Tomo87Eine sehr interessante Unterhaltung. Ich gliedere meinen Sermon mal der Lesbarkeit halber. Auf die Gefahr hin, dass etwas schon so gesagt wurde, können meine VorrednerInnen sich bestärkt fühlen
1) Seine olfaktorischen Sinne zu beflügeln gehört für mich zu den schönsten Nebensachen im Leben und macht es einfach schöner. Genauso legitim ist es, wenn man damit garnichts anfangen kann (meine Frau!). Entsprechend gesund finde ich es, wenn man es nicht allzu ernst nimmt und akzeptiert, dass es eine sehr subjektive Angelegenheit darstellt, über die man sich nicht allzu passioniert streiten braucht. Ausgenommen sind natürlich Situationen, in denen jemand einem die Luft in geschlossenen Räumen wegnimmt und das Leben schwer macht
2) Wie bei allem im Leben, ist es zu empfehlen nach Sinn und Nutzen einer Sache zu fragen, wenn man damit konfrontiert wird. So würde ich auch bei dem Youtube Thema herangehen. Wenn man Dinge rekonstruiert sind sie per se nicht schlecht oder gut, sondern sie "sind". Eine Wertung erhalten sie erst in dem jeweiligen Kontext. Dies gesagt, halte ich die Youtube-Influencer Szene ebenfalls für höchstproblematisch und ich kann auch genau sagen warum (im Gegensatz zu der ewigen "Qualitätsfrage" unserer so geliebten Düfte ).
Wie bereits treffend herausgestellt wurde, haben die meisten Veröffentlichungen nicht den Zweck zu informieren, sondern kommerzielle Interessen zu bedienen. Das ist an sich erstmal nicht schlimm und man könnte ja sagen: "Die Nachfrage heiligt die...und wir leben ja in einer kapitalistischen Marktwirtschaft, derer jeder mündige Konsument sich bewusst ist." Das hinkt natürlich augenscheinlich, zumal das Marketing per Definition den Zweck verfolgt künstliche Nachfragen zu generieren und Konsumenten zu einem Kauf zu bewegen, den sie aus intrinsischer Motivation nicht getätigt hätten. Ich beschäftige mich beruflich mit psycholoigischen Konzepten der Wahrnehmung und Verhaltensmodifikation und kann versichern, dass hier die Verantwortung nicht allein beim Konsumenten liegt.
So gesehen finde ich die Kritik an Influencern mehr als gerechtfertigt. Den es wird hier zumindest implizit ein eigenes kommerzielles Interesse als Information verkauft. In meiner Welt stellt man sich damit selbst über das Wohl der anderen und täuscht sie schlichtweg zu ihrem Nachteil. Da sehe ich ein moralisches Problem und ich würde mich in Grund und Boden schämen, so meine Miete zu zahlen.
3) Jetzt geht es ja um den Kontext und ich muss gestehen, dass ich mir manchmal auch gerne solche Beiträge für meine Unterhaltung anschaue. Es lebe die Guilty Pleasure! Darüber hinaus ist COVID eine bitch und ich schaue mir gerne Videos mit menschlichen Reaktionen zu Düften an, die ich bereits habe, weil ich sie schlichtweg nicht mehr im Alltag gemeinsam genießen kann. Wir sind halt soziale Wesen und es ist nichts verwerfliches daran, sich niedere Ersatzdrogen zu beschaffen
4) Wie bei allem, hilft keine Pauschalisierung und auch in der Youtube Community gibt es ein großes Spektrum und Qualitätsunterschiede. Meine konkrete Meinung zu ein paar Beispielen:
- Robes08: Privatperson ohne nennenswertes, kommerzielles Interesse und hohem Informationsgehalt aber pathologischer Sammlung
- Joy Amin: s. Robes08 aber mag anscheinend alles, was irgendeinen Geruch absondert. Hochsympathisch
- Leni Scents: Gibt sich offensichtlich Mühe, aber ich finde keinen Bezug zur Person. Für mich strahlt sie heftige Wohlstandsgören-Vibes aus. Jemand die einfach nicht mehr weiß, welchem Luxushobby sie nach dem Aufstehen nachgehen soll und noch nie ein größeres Problem hatte, als den richtigen Kajalstift vor dem Spiegel zu finden (man verzeihe meine Polemik).
- Jeremy: Der Mann braucht professionelle Hilfe. Und das meine ich wirklich im wohlwollendsten Sinne.
- Dawg: Übersympathischer Typ, der sich leider zu sehr darauf beschränkt, Düfte als "geil" zu bezeichnen, anstatt konkrete Aussagen zu machen.
- Tuyau: Informativ und sympathisch. Hintergrund-Deals unklar. Aber der Hipster-Bart, Bruder... ._____.
- Frag. Apprentice: Pure Unterhaltung mit kreativer Filmkunst und feinstem, britischen Humor. Kritisch, mutig. Nicht mehr und nicht weniger.
- Frag-Mental: Eigentlich ein sehr sympathischer und witziger Typ. Leider 100% gekauft.
- Monika Cioch: "Gib mir dein Geld."
Ok, ich weiß nicht wer sich das komplett durchgelesen hat, aber ich danke und meine aufrichtige Entschuldigung