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Haben teure Parfums natürlichere Duftstoffe?

Haben teure Parfums natürlichere Duftstoffe? vor 2 Jahren 1

Hallo liebe Community,

ich habe mich gefragt, ob die teuren Parfums mehr oder weniger auf Synthetik verzichten. 

Sind da vielleicht natürlichere Rohstoffe enthalten? Oder ist es eher Marken bzw. Parfum abhängig?

Danke schonmal für Eure Antworten. 

LG Nelke

vor 2 Jahren 7

So verallgemeinert muss man die Frage ganz klar mit nein beantworten. Im Einzelfall mag es anders aussehen. Die Preisgestaltung hängt jedoch von sehr vielen Faktoren ab. Also, grundsätzlich nein.

vor 2 Jahren

Woher weiß man, ob die verwendeten Duftstoffe natürlich sind? Gibt es Marken, die das grundsätzlich machen, ausgenommen Naturkosmetikhersteller?

vor 2 Jahren 2

Wenn Marken das nicht eindeutig angeben, wie z.B. Voyages Imaginaires kann man das leider nicht herausfinden. Über Duftformeln schweigen sich die Marken aus. Die wiederbelebte Marke Cherigan gibt z.B. auch an, wie hoch der verwendete Anteil natürlicher Parfumöle der jeweils einzelnen Düfte ist. Interessant als Idee sind die Perfume Hacking Kits der Marke Perfume Sucks.

vor 2 Jahren 1

Kommt wohl auf den Duft und auf den Inhaltsstoff an. Bei Oud z.B wirst du bei den günstigen Düften immer nur entweder super kleine Mengen oder das synthetische Oud von Firmenich bekommen. Bei teureren kannst du da schon mehr mit echtem Oud arbeiten (heißt nicht, dass es immer passiert)


Gleiches gilt für Iris, Moschus, Ambergris usw.

vor 2 Jahren 3

Irgend jemand sagte mal (könnte evtl Aaron Terence Hughes gewesen sein), dass selbst in teuren Nischendüften überwiegend synthetische Duftstoffe drin sind. Das macht auch Sinn, da die Herstellung von natürlichen entweder kompliziert/aufwendig/teuer oder verboten ist (weil Krebserregend, Gesundheitsschädlich o. ä. z. B. Eichenmoos oder Cumarin). Oder nehmen wir mal Vanille: So viel Vanille, wie die Parfum/Kosmetik Industrie benötigt, gibt es gar nicht, da Vanille sehr beliebt ist und auch in sehr vielen Speisen usw. verwendet wird. Auch ist der Anbau von Vanille kompliziert und sehr Zeitaufwendig (gibt tolle Dokus hierzu im Internet), zudem ist Vanille auch sehr teuer (weil kompliziert und Zeitaufwendig). Guerlain ist meines Wissens nach eines der wenigen Häuser, die echte Vanille nutzen. Andere Beispiele wie Oud usw. wurden hier auch schon genannt. Ein normaler Mensch wird kaum merken, ob der Duftstoff natürlich oder synthetisch ist, da viele Duftstoffe mittlerweile so gut und qualitativ hochwertig sind, dass man einen Unterschied nur schwer erkennt (sofern man kein Profi ist). 

Sollte ich mich irren, darf man mich natürlich jederzeit korrigieren.

vor 2 Jahren

Sind günstigere Düfte von der Qualität dann nicht automatisch schlechter, oder? 

Habe auch mal gelesen von jmd. der aus dem Bereich kommt, dass 90 % des Preises Werbekosten ( evtl. auch der Name) ausmachen. 

Das zu lesen war schon krass. Dann könnte man ja ein 100€ Parfum eigentlich für 10€ haben. 

Wollte hier nochmal fragen, ob ihr Euch da auskennt.  Vielleicht arbeitet jmd. sogar in dem Bereich?

vor 2 Jahren 7

Ich arbeite nicht in dem Bereich, aber eine meiner besten Freundinnen, die außerdem Marketing studiert hat. 

Die meinte mal zum Thema Preisgestaltung von Kosmetika im allgemeinen, dass diese vor allem mit der Vermarktung an verschiedene Zielgruppen zu tun habe. Das heißt, dass neben den tatsächlichen Kosten für Werbung und Produktion der Preis vor allem davon abhängt, wie man unterm Strich am meisten damit verdienen kann. 

