Royal English Leather". So weit hergeholt ist diese Geschichte vom Lederwarenhersteller zum Parfümeur daher eigentlich gar nicht. Ob sie stimmt kann ich nicht beurteilen, aber unter diesem Gesichtspunkt erscheint es zumindest nicht so non sequitur, wie es oft dargestellt wird. Denn - wie gesagt - ist es eben nicht vor der Parfumeursdynastie etwas komplett anderes gewesen, sondern es war durchaus das Handwerk der Duftherstellung involviert bevor man sich komplett darauf konzentrierte.

Den Geruch des eigentlichen Leders konnte man scheinbar erst später herstellen. Ich glaube aus Birkenteer und noch später dann verschiedene Interpretationen dank moderner Aromachemie.
vor 5 Jahren
Kenshin:
Leder stinkt, besonders so, wie es klassisch hergestellt wurde und wenn es frisch ist. Und daher wurde es oft stark parfümiert. Der "Ledergeruch" den wir mit Leder verbinden ist tatsächlich ein Parfüm zusammen mit dem Eigengeruch des Leders oder idealerweise den Eigengeruch überdeckend.

Also stellten Lederwarenhersteller oft auch das Parfüm her, mit dem sie ihre Leder bedufteten. Es gab auch lokale Unterschiede: Russisches Leder (cuir de russie), Englisches Leder (english leather), usw.

Angeblich mochte ein royaler Kunde von Creeds Lederwaren den Duft so gerne, dass er darum gebeten hat den Duft als Parfüm so zu bekommen: angeblich "Royal English Leather". So weit hergeholt ist diese Geschichte vom Lederwarenhersteller zum Parfümeur daher eigentlich gar nicht. Ob sie stimmt kann ich nicht beurteilen, aber unter diesem Gesichtspunkt erscheint es zumindest nicht so non sequitur, wie es oft dargestellt wird. Denn - wie gesagt - ist es eben nicht vor der Parfumeursdynastie etwas komplett anderes gewesen, sondern es war durchaus das Handwerk der Duftherstellung involviert bevor man sich komplett darauf konzentrierte.

Den Geruch des eigentlichen Leders konnte man scheinbar erst später herstellen. Ich glaube aus Birkenteer und noch später dann verschiedene Interpretationen dank moderner Aromachemie.

Das passt doch von vorne bis hinten nicht zusammen.
Lies doch bitte einfach mal, was zum Royal English Leather unter "Wissenswertes" über den Duft in der Parfumo Datenbank geschrieben steht. Ende des 18,. Jahrhunderts gab es nichts, um einen Lederduft oder etwas, das dem gleichkommt, in eine Parfum zu bringen. Daher darf man die von Creed hierzu verbreitete Geschichte auch getrost als erfunden abtun.

Den Geruch von Leder konnte man nicht nur scheinbar, sondern tatsächlich sehr viel später erst herstellen.

Birkenteer riecht nicht nach Leder. Die Reiterstiefel- und Armeestiefel Russischer Soldaten wurden seinerzeit mit Birkenteer impregniert und gepflegt. Vermutlich in anderen Ländern und Armeen auch - wer weiß. Der Geruch solcher Art behandelter Lederstiefel diente als Vorbild für "Russischleder"-Düfte.
vor 5 Jahren
Gerry:
Kenshin:
Leder stinkt, besonders so, wie es klassisch hergestellt wurde und wenn es frisch ist. Und daher wurde es oft stark parfümiert. Der "Ledergeruch" den wir mit Leder verbinden ist tatsächlich ein Parfüm zusammen mit dem Eigengeruch des Leders oder idealerweise den Eigengeruch überdeckend.

Also stellten Lederwarenhersteller oft auch das Parfüm her, mit dem sie ihre Leder bedufteten. Es gab auch lokale Unterschiede: Russisches Leder (cuir de russie), Englisches Leder (english leather), usw.

