Parfum1311
Parfum1311s Blog
vor 11 Jahren - 05.03.2013
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Parfüm-Kreation von A - Z

Am Anfang war das Feuer...

Unter diesem Motto möchte ich beginnen. Am Anfang hat man eine Idee, eine Inspiration, einen bestimmten Gedanken, eine ganz besondere Erinnerung oder einfach Lust zu einem Duft, den man sich selber macht.

Nun, manche denken setzt, man nehme einige verschiedene ätherische Öle, mische von DEM und DEM etwas zusammen, schüttel es und schnupper mal daran. Der erste Gedanke kann schon positiv ausfallen. Dann noch ein Tröpfchen von DEM und - bäää - das stinkt aber - oder es ist noch besser. Und so weiter und so fort...

Leider geht das ein klein wenig anders. Oder besser gesagt, man sollte etwas professioneller vorgehen. Zudem sollte man noch das grundlegende Wissen erweitern, wenn überhaupt etwas vorhanden ist.

Dann fangen wir mal von vorne an...

Um das benötigte Wissen anzueignen, dazu fällt natürlich gleich das "googlen" ein. Und wenn man damit beginnt, so wird man sehr schnell feststellen (natürlich nur, wenn man sich etwas besser auskennt), daß es im "Net" sehr viel wiedersprüchliches, unnützes, unmögliches und falsches Wissen zu lesen gibt. Natürlich gibt es auch richtig vernünftiges im "Net". Aber leider ist es sehr schwierig, das Richtige von dem ganzen Mist herauszufiltern.

Daher meinen Rat, liest Fachbücher, die ihr bei amazon oder in jedem Buchladen oder Bibliothek besorgen könnt.

Einige guten und auch preiswerten Bücher liste ich für Euch hier auf:

Mandy Aftel - Die Kunst der Alchimisten ISBN-13: 978-3352006548

{weitere folgen}

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Die Parfüm-Orgel

Wenn man am Anfang steht, mit dem Parfümmachen, dann sollte man nicht sofort mit Öle beginnen, sondern mit Essenzen. Eine Essenz kann man als Anfänger besser riechen, als die puren Öle. Zudem sind Essenzen auch günstiger im Verbrauch. Denn der Ausschuß wird sich am Anfang häufen und wenn es pure Öle sind, dann geht das sicherlich auch auf den Geldbeutel. Man sollte sich ein Mischungsverhältnis aussuchen, mit dem man zumindest EDP (Eau de Parfum) Kreationen erstellen kann. Und mit welchen Düften man beginnt, sich eine kleine Parfüm-Orgel zusammen zu stellen, das hängt wiederum von den einzelnen Duftnoten ab. Es sollte in etwa ausgewogen sein - was die Anzahl betrifft. Also 10 Kopf-, 10 Herz- und 10 Basisnoten zum Beispiel.

Nun, hier kann schon der nächste Anfänger-Fehler auftreten. Man hat z.B. 15 ätherische Öle, die nur als Kopf- und Herznoten verwendbar wären - dann wundert man sich, daß die gemischte Kreation nach 6 Stunden kein Duftmolekül mehr für unsere Nasen übrig hat. Weil eben die Basis fehlt und die Öle sich verflüchtigt haben.

Was ist...

...die Kopfnote:

Das erste Duftempfinden; die wichtigste Note - eigentlich - weil sie dafür sorgt, ob man/frau weitere Interesse hat an diesem Duft. Ist die Kopfnote nicht gut, so läßt man/frau seine Nase nicht weiterhin an diesem Parfüm riechen. Leider machen es viele Leute so und wissen daher nicht, daß es auch mal sinnvoll wäre, weiter daran zu riechen. Es könnte ja sein, daß die Herz- und Basis der wahre Duft für eine(m) ist.

