Ein neuer Chanel-Duft im Herbst 2010!

Heute morgen am Flughafen Tegel in Berlin im duty free shop, nicht zu übersehen: Bleu de Chanel. Konnte nicht widerstehen und hab ihn aufgesprüht. In meinen Augen -leider- eine große Enttäuschung! Ein Allerweltsduft der allen irgendwie gefällt und ansonsten nicht weiter auffallen wird. Nach Antaeus und Egoïste, Meisterwerke von Chanel, beide von Jacques Polge kreiert, wurden dem Hausparfumeur offenbar die Daumenschrauben angelegt, so nach dem Motto: Keine Experimente. Mademoiselle Chanel dreht sich im Grabe um.

Ich bin mal so frei und zitiere mich selber:

"Irgendwie wollen mir die Wörter "Frisch", "Herrenduft" und "Chanel" in einem Satz überhaupt nicht gefallen."

Nun wurde es wohl sogar in die Tat umgesetzt.

Parfums sind acquired taste, und die meisten hier ärgern sich wohl nur, dass sie zu Weihnachten einen Pullover statt einem Fahrrad bekommen haben. Für einen Duft des Themas „Blau“ ist der nicht misslungen, zumindest nicht auf dem Niveau von 0 oder 10 Prozent, wie hier viele gewertet haben.
Ich finde die Hysterie deswegen etwas übertrieben, oder anders gesagt, ich könnte sie verstehen, wenn ein Duft angekündigt gewesen wäre, von dem man sich viel versprechen muss (etwa Rouge de Chanel). Aber den Duft abzustrafen, weil einem die generelle Duftrichtung nicht gefällt, ist ein bisschen kindisch.
Für einen blauen Duft kommt er mir übrigens erstaunlich schmutzig vor. Zumindest auf meiner Haut gesellt sich zu Zitrus- und Ingwernoten noch etwas, das mich stark an Tabakblüte erinnert – nur dass man zwar irgendwie würzig, aber nicht gleich pissig riecht (wie etwa bei Millisime Tabarome). Vielleicht habe ich aber auch Chanel-Haut und ihr nicht.

So weit mein erster Eindruck. Wenn ich irgendwo eine Probe auftreiben kann, die für zwei bis drei Tragungen, gibt’s auch einen Kommentar. Bislang würde ich eine faire Bewertung zwischen 50 und 70 Prozent ansiedeln.

Ich habe ihn noch nicht getestet und werde völlig unvoreingenommen herangehen an die Sache. Ich mag z.B. "Platinum Égoïste" sehr - das könnte schon was heißen...

welcher Bestandteil davon ist wirklich NEU in einem Herrenparfüm??

Ingepetra, wie Recht du hast. Und genauso riecht das Zeug auch. Lahahangweilig.

Dies braucht jetzt aber echt viel Überwindung: Ich gebe es ungern zu aber Dr. Baux hat (natürlich nur ausnahmsweise ) recht. Der Duft ist ganz einfach flach und unspektakulär und reiht sich nahtlos in die Reihe der ach so vielen nichtssagenden Wässerchen ein. Ich muss ihn noch einmal testen, tendiere aber auch zwischen 40 und 50 Prozent.
Abstrafen nur weil an einen bestimmten Hersteller höhere Ansprüche gestellt werden (warum eigentlich an Chanel nach all den unsäglichen Allure-Düften??) verzerrt nur das Bewertungsbild - an einer Turn-WM wird ja der Weltmeister auch nicht strenger bewertet als ein Anfänger...
Übrigens bin ich nach wie vor der Meinung dass dieser Duft bestens in die Allure-Reihe gepasst hätte - als 'Allure Bleu'.

NEC und Baux, ihr werdet noch Beste Freunde!