Es gibt Kunden, die wollen oder können nicht viel ausgeben. Für die gibt es dann niedrigpreisige Produkte. Auf der anderen Seite gibt es Kunden, die sich nur "das Beste" gönnen wollen und mit einem hohen Preis Qualität assoziieren. Für diese Kunden gibt's dann z.B.  Flüssigseife für 25€ mit praktisch identischen Inhaltsstoffen wie bei einer für unter 1€. Hübsche Verpackung drum, alle glücklich. Und natürlich noch den mittleren Preisbereich. Wenn ein Konzern das alles abdeckt, so ist für jeden was dabei und der Hersteller erzielt den maximalen Gewinn.

So ungefähr musst du dir das auch beim Parfum vorstellen. Hier gibt's allerdings noch den Aspekt, dass Nischenhäuser höhere Herstellungskosten haben, weil sie in geringerer Stückzahl produzieren. Manche enthalten auch einen höheren Anteil an Parfümöl.

Davon abgesehen sind natürliche Inhaltsstoffe nicht gleichzeitig gut. Ätherische Öle wirken teilweise als endoktrine Disruptoren (z.B. Lavendel) oder sind krebserregend, lösen Allergien aus etc. Die sind daher aus gutem Grund, wie im Vorgängerpost bereits erwähnt, mittlerweile in der Parfümherstellung verboten.

vor 2 Jahren 4

Ja, da hat Fraujulia vollkommen Recht. Nur eines möchte ich ergänzen: Wenn man dann wirklich die echte Irisbutter, das echte Sandelholzöl etc. für einen Duft verwenden möchte, das KANN das nicht billig sein, dann MUSS der Duft teuerer werden als einer mit billigen chemischen Ersatzstoffen. Manche von den chemischen Ersatzstoffen sind allerdings auch selbst recht teuer.

Und: nur manche natürlichen Inhaltsstoffe sind verboten, andere nur in bestimmter Konzentration erlaubt. Dazu kommt: Auch künstliche Riechstoffe sind z.T. sehr gesundheitsschädlich, z.B. bestimmte Moschusriechstoffe und auch Cashmeran. Die Verbote hinken jedoch immer hinterher. Wir werden vermutlich noch Verbote und Grenzwerte bei jetzt vergleichsweise neuen künstlichen Riechstoffen erleben.

vor 2 Jahren

@Fraujulia und @First: Danke. Das ist interessant. 

vor 2 Jahren 1

Der Preis sagt mittlerweile eigentlich gar nichts mehr über einen Duft aus, da hauptsächlich vor allem das Image, der Name und das Marketing verkauft wird. Synthetische Inhaltstoffe sind schon lange Standard in den meisten Düften, was aber nicht gleich was schlechtes ist, denn es gibt auch gute. Ich würde mal gezielt nach Düften mit rein natürlichen Inhaltsstoffen googlen.

vor 2 Jahren 2

Das hat mit dem Preis nichts zu tun. Die meisten Düfte sind eine Kombination aus Synthetik und natürlichen Duftstoffen. Die Synthetik dient dabei aber durchaus auch dem Zweck, dass es gut riecht und nicht damit es möglichst billig ist.

Es gibt Label die nur natürliche Duftstoffe nutzen. Aber auch da gibt's Düfte wie Oriental TouchOriental Touch der äußerst günstig ist sowie OrcaOrca, der sehr teuer ist.

vor 2 Jahren 1

Anzumerken wäre noch, dass 1. nicht alle natürlich vorkommenden Gerüche extrahierbar sind. Und 2. nicht alle Duftnoten der Natur entspringen.. 

vor 2 Jahren 5

Wen das mit den verschiedenen Marktanteilen interessiert, kann sich mal etwas näher mit Neuromarketing beschäftigen. 

Es gibt da bis zu 10 Gruppen, u.a. Preisbewusste oder Abenteurer, Traditionalisten usw. die völlig verschieden beworben werden. Und nur weil „Preisbewusste“ wenig bezahlen, kann der Gesamtumsatz sich super rechnen. Oft gibt es auch Mischungen und je eher genau diese Zielgruppe speziell angesprochen wird, desto mehr wird das gekauft. Da kann man sich gut leisten, andere vor den Kopf zu stoßen, da das in der Regel ohnehin nicht die sind, die das kaufen würden. Es gibt da auch „Elitäre“, von denen man weiß, dass sie bereit sind, viel zu zahlen und hier rechnen sich weniger Umsatz plus sehr hohe Preise. Es gibt auch Mischungen dieser Typen, z.B. preisbewusst - traditionell oder abenteuerlich - elitär. Preisbewusst und elitär würde ich Avantgardisten zuordnen, da lässt sich trefflich diskutieren und ich finde das sehr spannend, es ist auch umstritten, weil man auf Persönlichkeitsmuster zugreift, die den Personen selten selber bekannt sind und Werbung emotional greift. 

