Gibt es wirklich so viele schlechte Reformulierungen?
vor 7 Jahren
Liebe Parfumas und Parfumos,
seit etwa einem Jahr bin ich nun hier bei Parfumo unterwegs, seit ein paar Monaten auch angemeldet, ich lese fröhlich im Forum und den Kommentaren, hab mich auch ab und zu mal selbst getraut, was zu schreiben und bin doch gewiss nur ein Duft-Greenhorn. Ein für mich sehr überraschender Umstand ist, dass in gefühlt jedem vierten Textbeitrag über grauenvoll minderwertige Reformulierungen geklagt wird. In meiner Naivität dachte ich früher, "Chanel No. 5" oder "Mitsouko" wäre heute noch chemisch das gleiche wie vor 50 Jahren. Inzwischen ist mir klar, dass das nicht so ist. Dennoch: Ist es wirklich so schlimm? Ich stelle mal (den Naivitätsbonus des Frischlings schamlos ausnutzend) ein paar (vielleicht bewusst etwas "steile" Thesen und ein paar Fragen in den Raum und würde mich über eine interessante Diskussion freuen.
Thesen:
1. Die eigene Hautchemie verändert sich mit den Jahren, und die eigene Nase auch. Manches, was wie eine Reformulierung erscheint, ist veränderte subjektive Wahrnehmung.
2. Ein Duft verändert sich mit der Lagerung im Geruch, wie ein Wein, und zwar auch vor dem Umkippen (des Parfums wie des Weins). Wenn ich an einem 10 Jahre alten Flakon "Fahrenheit" rieche und an einem fabrikneuen, und stelle einen Unterschied fest, kann das "Nachreifung" des 2007-er-Flakons sein und muss keine Reformulierung des 2017-ers sein.
3. Wenn keine zwingenden Gründe vorliegen (z.B. eine Zutat wird als allergen verboten oder wird in der Beschaffung durch Veränderungen auf dem Rohstoffmarkt so teuer, dass man den Preis des Parfums verdoppeln müsste), besteht kaum ein Motiv für eine Firma, die Rezeptur eines Klassikers zu ändern. Wenn man sich in Richtung "Massengeschmack" neu profilieren will, dürfte es eher wahrscheinlich sein, dass die Firma einen neuen Duft rausbringt, der auf "Masse" gestylt ist, als dass sie einen Klassiker verpfuscht und damit ihren Ruf als große Marke ruiniert.
4. Die Vorstände und die Duftexperten der großen Marken sind weder blöd, noch völlig untalentiert im Umgang mit Düften, im Gegenteil, sie haben ganz große "Nasen" unter Vertrag. Wenn es dann doch mal zu einer Reformulierung kommt, werden die sich nach Kräften bemühen, den Duft nicht schlechter und flacher werden zu lassen, sondern vielleicht sogar besser.
Fragen:
1. Meint ihr wirklich, dass es so viele Reformulierungen gibt, wie hier immer behauptet wird?
2. Wenn ja, warum seid ihr euch so sicher? Genügt euch eure subjektive Riech-Erfahrung, oder verifiziert ihr das irgendwie objektiv?
3. Findet ihr es allgemein gesprochen gerechtfertigt, dass immer so viel über üble Formulierungen geklagt wird, oder sind Reformulierungen, so es sie denn wirklich gibt, nicht auch oft eine Chance auf Weiterentwicklung?
4. Über welche aus eurer Sicht gelungene Reformulierung habt ihr euch schon mal richtig gefreut? (Bei Antworten auf diese Frage schlage ich vor, dass ihr den Namen des "toll reformulierten Dufts" als Überschrift eures Beitrags setzt.
Beste Grüße - und gespannt auf eure Meinungen und Erfahrungen!
FvSpee
seit etwa einem Jahr bin ich nun hier bei Parfumo unterwegs, seit ein paar Monaten auch angemeldet, ich lese fröhlich im Forum und den Kommentaren, hab mich auch ab und zu mal selbst getraut, was zu schreiben und bin doch gewiss nur ein Duft-Greenhorn. Ein für mich sehr überraschender Umstand ist, dass in gefühlt jedem vierten Textbeitrag über grauenvoll minderwertige Reformulierungen geklagt wird. In meiner Naivität dachte ich früher, "Chanel No. 5" oder "Mitsouko" wäre heute noch chemisch das gleiche wie vor 50 Jahren. Inzwischen ist mir klar, dass das nicht so ist. Dennoch: Ist es wirklich so schlimm? Ich stelle mal (den Naivitätsbonus des Frischlings schamlos ausnutzend) ein paar (vielleicht bewusst etwas "steile" Thesen und ein paar Fragen in den Raum und würde mich über eine interessante Diskussion freuen.
Thesen:
1. Die eigene Hautchemie verändert sich mit den Jahren, und die eigene Nase auch. Manches, was wie eine Reformulierung erscheint, ist veränderte subjektive Wahrnehmung.
2. Ein Duft verändert sich mit der Lagerung im Geruch, wie ein Wein, und zwar auch vor dem Umkippen (des Parfums wie des Weins). Wenn ich an einem 10 Jahre alten Flakon "Fahrenheit" rieche und an einem fabrikneuen, und stelle einen Unterschied fest, kann das "Nachreifung" des 2007-er-Flakons sein und muss keine Reformulierung des 2017-ers sein.
3. Wenn keine zwingenden Gründe vorliegen (z.B. eine Zutat wird als allergen verboten oder wird in der Beschaffung durch Veränderungen auf dem Rohstoffmarkt so teuer, dass man den Preis des Parfums verdoppeln müsste), besteht kaum ein Motiv für eine Firma, die Rezeptur eines Klassikers zu ändern. Wenn man sich in Richtung "Massengeschmack" neu profilieren will, dürfte es eher wahrscheinlich sein, dass die Firma einen neuen Duft rausbringt, der auf "Masse" gestylt ist, als dass sie einen Klassiker verpfuscht und damit ihren Ruf als große Marke ruiniert.
4. Die Vorstände und die Duftexperten der großen Marken sind weder blöd, noch völlig untalentiert im Umgang mit Düften, im Gegenteil, sie haben ganz große "Nasen" unter Vertrag. Wenn es dann doch mal zu einer Reformulierung kommt, werden die sich nach Kräften bemühen, den Duft nicht schlechter und flacher werden zu lassen, sondern vielleicht sogar besser.
Fragen:
1. Meint ihr wirklich, dass es so viele Reformulierungen gibt, wie hier immer behauptet wird?
2. Wenn ja, warum seid ihr euch so sicher? Genügt euch eure subjektive Riech-Erfahrung, oder verifiziert ihr das irgendwie objektiv?
3. Findet ihr es allgemein gesprochen gerechtfertigt, dass immer so viel über üble Formulierungen geklagt wird, oder sind Reformulierungen, so es sie denn wirklich gibt, nicht auch oft eine Chance auf Weiterentwicklung?
4. Über welche aus eurer Sicht gelungene Reformulierung habt ihr euch schon mal richtig gefreut? (Bei Antworten auf diese Frage schlage ich vor, dass ihr den Namen des "toll reformulierten Dufts" als Überschrift eures Beitrags setzt.
Beste Grüße - und gespannt auf eure Meinungen und Erfahrungen!
FvSpee