Was meint Ihr mit "parfümig"?

Danke für deine Ausführung. Auch ich sprach nur von meiner Einstellung und habe deine selbstverständlich nicht in Frage gestellt oder abwerten wollen, es tut mir leid, wenn es so rüberkam.

Parfumo schätze ich unter anderem für die Möglichkeit, über Dufteindrücke schreiben und dabei sprachlich kreativ sein zu können. Ich hoffe, dass meine Rezensionen und Statements dennoch verständlich sind.

Ich stimme daher dem obigen Post von Terra voll und ganz zu. Diese Fragerunde zu "parfümig", von First angestoßen, finde ich deswegen sehr aufschlussreich und spannend

Parfümig ist für mich die Aussage, dass der Duft eben wirklich wie Parfüm riecht. 
So, dass das Kind nicht sagt 'Du riechst nach Vanille (oder nach Holz oder nach Blumen)', sondern 'Du riechst nach Parfüm'.
Und in meiner Vostellung geht das tatsächlich in Richtung N°5 L'Eau Eau de Toilette oder Opium (1977) Parfum 
Auf jeden Fall so, dass man es als Parfum erkennt.

Danke, du hast besser in Worte gekleidet was ich damit ungefähr meine, als ich es zu dem Zeitpunkt selbst konnte .

"Du riechst nach Parfüm" bedeutet dann ja eigentlich "Du riechst unnatürlich"........... sag ich jetzt einfach mal so. 

Jein. Es kann auch ein reiner Naturduft sein, der einfach durch die sehr harmonische Zusammenstellung seiner Inhaltsstoffe parfümig riecht. Ich würde es beinahe eher als "sinnlich" bezeichnen, gerade der Uneindeutigkeit wegen. Wie eine Schrankwand oder Praline zu riechen, gefällt mir hingegen nicht (mehr). 

Also, Beatrice und Terra, jetzt habe ich irgendwie den Eindruck, mir würden Aussagen in den Mund gelegt, die ich niemals so machen würde und die meines Erachtens auch nicht aus meinen Beiträgen herauszulesen sind. 

Ich habe niemals behauptet, "parfümig" sei eine "Duftnote". Im Gegenteil, ich habe diesen Thread eröffnet, um die Community zu fragen, was sie unter parfümig versteht, weil ich den Begriff nicht kannte und den Eindruck bekam, dass wirklich extrem gegensätzliche Vorstellungen davon existieren. Das hat sich hier ja auch bestätigt. 

Ich selbst habe nur gesagt, dass, wenn ich mich frage, was ich am ehesten unter "parfümig" verstehen würde, ein bestimmter, eher älterer Jasminriechstoff, oft mit O-Blüte, zentral zu meinem Eindruck von parfümig beiträgt. Diese Kombination war in meiner Kindheit und Jugend in fast allen gängigen Damenparfums zu finden und sozusagen die 0815-DNS von Parfum, das was ich am ehesten parfümig nennen würde und auch eher negativ konnotiert.  Mein Eindruck, total subjektiv, niemals als Anspruch auf Allgemeingültigkeit.

Ja, ich habe den Vorschlag gemacht, den Begriff "parfümig" eher nicht zu benutzen. Natürlich nicht, weil ich irgendwie irgendwem was vorschreiben will. Ich habe das vorgeschlagen, weil man offensichtlich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit missverstanden werden kann, mit höherer Wahrscheinlichkeit als bei vielen anderen Worten, die Düfte beschreiben. Und ich habe durchaus auch vorgeschlagen, was man stattdessen tun könnte: Nämlich das, was man meint, zu umschreiben, z.B. mit den Aussagen, die hier getätigt wurden wie "Gourmand, ohne Blumen und andere nicht essbare Noten". Natürlich findet sich kein passenderes Synonym für "parfümig",  wenn unter dem Begriff eine solch extreme Bandbreite von Dufteindrücken verstanden wird. Und wenn man eines fände, hätte man ja das gleiche Problem erneut.

Um es noch deutlicher zu sagen: Es besteht offensichtlich nicht annähernd eine allgemeine Übereinkunft darüber, was mit "parfümig" gemeint ist.

Ich habe im Übrigen auch nie behauptet, andere Begriffe der Duftbeschreibung seien eindeutig. Natürlich sind sie das nicht. Und ich empfinde pudrig und cremig auch als Gegensatz. Mir ist es neulich auch aufgefallen, dass jemand das offensichtlich ganz anders sah und habe mich gewundert. Aber das sind Ausnahmen. In der Regel kann ich erkennen, was die Gemeinschaft als Gesamtheit in etwa unter pudrig, cremig, madamig, etc. versteht. Auch wenn es Ausreißer gibt und Variationen. Bei parfümig fällt das völlig auseinander. 

Vielleicht führen solche Diskussionen wie diese jedoch irgendwann in der Zukunft einmal zu einer Übereinkunft über den Begriff, so dass klarer wird, was gemeint ist, wenn er benutzt wird. Das war mein eigentliches Anliegen hier: Mehr Klarheit, weniger Missverständnisse. Und sei es die Klarheit, zu wissen, dass es total gegensätzliche Vorstellungen darüber gibt, was unter parfümig zu verstehen ist.