Es werden hier Zeiten angegeben, welche meiner Meinung nach sehr vage sind. 4-6 Stunden - besser wäre 1-4 (6) Stunden. Die Kopfnote ist ja nicht so allein. Die anderen zwei Noten mischen hier ja auch mit und können einem ein Strich durch die Rechnung machen. Nehmen wir z.B. Citrus (darunter fallen u.a. Zitrone, Limette, Orange etc. pp), welche als Kopfnote sich sehr schnell verflüchtigen. Nach etwa 4-6 Stunden (wenn überhaupt) ist von Citrus nichts mehr wahrnehmbar. Halt - nicht so schnell - hier spreche ich von reinen Noten und nicht von erweiterten Noten, die durch Fixateure länger wahrnehmbar gemacht wurden. Also, es kann! vorkommen, daß durch eine bestimmte Herznote (Duft, Öl ...) die Kopfnote geschwächt wird und somit die Citrusnote schon nach 1-2 Stunden verschwindet. D.h., nach 2 Stunden könnte ja schon die Herznote auftauchen. Was ich damit sagen möchte, auf die Zeitangaben sollte man sich nicht so sehr fixieren, sondern einfach selber den Duftverlauf erfassen.

Fakt ist, am Anfang ist die Kopfnote, um die Interesse am Duft zu wecken, um mitzuteilen - hey, der ist aber supi, bin gespannt was daraus weiter wird. Meist frisch, abhebend vom Duftalltag, nicht spezifisch, nicht monoton, für jeden erträglich - ja - einfach supi. Meines Erachtens eigentlich der Marketing-Gag, oder das Werbemittel für DEN Duft - für DAS Parfüm.

...die Herznote:

Dies ist die eigentliche Duftnote, die der Parfümeur einer Dame oder einem Herrn als SEIN Parfüm anbieten möchte. Die Herznote wird beeinträchtigt von der Kopfnote als auch von der Basisnote. Mehr oder weniger. Ist doch klar :-)

Um aber auf die Herznote zu kommen, muß man/frau eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen. Es wird u.a. angegeben, daß sich die Herznote in etwa 6-12 Stunden bewegt. Hier wiederum sind 4-8 sinnvoller. Aber die Zeitangaben hängen nicht von der Dauer ab, wie lange man am Parfüm die Herznote (oder die anderen Noten) riechen kann, sondern es ist die Zeitangabe der Verflüchtigung einer Duftsubstanz.

Nehmen wir z.B. die reinen ätherischen Öle. Jede Art von Öl behält für eine gewisse Zeit "seinen" Duft bereit. Und wenn das Öl den Duft bis zur Verflüchtigung (Zeitpunkt, kein Duftempfinden mehr) 8 Stunden angehalten hat, dann wird dieses Öl als Herznote eingestuft. Wie bei den anderen Noten.

Nun, wenn man also eine Kreation erstellen möchte, so werden die einzelnen Noten erstmal extra betrachtet und auch extra gemischt. Öle die als Herznoten eingestuft wurden, werden gemeinsam zu einem Herznotenduft gemischt und auch so abgestimmt. Natürlich muß diese Note mit der jeweiligen Kopf- und Basisnote zusammen harmonieren und auch gemeinsam den gewünschten Duftverlauf, den der Parfümeur festgelegt hat durchlaufen.

Die Herznote beinhaltet auch einen Teil der Kopfnote und den Anfang der Basisnote. Natürlich nicht extra gesehen, sondern immer als Verbund. Ich brauche bestimmt nicht anzumerken, daß ein Duft, welcher als Basisnote eingestuft wurde, erst am Ende der Herznote beginnt "da zu sein", sondern er ist auch schon zu Beginn da. Und auch mit den Herzdüften ist es so. Ein blumiges Öl, welches als Herznote eingestuft wurde, ist sicherlich auch zu Beginn mit der Kopfnote da. Aber das ist eben das Geschick des Parfümeurs, alles so harmonisch zu einander abzustimmen, daß am Schluß DAS Parfüm heraus kommt.

...die Basisnote:

Ja, ja die Basis. Jedes Ding braucht eine Basis. Und so hat das Parfüm auch etwas von diesem abbekommen. Die Basisnote soll sich bis zu 24 Stunden und mehr (hatte schon mal nach 72 Stunden immer noch einen einzigen Duft in der Nase) halten. Aber wie schon bei den anderen Zwei, genaue Zeitangaben sind hier nicht angebracht. Wenn man/frau sogar die Möglichkeit besitzt, mehrere "Wissenslieferanten" anzufragen, dann wird man/frau schnell verunsichert und glaubt zum Schluß meist (Murphy-Gesetzt :-) das Falsche. Internet --> ganz schlecht, Bücher --> zu viel und umständlich, Personen --> woher haben sie es ... Das Beste ist, selber testen. Leicht gesagt, aber durchaus möglich. Dazu später ausführlicher beschrieben. Zurück zur Basisnote.

