Nie genug

Vor gar nicht allzu langer Zeit war Parfum nichts, was mich wirklich interessiert hat.

Als Teenager besaß ich nicht viele Düfte. Es waren immer Promidüfte aus der Drogerie. Sie rochen für mich gut, aber näher befasst habe ich mich mit ihnen nicht. Ich trug immer irgendein Parfum, das ich gerade griff und kümmerte mich nicht weiter darum. Oft trug ich einfach gar keines. Das hat sich auch lange nicht geändert.

Vor zwei Jahren habe ich mir dann das erste Mal Gedanken darüber gemacht, was ich überhaupt für einen Eindruck mit meinem Duft machen und wie ich riechen möchte. Das habe ich aber schnell wieder vergessen, bis es mir Anfang dieses Jahres erneut in den Sinn kam.

Mit Mitte Zwanzig fühlte ich mich alt genug, mir etwas Hochwertigeres zu gönnen. Also probierte ich mich durch verschiedene Designerdüfte und setzte mich mit verschiedenen Noten auseinander. Es blieb nicht bei nur einem neuen Duft. Meine Sammlung wuchs immer weiter. Auch Parfumo trug nicht gerade dazu bei, dem ein Ende zu setzen.

Innerhalb eines halben Jahres ist meine Sammlung von sechs Düften auf 27 angewachsen. Um ehrlich zu sein, fühle ich mich manchmal ziemlich überfordert damit.

Ich war so sehr damit beschäftigt, dem nächsten Duft entgegenzufiebern, der mir noch fehlte, dass ich gar keine Zeit hatte, ein Gefühl für die zu entwickeln, die ich schon hatte. Ich besitze also viele Düfte, die ich mag, aber keinen, den ich wirklich liebe. Und trotzdem sind da noch welche, die ich unbedingt brauche. Es ist nie genug.

Also ist es an der Zeit für mich, einen Schlussstrich zu ziehen und vorerst nichts Neues mehr zu kaufen. Bevor ein neuer Duft einzieht, möchte ich meine Sammlung genau kennen. Ich möchte sagen können, warum ich welche Düfte besonders liebe und warum ich manche vielleicht doch nicht so sehr mag, wie gedacht. Ich möchte, dass Erinnerungen und Emotionen an ihnen hängen.

Wenn ich mein Vorhaben ernst nehme, wird das wohl einige Monate dauern, da ja jeder Duft oft genug getragen werden muss. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass ein Neukauf weitaus reflektierter sein wird, als die bisherigen. Die Liebe zu meiner Sammlung kann also nur wachsen.

Ich weiß, dass viele von euch weitaus größere Sammlungen besitzen, als ich. Wie geht ihr damit um? Macht ihr euch manchmal Gedanken über die Anzahl eurer Düfte? Kommt ihr oft genug dazu, sie alle zu tragen und fühlt ihr euch schlecht wenn nicht? Habt ihr eine Verbindung zu all euren Düften? Ist euch das überhaupt wichtig?