Si von Armani Chypre?

Heute bin ich beim Surfen im Netz über einen Blog über Duftfamilien gestolpert. www.galeria-kaufhof.de/blog/beauty/duefte Und wie so oft habe ich dort unter Chypre als einziges (!!!) Beispiel Si von Armani gefunden.

Für mich ganz klar nicht der beste Blog, um sich über Duftfamilien zu informieren und trotzdem: Was bitte soll an Si ein Chypre sein? Für mich hat er absolut keine Chypre-Anklänge, auch die Pyramide liest sich keinesfalls wie ein Chypre.

Cassis als Kopf-, Blüten als Herz- und Patchouli als Basisnoten sehen schon sehr nach Chypre aus. Gerade Johannisbeere wird gerne als Start eines Chyprebogens genommen.

Klar, wenn man "Sì (Eau de Parfum)" riecht, ist das in erste Linie ein moderner Fruitchouli. Nun bewegt sich Fruitchouli aber immer zwischen Gourmand und Chypre und bei diesem Armani finde ich - trotz der Süße und des fehlenden Eichenmooses - die Chyprestruktur ganz gut erkennbar. Halt weniger Jean-Carles- als Sophia-Grojsman-Chypre ...

Für die Parfumeurin Christine Nagel ist es auch eindeutig ein Chypre:
www.youtube.com/watch?v=7-SfXL5O-os

Danke Ronin! Ich hätte den niemals als Chypre eingeordnet, kenne mich da allerdings auch nicht so gut aus. Für mich waren Chypre bisher immer eher die klassischen, grünen, keinesfalls süßen Düfte. de.wikipedia.org/wiki/Chypre

Wieder was gelernt.

Und der "Sì Intense" ist noch ein klein wenig chypriger. Aber weich.

Das geht mir ja auch so. Wenn ich an Chypre denke, sind das auch Düfte wie "Ma Griffe (1946) (Eau de Toilette)", "Vent Vert (1947) (Eau de Toilette)", "Mitsouko (Eau de Parfum)": herb, grün, kantig, Drama. Aber meine Referenzen sind ja auch 70 bis 100 Jahre alt. Damals waren Herrendüfte oft süßer als Damendüfte. Jetzt kann der Chyprebogen auch durchaus von Frucht als Kopfnote bis zu einer Schokoladenbasis gehen. Ich erkenne da auch meist erst beim mehrmaligen Verfolgen des Verlaufs eine Chyprestruktur. Oder auch gar nicht.
Es ist natürlich in der Tat nicht besonders hilfreich, "Sì (Eau de Parfum)" als typischen Chyprevertreter zu präsentieren.

Das ging mir auch spontan durch den Kopf. Menschen, die sich kaum mit Duftfamilien beschäftigen - wenn überhaupt -, werden La Vie est Belle nun vllt. auch als Chypre einordnen. Ist ja auch fruchtig-blumig-süss und mit ordentlich Wumms.

Wobei dieser Blog für mich eh kein Massstab ist. Zitat: „Light Blue“ von Dolce & Gabbana kommt mit den Nuancen von Zitrone, Apfel und Jasminblüte daher und ist mindestens genauso frisch wie „Love Story“. Mal abgesehen davon, dass der falsche Duft abgebildet ist - „Love Story“ ist für mich absolut nicht frisch und ganz anders. Und die Duft-Evergreens der Bloggerin sind genau die pappsüßen Düfte, die mir gewaltig auf die Nerven gehen, weil man sie überall und in Überdosis riechen muss.

Jeder "echte" Chypreliebhaber wird bei dieser Einschätzung in die Auslegeware beißen...

Ja.

Nun habe ich mal ein wenig im Netz nach modernen Chypre geschaut und verstehe das ganze Chypre-Thema überhaupt nicht mehr. www.stylist.co.uk/beauty/top-10-modern-chypres -perfumes/133758 U.a. ist dort auch "Blu Mediterraneo - Arancia di Capri" von Acqua di Parma aufgeführt. Und warum ist das nun wieder ein Chypre? Ausser, dass er citrisch (frisch-fruchtig-fröhlich mit einem ganzen Orangenhain) startet und durch Petitgrain ein zart-blumiges Herz besitzt? Vllt. der Moschus in der Basis, den man allerdings nicht wirklich wahrnimmt? Auch keine der Nasen hier hat ihn als Chypre eingeordnet, es ist zum Verzweifeln....

Alte, klassische Chypre erkenne ich inzwischen meist, aber diese ganzen neuen, modernen definitiv nicht....