Forum durchsuchen

Es ist das Hirn: Mythos Hautchemie (von Ronin)

1 - 25 von 213
Es ist das Hirn: Mythos Hautchemie (von Ronin) vor 11 Jahren 1

MYTHOS HAUTCHEMIE

Ronin von parfumo.de
Dieser Gastbeitrag ist die redigierte Fassung eines Blogartikels, den ich auf der Seite parfumo.de unter dem Namen „Mythos Hautchemie“ veröffentlichte. Er entstand als Replik zu der generellen Verwendung des Terminus „Hautchemie“, der herhalten musste als Erklärung für sämtliche unterschiedlichen Duftwahrnehmungen („Meiner besten Freundin steht der Duft, mir nicht – Hautchemie!“; „Mir gefällt der Duft nicht – Hautchemie!“; „Bei mir riecht der nicht nach Rose, sondern voll nach Jasmin – Hautchemie!“; „Das ist doch ein Chypre, merkst Du das nicht? Muss Deine Hautchemie sein …“).

[...]
Ja, wir nehmen Düfte unterschiedlich wahr. Wenn ich nun dargelegt habe, dass unsere Haut nicht für diese unterschiedlichen Wahrnehmungen verantwortlich ist, was dann?

Es ist nicht die Haut. Es ist nicht die Nase. Es ist das Hirn.
[...]

Zuordnungsunterschiede, Wahrnehmungsunterschiede und emotionale Verknüpfung mit Duftnoten sind so gut wie immer die Gründe für unterschiedliche Dufteindrücke. Unsere Haut unterscheidet sich als Träger für Duftstoffe nur marginal.
Hautchemie ist ein Mythos.

vor 11 Jahren 1
Habe einen Test in der Parfümerie durchgeführt. Es hat mir keine Ruhe mehr gelassen.

Test: Meine Wenigkeit und eine Angestellte der Parfümerie, wir haben uns am gleichen Ort am Arm den Dia von Amouage gesprüht, je zwei mal und zur gleichen Zeit.
20 Minuten gewartet und dann unbeteiligte Kunden in der Parfümerie, es waren vier Kunden, unabhängig und nicht zeitgleich danach gefragt ob es sich hierbei um den gleichen Duft handelt.
Sie haben dann geschnuppert und eindeutig gesagt: Nein. Es ist nicht der selbe Duft Surprised

Nun, da wir alle unsere eigene Wahrnehmung haben, wie kommt es zu diesem Ergebnis? Wenn die Haut nicht verantwortlich ist, müsste der Duft ja bei beiden gleich riechen. Tut er aber definiv nicht. Folgedessen kann auch die Wahrnehmung des Duftes selber individuell verschieden sein. Es wäre schön, wenn mehrere User so einen Test durchführen würden, es würde dann vielleicht zur Klärung beitragen. Theorie ist eines, in der Praxis aber dann doch anders.
vor 11 Jahren
Dass der Duft an der Stelle, wo er hingesprüht wurde nicht gleich ist, das ist praktisch unmöglich. Dass wir ihn unterschiedlich wahrnehmen, wie du ja schon sagst, Zora, das hingegen ist unumgänglich und genau daher rühren die Unterschiede - Nase und, in allererster Linie, Gehirn. Es wird schlicht und ergreifend, aus welchen Gründen auch immer, ganz massiv unterschätzt, wie groß die dort erst entstehenden Unterschiede sein können.

Man kann sich das m. E. ganz gut vor Augen führen, wenn man sich nochmal verdeutlicht, wie ein Parfüm funktioniert, im verlinkten Text erklärt Ronin das ja. Die einzelnen Noten überlagern einander, abhängig vom Dampfdruck. Von den Basisnoten ist oft praktisch nichts zu riechen, obwohl sie die ganze Zeit da sind. Einfach, weil die Kopfnoten in dem Moment so viel "stärker" sind. Der Geruch der Haut unter dem Parfüm, am Arm vielleicht (oder wo habt ihr hingesprüht? ;D), soll stärker sein, als Kopf- und Herznote? Kann ich mir nicht vorstellen, das erscheint mir vollkommen unlogisch und abwegig.

Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.
Zuletzt bearbeitet von Dannyboy am 12.03.2013, 16:57, insgesamt einmal bearbeitet
vor 11 Jahren 1
Zora:
Habe einen Test in der Parfümerie durchgeführt. Es hat mir keine Ruhe mehr gelassen.