Also nach all den Kommentaren, die zu Bleu nun schon verfasst wurden & die ich gelesen habe wird doch eines glasklar:

DIE WOLLTEN DAS SO!!

anscheinend wurde diesmal kein Anspruch erhoben, (wie das aber alle erwartet haben) was neues, noch nie-da-gewesenes zu schaffen. Sondern einfach ein möglichst erfolgreiches, absatz-starkes Parfum zu lancieren. Und wie ich ja anderswo auch schon geschrieben habe. Durchschnitt ist meistens sehr erfolgreich ($$$$$-technisch)...aber ich versteh das schon, von den wenigsten Marken kann man was interssantes erwarten & wenn die uns dann enttäuschen ist das natürlich schlechter zu verdauen, als wenn der neu Esprit oder Yves Rocher Duft nicht burnt.

Wenn man ohne diese Erwartungshaltung an den Duft rangeht wäre das Resultat bestimmt nich so vernichtend zu bewerten, oder? würde nicht Chanel draufstehen, wären die Kommentare wohlwollender, oder?

Nö, den hätte ich auch als langweilig bewertet, wenn er von Firma XYZ lanciert worden wäre. Den gibt es schon so oft in der Art, muss man nicht haben. Außer man sammelt blaue Flakons.
Teste doch mal selbst, falls du das noch nicht hast.

oh ja den riechste doch an jeder ecke wie gesagt men Blue gabs schon vor über 10 jahren und war auch nicht anders, er ist eben einfach nix anderes.
ne der neue von jgp iss auch nix tolles.
was uns nicht gefällt gefällt uns eben nicht.
darum sind wir hier... oder ???

bei nächster Gelegenheit werde ich mir den auch mal "antun"

...also, hab ich jetzt auch geschnuppert, er haut mich nicht um, aber ich finde ihn auch nicht wirklich schlecht, wobei.. ihr habt schon recht.. er ist wirklich ziemlich FLACH. Aber andererseits gibt es auch VIEL schlechtere Düfte, nun gut, wenigstens ist es kein Supergau geworden. Bei der Bewertung würde ich mich NEC anschliessen und tendiere ebenso zwischen 40-50%, eher 50 (ist für mich ein "durchschnittlicher Duft, den ich zwar nicht kaufen würde, aber auch nicht schlecht finde"...



OK, IHR HABT ALLE RECHT!!!

er ist schon der Nr. 1 Flopp Duft der Community

Keine Gnade dem Durchschnitt!!

wie war das mit dem Aufstieg und dem Fall

Aber sicher! Da aber nun einmal Chanel draufsteht und man davon ausgehen darf, dass auch Chanel drin ist, muss sich der Duft zwangsläufig mit anderen Produkten des Hauses messen lassen.
Da hilft es nichts, dass andere ebenso Uninspiriertes anbieten - es gibt keinen Maßstab, der für alle gleich gültig ist. Chanel hat einen eigenen gesetzt: sei es mit No 5, sei es mit Coco, mit Cuir de Russie, Antaeus oder Egoïste. Das ist die Meßlatte, nicht die neuesten Düfte von Esprit oder Yves Rocher.

Aber du hast Recht: stünde nicht Chanel drauf, krähte vermutlich kein Hahn danach, und man würde vielleicht sogar feststellen, dass dieser Duft recht gut gemacht sei, nur eben nicht sonderlich originell. Da leider aber eben Chanel draufsteht.... und so schließt sich der Kreis.

Ich seh das auch so Profumo! ..wollte mal gucken, was ihr dazu meint. ..es ist schon spannend, wie man sich von Marken & deren Reputation so leiten lässt (eigentlich sinnvoll, da man sich irgendwo ja orientieren muss).

Ich ertappe mich häufig beim Gegenteil, nämlich dass ich von bestimmten Marken mich nie überzeugen lassen würde (gebe ich ehrlich zu): sagen wir der Duft wäre wirklich supergut, aber weil mir die Marke nicht passt, würde er bei mir in der Bewertung viel schlechter abschliessen, ich glaube so voreingenommen bin ich. Aber da ich das ja weiss , könnte ich in Zukunft prbieren mich selbst auszutricksen.

