Die Definitionen sind ja teilweise unterschiedlich. Für mich ist es eher eine Frage des Geschäftsmodells. Für mich selbst teile ich es folgendermaßen ein:
Für mich bedeutet Designer/Mainstream gefällige Düfte, die für Massenkompatibilität gemacht werden. Wenn eine Marke das hauptsächlich anbietet, dann gehört sie dazu, auch wenn mal ein Experiment dabei ist, das aufregender und anders ist. Marketing und Präsenz in vielen Geschäften spielt eine große Rolle beim Geschäftsmodell.
Niche spricht weniger den Massengeschmack an, sondern versucht etwas besonderes zu machen, das eventuell weniger Menschen gefällt, aber dafür einigen um so besser. Dafür werden aber höhere Preise abgerufen und die Anzahl der Verkaufsstellen ist geringer. Das bedeutet nicht zwangsweise höhere Qualität oder rare Inhaltsstoffe. Hier gibt es natürlich auch ab und zu hits, die es in den Mainstream schaffen. Ich würde auch die Exklusivlinien von Designer-/Mainstreammarken mit einschließen, da diese oft experimenteller unterwegs sind. Es wird mehr Wert auf Präsentation und Individualität gelegt. Da der Markt hier allerdings stark gewachsen ist, wird auch oft mehr auf den Mainstream geschielt und viele dieser Häuser haben auch gefälligere Düfte, jedoch oft mit interesannten Aspekten, herausgebracht.
Dann gibt es auch noch Indie. Diese Häuser oder Parfümeure haben keinen Distributor und gehören keinem großen Konzern. Hier gibt es noch weniger Verkaufsstellen, manchmal nur einen Onlineshop oder eine Kollaboration mit einigen Shops. Hier wird es dann oft sehr experimentell, speziell und auch aufregend. Da aber auch Kosten für Zwischenhändler gespart werden bekommt man manchmal ziemlich was geboten für sein Geld. Es steht aber sehr oft der künstlerische Aspekt im Vordergrund oder die Vorstellungen des Parfumeurs. Hier finden sich dann auch noch Amateurparfumeure, die jedoch sehr teure und rare Rohstoffe verwenden und eine wirklich sehr kleine Kundengruppe ansprechen.
Es ist allerdings gar nicht so einfach die Grenzen eindeutig zu ziehen. Häuser wie Creed machen Düfte, die sehr gefällig sind, aber fast alle haben irgend etwas, das sie vom Mainstream abgesetzt hat. In einigen Fällen hat der große Erfolg dazu geführt, dass andere Häuser ähnliche Düfte lanciert haben. Lush ist in jeder größeren Stadt zu finden, aber deren Düfte sind zum großen Teil schräg und nicht Mainstream. Wie bereits weiter oben angesprochen teile ich die Exklusivlinien der Designer dem Bereich Niche zu. Auch wenn einige Häuser in letzter Zeit sehr stark in Richtung breiterem Publikum streben, liegt dies aus meiner Sicht hauptsächlich daran, das sich das Interesse für hochpreisige und - im Idealfall - besondere Parfums stark erhöht hat und das Angebot nachzieht. Auf der einen Seite gehen Exklusivlinien wie die von Dior einen weniger ausgefallenen Weg mit ihren neuen Releases, als es viele der alten taten. Es kann sein, dass diese den asiatischen Markt bedienen sollen, denn hier werden wie ich gehört habe dezentere Düfte bevorzugt, als bei uns. Ganz zu schweigen von den Brecherdüften, die für den nahen Osten lanciert werden. Europa und Nordamerika sind längst nicht mehr die einzigen Märkte, für deren Geschmack die großen Häuser produzieren möchten. Tom Ford hingegen legt Düfte die ziemlich außergewöhnlich sind in ihrer Designerlinie zu einem geringeren Preis neu auf.
Grundsätzlich würde ich mir weniger Gedanken um die Einteilung machen. Als Faustregel für mich persönlich sind mir viele Mainstreamreleases zu zahm, rundgelutscht und austauschbar. Es sind aber oft Düfte, die man auch im Büro tragen kann, ohne dass der Bürogenosse belästigt wird. Düfte, die die meisten Leute als angenehm bezeichnen würden. Ich bin hauptsächlich in der Niche glücklich. Hier gibt es eine gewaltige Auswahl an Düften. Und auch wenn man dann viele Frösche küssen muss, die Prinzessinnen, die dabei sind, sind für mich wunderschön und besonders. Indie ist interessant, aber da man oft schwer dran kommt und hin und wieder die Vorstellung des Inhabers gar nicht mit meinem Geschmack übereinstimmt, ist es einfach kompliziert da rein zu kommen. Wenn man aber mal einen Gefunden hat, dessen Handschrift man mag, dann kann man sehr glücklich werden. Dementsprechend besteht meine Sammlung auch hauptsächlich aus dem, was ich als Niche definiere. Dazu kommen aber auch reichlich Mainstream und Indie. Snobismus halte ich für unangebracht. Es interessiert glaube ich keinen, was mein Parfüm gekostet hat und als Statussymbol dient es nur den Rappern, die das in ihren Songs verbalisieren können, und den Influencern, die das in ihren Fotos zeigen, denn sonst wüsste auf der Straße keiner, was ich trage.