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Was sind eigentlich Duftverstärker?

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vor 4 Jahren
CelinaM:
Danke Adan für diese umfangreichen Ausführungen. Das ist für mich alles neu und hoch interessant. So genau weiß man nie, was in so einem Parfüm drin ist. Wenn man sich mal die Mühe macht, die Inhaltsstoffe, die auf der Verpackung stehen zu untersuchen, dann merkt man schon, dass da Duftstoffe drin sind, die in der Duftpyramide gar nicht vorkommen und alle Inhaltsstoffe werden die Hersteller sicher auch nicht angeben. Für meine Nase ist es nur schwer zu unterscheiden, ob synthetische Duftstoffe oder pflanzliche Duftöle drin sind. Wahrscheinlich macht eine Mischung aus Beiden den perfekten Duft. Alien besitze ich (ich liebe Jasmin). Gucci Bloom habe ich gestern getestet und es gefällt mir sehr gut. Vor allem rieche ich da Tuberose raus, könnte aber nicht sagen, ob diese echt ist und was da noch so drin ist außer den 3 Sachen, die in der Duftpyramide angegeben sind. Natürlich muss mir ein Duft an 1. Stelle gefallen. Außerdem sind mir auch eine lange Haltbarkeit und Sillage sehr wichtig.

Du implizierst damit nichts, aber so beim Lesen würde ich gerne noch kurz das Thema um "Synthetik" anreißen. Ich habe im Chemieunterricht damals gelernt, dass man viele Sachen eigentlich "halbsynthetisch" nennen sollte.
Man kann es auf diese 3 Axiome runterbrechen:

- Ein natürlicher Stoff stammt auch einfach aus einer natürlichen Quelle (z.B. Rosenöl aus Rosen, Extrakte aus Blüten, Hölzern usw.)

- Ein Stoff, der in der Natur vorkommt aber im Labor chemisch nachgebaut/nachgekocht wurde, ist "halbsynthetisch". Er ist chemisch-physikalisch identisch und verhält sich genau so (z.B. ist Vitamin C immernoch Vitamin C, egal ob aus der Zitrone oder dem Bioreaktor).

- Ein Stoff, der in der Natur NICHT vorkommt und komplett von Menschenhand erschaffen wurde ist "(voll-)synthetisch" (man werfe hier einige Beispiele in dem Raum wie Javanol, Iso-E Super, (Nitro-)Moschusverbindungen, Cashmeran oder oder oder)

Das wollte ich jetzt einfach mal so hinstellen, weil es im Parfum-Sprachgebrauch da keine Konvention gibt, die es allerdings vielleicht geben sollte und in einem solchen Kontext nützlich wäre.

Was ich allerdings nie verstehen werde ist, warum Leute überhaupt zwischen "natürlich" und "synthetisch" abwiegen, welche Erwartungshaltung da mitkommt und wieso in manchen Köpfen diese "natürlich = gut", "synthetisch = schlecht/böse" Schwarz-Weiß-Denke vorherrscht.
Ich bin mir sicher es gibt vollsynthetische Stoffe die für dich wie etwas völlig Natürliches riechen werden, und andere natürliche Stoffe sind in ihrer aufgereinigten/konzentrierten Form so ungewohnt laut dass man sie für synthetisch halten mag (z.B. alpha-Sinensal aus Orangenschalen, das riecht stark nach "Tetrapak-Orange" oder Fanta).

P.S.: du hast nichts in die Richtung "natürlich = gut", "synthetisch = schlecht/böse" geschrieben, insofern übe ich gerade keine Kritik an dir/deiner Aussage. Nur für den Fall, dass es wie'n Tilter rüberkommt. Very Happy
vor 4 Jahren
Super spannender Thread. Sehr interessante Ausführungen. Ich bin Euch sehr dankbar, dass Ihr Euch die Mühe gemacht habt, dies so ausführlich und fachkundig darzustellen.
vor 4 Jahren
Überaus interessant Adan. Das wußte ich bisher noch nicht, dass man einen Stoff im Labor naturidentisch nachbauen kann. Bislang dachte ich immer, dass der synthetische Duftstoff nur so riechen würde wie der natürliche. Ich wusste nicht, dass die chemischen Struktur mit dem Naturstoff identisch ist. Von mir aus kann ein Parfüm voll synthetisch sein. Mir ist nur wichtig, dass es gut riecht und lange hält.
vor 4 Jahren
DEN "Duftverstärker" gibt so nicht, gemeint sind damit vermutlich synthetische Moschuskomponenten jeglicher Art, die den überwiegenden Anteil in der Formulierung gängiger Düfte ausmachen, um deren Haltbarkeit zu verstärken und den Dufteindruck abzurunden.
Parfums ohne diese Substanzen (zB Galaxolide, Exaltolide, Tonalide, Iso-E-Super usw) werden von vielen Konsumenten als nicht "parfümig" empfunden. Es herrscht auch eine sehr große Konditionierung auf diese Stoffe durch massiven Einsatz in Wasch- und Reinigungsmitteln etc.
Diethylphtalat wird / wurde aber hauptsächlich als Vergällungsmittel eingesetzt, um die Branntweinsteuer zu sparen und somit den Gewinn zu erhöhen. Aufgrund der schon erwähnten Diskussion um hormonelle Disruptoren ist diese Praxis zwar auf dem Rückzug, aber vergällt wird im kommerziellen Bereich grundsätzlich mit allen möglichen Chemikalien, selbst bei höchstpreisigen Düften, zu erkennen an "Alcohol denat" in der Inhaltsstoffangabe.

Naturidentische Rohstoffe können sich geruchlich sehr wohl vom gleichen Molekül natürlichen Ursprungs (diese nennt man Isolate) unterscheiden. Synthetisch erzeugtes Ambrettolide (sehr billig) ist viel eindimensionaler als das aus Ambrettesamen isolierte Material (extrem teuer), das ist nur ein Beispiel.
Der Grund hierfür sind kleine Spuren anderer Komponenten, die aus dem Ausgangsstoff nicht zu 100% herausgefiltert werden und somit oft ein geruchlich komplexeres Gesamtbild erzugen.
Hierbei kommt es aber auch darauf an, um welchen Riechstoff es sich genau handelt und über welchen Weg er synthetisiert oder isoliert wurde.
Naturidentisches Rosenöl ist zB eine grobe Rekonstruktion der mengenmäßig dominierenden Komponenten des Öls, aber Hunderte von Spuren anderer Bestandteile des echten Rosenöls fehlen, daher riecht es viel eindimensionaler.
vor 4 Jahren
Hier habe ich sehr gern und sehr interessiert mitgelesen! Über manches habe ich mir auch Gedanken gemacht und sehe ein ganzes Stück klarer. Vielen Dank für die aufschlußreichen Ausführungen!
Und @Centifolia: Danke dir für die wertvollen Ergänzungen, das weiß ich sehr zu schätzen!
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