Ausgangspunkt für meinen Thread hier war eine Frage in "Duftberatung", wo jemand einen Duft suchte, der nicht "parfümig" sein sollte. Glaubt Ihr, die Leute haben da nachgefragt, was damit gemeint war? Nein, sie haben Düfte genannt, die sie nicht als parfümig empfinden und das können offensichtlich geradezu alle sein, je nachdem, wen man fragt. Glücklicherweise hat die Parfuma noch ein paar andere Anhaltspunkte gegeben. 

Ich wollte hier eigentlich nur helfen, aber es ist frustrierend, dann selbst missverstanden zu werden.

Für mich sind parfümige Düfte auch vor allem Chypres und Aldehydlastige-Düfte. "N°5  (Eau de Toilette) | Chanel", Janine D. Eau de Toilette, Tosca Eau de Cologne, APOM Femme Eau de Parfum  und Sublime Eau de Parfum  sind für mich der Inbegriff von parfümig. 
Bei der Kombi aus pudrig und cremig bin ich auch gelegentlich mit mir selbst am hardern. Wenn ein Duft jedoch in der Kopfnote eher trocken Iris- oder süß Heliotropen-pudrig anmutet, im DD sich cremiger Moschus entfaltet, dann ist er pudrig-cremig. 
Seifig ist bei mir ein Assoziations-Ding: der typische Dove-Geruch (mag ich nicht)  von Les Compositions Parfumées - Infinite Shine  ist für mich seifig, aber auch Bulle de Rose  (mag ich sehr) riecht nach Seife. Beides grundverschiedene Düfte. 
Ich vermute, ich benutze auch ständig Worte, die es so im Duden nicht gibt. Und nach meinem Verständnis ist das kein Problem. Der ganze Duden ist ja heutzutage gefüllt mit Worten, die es vor 2000, 1000, 500, 100 Jahren noch nicht gab und die dann einfach jemand mal benutzt hat. Für mich ist Sprache etwas, das sich natürlich entwickelt. Kaum jemand (in meinem Bekanntenkreis) benutzt heute noch Worte wie Latrine, Wählscheibentelefon, Perlonstrumpfhose. War vor nicht allzu langer Zeit aber gängiger Sprachgebrauch bei Frauen meines Alters. Neue Erfindungen und Entwicklungen erfordern neue Beschreibungen. Wir füllen am Ende des Tages halt einfach den Duden, wie es unsere Vorfahren seit vielen Jahrhunderten auch tun, nachdem die ersten Höhlenmenschen entdeckt hatten, dass man sich auf Laute verständigen kann, die es erleichtern, sich mitzuteilen. Ist also aus meiner Sicht recht normal, dass wir uns in dieser Community auch auf entsprechende Begriffe einigen. Alles andere würde doch bedeuten, dass wir in der Entwicklung stagnieren. 
Also danke, First, dass Du die Diskussion initialisiert hast. Ich finde es auch spannend, zu lesen, was andere mit dem Begriff assozieren. Und ich fände es auch hilfreich, wenn jemand, der „parfümig“ schreibt, dazu schreibt, welchen Duft er damit assoziiert, damit man sich einfühlen bzw. reindenken kann. 

Ganz genau so verstehe ich den Begriff auch. Düfte, die nicht wie ein Parfum rüberkommen, sondern beispielsweise einfach nur nach zarter Haut, nach Stall, Dreck, Kuchen oder wie ein frisch gewaschenes Handtuch duften, sind für mein Verständnis nicht parfümig. 

Da es heute zig Duftrichtungen gibt, die in großen Teilen nicht wie ein klassisches Parfum riechen, finde ich diese Unterteilung auch gut und wichtig, damit diejenigen, die ein klassisches Parfum wie "Liu | Guerlain", Opium (1977) Parfum oder Youth-Dew Eau de Parfum suchen, auch finden.

Für mich ist parfümig die Kombinaton aus den drei Merkmalen (nach "Wichtigkeit" geordnet): 

1. Riecht nicht wie eine fest definierte Sache aus der "Nicht-Parfum-Welt". Man kann zwar sagen, ok riecht irgendwie vanillig, zimtig, nach Apfel. Aber es riecht eben nicht genau wie ein Apfel oder wie eine Blumenwiese.

2. Es riecht mehr oder weniger synthetisch

3. Es riecht mainstreamig. Weil für mich riecht z.B. Black Afgano Extrait de Parfum nicht wie eine fest definierte Sache. Also ich rieche dass es nach Rauch riecht, aber eben nicht einfach nur genau wie Rauch. Es weckt auch verschiedene Assoziationen in mir aber eben nicht eine eindeutige. Trotzdem würde wahrscheinlich keiner hier Black Afgano Extrait de Parfum als parfümig bezeichnen.

Das allermeiste was bei Douglas steht und in den letzten 30 Jahren produziert wurde riecht für mich parfümig. Parfums die nicht parfümig riechen sind für mich eher die Ausnahme (wer hätts gedacht?). Ich glaube parfümig ist ein gutes Wort, wenn man über Parfums spricht, die eben NICHT wie Parfum riechen sollen. Und man dann sagen kann: "nee, zu parfümig".