Angeblich mochte ein royaler Kunde von Creeds Lederwaren den Duft so gerne, dass er darum gebeten hat den Duft als Parfüm so zu bekommen: angeblich "Royal English Leather". So weit hergeholt ist diese Geschichte vom Lederwarenhersteller zum Parfümeur daher eigentlich gar nicht. Ob sie stimmt kann ich nicht beurteilen, aber unter diesem Gesichtspunkt erscheint es zumindest nicht so non sequitur, wie es oft dargestellt wird. Denn - wie gesagt - ist es eben nicht vor der Parfumeursdynastie etwas komplett anderes gewesen, sondern es war durchaus das Handwerk der Duftherstellung involviert bevor man sich komplett darauf konzentrierte.

Den Geruch des eigentlichen Leders konnte man scheinbar erst später herstellen. Ich glaube aus Birkenteer und noch später dann verschiedene Interpretationen dank moderner Aromachemie.

Das passt doch von vorne bis hinten nicht zusammen.
Lies doch bitte einfach mal, was zum Royal English Leather unter "Wissenswertes" über den Duft in der Parfumo Datenbank geschrieben steht. Ende des 18,. Jahrhunderts gab es nichts, um einen Lederduft oder etwas, das dem gleichkommt, in eine Parfum zu bringen. Daher darf man die von Creed hierzu verbreitete Geschichte auch getrost als erfunden abtun.

Den Geruch von Leder konnte man nicht nur scheinbar, sondern tatsächlich sehr viel später erst herstellen.

Birkenteer riecht nicht nach Leder. Die Reiterstiefel- und Armeestiefel Russischer Soldaten wurden seinerzeit mit Birkenteer impregniert und gepflegt. Vermutlich in anderen Ländern und Armeen auch - wer weiß. Der Geruch solcher Art behandelter Lederstiefel diente als Vorbild für "Russischleder"-Düfte.

Das ist doch exakt, was ich sage... Ich habe das Gefühl Du hast nicht verstanden, was ich geschrieben habe.

Den Geruch von Leder an sich konnte man noch nicht herstellen. Erst viel später.

Aber Leder war parfümiert um diesen strengen Eigengeruch zu überdecken. Das Parfüm, mit dem das Leder besprüht wurde, war etwas, das sich manche Menschen auch so zum Besprühen ihrer Tücher oder Kleidung gewünscht haben. Und das ist aller wahrscheinlich nach "Royal English Leather". Das ist auch mein Problem mit dem Text dazu. Den habe ich sehr wohl schon gelesen. Ja, den Geruch von Leder selbst hat man erst sehr viel später herstellen können. Aber der Geruch, den wir mit Lederwaren verbinden, ist nicht der Eigengeruch des Leders, sondern hauptsächlich das Parfüm, mit dem dieses behandelt wurde.

Ich dachte tatsächlich, dass Birkenteer nach Leder rieche, aber auch hier ist deiner Aussage nach eher der Fall, dass Leder nach Birkenteer riecht und wir diesen Geruch deshalb mit Leder verbinden.

Um es kurz zu machen: Frühe Lederdüfte rochen nicht nach dem Leder selbst, sondern nach dem, mit was Leder parfümiert wurde. Und Menschen verbanden mit Leder viel eher den Duft des Parfüms, als den des eigentlichen Rohleders. Also ja, es waren keine Parfums mit dem Duft von Leder selbst, sondern Parfums mit dem Duft FÜR Leder. Das macht doch absolut Sinn...
vor 5 Jahren
Nicht der Birkenteer an sich riecht nach Leder.
Es ist die Art der "Lederpflege" von Lederstiefeln mit Birkenteer, also die Kombination von Leder- und Birkenteergeruch, die für Russisch Leder steht.

Im Übrigen gab es dann wohl ein Missverständnis. Wink
vor 5 Jahren
Kenshin:
Leder stinkt, besonders so, wie es klassisch hergestellt wurde und wenn es frisch ist.

Gut gegerbtes Leder stinkt nicht. Es riecht halt nach Leder. In meiner Jugend hatte ich häufig die Gelegenheit in einen Lagerraum für Lederhäute zu kommen - ein überwältigender Geruch! Definitiv kein Gestank, aber sicher nicht jedermanns Sache.