Test: Meine Wenigkeit und eine Angestellte der Parfümerie, wir haben uns am gleichen Ort am Arm den Dia von Amouage gesprüht, je zwei mal und zur gleichen Zeit.
20 Minuten gewartet und dann unbeteiligte Kunden in der Parfümerie, es waren vier Kunden, unabhängig und nicht zeitgleich danach gefragt ob es sich hierbei um den gleichen Duft handelt.
Sie haben dann geschnuppert und eindeutig gesagt: Nein. Es ist nicht der selbe Duft Surprised

Nun, da wir alle unsere eigene Wahrnehmung haben, wie kommt es zu diesem Ergebnis? Wenn die Haut nicht verantwortlich ist, müsste der Duft ja bei beiden gleich riechen. Tut er aber definiv nicht. Folgedessen kann auch die Wahrnehmung des Duftes selber individuell verschieden sein. Es wäre schön, wenn mehrere User so einen Test durchführen würden, es würde dann vielleicht zur Klärung beitragen. Theorie ist eines, in der Praxis aber dann doch anders.

Hmmm... also wenn das ein Experiment im akademischen Sinne war, dann hätte ich als erstes diese Fragen:

- Waren die gleichen Hautstellen besprüht?
- War das Sprühen absolut gleichzeitig?
- Waren die beiden Trägerinnen etwa gleich alt, gleich attraktiv und gleich vom äußerlich sichtbaren (vermeinten) Status?
- Wie wurde die Frage gestellt? Also: "Ist das der gleiche Duft" oder "Was riechen Sie?"? Die Erwartungshaltung direkt vor der Rezeption beeinflusst maßgeblich das Perzept.

Ich denke, eine Situation für ein Experiment mit validem Ergebnis wäre, wenn Testpersonen an besprühten Hautstellen riechen, ohne irgendwas (oder irgendwen) zu sehen und dann neutrale Fragen auf einem Fragebogen ankreuzen.

Ich will nicht abstreiten, Zora, dass die Duftwahrnehmung unterschiedlich war, aber ich denke, dass dafür nicht die Chimäre "Hautchemie" verantwortlich war. Wahrnehmungsunterschiede haben viele Gründe und einige können gut zutreffen bei der Frage warum es Verschiebungen der Wahrnehmung in so einer Situation gegeben hat.

Dass dieser Test jetzt nicht der gültige Gegenbeweis ist, ist klar, denke ich. Wink
vor 11 Jahren
@Zora:
Bei so "Probanden-Experimenten" müsste man noch berücksichtigen, dass eine gewisse psychologische Beeinflussung/Verzerrung (kann man das auch "Bias" nennen?) eine Rolle spielen kann.

Z.B. könnten die Probanden bewusst/unbewusst "um die Ecke" denken, da sie meinen, ihr wollt sie evtl. auf's Glatteis führen (gleicher/verschiedener Duft). Da bräuchte man sicher größere Probandenzahlen, damit sich das wieder rausmittelt.
Letztendlich wieder ein zusätzlicher psychologischer Faktor statt einem "technisch-chemischen".

Nachtrag: Ich sehe gerade, Louce hat schon einiges vor mir aufgegriffen Wink Ich tippe zu langsam Razz
Am eigenen Koerper probiert vor 11 Jahren
Ich hatte heute morgen - unabhaengig von einer gegenwaertigen Diskussion re: "Parfum-Geschenk auswaehlen - nur zum eigenen Spass an einem Arm "L'eau for her" von Narciso Rodriguez und am anderen Arm "Black Rose" von Iluminum getestet. Ich konnte beide nicht schnell genug abwaschen. Es war eine sehr mittelpraechtige Sache.

Die Hersteller haben sicher die Absicht gehabt, moeglich viel von diesen Parfums zu verkaufen damit sie dadurch Geld machen koennen, und haben sie wohl der "Massen-Haut" angepasst - oder dem "Massen-Gehirn", wenn darauf bestehen wolle ...

Warum hat dann mir das Parfum nicht gefallen ? Haut-Chemie unterstrichen von Hirn-Chemie
Alleinige Hirn-Chemie wird es von nun an werden, weil ich diese Gerueche nun bestimmt nicht wiederkaufen werde, wenn ich sie in der Zukunft erkenne. (Entschluss nach probieren.)
Zuletzt bearbeitet von Pipette am 12.03.2013, 17:51, insgesamt 3-mal bearbeitet
vor 11 Jahren
Ganz unbescheiden und zur Klärung einiger eventueller Fragezeichen, mag ich auf meinen letzten Blogartikel verweisen:
Hirnchemie: Die Wahrnehmung der Wahrnehmung
vor 11 Jahren
@Pipette: Ich glaube nicht, dass Hersteller erwarten, dass jeder Mensch auf dieser weiten Welt ihr Parfüm gleichermaßen lieben wird - vielleicht hoffen sie's insgeheim, mehr aber auch nicht. Warum kann man nicht einfach sagen: "Das ist nicht mein Geschmack", Pipette?