Mit Chanel ist jetzt halt das andere passiert: duchschnittlicher Duft eine tollen Marke, wird - gemessen an anderen Kreationen - schlechter wahrgenommen als er vermutlich tatsächlich ist.

sorry, jetzt muss ich auch mal meinen Senf dazugeben

Nach all euren Kommentaren zu diesem Duft, würde gerade ich bzw. mein Freund der Zielgruppe dafür entsprechen.
Hintergrund: Oft ist es so, dass man ein Parfum verschenken will. Natürrlich möchte man dabei je nach Anlass auf ein markenparfum zurückgreifen. Doch bei einem Duft mit Ecken und Kanten, kann man schnell mal daneben liegen. Der Beschenkte mag auch kein Parfumkenner sein und wünscht sich vielleicht einfach nur einen wohlriechenden Duft ohne damit groß aufzufallen.
Bislang konnte ich z.B meinem Freund noch keinen Chanel-Duft schenken, weil die Herrendüfte alle so speziell sind und ihm vermutlich nicht auf Anhieb gefallen hätten. Viele Herrendüfte von Chanel mag ich selbst nicht, weil sie mir zu intensiv und eigenwillig sind.
Deshalb würde ich vermutlich nun auch mal zu Bleu de Chanel greifen wenn ich ein Geschenk suche.
Gerade bei leuten, die sich aus Düften nichts machen, 9ist Chanel und Dior ein begriff. Steht Chanel drauf, hat man schon mal den Eindruck, dass es sich um ein hochwertiges Geschenk handelt.
Es ist wirklich immer schwierig für mich, einen Duft an einen passionierten Boss Bottled Träger zu verschenken. Mit Himalaya von the Creed lag ich goldrichtig. Den mochte er sehr obwohl die mehrheit hier den Duft auch ziemlich langweilig findet.
Naja, versteht ihr, was ich meine?

Speziell? Also ich weiß nicht... Antaeus und Egoïste mögen speziell sein, aber Allure p.H. oder Egoïste Platinum sind es - glaube ich - eher nicht, und auch Pour Monsieur ist nur insoweit speziell, als er betont klassisch ist.

Hier www.hintmag.com/post/qampa-with-the-legendary- chanel-perfumer-jacques-polge--september-02-20 10 ist übrigens ein interessantes Interview mit Jacques Polge zu finden. Besonders seine Wertung von Egoïste bzw. Bleu finde ich sehr aufschlußreich!

Wie traurig!!
Zitat "So Bleu is spicy, woody, and dry. There is no fantasy." Zitat Ende.

Ich muss weinen. Die Amerikaner werden hofiert und stülpen ihren verk.ckten Puritanerbigoterieichsehnixwasmitsexzutunhatsc hleier über alles und jeden. Nein, nicht weinen muss ich, ich muss kotzen!!
Und die ganzen Weicheier machen ob des schnöden Mammons wegen mit. *kotztnochmal*
Boah, muss ich mich so spät noch so sehr aufregen.....

ne musst du nicht ..bei dem Thema schon

der Jacomo hat es auf den Punkt gebracht. "Cleanliness next to holiness" (Aldous Huxley). dafür gibt es einen Markt. Nicht auffallen wollen und gut duften- so stelleich mir das Bleu auch vor ohne es zu kennen.
Mich macht das allerdings überhaupt nicht traurig. Nicht jeder Duft kann und soll ein Meisterwerk sein. Es ist gut, dass es so viele unterschiedliche Düfte gibt, da es genauso viele unterschiedlche Menschen gibt. Genauso wie Anzüge bei Frankfurter Bankern (wer schonmal die Pendlerströme Richtung HBF Frankfurt a.M. gesehen hat- weiß es) eine Einheitstracht darstellt, kann auch eine Duftrichtung dies noch unterstreichen- schließlich kämpfen solche menschen darum, seriös zu wirken, also müssen sie auch gefällig riechen und bloß nicht auffallen- ist ja auch ne Frage der Hierarchie

