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Verständnisfrage: wie funktioniert die Duftpyramide?

Verständnisfrage: wie funktioniert die Duftpyramide? vor 4 Jahren
Hallo zusammen,

eine Frage beschäftigt mich schon seit ich mich mit Nischendüften befasse:

Wird in der Duftpyramide dafür gesorgt, dass manche Duftanteile nur in der Kopfnote und andere nur in der Basisnote riechbar sind? Bisher habe ich da keine schlüssige Erklärung gefunden.

Liegt es daran, dass die Duftstoffe in der Kopfnote allesamt flüchtiger sind als die in der Basisnote? Dann wäre es ja unmöglich einen langanhaltenden Duft zu kreieren, der sonst nur für die Kopfnote benutzt wird.

Ich hoffe, dass meine Frage verständlich ist. Häufig liest man, dass in der Kopfnote zitrische Noten verwendet werden. Wie kommt es aber, dass Parfums wie Mandarino di Amalfi ewig lang halten und dennoch zitrisch sind?

Falls ich hier ein Thema starte, das schon mal da war, bitte ich das zu entschuldigen, ich habe bei der Forum Suche nichts treffendes gefunden, wo meine Frage beantwortet worden wäre.
Re: Verständnisfrage: wie funktioniert die Duftpyramide? vor 4 Jahren
VintageGold:

Liegt es daran, dass die Duftstoffe in der Kopfnote allesamt flüchtiger sind als die in der Basisnote? Dann wäre es ja unmöglich einen langanhaltenden Duft zu kreieren, der sonst nur für die Kopfnote benutzt wird.

Ich hoffe, dass meine Frage verständlich ist. Häufig liest man, dass in der Kopfnote zitrische Noten verwendet werden. Wie kommt es aber, dass Parfums wie Mandarino di Amalfi ewig lang halten und dennoch zitrisch sind?

Üblicherweise sind die Kopfnoten tatsächlich jene, die am Schnellsten verfliegen, gefolgt vom Herz und der Basis. Reine Zitrusnoten sind idR. tatsächlich relativ flüchtig. Eine lange Haltbarkeit wird dabei afaik durch eine erhöhte Duftstoffkonzentration (was alleine nicht reicht) und viele Enhancer, Moschusduftstoffe erreicht. Die Pyramiden stimmen auch nicht immer. Ich habe schon die irrwitzigsten Sachen gesehen, welche so gar nicht funktionieren können. Man kann keine Orange in der Basis oder Amber in der Kopfnote haben. Meist ist die Pyramide aber schon ein sehr guter Anhaltspunkt für die verschiedenen Noten von einem Parfum.
Re: Verständnisfrage: wie funktioniert die Duftpyramide? vor 4 Jahren
VintageGold:
Häufig liest man, dass in der Kopfnote zitrische Noten verwendet werden. Wie kommt es aber, dass Parfums wie Mandarino di Amalfi ewig lang halten und dennoch zitrisch sind?

Mandarino di Amalfi ist ein gutes Beispiel. Die zitrischen Kopfnoten sind nämlich die ersten, die (teilweise schon nach 30min - 1h) verfliegen und Platz für florale (Herz-)Noten machen. Diese halten sich dann auch länger. In der Basis sind gerade bei zitrischen Düften oft Moschus und Amber oder Aroma-Chemicals wie Iso-E-Super als unterstützende "Träger", welche die Kopf und Herznoten verstärken und länger haltbar machen.

Die Basisnoten sind meist auch diejenigen, die am meisten mit der Haut-Chemie interagieren.

Gerade bei günstigen Parfums im Designer oder Cheapie-Sektor wird vorrangig Wert auf die Kopfnote gelegt, weil die am Teststreifen ordentlich performen muss, um den Duft zu verkaufen.
vor 4 Jahren
Hmm, danke für eure Antworten.
Mir ist tatsächlich auch aufgefallen, dass bei zitrischen Düften sehr häufig Amber in der Basis genutzt wird. Z.B. Rive d'Ambre, oder auch das erwähnte Mandarino di Amalfi und ganz krass fand ich das bei Creeds Spice and Wood.

Das wirft bei mir dann aber die Frage auf, wozu überhaupt die Parfumeure Lösungen für Kopf-, Herz- und Basisnote einzeln mischen, um das Ganze nachher zusammenzumischen. Wenn die einzelnen Noten der Duftpyramide nur durch die Haltbarkeit der Inhaltsstoffe bestimmt wäre, würde es keinen Unterschied machen, ob man einen Stoff am Ende oder am Anfang zu der gesamten Komposition hinzugibt...

Invein:
Mandarino di Amalfi ist ein gutes Beispiel. Die zitrischen Kopfnoten sind nämlich die ersten, die (teilweise schon nach 30min - 1h) verfliegen und Platz für florale (Herz-)Noten machen.

Kann sein, dass ich die Orangenblüten auch fälschlich als zitrisch bei MdA einstufe und es gar kein zitrischer Duft nach Abklingen der Kopfnote ist. Ich rieche da aber eigentlich immer richtig Mandarine, also wie die Frucht, wenn man sie öffnet.
vor 4 Jahren
VintageGold:
Das wirft bei mir dann aber die Frage auf, wozu überhaupt die Parfumeure Lösungen für Kopf-, Herz- und Basisnote einzeln mischen, um das Ganze nachher zusammenzumischen.

Tun sie das denn? Wäre mir jetzt neu, ich hab aber bisher auch nur die Ellena-Bücher gelesen.

