vor 7 Jahren 3
Nee, die riechen alle schon selbst. Dieses "den eigenen Geruch verstärken" wird massiv übertrieben in der Beschreibung. Letztendlich sind alles Duftstoffe mit Eigengeruch.
Cetalox ist eine Handelsname von Firmenich und es besteht zu 50 % aus Ambroxan, der Rest riecht ähnlich, nur etwas weniger intensiv. D.h. Cetalox und Ambroxan in Parfums auseinander zu halten, dürfte für die meisten von uns nicht möglich sein. Ambroxan ist der wichtigste Duftstoff sowohl des Ambregris auch als des Labdanum und damit die Klammer über alles, was Amber/Ambra/ambriert genannt wird. Trotzdem finde ich es nicht super naheliegend, auf einen ambrierten Akkord zu kommen, wenn ich reines Ambroxan rieche: eher frisch, moschusartig, leicht salzig, auch süß und sehr ... hmmm ... durchscheinend, gläsern. Schwer fassbar. Und dieses schwer Fassbare ist, glaube ich, der Grund, warum viele meinen, Ambroxan nicht riechen zu können. Zumindest als Reinsubstanz. In einem Parfum mit anderen Noten schon.
Iso E Super riecht ganz anders. Es ist in fast allen Parfums der letzten 30 Jahre enthalten, aber i.d.R. nicht wegen des Eigengeruchs (dazu später), sondern weil es die wunderbare Eigenschaft hat, gewisse Noten zu verstärken: zum einen eine längere Haltbarkeit zu geben, zum anderen eine stärkere, aber transparente Projektion. Mit Blüten-, einigen holzigen Noten und gewissen Früchten klappt das. Aber nicht alle Duftstoffe werden verstärkt. Vermutlich rührt dieses Gerücht der Verstärkung des Hautduftes aber genau daher. Iso E Super selbst duftet nach transparentem Holz und warmer Haut (sagt Erik Kormann) oder "dunstig, mineralisch, warmes Wasser auf Stein-Effekt" (sagt Rivegauche). Ich finde, beides passt hervorragend, wenn es auch unterschiedlich klingt. Und das ist der Haken: den Duft gibt es nicht in der Natur und jede sprachliche Annäherung an so etwas Abstraktes muss ungenau bleiben. Zumal das Duftprofil durchaus komplex ist und man nicht unbedingt darauf käme, dass ein einzelner Stoff so vielfältig riechen kann.
Vetiverylacetat ist ein bisschen etwas anderes: ein Naturstoff, der chemisch einmal umgesetzt wurde. Viele Düfte mit Vetiver im Namen und einen Geruchseindruck, der eher grün (grasig, Süßholz) als braun (erdig, rauchig) wirkt, enthalten Vetiverylacetat. Im "Molecule 03" ist es halt pur.
"Not a perfume" ist gar kein Monoduft, auch wenn die Duftpyramide das suggeriert. Neben Cetalox sind noch einige andere Substanzen enthalten; ich denke, zumindest ein woodyamber wie Norlimbanol müsste dabei sein. Die Umschreibung "Basis von Light Blue" trifft es.
Monodüfte sind halt Geschmackssache. Wenn ein Parfumeur sagt "Hey, ich fülle meine Lieblingsduftstoffe einfach auch mal pur ab, damit alle mitbekommen können, wie geil die riechen!". OK, warum nicht. Der Erkenntnisgewinn ist natürlich enorm. Zum Tragen als Duft fehlt mir aber was: Kontraste, Spannung. Anderen fehlen Verläufe so als Parfums des 20. Jahrhunderts. Weiterhin neige ich dazu, Monodüfte recht schnell auszublenden und ich meine, nichts mehr zu riechen, bis der nächste Windhauch eine kräftigere Duftbrise an meine Nase führt.
Zuletzt bearbeitet von Ronin am 19.11.2016, 11:59, insgesamt einmal bearbeitet