Kenshin:
Aber der Geruch, den wir mit Lederwaren verbinden, ist nicht der Eigengeruch des Leders, sondern hauptsächlich das Parfüm, mit dem dieses behandelt wurde.

Ich bilde mir ein zu wissen wie Leder riecht, schon allein vom Geruch her kann ich Kunstleder zweifelsfrei von echtem Leder unterscheiden.
vor 5 Jahren
KJV:
Kenshin:
Leder stinkt, besonders so, wie es klassisch hergestellt wurde und wenn es frisch ist.

Gut gegerbtes Leder stinkt nicht. Es riecht halt nach Leder. In meiner Jugend hatte ich häufig die Gelegenheit in einen Lagerraum für Lederhäute zu kommen - ein überwältigender Geruch! Definitiv kein Gestank, aber sicher nicht jedermanns Sache.

Kenshin:
Aber der Geruch, den wir mit Lederwaren verbinden, ist nicht der Eigengeruch des Leders, sondern hauptsächlich das Parfüm, mit dem dieses behandelt wurde.

Ich bilde mir ein zu wissen wie Leder riecht, schon allein vom Geruch her kann ich Kunstleder zweifelsfrei von echtem Leder unterscheiden.

Leder wird heute glaube ich nicht mehr so gegerbt, wie früher.

Im Mittelalter war Leder ein bevorzugtes Material. In Europa entstanden Lederwerkstätten bei Klöstern und in Städten. Die Gerbereien erreichten oft eindrucksvolle Größen. Allerdings mussten sich ihre Betreiber in den Städten in eigene Viertel zurückziehen: Die Herstellung von Leder war ein schmutziges und buchstäblich anrüchiges Gewerbe, daher war die Gerberei eine gesellschaftlich nicht sehr anerkannte und gefährliche Arbeit. Der Umgang mit der faulenden Haut und den (giftigen) Chemikalien setzte extremen Gestank frei, außerdem konnte man sich leicht mit Milzbrand und anderen Krankheiten infizieren. Ein Arbeiter, der Milzbrand überlebt hatte, war sehr wertvoll und genoss eine bessere Behandlung durch seinen Arbeitgeber. Die Gerber (auch Lohgerber, Löher, Loher) gehörten zu den unreinen Handwerken. In manchen Städten erinnert eine Löhergasse oder eine Lohgerberstraße an ihr Handwerk.


Ja, PU-Leder riecht anders. Es ist ja auch nicht gegerbt, sondern nur ein synthetisches Ersatzprodukt, das in Aussehen und Textur Leder nachempfunden ist. Es ist wohl aber dennoch so, dass besonders früher, als das Leder noch durch den Gerbprozess stark roch, sehr stark parfümiert war. Und mit diesem Parfüm verband man eben Leder. So habe ich das zumindest verstanden. Vielleicht ist das heute anders und das Leder muss nicht mehr so stark parfümiert werden? Ich glaube nicht, dass wir Leder noch mit Urin gerben.
vor 5 Jahren
Es gibt ein Unternehmensregister: beta.companieshouse.gov.uk/company/02593245 hier könnt Ihr alles nachschauen.
vor 5 Jahren
Kenshin:
Leder wird heute glaube ich nicht mehr so gegerbt, wie früher.

Jein. Im Prinzip wird Leder heute noch ganz genauso gegerbt wie früher - nur dass die "Chemie" dafür heute synthetisch hergestellt wird. Wir haben eine Lederfabrik vor Ort, und da stinkt's wie eh und je.
Das fertige Leder stinkt trotzdem nicht, es wird auch nicht parfümiert, es riecht einfach nur nach Leder.

Kenshin:
Es ist wohl aber dennoch so, dass besonders früher, als das Leder noch durch den Gerbprozess stark roch, sehr stark parfümiert war. Und mit diesem Parfüm verband man eben Leder. So habe ich das zumindest verstanden. Vielleicht ist das heute anders und das Leder muss nicht mehr so stark parfümiert werden? Ich glaube nicht, dass wir Leder noch mit Urin gerben.

