Jonaswong
Jonaswongs Blog
vor 2 Stunden - 28.12.2025
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Voreilige Dufturteile

Ich weiß nicht, ob dieses Thema hier schon einmal behandelt wurde.
Aber es ist eines, das mir in letzter Zeit immer häufiger durch den Kopf geht.


Mir ist aufgefallen, wie oft ich selbst Düfte zu schnell bewerte. Manchmal aus Ungeduld, manchmal, weil es einfach so viele sind. Ein Sprüher, ein paar Minuten warten, ein intensives Riechen und innerlich steht das Urteil schon fest.


Natürlich habe ich die Düfte getestet. Auf Haut, auf Teststreifen oder auf Kleidung. Ich habe ihre Entwicklung abgewartet und versucht, sie einzuordnen. Und trotzdem habe ich im Nachhinein gemerkt, wie vorschnell manche Einschätzungen waren.
Denn allein die Art des Auftragens verändert einen Duft enorm. Auf Papier wirkt er anders als auf Stoff und auf der Haut wiederum ganz anders. Meiner Meinung nach zeigt sich ein Duft auf der Haut am umfassendsten. Auch wenn ich persönlich kein großer Fan davon bin, Düfte direkt auf der Haut zu tragen, ist es für viele der ehrlichste Weg, einen Duft kennenzulernen.


Was ich bei mir selbst immer wieder beobachte, ist dieses fast schon zwanghafte Schnüffeln an einer einzigen Stelle. Sehr nah, sehr intensiv, sehr analytisch. Als müsste man jede einzelne Note sofort erkennen, um sich ein endgültiges Urteil erlauben zu dürfen.


Aber genau so riecht kein Mensch im echten Leben.
Ein Duft ist kein statisches Objekt. Er bewegt sich. Er mischt sich mit Luft, mit Wärme, mit Momenten. Er wird aus der Distanz wahrgenommen und nicht aus wenigen Zentimetern Entfernung seziert.
Viele Düfte brauchen Zeit. Manche brauchen mehr als einen Versuch. Manche entfalten sich erst, wenn man sie trägt, wenn man sie vergisst und plötzlich wahrnimmt, wie sie einen umgibt.
Ich glaube, dass viele Düfte viel zu früh abgeschrieben werden. Vielleicht aus Überforderung, bestimmt aus Ungeduld. Und ich schließe mich da ausdrücklich mit ein.


Deshalb mein persönlicher Appell:
Lasst Düfte wirken. Tragt sie. Gebt ihnen Raum und Zeit. Nehmt sie in der Luft wahr und nicht nur am eigenen Handgelenk.


Am Ende geht es vielleicht weniger darum, schnell zu bewerten, und mehr darum, wirklich zu riechen

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