vor 13 Jahren 5
Sehr gute Idee, Medusa!
Zedernholz: Riecht für mich wie eine Kreuzung aus einem Brett aus gutem Massivholz und einer Handvoll feuchtem Sand!
Sandelholz: schwer beschreibbar, da unter dieser Bezeichnung unterschiedliche Duftstoffe im Umlauf sind. Denn natürliches Sandelholz ist nach meinem Wissen kaum noch verfügbar. Das Spektrum reicht nach meinem Eindruck von dezenter Holzigkeit mit leicht rosenartigen Anklängen bis hin zu einem extrem herben, bitteren Ton, der Anklänge an frisches grünes Blttwerk haben kann (Javanol).
Tannenbalsam: Ich sage nur: Fichtennadelschaumbad!
Gajakholz: runder und weicher, geht eher in Richtung altes Möbelstück.
Kaschmirholz, bzw. Cashmerean: Rein synthtischer Duftstoff. Eine Pflanze dieses Namens gibt es nicht. Kaschmirholz riecht etwas lakritzartig und wirkt dabei extrem "dunkel". Man zünde Holzkohle im Grill an, lasse es gut durchbrennen und lösche das Ganze mit Wasser ab. Den Geruch der zurückbleibenden schwarzen Schmiere assoziiere ich mit dieser Note. Kaschmirholz riecht für mich unangenehm ("Encré Noir"), kann aber in geringer Dosierung einem Parfum einen interessanten, dunklen Aspekt beifügen ("Aoud Gourmet")
Amber, auch Bernstein: Eigentlich der Geruch verbrannten Bernsteins - einfach Omas alte Bernsteinkette auf den Grill schmeißen! Auch unter diese Bezeichnung werden recht verschiedene Duftstoffe gehandelt. Amber ist oft eine Art Parfumgrundton an sich: dunkel, trocken und bitter. Beispiel: Pradas "Amber pour Homme Intense". Es kann aber auch eine sehr warme, gemütliche Seite haben ("ambrierte Düfte"). Beispiel: "Ambre Fétiche". In der arabischen Parfümerie steht Amber für sehr rauchige Noten (Montales "Amber & Spices"), was bis zu einem Geruch wie von Schwarzwälder Schinken gehen kann. Beispiel: der preiswerte Amber von Taiba Shop aus Bonn.
Ambra, Ambergris: Wird oft mit Amber verwechselt, zumal in verschiedenen Sprachen sich die Wörter ähneln.
Amber, Bernstein (deutsch) = Ambre (frz.) = Amber (engl.)
Ambra (deutsch) = Ambregris (frz.) = Ambergris (engl.)
Ambra ist ein Sekret des Pottwals. Da davon nur sehr wenig auf den Weltmeeren herumschwimmt, wird auch das synthetisch hergestellt. Ambra fügt parfums nach meinem Eindruck einen eher süßen, opulenten Ton bei. Beispiel: "Fetish" von Neil Morris.
Moschus: breites Spektrum möglicher Noten. Ursprünglich ein Drüsensekret des früher in Persien vorkommenden Moschushirsches. Heute zahlreiche synthetische Duftstoffe, die sich voneinander erheblich unterscheiden können. Es gibt weißen Moschus, Kristallmoschus, Moschus-Keton, Golden Musk, Black Musk und weiteres.
Weißer Moschus hat eine klaren, hellen Charakter und erinnert mich etwas an den Geruch von Schneeluft. Beispiel: "Musco Bianco" von Acca Kappa, auch "Cedro" und "LiboCedro" von der gleichen Marke. Moschus Keton riecht dagegen offenbar ganz anders. Der scheint eine eher animalische Seite zu haben und erinnert mich an betont maskuline Parfums der Duftrichtung "Aromatic Fougère" Beispiel: "Rodier pour Homme"(?)
Moschusdüfte können pudrig sein, sehr an Seife erinnern oder auch an bestimmte Waschmittel. Der Duft frisch gebügelter Hemden und frisch gewaschener Bettwäsche gehört in diese Kategorie . Beispiel: "Psychotrope", "Sylt Man", "Musk" von Keiko Mecheri, "Hindu Grass" von Nasomatto.