Ich glaube da liegst Du falsch. Leder wurde nie und wird auch heute nicht standardmässig parfümiert.
Früher haben die Reichen und Adligen ihre Bekleidung (die natürlich auch teilweise aus Leder bestand) parfümieren lassen mit einem Parfum ihrer Wahl (!!!) - da gab es nicht ein Standard-Parfum das man für Leder verwendete, man nahm dafür entweder sein persönliches Parfum (das war damals garnicht so selten dass die Leute sich ein eigenes Parfum zusammenstellen liessen mit dem sie dann alles - also nicht nur Leder - parfümierten) oder suchte sich eines aus.

Leder muss nicht parfümiert werden - ich glaube da liegt Dein Denkfehler.

Abgesehen davon hält Leder zwar Düfte relativ lange, aber eben auch nicht ewig - von daher wäre eine standardmässige Parfümierung relativ sinnlos.
vor 5 Jahren
Gutes Leder riecht himmlisch. Es gibt auch immense Unterschiede, ob man an einem 5€ Lederportemonai aus China oder an einem Ledersitz in einem Bentley riecht. Aber gutes, echtes Leder riecht traumhaft - völlig unparfümiert.

Auch viele, gerade ältere Düfte von Hermès sollen ja eine Homage an deren Lederwaren darstellen. Lederakkorde gibt es aber mittlerweile viele. Es muss nicht nur dieses rauchige Birkenteerleder sein, was mit dem Geruch von Leder, wie wir es heutzutage kennen, m.E. eigentlich nix zu tun hat.
vor 5 Jahren
Euch ist aber absolut klar, dass sich in der Lederherstellung zwischen 1780 und heute wirklich viel getan hat?

Früher wurde von Hand das faulende Fleisch von den Häuten gereinigt. Heute werden die Häute gekühlt gelagert, bevor sie gereinigt werden und selbst wenn es von Hand passiert sind die Hygienischen Bedingungen besser. Es gab keine mechanisch angetriebenen und automatisch temperierten Trommeln, die den Prozess auf Stunden verkürzen. Das Zeug lag Wochen in den Bottichen. Es wurde im Nachgang mit Hundekot, Vogelmist oder - angeblich - sogar menschlichem Kot behandelt. Heute gibt es die relevanten Verbindungen auch so. Außerdem wurde es eher für Reitzeug benutzt, als für Autositze. Was auch nochmal eine andere Art der Nachbehandlung ist. Autoleder ist stark beschichtet.

Leder hat, aller Wahrscheinlichkeit nach, früher viel schlimmer gerochen. Und ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Waren, besonders wenn sie an die Wohlhabenden gingen, parfümiert wurden. Heute ist das vermutlich etwas anderes, denn die Technik ist hochindustrialisiert und massiv verfeinert. Ich denke hier ist ein Grund für das wegfallen der Notwendigkeit einer Parfümierung zu sehen.