Sie bewegt sich von Anfang bis zum "bitteren" Ende (nicht duftend, sondern nach dem Spruch "bis zum bitteren Ende"). Die Kopfnote ist für das Marketing da, die Herznote für den Parfümeur und die Basis für alle Riechenden. Zudem ist "SIE" verantwortlich, wie man/frau die Parfümkreation einstuft, was die Haltbarkeit betrifft. Egal wie lang man/frau die Kopf- oder Herznote riecht - die Basisnote ist ständig da und präsentiert sich mit aller Kraft. So wie ein starker Mann, der die Frau und das Kind auf dem Arm nimmt und trägt.

Mann = Basis

Frau = Herz

Kind = Kopf

Oder wie bei der Musik. Die harmonisch klingende Melodie, die durch das ganze Stück einem zum Tanzen, zum Summen bewegt - das ist die Basis. Ab und zu hört man Klänge die den Takt ändern oder einfach ein Solo welches so stark Emotionen weckt - das sind wieder Kopf und Herz.

Wenn man/frau nun ein Parfüm kreiert oder besser gesagt, die einzelnen Substanzen zusammen bringt, so kann man die Stärke eines Duftes verstärken, wenn man statt 1 Tropfen 2 oder mehrere Tropfen benutzt. Nehmen wir zum Beispiel:

1 Tropfen Vanille, 8 Tropfen Zitrone, 6 Tropfen Orange

Hier wird die Vanille durch den Citrusduft übertrumpft. Erhöht man nun die Tropfanzahl von Vanille, so wird Vanille mit dem Citrusduft untermalt bzw. getragen. Und so werden auch die Kopf, - Herz- und Basisnoten zusammen gebracht.

1/4 Menge als Kopfnote + 1/4 Menge als Herznote + 2/4 Menge als Basisnote.

Somit bewirkt man, daß die Basisnote stärker wird und länger hält. Zudem hat man ja auch Öle für die Basis verwendet, die eben durch die lange Haltbarkeit als Basisöle eingestuft sind. Aber man kann auch Herz-Öle oder Kopf-Öle in die Basisnote mischen. Hier wird dann auch eine größere Menge benutzt. Oder man mischt sie vorher mit Fixateure, die die Haltbarkeit (Verflüchtigung) verlängern.

Allgemeine Anmerkung zu den Noten:

Natürlich werden alle Öle zusammen gebracht. Natürlich ändert man dadurch auch den "eigentlichen" Duft eines bestimmten Duftes. Das ist genau genommen das Gleiche wie beim Essen. Mischt man zwei unterschiedliche Speisen, dann kann es eine neutrale Wirkung haben oder eine neue Geschmacksrichtung aufweisen. Süß und sauer, scharf und süß, sauer und salzig oder salzig und scharf. Zum Beispiel bei einem Salat mit zuviel Essig. Gibt man Zucker dazu, schwächt man das Saure ab. Oder Nutellabrot mit Pfeffersalami - absoluter Geschmackszombie. Wer es liebt, der möchte es nicht missen.

Bei Düften nichts anderes. Es ist die Kunst des Parfümeurs, die richtigen Substanzen, mit der richtigen Menge in der richtigen Reihenfolge und mit einer richtigen Reifezeit - DIE Parfümkreation zu entwickeln, DIE unsere Nasen zum "Ohrwurm" werden läßt. "Richtig..." bedeutet hier eigentlich passend, harmonisch, wissenschaftlich, chemisch, gefunden, entwickeln......... - eben "Kunst"!

Hallo, wollte nur mitteilen, daß es in den nächsten Wochen hier weiter geht (3.12.2019).

--> Fortsetzung folgt... (weil ich jetzt offline gehen muß - bitte um Entschuldigung)

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