DasguteLeben:Als Vintage Creedler (18 Flakons, fast alle prä-GIT) kann ich mit den jüngeren Creeds wenig anfangen. Teurer als damals, dafür inzwischen vollgepropft mit billiger Synthetik (nicht aus ästhetischen Überlegungen, sondern eben weil billig). Das stösst mir übel auf, auch wenn Creed da kein Sonderfall ist, sondern mit der Zeit und dem Markt geht. Aber da die Creed Düfte eben grundsätzlich eher konservativ als experimentell daher kommen ist die Rohstoffqualität dann doch ein essentiellerer Faktor als bei jemandem wie Geza Schön oder CdG. Ich hüte mein vintage Tabarôme wie meinen Augapfel, bin aber inzwischen zu Kleinproduzenten (artisan perfumers) weitergezogen, die sich als primär Kreative der Marktlogik verweigern und noch massiv in Qualität investieren. Antonio Gadoni (Bogue), Annette Neuffer, Dominique Dubrana, Dawn Spencer Hurwitz u.a. sind für mich einfach interessanter. Für einen alten Sack wie mich riecht Royal Oud nach einem synthetiklastigen Imitat eines holzig-würzigen Mittelklasseduftes der späten 70er. Da zuckt die Nase mit den Schultern, quasi
, aber jeder hat eben eine andere Duftsozialisation. Die Profitmarge finde ich trotzdem obszön, bewundere aber seit Jahren die Geschäfts- und Marketingchuzpe dieses recht kleinen Betriebes. Parfeng seit 1760, bruhahaha....
Der Bewunderung folgt wohl auch tatenkräftige Bestätigung wenn man 18 Creeds sein eigen nennt.
Ich würde gerne einmal die Spekulationen rund um die Wahrnehmung von Synthetik bei Royal Oud wissenschaftlich bestätigt sehen und für eine Analyse auch gerne ein sample bereitstellen.
Weil ich bin selbst überaus heikel was den wahrnehmbaren Teil an Synthetik anbelangt (obwohl mir bewusst ist dass es heute oft kaum noch ohne geht) und wenn geschickt verpackt in keiner Weise stört.
Ebenso einer der erster der schreit, wenn Zeder wie auch in der Nische üblich gerne durch ISO substituiert wird. Galbanum als einer der Kerncharakter in diesem Duft ist weder teuer noch allergen und Bergamotte zu synthetisieren lohnt auch nicht. Rosa Pfeffer wird meines Wissens nach auch nicht synthetisiert. Der wunderbare Sandelholz-Charakter ist in keiner Weise artifiziell entstellt.
Mir ist auch noch kein prominentes Synthetik-Oud (Firmenich, Givaudan) untergekommen, das hier irgendwo im Duftverlauf durchscheinen könnte. Abgesehen vom grundsätzlich spärlichen Einsatz des Namensgebers.
Bloß am Alter bzw. der Erscheinung eines Duftes einen Verdacht auszusprechen und sich darauf zu reduzieren, früher wird wohl alles besser gewesen sein alleine, ohne dafür eine Bestätigung zu haben wäre mir einfach nicht plausibel genug, um damit selbst in die Öffentlichkeit zu treten.
Die Konzeption dieses Duftes spricht von der Papierform her eher gegen den ausgesprochenen Verdacht, nicht das Alter, der Preis oder das Marketing. RO ist hinsichtlich meiner Wahrnehmung nicht mehr oder weniger synthetisch als BdP.
Bei Aventus und Viking würde ich dein Empfinden eher teilen. Letzterer war auch für mich ein Schock. Auch Spice & Wood ist kein Naturbursche. Aber das Ergebnis ist dennoch ein wunderbar austarierter Holzeindruck, wenn auch sehr flüchtig und der Preis im Bereich von indiskutabel.