Herbert Stricker hat auch mal erzählt, wenn mit echtem Oud geworben wird, kann das auch nur ein Tropfen sein, nicht pro Flakon, versteht sich - muss aber nicht.

Die Preise für synthetische Duftstoffe sind übrigens nicht mehr zwangsläufig geringer als für natürliche, was ich früher dachte. Parfümeure benutzen das sogar lieber, weil sie gleichbleibende Qualität liefern, hat Jean Claude Ellena in seinen Buch beschrieben.

Dennoch gibt es natürliche Düfte, die sich nicht hundertprozentig nachbauen lassen. Vanille z.B. besteht aus über 100 Aromen, das bekannteste ist Vanillin, was wir ja durch Vanillezucker kennen. Aber gegen echte Vanille ist das flach und eindimensional. Selbst Coca Cola benutzt echte Vanille zum Aromatisieren, auch in den Zeiten, wo die Vanillepreise durch die Decke gingen. 

vor 2 Jahren 2

Ich würde sagen, dass Synthetik nicht (grundsätzlich) schlechter ist als Naturstoff, sondern einfach nur anders.

Für mich persönlich ist es so, dass ich recht empfindlich bin und von relativ vielen Synthetikstoffen Kopfschmerzen oder Unwohlsein bekomme. Deshalb schaue ich eher auf Marken, die sich Naturstoffe auf die Fahne schreiben. 

Aber wenn ich da etwas robuster wäre, würde ich absolut auch die synthetischeren Düfte ausprobieren und genießen wollen. Es gibt überhaupt ein paar Bestandteile, die in ihrer natürlichen Form gar nicht so ethisch sind, Thema vegan aber auch Thema unnachhaltiger Anbau, gefährdete Art etc.

vor 2 Jahren 14

Was der gute Herbert Stricker bzgl. der Verwendung von Oud gesagt hat kann ich so bestätigen und möchte ergänzen, dass die Annahme in einem, sagen wir 50ml Flakon 1ml echtes Oud sein muss um es wahrzunehmen massiv übertrieben ist. 1/10ml oder weniger auf 50ml sind schon mehr als genug um den kompletten Duftverlauf zu dominieren.

Die anscheinend geläufige Annahme teure Parfums haben immer oder überwiegend natürliche Inhaltsstoffe ist so nicht richtig. Es gibt extrem kostenintensive natürliche Rohstoffe wie Sandelholz, Iris, Oud und Rosen die in der Parfumindustrie Verwendung finden. Beispielsweise braucht man ca. 800kg Rosen für einen 1kg Rosenöl. Wer möchte kann gerne selber recherchieren wieviel ein Kilogramm Taifrose, Mairose oder Bulgarische Rose kosten. Echter Moschus vom Moschustier kostet z.B. ca. 45k pro Kilogramm, Oud 30-100k pro Liter. Dazu kommen noch die Jahre der Zucht und Reifung des entsprechenden Destillats. Time is money. Genauso gibt es aber auch sehr preisintensive künstliche Aromen ebenso wie günstige natürliche Rohstoffe und Aromen. Wie ein Haus nun seine Preise gestaltet ist ganz unterschiedlich. Ich behaupte aber mindestes kostendeckend mit einer Skala nach oben hin offen. So sagt Roja Dove, dass die Gesamtheit seiner Kollektion ca. 88% natürliche Inhaltsstoffe enthält, wobei sich in 90% der am Markt positionierten Parfums unter 10% natürliche Inhaltsstoffe befinden sollen. Bortnikoff benutzt zwischen 95% und 100% für seine Kollektion und in Parfums de Nicolais zeitlosen Klassiker New York Intense sind 92,7% natürliche Inhaltsstoffe. 

Der eigentliche Unterschied ob etwas teuer oder billig riecht liegt in der kombinierten Wahrnehmung der einzelnen Molekühle eines Rohstoffes (Rose ca. 300 Einzelmolekühle, Tabak mehr als 300, Kaffee mehr als 800 und es könnten undefiniert mehr sein, die Wissenschaft ist da nicht sicher) und unserem olfaktorischen Gedächtnis - also unserem Duftgedächtnis.

Nehmen wir zur Veranschaulichung das Beispiel Vanille. Vanille besteht aus mehren hundert Einzelaromen. Das bekannteste und dominanteste ist Vanillin. Vanillin wird meistens synthetisch hergestellt und ist nur eines der mehreren hundert Komponenten der Vanille. Nutzt der Parfümeur nun in einem „vanilledominierten“ Parfum Vanillin und in einer identischen Kreation Vanilleextrakt statt Vanillin wird von den allermeisten Menschen die Kreation mit dem Vanilleextrakt als hochwertiger und teurer wahrgenommen. Der Hauptgrund ist die Komplexität der natürlichen Vanille gegenüber dem Einzelaroma Vanillin.

