vor 4 Jahren
Wenn es dir um den Geruch alter Bücher geht, solltest du dich vielleicht eher an gewissen Duftnoten orientieren, als an Parfumnamen.
In der 'Zeit' erschien vor vielleicht zwei Jahren ein Artikel über eine britische Forschergruppe, die anhand von Gerüchen den Zerfallsprozess alten Papieres bestimmen können. Die Wissenschaftler haben Duftproben antiquarischer Bücher einer Londoner Bibliothek durch einen Gaschromatographen geschickt und dabei 5 Stoffe isoliert, die bei der Zersetzung von Zellulose am stärksten in die Nase stechen: Essigsäure, Vanillin, Benzaldehyd, Hexanal und Furfural.
Essigsäure entsteht beim Zerfall nahezu aller organischen Materialien – in diesem Fall dem des Lignins im Papier. Lignin ist zum Beispiel für die Stabilität von Holz verantwortlich. Licht lässt es oxidieren und verfärbt die Seiten gelb, was den Zersetzungsprozess beschleunigt. Bei einem intensiv nach Essig riechendem Buch ist er bereits in vollem Gange. (Ich vermute mal, an dieser Note ist dir weniger gelegen).
Ein weiterer Stoff, der durch den Abbau von Lignin freigesetzt wird, ist Vanillin. Häufig riechen alte Bücher deshalb süßlich. (Das Vanille-Aroma von in Speiseeis und Backwaren wird oft aus Lignin hergestellt.) Mit der Zeit verwandelt sich dieses Vanillin dann in Benzaldehyd, das wiederum nach Bittermandel duftet.
Schließlich entstehen bei Abbau von Cellulose noch Hexanal mit dem Geruch geschnittenen Grases, sowie nach Karamell duftendes Furfural.