Das hat mit dem oben beschriebenen Phänomen aber nur indirekt zu tun.
vor 11 Jahren
edit
Zuletzt bearbeitet von ExUser am 14.03.2013, 22:04, insgesamt einmal bearbeitet
vor 11 Jahren
Die Vergleiche hinken, denke ich. Bei der Frage nach dem Einfluss des Geruchs der Haut auf ein Parfüm, geht es auch um die Frage der Konzentration/ Intensität der Duftmoleküle. Dieses gleichwertige Nebeneinander, in der Intensität, von Haut und Parfüm gibt es so an der besprühten Stelle nicht mal annähernd.
Zuletzt bearbeitet von Dannyboy am 12.03.2013, 17:26, insgesamt einmal bearbeitet
vor 11 Jahren
Das wäre dann wieder die Definitionsfrage "Was würde man unter Hautchemie verstehen?"

1) Die chemische Veränderung des Duftes (der Moleküle)
2) Die Beeinflussung des Duftes durch "Nebendüfte" ohne seine eigentliche chemische Veränderung

2) mag natürlich zutreffen, keine Frage
vor 11 Jahren
Meinereiner:
2) mag natürlich zutreffen, keine Frage

In einer Parfümerie nicht auszuschließen. *g*
vor 11 Jahren
edit
Zuletzt bearbeitet von ExUser am 14.03.2013, 22:04, insgesamt einmal bearbeitet
vor 11 Jahren
Liebe Tamina, was Du individuell wahrnimmst ist ja kein objektiver Beweis. Deine Erwartungshaltung, Deine optische (sehr hohe!) Sensibilität, Deine Selbstwahrnehmung... das sind alles Gründe für wahrgenommene Unterschiede, nicht Gründe für "Hautchemie". Aber wenn ich Deinem Testbeispiel folge: Keine normale Haut hat einen so starken (bewusst wahrnehmbaren) Geruch, dass er "von nebenan" den Geruch eines Parfums (bewusst wahrgenommen) beeinflussen könnte.

Zum Unterschied Haut/Papier: Bitte lies mal Ronins Blogartikel.
vor 11 Jahren
Es ist wohl wie die Frage nach dem Glauben an Horoskope.
Wer daran glauben mag, soll das einfach tun.
Jede/r darf glauben was er/sie will. *shrug*

Das einzige, was ich nicht mag und worauf ich immer mit Widerspruch reagieren werde, ist, wenn diese Glaubensinhalte als "wahr", "logisch", "objektiv" oder "erwiesen" dargestellt werden.
vor 11 Jahren
Tamina:
ein parfüm auf papier gesprüht riecht sehr anders als auf der haut. das parfüm selber verändert sich nicht.

es gibt sicherlich parfüms, wummser und keulen, da riecht man nichts anderes mehr.

Für den Unterschied Papier vs. Haut gibt's ja 'ne sehr einleuchtende Erklärung in Ronins Text.

Es ist eine Frage der Konzentration, bzw. Intensität. Ein Wummser auf Stinkefüssen wird definitiv anders riechen als gewohnt, bzw. ergibt ein ganz anderes Gemisch, als auf dem Arm, dem Hals, etc.
vor 11 Jahren
Detailliert beschrieben: Am inneren Arm nah an der Ellenbeuge. Ein Sprüher sie, ein Sprüher ich und dann noch Mal. Sie ist etwa 15 Jahre jünger und hat wesentlich kühlere und weniger trockene Haut als ich.

Der Unterschied war: Nach 20 Minuten entwickelte sich der Duft bei mir um einiges süsser als bei ihr. Auch sie als Parfümerie-Fachfrau hat sich darüber sehr gewundert. Vor allem hat sie den Duft noch nie so gerochen und meinte, normalerweise ist der nie so süss.

Confused
vor 11 Jahren
Mal ganz abgesehen von anderen Faktoren, hast du einen möglichen gerade selbst genannt: Temperatur. Die wirkt sich auf den Dampfdruck aus und damit auf die Duftentwicklung. Dass der Duft bei dir süßer wird ist nicht überraschend, sicherlich entwickelt er sich auch schneller.
vor 11 Jahren
Dannyboy, das denke ich auch. Ist bei mir mit vielen Düften so. Meine normale Körpertemperatur liegt, was sicher ungewöhlich ist bei 37,1 bis 37,3 grad, was bei vielen schon erhöhte Temperatur ist.

Das heisst: Viele Düfte entfalten sich süsser und tiefer (wärmer) als bei anderen.