Mal davon ab, dass Herr Polge einige tolle Parfums gemacht hat, ist dieses Interview eine Meinung und keine Tatsache. Und vor allem ist es das Vorurteil eines alten konservativen Franzosen gegenüber der kulturlosen Neuen Welt. Da ist dann der Puritanismus schuld, dass man keine aufregenden Parfums machen kann. Ja, sicher. Die Amis mal wieder. Dass Amerika aus mehr Leuten besteht als aus der prüden weißen Oberschicht ist Chanel halt egal. Und hier fällt einem dann auch auf, dass Parfums keine Kunst sind, sondern ein Produkt – inklusive Zielgruppe, Scheinexklusivität und Markenimage. Die männlichen Chanel-Parfums sollen halt nicht von jungen Leuten in der Disco getragen werden, sondern von Businessmen jenseits der 50. Wenn Herr Polge solche Düfte nicht machen will (oder kann), frage ich mich, warum er weiter für Chanel arbeitet. Denn wirklich traurig ist an diesem Interview nur, dass der Parfumeur sich teilweise von seiner eigenen Kreation distanziert.

Chanel sollte sich auch überlegen, ob sie weiterhin ihre alte Millionäre-Strategie fahren wollen. Bei der Mode merken sie ja gerade schon, dass Couture nicht mehr von älteren Amerikanerinnen gekauft wird, sondern immer mehr von jungen Chinesinnen, Russinnen und Araberinnen, die selbst aussehen wie die Models, die die Kleider präsentieren. Wenn man immer der vermeintlichen Zielgruppe hinterher ist, ist die irgendwann halt weg. Da sollte man dann also doch wieder Sachen machen, die eigenständig sind – eben mehr Kunst und weniger Produkt.

Im Übrigen sind auch in Amerika die kommerziell erfolgreichsten Düfte neben AdG und Cool Water Le Male und neuerdings One Million. Das ist zwar nicht mein Geschmack, aber eben auch nicht prüde.

Das wissen die schon - die wissen aber auch dass diese anderen in diesem Schwellenland alle keine Kohle haben!

... wow, was für eine Wortschöpfung! Da mußte ich ja ganz nahe an den Monitor gehen, meine Äuglein zusammenkneifen und mich Buchstabe für Buchstabe vorantasten - Chapeau!

Aber, wie gesagt, schön fand ich wie Monsieur Polge für sein Bois Noir/Egoïste einsteht:

"But I am still very glad we did Egoïste. I think it's important for a brand to have a fragrance that shakes things up. You know, the men's market is very particular. I know we went far with Egoïste, but I like it. It was good for Chanel. Brands today maybe don't have the courage that they used to."

In dieser Aussage steckt natürlich auch etwas über Allure und Bleu, nämlich dass man mit Egoïste einen Mut bewies, den man seither - zumindest im Massenmarkt-Segment - nicht mehr aufzubringen bereit ist. Man ruht sich auf vergangenen Lorbeeren aus, ist froh darüber, dass man Egoïste gemacht hat, aber leider, leider: die finanziellen und wirtschaftlichen Zwänge! Und dann haben die Amis ja noch die Parfumwelt “sanitized“, will sagen: keimfrei gemacht - also sowas!

Na, dann paßt Bleu doch bestens!

ich hab den Duft als Probe bekommen Schon allein die Verpackung plus Probe ist soo Chanel, alles perfekt. Sind gute 2-3ml drin. Ich hab ihn mir gerade auf die Hand gesprüht und muss sagen, er gefällt mir auf meiner Haut viel mehr, als er es auf dem Papier war!! Mal schauen, vielleicht find ich gefallen dran, er ist ganz gut, aber die Meinungen zerbersten ihn ja völlig Ich finde den auf jedenfall sehr gut

Vielleicht eine Meldung wert. Der 37 jährge Schauspieler & Model Gaspard Ulliel, das Gesicht von Bleu de Chanel, ist bei einem Skiunfall ums Leben gekommen.