In unserer Nase sind ca. 280 Rezeptoren die Gerüche wahrnehmen. Jeder Rezeptor erfasst ein Duftmolekühl und leitet den Eindruck an unser Gehirn weiter. Hier wird der Duft zusammengesetzt und als Geruch abgespeichert. Es liegt in der Natur des Menschen, dass unser Gehirn Komplexität in der Regel dem einfachen Reiz vorzieht. Wir langweilen uns eben nicht gerne.

Bezüglich des Duftgedächtnis lässt sich verkürzt festhalten, dass es sich im wesentlichen aus den verschiedensten olfaktorischen Wahrnehmungen, kombiniert mit den dazugehörigen abgespeicherten Erlebnissen, Emotionen und Sinneseindrücken (Wärme, Schmerzen, Kribbeln, Kälte, Glück, Freude, Sättigung, Schönheit, Geborgenheit, Gier, Furcht etc.) zusammensetzt. Auch Werbung hat in unserer westlichen Kultur einen enorm konditionierenden Einfluss. Es gibt zur Geruchswahrnehmung einige Studien die weit in die Tiefe des komplexen Themas vordringen.

Riechen wir also an einem Parfum entscheiden zum einen die Anzahl der wahrnehmbaren Duftstoffe (bis zu 10.000 beim Menschen) und deren Kombination sowie unser olfaktorisches Gedächtnis darüber ob wir den Duft mögen oder nicht und, um im Thema zu bleiben, ob wir den Duft als luxuriös oder billig wahrnehmen.

Natürlich spielt auch die restliche Zusammensetzung eines Duftes und das Genie oder Stümpertum des Parfümeurs eine selbst zu definierende Rolle bei dessen Wahrnehmung. In einem „guten“ Parfum sind immer natürliche und synthetische Stoffe. Allein schon aus Sicht der Architektur eines Parfums sind gewisse synthetische Trägerstoffe nötig um gewünschte Effekte zu erzielen. 


Wenn jemand tieferes Wissen hat möge man mich bitte korrigieren. Ich lerne gerne dazu.

Grüße

vor 2 Jahren 1

Nahezu jeder Duft enthält Synthetik. Ganz unabhängig von dem Preis. Es ist durch Gesetze auch gar nicht mehr anders möglich. Das fängt zum Beispiel bei Eichenmoos an.


Marken die 100% Natur angeben sehe ich immer etwas skeptisch. Entweder die Düfte halten schlecht oder es sind Stoffe drinnen wie echter Moschus. 

vor 2 Jahren 4
Ischgelroi


Marken die 100% Natur angeben sehe ich immer etwas skeptisch. Entweder die Düfte halten schlecht oder es sind Stoffe drinnen wie echter Moschus. 

Beides absolute Vorurteile. 

Ausserdem solltest du es besser wissen, du hast immerhin Anette Neuffer's ChypretteChyprette bei Haltbarkeit mit einer 9 bewertet. Und das ist 100% Natur. Wink

vor 2 Jahren

Deshalb sage ich ja meistens 😅 aber generell ist es ein Problem wenn man zum Beispiel einen Zitrusduft ohne eine Synthetik Basis kreieren möchte, weil es halt doch einige natürliche Stoffe gibt die sehr flüchtig sind.


ChypretteChyprette  hat durch die Harze usw eine gute fixation auch ohne Synthetik.

vor 2 Jahren

Meistens schon ja. Aber bringt ja nichts wenn es dadurch nicht automatisch immer besser riecht.

Ich z.B. finde einige einzelne künstliche Duftnoten besser als die natürliche Variante. Sprich viele überwiegend synthetisch riechende Düfte sind absolut Top und würde ich so manchen total natürlich riechenden vorziehen. Natürlich bedeutet nicht automatisch besser / Synthetisch nicht automatisch schlecht.

Einen PercivalPercival bekommst du zb in natürlich nie so geil hin wie er ist. Würde dann viel schlechter riechen!

vor 2 Jahren 2

Hab zu diesem Thema gestern was gesehen. Parfümör Aaron Terence Hughes sagt, das auch bei teuren Düften ca. 1/3 Natur und 2/3 Synthetik gesetzt sind, sonst riecht es ganz schnell nach Hippie-Laden. Auch bei den synthetischen Riechstoffen gibt es unterschiedliche Güteklassen und Preisklassen.

Er hat außerdem erwähnt, das viele synthetische Stoffe deutlich hautverträglicher sind als manche natürlichen Stoffe, die zum Beispiel bei Sonneneinstrahlung dann aggresiv auf der Haut wirken (bsp. Grapefruit).

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