Früher wurde vegetabil gegerbt. Heute wird hauptsächlich Chromleder hergestellt. Ein Verfahren, das bis Anfang des letzten Jahrhunderts noch kaum angewandt wurde, aber dann massiv an Bedeutung gewann und heute das meistverwendete Verfahren ist. Problematisch ist hier die massive Umweltbelastung. Besonders in Ländern wie Indien, in denen ganze Städte verseucht sind, weil die Abwässer einfach ungeklärt abgeleitet werden.
vor 5 Jahren
Die Beduftung von Lederhandschuhen (insbesondere zur Übertünchung der Gerbgerüche) mit aromatischen Ölen hat eine lange Tradition und reicht wohl mindestens bis ins 15. Jhdt zurück (es ist überliefert, dass Karl VIII. mit Veilchen parfümierte Handschuhe geliefert bekam). Vermutlich wäre die französische Parfumerie nicht das, was sie heute ist, wenn nicht über Jahrhunderte Leder parfumiert worden wäre.
Aber das ist nicht die Geschichte von "Royal English Leather": dieses Parfum soll nach Leder riechen (nicht selbiges parfümieren), und zwar nicht nur indirekt über Russisch-Leder-Gerbaromen (Birkenteer), sondern direkt nach Leder. Das wird mit Chinolinderivaten bewerkstelligt (zunächst Isobutylchinolin), welche seit ca. 1880 zur Verfügung stehen und vermutlich 1922 in "Nuit de Noël" als Teil des Mousse de Saxe-Akkordes erstmals parfumistisch Verwendung fanden.
Weiterhin enthält "Royal English Leather" Heliotropin - seit 1869 Teil der Farbpalette der Parfumerie - und para-Anisaldehyd (erstmals 1845 synthetisiert, seit 1877 kommerziell verfügbar, taucht in Parfums vermutlich 1905 erstmals in "L'Origan (Parfum)" auf).
Diese Bestandteile sind prägend für die Gesamtkonzeption des Duftes und habe auch keine natürlichen Entsprechungen - folglich kann "Royal English Leather" nicht älter als die synthetischen Inhaltsstoffe sein.
vor 5 Jahren
Ronin:
folglich kann "Royal English Leather" nicht älter als die synthetischen Inhaltsstoffe sein.

Ich hab mich mal schnell in den Fall eingelesen, weil mich interessiert warum hier so verbissen um des Kaisers Bart argumentiert wird.

Der Blogger auf den sich das Research-Team bezieht ist Octavian Coifan. Sein Blog lautet 1000 Fragrances. Im Zusammenhang schrieb er folgendes:


Royal English Leather (Creed)
I wish I had the chance to smell or find vintage Creed bottles, it didn't happen in the past 5 years, but today I resmelled a perfume with an entire history inside. Royal English Leather is a very good perfume from glorious Coty days (forget the official story!). It starts with a strong and almost medicinal styrax note, so particular to a certain type of leather perfumes, before IBQ reign and after the birch tar supremacy. Strong, smoky and with character it evokes the 20's and the time when Knize Ten was in favor. After several hours a great surprise! Royal English Leather is not one fragrance but 2, or to be more precise it is a fragrance built on another fragrance. I discovered all the details of Origan with no mistakes and I even found the animalic musky touch. The sweet heliotrope is just a little tuned down but orange flower-spicy clove eugenol-methyl ionones are there and in the right proportion (the sandalwood is not natural). In terms of "gender" it is very curious how a feminine archetype became a masculine after a brilliant modification. Whoever created this perfume, he must have been an admirer of Coty to be that precise in details. Under the military leather coat a woman is dressed just with several drops of Origan. It rains, she's smoking and probably is Marlene Dietrich. A very good fragrance from the past!


Aus dem Text geht nicht hervor welche Formel der Blogger unter der Nase hatte, selbst wenn es sich um Royal English Leather handelte. Könnte vor 100 Jahren bereits modernisiert worden sein. Man weiß auch nicht wann der Duft eingestellt wurde. Dass sich Proportionen verändern, passiert schon mal auch über die Zeit.

Vor allem wenn nicht bekannt ist von wie vielen Jahrzehnten die Rede ist. Und es ist nicht kategorisch ausgeschlossen, dass der Blogger womöglich den Coty Duft leicht entstellt unter der Nase hatte. Kam sein Sample aus einem Original-Flakon? Sehr viele Unbekannte, auf deren Basis sehr enthusiastisch spekuliert wird.

Mir geht es nicht darum, Creed zur Seite zu springen, ich finde mit ihrem Marketing übertreibt es Creed gewaltig. Nur mit den ständigen Diskussionen über das Marketing, verliert sich das Auge oder besser die Nase für das Wesentliche: Die Leidenschaft für Parfum und ich denke, doch einige sind genau deswegen hier.

Nicht wegen einer Marketing-Expertise zu deren belastbarem Urteil der Blick in die Vergangenheit fehlt. Kaum fällt heute ein Satz zu Creed hier im Forum, wird der Zynismus ausgepackt und es geht nicht mehr um Düfte sondern all das Negative, was man aufgestaut hat. Das Marketing von Creed kann ich nicht ändern, aber was macht das Wissen um eine mutmaßliche Marketing-Lüge mit uns selbst?

