Die Sache mit der Auster und dem Apfel

Ein gelbes Auto hält an der Strasse. Frau DHL kommt. In der Hand zwei gepolsterte Umschläge, ein weisser, ein brauner. Ich weiss, was da drin ist. Ein unbekannter Duft. Eine Probe. Nein, zwei, zwei Abfüllungen aus dem Souk. Eine im weissen, eine im braunen Umschlag. Unbekannt sind die Düfte eigentlich nicht, aber mir sind sie unbekannt. Auf Parfumo wird davor gewarnt. Jedenfalls vor dem einen. Restaurant Rausschmiss Duft. Verdirbt betuchten Gästen den Genuss an der Auster. Aber deshalb habe ich sie ja ersoukt, zumindest den einen davon. Nicht, weil ich bei Nobelschröders im Restaurant deren Gäste auf die Probe stellen möchte, nein, aus Neugier, purer Neugier. Auf Parfumo wird gewarnt, das reizt mich. Ich bin gespannt, glaube nix, was ich nicht selbst gesehen, gehört, geschmeckt, gerochen habe.

Schere her, Umschläge auf, da liegen sie. Zwei mal 5ml gefährliches Parfum. Welches teste ich zuerst, den Restaurantkiller oder das andere? Ich entscheide mich für das harmlosere von beiden. Man soll ja in der Reihenfolge vom Laschen zum Würzigen gehen. Ist beim Wein nicht anders.
Vorsichthalber einen Papierstreifen geschnitten. Ich sprühe. Ein Apfel breitet sich aus. Kein grüner, wie erwartet, eher ein überreifer roter. Welche Sorte vermag ich nicht zu sagen, die Sorte, wie sie bei uns die Landstrassenränder ziert.
Interessanter Duft. Könnte gefallen, sprühe aufs Handgelenk. Gehe ins Wohnzimmer. Höre meine bessere Hälfte: "Was ist denn jetzt passiert?" Ich kläre sie auf. Sie meint, "Uihh, verdammt nasenanstrengend!" Nasenanstrengend, das habe ich auch noch nicht gehört, wieder ein neues Wort gelernt.
Sie hat Recht. Stunden sind vorbei. Ich dufte wie ein wandelnder Apfelbaum. Ich bin mir selbst unangenehm. Gut, dass die Wespen 🐝 noch Winterschlaf halten. Und gut, dass ich nicht der mit der Auster bin und am Nebentisch sitze.

Morgen ist der Rausschmiss Duft dran. Ich bin gespannt.