Warum das Löschen von Kommentaren kein angemessenes Protest-Mittel der Wahl darstellt.

"Protest bezeichnet eine öffentliche Reaktion auf bestimmte Ereignisse oder Situationen: ursprünglich als Bekräftigung und Unterstützung von etwas, heute normalerweise als Ausdruck des Widerstands, der Weigerung und Gegnerschaft gebraucht. Protestierende versuchen, mit dem Protest, öffentlich und machtvoll, Einfluss ihrer Ansichten auf die öffentliche Meinung oder die herrschende Politik zu bewirken, oder in direkter Aktion Veränderungen selbst zu erzielen." (Quelle: Wikipedia)

Das um sich greifende Löschen der eigenen Kommentare als affektive Reaktion auf die aktuellen Ereignisse ist eine höchst bedenkliche und schwer zu begreifende Entwicklung.

Affektives Verhalten ist geprägt von starken, akuten Emotionen, die unreflektiert und daher mit voller Schlagkraft in den öffentlichen Raum eingebracht werden, die die selektive Wahrnehmung weiter einschränken (Tunnelblick) und schnell eine Eigendynamik entwickeln:
Entfernen der Kommentare als Ausdruck von Frustration, Ärger, Wut und Hilflosigkeit.
Dass dies stark destabilisierend und destruktiv auf die Gemeinschaft, derer man Teil ist, wirkt, wird in dem Moment entweder nicht wahr- oder billigend in Kauf genommen.

Kein Mittel der Wahl ist diese Über-Reaktion deshalb, weil sie nicht nur keinerlei Wirkung außer dem obigen Ausdruck des eigenen Widerstands, der persönlichen Verweigerung und Hilflosigkeit zufolge hat, sondern weil man sich damit unweigerlich ins eigene Fleisch schneidet - sich selbst den Ergebnissen der in Worte gegossenen Erfahrungen, Eindrücke, Erinnerungen, Leidenschaft, Arbeit und Kreativität beraubt.
Leidtragende sind schlußendlich beide: Mitglied wie Gemeinschaft.

Um von der Meta- auch zur Subjektebene zu kommen:
Ich empfinde Verwunderung, Unverständnis, Besorgnis und auch Verärgerung ob dieses Verhaltens.
Ich hoffe sehr, dass die Mitglieder, die ihre Kommentare im Eifer des Gefechts löschten, diese noch auf ihrer Festplatte gespeichert haben - der Verlust für uns alle wäre groß, äußerst schade und traurig.

Veränderung findet fortwährend statt (z.B. wachsende Parfumo-Mitgliederzahl und damit einhergehende Kommentarmasse), nur ob man sie positiv oder negativ beeinflusst, macht schlußendlich den Unterschied.