Heute werden kleine Privatbrauereien geschluckt um sich Tradition zu erkaufen. Hand aufs Herz, wer sich heute auf einen solchen Stammbaum berufen kann, würde selbst die Gelegenheit beim Schopf packen und diese Tradition bestmöglich zu vermarkten versuchen. Die moralische Überlegenheit ist eingebildet, die sich in der Regel nicht stellende Eventualität täuscht gerne darüber hinweg.
vor 5 Jahren
Ronin:
es ist überliefert, dass Karl VIII. mit Veilchen parfümierte Handschuhe geliefert bekam

Ah - da ist sie also, die Urmutter der klassischen Kombi Leder + Veilchen Smile

RobGordon:
Nicht wegen einer Marketing-Expertise zu deren belastbarem Urteil der Blick in die Vergangenheit fehlt. Kaum fällt heute ein Satz zu Creed hier im Forum, wird der Zynismus ausgepackt und es geht nicht mehr um Düfte sondern all das Negative, was man aufgestaut hat. Das Marketing von Creed kann ich nicht ändern, aber was macht das Wissen um eine mutmaßliche Marketing-Lüge mit uns selbst?

Interessante Frage Smile
Die Firma Creed würde mir nichts sagen, wäre ich nicht auf Parfumo gestoßen - hier las ich das erste Mal davon.
Und seither ist gefühlt kein einziger Tag vergangen an dem nicht irgendein Creed-Fan-Thread (bzw. Aventus-Fan-Thread) aufgemacht wurde. Da ich von Natur aus neugierig bin und beruflich darauf geeicht historische Quellen zu studieren wurde mir sehr schnell klar, dass die Geschichte die sich Creed auf die Fahnen schreibt nicht historisch belegbar ist (was nicht heisst dass sie komplett erfunden wäre).
Etwas Negatives hat sich da bei mir nicht aufgestaut. Ich habe Aventus getestet um zu wissen wovon da geredet wird, und kann mich beim besten Willen nicht dafür begeistern, ich mag einfach keine Ananas in Düften. Wer's mag darf's von mir aus gerne tragen, aber mein Panty dropt da definitiv nicht. Den Hype würde ich trotzdem ganz gerne verstehen - aber es gelingt mir nicht, zuviel blinde Begeisterung, zuviel Diskussion um irgendwelche Batches, zuviel Fan-Hysterie. Auch andere Creed-Düfte konnten mich bisher nicht begeistern (wobei ich gerne zugebe dass mich die ganze Firma gerade aufgrund dieses Hypes herzlich wenig interessiert).

RobGordon:
Hand aufs Herz, wer sich heute auf einen solchen Stammbaum berufen kann, würde selbst die Gelegenheit beim Schopf packen und diese Tradition bestmöglich zu vermarkten versuchen. Die moralische Überlegenheit ist eingebildet, die sich in der Regel nicht stellende Eventualität täuscht gerne darüber hinweg.