Leichte, blumige Düfte verschwinden einfach ohne sich überhaupt entfalten zu können.

Könnte also auch bei anderen Menschen durchaus so sein.
vor 11 Jahren
Wie gesagt, Temperatur (auch Außentemperatur und Luftfeuchtigkeit) ist ein Faktor. Du wirst auch eher Probleme mit der Haltbarkeit haben, als mit der Sillage. Das macht aber noch keinen "anderen" Duft, oder? Wink
vor 11 Jahren
Hallo,

ich habe den Artikel jetzt noch nicht ganz lesen können, werd ich noch nachholen. Aber beim Drüberlesen habe ich gesehen, da werden ja schon einige Einflüsse auf den Dufteindruck genannt, so die Temperatur, der PH-Wert und die Fettigkeit bzw. Trockenheit der Haut (letzteres wirkt sich in der Tat auf die Haltbarkeit des Parfums aus). Drum ist es ein bißchen befremdlich, daß dann der Dufteindruck letztendlich doch nur vom Hirn abhängen soll. Tut er eben nicht, weil das Parfum durchaus in unterschiedlicher Weise verdunstet, je nach Temperatur, Trockenheit und PH.

Auch wenn dies kein Beweis und auch kein wissenschaftlicher Test ist: Mein Mann und ich tragen öfters dasselbe Parfum an derselben Körperstelle (Handgelenk). Und der Dufteindruck ist jedesmal sehr unterschiedlich! Ich habe eher kühle Haut, die ich regelmäßig eincreme und manchmal vor dem Sprühen sogar nochmal extra einfette, da Alkohol austrocknend wirkt. Mein Mann hingegen hat eher trockene, warme Haut. Über den PH kann ich keine Aussage machen. Wink

Den Duftunterschied jetzt nur auf das Hirn abzustellen, halte ich für falsch. Wir sind zwar nur zwei Testpersonen, aber die Dufteindrücke sind mitunter so unterschiedlich, daß man einzelne Duftnoten unterschiedlich herausriechen kann. Für mich also defnitiv keine Frage des Glaubens, sondern der mehrfach gemachten Erfahrung: die Haut macht einen Unterschied! Und das Wort 'Chemie' ist gar nicht so falsch, wenn man den PH oder die Fettigkeit der Haut betrachtet. Cool

oYo
vor 11 Jahren
Dannyboy: Richtig, der Duft ist der selbe, aber durch das süssere und tiefere, empfinden ihn andere wie auch ich selber etwas anders.

Mit der Haltbarkeit hast Du auch voll ins Schwarze getroffen, was meinst Du warum ich von meinem Lieblingsduft in nur 3 Monaten 350ml verbraucht habe Laughing. Und das erst noch eines das mit guter Haltbarkeit und guter Sillage beurteilt wurde. Eine teure Haut. Sad
vor 11 Jahren
oYo:
Den Duftunterschied jetzt nur auf das Hirn abzustellen, halte ich für falsch. Wir sind zwar nur zwei Testpersonen, aber die Dufteindrücke sind mitunter so unterschiedlich, daß man einzelne Duftnoten unterschiedlich herausriechen kann.

Liebe Oyo, Du schreibst "nur" das Hirn...? Ein gut funktionierendes Gehirn macht deutlich mehr Wahrnehmungsunterschied, als die genannten Faktoren (die nicht Hautchemie sind) oder die unterschiedlich bestückten Riechschleimhäute.
Deutlich.
vor 11 Jahren
Es mag hier absolut bei einigen keinen Gefallen finden.

'Wenn ich von 'Hautchemie' spreche, ist dies für mich eine Redewendung und bedeutet, dass mir der Duft auf meiner Haut nicht gefällt.

Genauso wie die sehr gebräuchliche Redewendung 'die Chemie stimmt nicht', wenn sich zwei Menschen unsymphatisch sind.

Nicht mehr und nicht weniger Wink

Manche Wörter werden halt 'missbraucht'. Das Wort 'geil' hat mittlerweile auch eine ganz andere Bedeutung.
vor 11 Jahren
@Zora: Genau, er entwickelt sich etwas anders, vor allem schneller - am Verhältnis der Duftkomponenten ändert sich nichts. Wie man Ronins Artikel auch entnehmen kann, braucht es für die Verdoppelung des Dampfdrucks eine um 10 Grad höhere Temperatur, wir reden hier also allenfalls von leichten Abweichungen durch die Temperatur - keine Ahnung, wie's beim ph-Wert ist. Very Happy
1 - 25 von 213
Bei Antworten benachrichtigen
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:
Übersicht Neulinge Es ist das Hirn: Mythos Hautchemie (von Ronin)
Gehe zu