Ich möchte noch dazu sagen, dass ich auch nicht der Meinung bin, man sollte Wortschöpfungen nicht verwenden, nur weil sie noch nicht fest definiert sind. Denn vieles, vor allem Parfum, wird sowieso subjektiv beschrieben. Und da gibt es noch die Sache mit dem Sender Empfänger Prinzip, wie Terra schon erwähnt hat, du kannst also nie sicher gehen ob der Leser auch das gleiche denkt, wenn er "seifig" oder "schwülstig" liest. Somit schränkt man sich doch unnötig ein bei der Beschreibung von Kunst, und es hemmt den Schreibfluss wenn man sich bei jedem Wort überlegen muss, ob das passt oder nicht.

Missverständnisse gehören bei so gut wie jeder Diskussion dazu, es ist genau dasselbe Sender-Empfänger-Problem, wie oben erwähnt  Es ist ein schönes Anliegen von dir, liebe First, und ein sehr spannender und interessanter Thread, der hier dank dir entstanden ist

Eine sehr interessante Frage. Ich verwende "parfümig" sehr gern als Beschreibung für Düfte, die eher leicht sind, die im Gesamteindruck weder signifikant orientalisch, holzig, ledrig, etc. sind. Die einen zarten klassischen Eindruck hinterlassen, allerdings KLEINE Chypre sind (die sind "chyprig" ☺️) 

Beispiele für "parfümige" Düfte sind bei mir: 

One Love 

Rumeur (2007) Eau de Parfum 

féminin Pluriel Eau de Parfum 

Wenn ich parfümig höre, denke ICH z. B. an opulente Blumendüfte, wie 24, Faubourg Eau de Parfum oder Amarige Eau de Toilette  Escada (1990) Eau de Parfum 

Geht mir ganz genau so. Parfümig ist für mich ein Duft der klassisch nach Parfüm riecht, also kein modernen Gourmands etc., sondern eben ein Duft der  klassisch riecht und Ja, nicht besonders innovativ riecht, ohne das es jetzt negativ gemeint ist..

Als ich geschrieben habe, "parfümig" sei keine Duftnote, habe ich gar nicht an Dich gedacht
Ich wollte nur konkretisieren, was ich darunter verstehe.

Übrigens: zum ersten Mal habe ich den Begriff "parfümig" bei einer Beratung in einer Nischenparfümerie gehört. Es war klar, was die Verkäuferin meinte - und ich dachte: "Wie treffend!".

Bis zu diesem Thread dachte ich, die Bedeutung des Begriffs wäre genauso offensichtlich wie bei allen anderen Parfumo-Begriffen. Bin überrascht, wie viele verschiedene Deutungen es doch gibt!

Ich habe mich selbst ertappt - ich habe "parfümig" bei Geranium Odorata verwendet und zwar im positiven Sinne: es riecht zwar nach Geranie, aber es ist eindeutig ein Parfüm - kein lascher Duschgel oder so. Es sind klassische Parfümbestandteile eingewoben, die den Duft zum Parfüm machen. Was genau das ist, kann ich schwer sagen. Eventuell könnte es tatsächlich eine Assoziation mit Chypre- Charakter sein (auch wenn eher eine Wahrnehmung als Tatsache).

 Ich kann mir aber gut vorstellen, dass das Wort ganz unterschiedlich interpretiert wird und die Bedeutung dem Kontext zu entnehmen ist. Bis jetzt war mir irgendwie klar, was derjenige meint. 

Ich würde sagen, ich verstehe unter "parfümig" Düfte, die nicht nach etwas riechen, was ich auch in der Natur finden kann. Also kein Aqua Allegoria Mandarine Basilic oder ähnliches, sondern "Kunst"-Düfte, eigene Kompositionen, die nichts Reales abbilden. 

Ich denke da z.B. an Düfte mit Aldehydnoten, also eher klassische Parfüms wie das oft genannte N°5 Parfum, aber auch Düfte mit kompliziert verbauten Blumennoten wie Gentlewoman, Düfte mit auffallend synthetischen Pudernoten a la Teint de Neige Eau de Toilette, aber auch Süßes wie Mini Pink oder 1 Million Eau de Toilette , also aus komplett unterschiedlichen Genres stammend. 

Das Wort ist für mich auch eher neutral konnotiert. Den n°5 mag ich gerne, den mini pink auch, 1 million eher nicht so.

Was sie vereint, ist das Bilden einer neuen Gesamtnote, die meine Nase dann als "Aha, Parfüm" erkennt im Gegensatz zu "Oh, das riecht wie Orangensaft" beispielsweise.

Für mich bedeutet parfümig, dass etwas was NICHT Parfum ist riecht wie eines oder mich an eines erinnert.

Ich habe beispielsweise eine Rosenlimonade für mich entdeckt - die riecht für mich wie ein trinkbares Rosenparfüm - parfümig halt. Und hier ist das total positiv gewertet.

Falls es jemanden interessiert:

Fentimans Rose Lemonade