Creed ist nicht die einzige Firma die sich auf Tradition beruft, ohne diese (durchgängig) belegen zu können, ganz klar. Aber ob das wirklich immer ein so großer Vorteil wäre (so es denn stimmen würde)?
Es gibt so viele moderne Dufthersteller die ganz ohne Tradition enorm erfolgreich sind - sind wir nicht längst weit darüber hinaus dass eine solche Tradition irgendetwas über Qualität aussagen würde?
Irgendeine moralische Überlegenheit sehe ich da nicht, für mich ist das alles ziemlich neutral.
Unmoralisch finde ich da höchstens dass eine unbelegbare Geschichte offensichtlich einen relativ hohen Preis legitimieren soll. Aber auch das ist weit verbreitet, von daher tangiert mich das höchstens rückwärtig (sprich: geht mir am Poppes vorbei), vor allem weil ich da keinerlei Begehrlichkeiten habe. Und hätte ich sie, dann würde mich der Preis auch nicht schrecken, da gibt's andere Düfte die ich aufgrund des irrwitzigen Preises nicht mal testen mag, im Vergleich dazu ist Creed ja noch bezahlbar, zudem vergleichsweise leicht zu testen und zu kaufen, steht ja wenn auch nicht in meinem Kleinstädtchen so doch in jedem zweiten Städtchen irgendwo in einem Parfümerie- oder sogar Drogerie-Regal. Und letztendlich riecht man Aventus ja überall, im morgendlichen olfaktorischen ÖPNV-Overkill schwingt immer auch Aventus mit - und spätestens dann ist es ganz objektiv halt auch vorbei mit der angeblichen Exklusivität. Auf die lege ich jetzt zwar nicht sonderlich viel Wert, aber gerade bezüglich Aventus ist das halt doch sehr, sehr widersprüchlich. Creed ist einfach nicht exklusiv, vielleicht muss man das auch einfach mal sagen (denen, für die das eine Rolle spielt).

Was ich daran so faszinierend finde ist, dass es gerade eine eher jüngere Altersgruppe zu sein scheint, die da aufs Marketing reinfällt - Aventus habe ich noch nie an einem der etwas älteren Herren gerochen denen man schon aufgrund der entsprechenden Kleidung und sonstigen Accessoires ansieht, dass sie wohl eher in gehobener Position tätig sind (und bei denen ich eher die Wertschätzung von Tradition vermuten würde).

Und in Zeiten in denen ein Jeremy sich hinstellt und den Preis für seinen Duft (ganz ohne irgendwelche Tradition) mal eben aufs Dreifache erhöht und dabei ganz nüchtern erklärt dass er nur über den erhöhten Preis Exklusivität erzielen möchte (hat sich das bisher jemals jemand getraut, das so direkt zu sagen?) wundert mich ohnehin nichts mehr...
vor 5 Jahren
KJV:
sind wir nicht längst weit darüber hinaus dass eine solche Tradition irgendetwas über Qualität aussagen würde?

Wohl eher nicht. Solange über die Original Mozartkugel oder die Original Sachertorte gestritten wird, Werbetexte oder Parfum Pyramiden selbst Qualität suggerieren, wird es wohl ein Klientel geben, das darauf hereinfällt.
Unabhängig des Alters. Gefühlte Tradition ist lediglich ein Parameter von vielen. Flakons, Marken-Prestige und letztes Endes auch der Preis sollen Qualität transportieren.

Hier ist es auch die erzählte Nähe zu Königshäusern. Darüber kann ich mich aufregen oder erkennen, dass ich das nicht beeinflussen kann und mich gelassen auf meine Leidenschaft (schnuppern von Parfum) konzentrieren.

Wer sich regelmäßig für ersteres entscheidet, wird zum Zyniker. Man lässt eine Persönlichkeitsveränderung basierend auf der Vorliebe für negatives zu, das man sowieso nicht ändern kann. Selbst sieht man sein Wirken als Dienst an der Gesellschaft, mit der Vorstellung etwas undurchsichtiges aufgedeckt zu haben. Eine Duftweltverschwörung, quasi. Wink

Viele Riten, auf die man im Web stößt, werden einfach nicht hinterfragt. Im Grunde ist es völlig egal, ob eine Formel von Parfum 200 oder 20 Jahre alt ist. Wer das nicht glaubt, einfach mal jemanden fragen, der Parfum nicht zum Lebensmittelpunkt gemacht hat. Davon gibt es Legionen an Menschen.

Es ist auch völlig egal welches Preisschild ein Jeremy auf seine Düfte klebt. So etwas kann und darf keinen Einfluss auf meine Stimmungslage haben. Aber genau das lassen sehr viele Nutzer des Internets tagtäglich zu, ohne es zu merken. Darüber muss ich noch urteilen und darüber, aber das ist auch wirklich zum ärgern...

Nein, ist es nicht! Smile
vor 5 Jahren
RobGordon:
Wer sich regelmäßig für ersteres entscheidet, wird zum Zyniker.