Oud: Der Duft der von einem bestimmten Pilz befallenen tropischen Hölzer. Oud, Oudh, Aoud, Adlerholzbaum riecht vor allem sehr attraktiv muffig. Das mögliche Spektrum reicht von sehr herbe (Haarspray) bis hin zu rund und warm mit so etwas wie einem alkoholischem Anklang. Oud ist unverwechselbar und schwer beschreibbar. Oud ist der vielleicht kostbarste Duft der arabischen Parfümerie, und für beste Qualitäten werden horrende Preise verlangt. Sehr informativ ist hier die Webseite von Oriscent. Die bekannteste Verarbeitung vomn Oud ist die Kombination von Oud mit Rosendüften - bei Montale bekommt man viele Beispiele vorgeführt.
Mangels Angebot gibt es mindestens einen preiswerten synthetischen Ersatzstoff, sodass das auch außerhalb der Parfümerie Verwendung findet. Beispiel: Der Weichspüler "Rosengarten" der Marke "Ja!"
Vetiver: Eine tropische Grasart mit einem eigentümlichen, grün-holzigen Geruch. Das Spektrum reicht von erdig (Waldboden) bis zu ätherisch-transparent und klar. Hinter der Note Vetiver steckt meist die Weiterverarbeitung Vetiverylacetat. Natürliches Vetiveröl ist bitter, rauchig und unangenehm. Ich vermute dieses als Beigabe in kleiner Menge in sehr dunklen, rauchigen Vetivers wie zum Beispiel Encré Noir. Wenigstens den Klassiker, Vetiver von Guerlain sollte man kennenlernen. Hätte Vetiver als Duft eine Farbe, wäre das für mich petrol.
Patchouli: Auch diese Note hat zwei möglich Ausprägungen: dunkel, süßlich, schwer und muffig - mit billigen Patchouliölen dieser Art wurden in den 80ern vorzugsweise die damals modernen Palestinensertücher verseucht! Beispiele für dunkle, an die Hippie-Kultur erinnernde Patchouli-Parfums kommen von Neil Morris: "Hippie", "Summer of Love", "Dark Earth".
Weniger klischeebelastet ist die "helle" Ausprägung dieser Note, wie sie in vielen moderneren Orientalen vorkommt. Für mich steht die "helle" Patchouli-Note für eine weiche, anschmiegsame Eleganz.
Weihrauch: Riecht wie in der katholischen Kirche, Beispiel: "Messe de Minuit" - die konfessionslose Variante riecht rauchig-aschig. Beispiel: "L'Homme Sage", "Pontevecchio"
Tonkabohne: erinnert etwas an Vanille, ist aber "dreckiger"
Benzoe: eine harzige, orientalische Sache. Je nach Ausprägung erinnert es mich tatsächlich ein wenig an Benzin, mit dem es freilich ansonsten nur die Namensähnlichkeit gemein hat. Beispiel: "Le Mâle"
Vanille: na - eben so! Parfums mit Vanille können puddingartig und klebrig sein, aber auch aufregende wahre Meisterwerke von pudrig-dunkel ("Boisée Vanillée") bis zu ätherisch ("Spiritueuse Double Vanille")
Coumarin: Ein Duftstoff, der selten als solcher in einer Duftpyramide genannt wird. Coumarin kommt in der Natur in der Tonmkabohne, aber auch im Waldmeister vor, und tatsächlich erinnert Coumarin etwas an den typischen Duft dieser Pflanze. Coumarin ist zusammen mit Lavendel und Eichenmoos unverzichtbarer Bestandteil des sogenannten Fougère-Akkordes (zu deutsch: Farn), der um 1873 von einem französischen Parfümeur erfunden wurde.
Soweit erst mal!
Zuletzt bearbeitet von Apicius am 20.10.2011, 23:37, insgesamt 3-mal bearbeitet