Ricki:Turandot:
Lass den Duft mal eine Weile bei Zimmertemperatur stehen. Es könnte sein, dass das Paket beim Zusteller schon über Nacht im kalten Auto stand. Wenn es daran liegt, ist das kein Qualitätsmanko und die Flocken lösen sich von alleine auf.
Liebe Turandot, leider hat das Stehen bei Zimmertemperatur nicht dazu geführt, dass sich die kleinen Flocken auflösen.
Aber ich habe mal etwas recherchiert und diese Aussage zur Gewinnung von ätherischen Ölen gefunden:
Bei der Wasserdampfdestillation werden die Pflanzen in einen Kessel geschichtet, in den heißer Wasserdampf eingeblasen wird. Dieser Dampf löst das ätherische Öl aus den Pflanzen und nimmt das ätherische Öl mit sich. Durch Kondensation in einem kühlen Rohr und nach der abschließenden Abkühlung wird das Öl vom Wasser getrennt. Insbesondere Zitrusöle werden durch Kaltpressung gewonnen. Dabei werden die Schalen der Zitrusfrüchte gepresst. Es ist möglich, dadurch minimale Teile der Pflanzenwachse in das ätherische Öl gelangen.
Diese setzen sich als kleine Flocken auf dem Boden ab. Dies ist kein Makel, sondern ein Hinweis auf Kaltpressung – also die gute Qualität der Gewinnung.
Könnte das eine Erklärung sein?
Nein, eigentlich nicht. Parfums werden eigentlich immer noch mal filtriert. Zum Teil sogar die Rohstoffe, zum Beispiel bei der Herstellung eines
Absolue: dafür werden die Blüten, Wurzeln, was auch immer in ein Lösungsmittel eingelegt, in dem sich die Duftstoffe lösen. Das Lösungsmittel wird dann verdampft, zurück bleibt das
Concréte, meist eine Paste. Die ist noch voll mit Wachsen u.ä. und wäre so nicht direkt einsetzbar, weil sie sich nur schlecht in der Alkoholmischung eines Parfums löst. Deswegen gibt es einen zweiten Isolierungsschritt: das
Concréte wird mit Alkohol versetzt und filtriert. Die Aromastoffe sind im Alkohol gelöst, die Wachse u.ä. bleiben zurück. Et voilà, fertig ist das
Absolue, die alkoholische Lösung der Aromastoffe.
Wenn jetzt das Parfum hergestellt wird. werden die unterschiedlichsten Substanzen gemischt. Theoretisch ist alles in Alkohol löslich, in der Praxis gelangte aber möglicherweise doch noch das eine oder andere schlecht Lösliche in die Mischung. Oder Nebenbestandteile vertragen sich nicht. Jedenfalls gibt es noch eine Kaltfiltration: dem Parfum wird so viel Wasser zugesetzt, bis erste Bestandteile ausfallen. Anschließend wird die Mischung kalt gelagert. Dabei setzt sich alles ab, was noch so an Unlöslichem herumschwimmt. I.d.R. riechen diese Bestandteile nicht, d.h. die Abtrennung hat keinen Einfluss auf den Geruch - aber auf das Aussehen. Und möglicherweise ist irgendwann in den letzten 100 Jahren auch schon mal ein Sprühkopf verstopft worden durch Trübstoffe. Deswegen wird die kalt gelagerte Mischung filtriert. Details zum Nachmischen finden sich
hier.
Ich bin mir nicht sicher, ob diese Kaltfiltration am Jus, also dem Konzentrat, gemacht wird oder nach dem Verdünnen und Mazerieren direkt vor der Abfüllung. Denn vor der Abfüllung wird auch filtriert, möglicherweise ist das die Kaltfiltration oder noch eine weitere.
Warum das alles? Damit das, was Du beobachtest und was Dich verunsichert, nicht auftritt.
Stefania und Massimo Nobile haben uns bei unserem Besuch bei "Nobile 1942" etwas "Ambra Nobile" abgefüllt, was nicht endfiltriert war, weil gerade nichts Filtriertes da war. Auf unsere Nachfrage nach den Unterschieden meinten sie, dass der Duft gleich sei - nur optisch könne es einen Unterschied machen.
Deswegen kannst Du, glaube ich, beruhigt sein. Aber - wie Du siehst anhand des üblichen Vorgehens - wenn Du das reklamierst, wird Du sicher auf Verständnis treffen und ein Umtausch wird möglich sein.