Wo siehst Du hier denn Zynismus? Es wurde eine Frage zum Hause Creed und seiner Eigentümerschaft gestellt, diese wurde ganz normal und, wie ich finde, sehr ausgewogen diskutiert.
vor 5 Jahren
@Rob: ich bin auch überrascht, welche argumentativen Keulen rausgeholt werden müssen, um selbst Dinge zu begründen, von denen zu erwarten wäre, dass sie Allgemeinwissen wären. Erinnert ein wenig an Chemtrails-Diskussionen ... Wink Und, das hast Du völlig richtig analysiert, was dann hinten herunter fällt, ist das Parfum selbst. Deswegen danke für das Zitieren des Blogartikels von Octavian Coifan. Ich kenne den Text nun schon ein paar Jahre und muss sagen: Hut ab. Wenn ich unseren "L'Origan (Parfum)"-Flakon mit "Royal English Leather" vergleiche, gelingt mir das Aufspüren des Coty-Klassikers nicht so einfach. Sondern nur indirekt: ich erkenne Anisaldehyd und Heliotropin im Creed und wenn ich versuchte, "L'Origan (Parfum)" auf einen Akkord zu reduzieren, wäre es das. Nun ja, der Cotyflakon ist auch deutlich älter als ich und die charakteristischen Coty-Kontraste sind schon noch da, aber über die Jahrzehnte Lagerung natürlich abgerundet... Interessant finde ich, dass Octavian Coifan kein Isobutylchinolin (IBQ) zu erkennen scheint (zumindest deute ich seine Zeilen so). Vielleicht sollte ich mal wieder pur an dem Stinkzeug riechen - ich meinte, es durchaus im Creed zu erkennen.
Was ich aber am Blogartikel schön finde: er bekommt die Kurve, bleibt nicht beim Hinweis auf die Diskrepanz bzgl. des Alters, sondern findet auch lobende Worte zum feinen Duft. Wie übrigens auch die bisherigen "Royal English Leather"-Kommentatoren auf Parfumo, die Werbung Werbung sein lassen und etwas zum Duft schreiben.
vor 5 Jahren
Ronin:

Was ich aber am Blogartikel schön finde: er bekommt die Kurve, bleibt nicht beim Hinweis auf die Diskrepanz bzgl. des Alters, sondern findet auch lobende Worte zum feinen Duft.

Mit ein Grund warum ich den ganzen Text eingebunden habe. Wollte es nicht fett markieren, freu mich aber, dass es dir auch aufgefallen ist.

Mich hätte aus reiner Neugierde noch interessiert wie du und wann du an die Probe/ Abfüllung/Flakon beider Düfte gekommen bist, stelle ich mir nicht so einfach vor und wie du sie vor dem Verderben schützt.
vor 5 Jahren
Der Thread erinnert mich an die Diskurschlachten auf basenotes um Creed-Geschichte. Sehr verbissen war das oft, weil das emotionale Investment in solche Stories bei Marken wie Creed nunmal oft größer ist als das in den eigentlichen Duft. Als historiker war mir schnell klar, dass die PR-Geschichte(n) von Creed, die bis in die 2000er besonders auf dem US-Markt kolportiert wurden (gerne von den Creed SAs in Luxuskaufhäusern) frei erfunden waren. Man hat die reale und dokumentierte Geschichte der Schneiderdynastie auf die Parfümmarke hin redigiert. Das ist im business ja nichts Neues. Die Ursprungsgeschichte von 4711 ist auch komplett erfunden und witzigerweise von Carthusia nochmal recycelt worden. Selbst ungarisches Wasser, das älteste europäische Parfüm, wurde von Legenden umrankt und rückdatiert. Diese Illusionen waren und sind wesentlich für ein Businessmodell, in dem Parfüm oft nur die Trägerflüssigkeit für die Status-Projektionen und Aufstiegs-Fantasien von Konsumenten bilden, welche die wahre Essenz des Produkts ausmachen.
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