VintageGold:
Kann sein, dass ich die Orangenblüten auch fälschlich als zitrisch bei MdA einstufe und es gar kein zitrischer Duft nach Abklingen der Kopfnote ist. Ich rieche da aber eigentlich immer richtig Mandarine, also wie die Frucht, wenn man sie öffnet.

Orangenblüte ist - wie der Name schon sagt - ein Blütenduft.
vor 4 Jahren
VintageGold:

Kann sein, dass ich die Orangenblüten auch fälschlich als zitrisch bei MdA einstufe und es gar kein zitrischer Duft nach Abklingen der Kopfnote ist. Ich rieche da aber eigentlich immer richtig Mandarine, also wie die Frucht, wenn man sie öffnet.

Wirklich? Für mich riecht MdA nach 1h nurnoch sanft floral, zwar noch ein paar Stunden, die Zitrone (in MdA ist nämlich gar keine Mandarine, sondern Zitrone und Grapefruit) ist dann kaum noch wahrnehmbar.

Die Noten werden auch nicht einzeln zusammengemischt und dann kombiniert soweit ich weiß, das Parfum wird nach und nach, Note für Note aufgebaut.
vor 4 Jahren
VintageGold:
Das wirft bei mir dann aber die Frage auf, wozu überhaupt die Parfumeure Lösungen für Kopf-, Herz- und Basisnote einzeln mischen, um das Ganze nachher zusammenzumischen. Wenn die einzelnen Noten der Duftpyramide nur durch die Haltbarkeit der Inhaltsstoffe bestimmt wäre, würde es keinen Unterschied machen, ob man einen Stoff am Ende oder am Anfang zu der gesamten Komposition hinzugibt...

Ich weiß nicht so recht, wie du das meinst. Meinst du, wieso man nicht gleich nur eine Basis baut? Nunja, man stelle sich Terre d'Hermès ohne die Grapefruit in der Pyramide vor oder viele, klassische Damendüfte ohne die Aldehyde. Oder, an einem Beispielduft von dir: Aventus ohne Ananas. Die Kopfnoten klingen zwar am Schnellsten ab, prägen aber doch trotzdem lange Zeit den Duft.

Die Parfumeure haben da unterschiedliche Herangehensweisen. Angeblich baut Bertrand Duchaufour 3 einzelne Düfte für Kopf- Herz- und Basis um jene dann zu verbinden. Andere bauen einen Duft dann vermutlich wirklich von unten bis oben komplett zusammen. Am Ende ist das aber doch auch völlig egal. Wenn du, keine Ahnung, aus Benzoe und Vanille eine Basis baust und aus Orange und Kardamon eine Kopfnote, ist es doch egal, ob du alles auf einmal mischt oder Kopfnote und Basis zusammen, solange die Dosierungen identisch sind.
vor 4 Jahren
Terra:
Ich weiß nicht so recht, wie du das meinst. Meinst du, wieso man nicht gleich nur eine Basis baut? Nunja, man stelle sich Terre d'Hermès ohne die Grapefruit in der Pyramide vor oder viele, klassische Damendüfte ohne die Aldehyde. Oder, an einem Beispielduft von dir: Aventus ohne Ananas. Die Kopfnoten klingen zwar am Schnellsten ab, prägen aber doch trotzdem lange Zeit den Duft.

Nein, ich meinte es genau so, wie du es nachfolgend beschrieben hast.

Terra:
Die Parfumeure haben da unterschiedliche Herangehensweisen. Angeblich baut Bertrand Duchaufour 3 einzelne Düfte für Kopf- Herz- und Basis um jene dann zu verbinden. Andere bauen einen Duft dann vermutlich wirklich von unten bis oben komplett zusammen. Am Ende ist das aber doch auch völlig egal. Wenn du, keine Ahnung, aus Benzoe und Vanille eine Basis baust und aus Orange und Kardamon eine Kopfnote, ist es doch egal, ob du alles auf einmal mischt oder Kopfnote und Basis zusammen, solange die Dosierungen identisch sind.

Ich weiß nicht mehr wo ich das gelesen hatte, vielleicht war es sogar von Duchaufour, weil ich mich mit ihm befasst hatte. Aber bei mir hat sich das im Gedächtnis so verankert, dass die Parfumeure Kopf-, Herz- und Basisnote einzeln entwickeln und anschließend zusammenmischen.
Aber wenn das nicht immer so ist, hat es vielleicht einfach praktische Hintergründe, um die Stoffe, die eine ähnliche "Abklingzeit" haben, zu einer harmonischen Note zusammenzumischen. Die können dann ja sogesehen auch immer wieder verwendet werden, um eine Art DNA für einen Hersteller zu schaffen.

Invein:
Wirklich? Für mich riecht MdA nach 1h nurnoch sanft floral, zwar noch ein paar Stunden, die Zitrone (in MdA ist nämlich gar keine Mandarine, sondern Zitrone und Grapefruit) ist dann kaum noch wahrnehmbar.

Für mich riecht MdA richtig nach Mandarine. Die Acqua Version finde ich riecht eher nach Zitrone. Aber bei MdA finde ich besonders die Mandarine so charakteristisch für den Duft im Vergleich zu den anderen Aquaten von Tom Ford. Sie steht zwar nicht in der Duftpyramide, aber für mich war die Assoziation immer da. Keine Ahnung, ob ich mich da vom Namen blenden lasse ^^ Werd ich bei Gelegenheit noch mal überprüfen.

KJV:
Orangenblüte ist - wie der Name schon sagt - ein Blütenduft.

Ja, genau, das wollte ich damit sagen, dass ich mir irrtümlicherweise darunter immer eine fruchtige Note vorgestellt habe, obwohl die Blüte ja gar nicht so riechen muss wie die Orange.
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