StenLaurel
StenLaurels Blog
vor 3 Monaten - 15.02.2024
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Mischen impossible? Und was James Bond damit zu tun hat

Ich mag Äpfel. Aber nicht alle. Ich mag Apfel Parfum. Aber nicht jedes. Das ist kompliziert mit mir. Ein Duft gefällt mir. Oder er gefällt mir nicht. Ob da nun Vanille, Labdanum oder Froscheier im Duft sind, spielt keine Rolle, ich kann das sowieso nicht herausriechen. Ich bin Duftverbreiter und kein Parfumeur, der komplexe oder gar zerbrochene Moleküle herausriechen kann. Punkt. Ende. Aus.
Aber etwas riechen kann ich schon, so ist das nicht. Da sind wir wieder am Anfang. Gefällt mir oder gefällt mir nicht. Und mir gefallen Äpfel. Sagte ich ja schon.

Mein erster Apfel war Layton. Irgendwo hatte ich gelesen, der rieche wie Apfelstrudel mit Vanille. Das machte mir Hoffnung, meine Neugier war geweckt. Im Souk wurde welcher angeboten, kurze Zeit später hielt ich eine Abfüllung in Händen.
Der roch gar nicht schlecht, der gefiel mir. Inzwischen weiss ich, dass Layton jedem gefällt, der wurde so gezüchtet. Sagt Parfumo. Nur nach Apfel riecht der nicht. Das liegt an meiner Nase oder daran, dass sie eine Apfelsorte als Vorbild genommen haben, die es gar nicht gibt. Oder auf dem Mond. Wer weiss, welche Art Apfelstrudel man auf dem Mond isst.
So suchte ich weiter. Nix gegen den Layton, aber ich wollte Apfelstrudel mit Vanille.
Da stiess ich auf Dua Brand. Dua Brand macht Parfum nach. Das muss nichts Schlechtes sein. Das Parfum heisst dann anders, riecht aber wie das Vorbild. Oder so ähnlich. Oder besser. Und Apfel gibts da auch. Den besten Apfel aller Zeiten. Manche behaupten das. Soll eine Kopie des Layton sein, wie er früher mal war. Bevor alles, was wie Apfel riecht, verboten wurde. Oder so in der Art. So, wie der ursprüngliche Apfelstrudel. Nicht, wie der neue. Nicht wie der rekapitulierte. Reformulierte, wollte sagen, der gezähmte.
Eine Abfüllung musste her.

"Royal Chariot Attar". Was für eine Bombe! Eine Apfelbombe! Sowas hat die Welt noch nicht gerochen! Genaueres kann man in "Die Sache mit der Auster und dem Apfel" (Teil I + II) nachlesen. Also, wer möchte.
Die Bombe , ich meine, der Apfel muss entschärft werden. Nicht reformuliert. Gezähmt werden, einfach gezähmt. Ich sitze im Arbeitszimmer. Das Besteck liegt bereit. Das Parfum kann operiert werden. Gut, es wird nicht beschnitten. Jedenfalls nicht wie der Hamster beim Tierarzt. Wird nicht be- sondern verschnitten. Also verdünnt. Mit Alkohol. Äthylalkohol (CH3CH2OH), kurz Äthanol. Manche sagen Ethanol, das ist die englische Form, liest sich geschmeidiger. Wie bei DNA.
96% reinst, besser geht nicht. Aus dem Medizinbereich. Ohne Vergällung, versteht sich. Kein Parfumwasser, das man für teuer Geld in der DY- Parfumerie kaufen kann. Man könnte auch Schnaps draus machen. Trinkbares Parfum. Gibts, glaub ich, sogar schon. Egal, ich will ja nach Apfelkuchen riechen und nicht Apfelstrudelextrakt zu mir nehmen.

Parfum verdünnen ist pfui, das versaut den Duft, machen nur Gangster. Warum Gangster das machen, kann man sich ja denken. Ich bin kein Gangster, höchstens ein Versauer. Aber ist egal, ich bin experimentierfreudig, manchmal muss man auf die Schnauze fallen. Das nehme ich inkauf. Fachleute haben mich gewarnt. Keine Fachleute für Chemie. Aber Leute, die Ahnung von Parfum haben.  Die wissen, was geht. Oder was nicht geht. Parfum verdünnen geht nicht. Besser, man nebelt einen Raum voll und hält sich 10min drin auf. Bloss nix ins heilige Parfum kippen. Andere meinen, das geht schon. Aber ich muss mich selbst überzeugen. Sonst bin ich nicht ich. Das ist, wie wenn man mir das Snickers vorenthält.
Mit der prozentualen Verdünnung hadere ich noch. Gefühlsmässig könnte da glatt 1:1 in den Erlenmeier. Ich denke, ich fange mal vorsichtig an. Mit 20% Ethanol. Volumenprozent. Also 20% Ethanol beifügen und dann mal testen. Vielleicht reicht das schon.  Wir werden sehen.
4ml abgefüllt. Abgefüllt in 30ml Apothekerflasche. 20% ausgerechnet. Das sind 0,8ml. Kann ich abmessen, kein Problem, ich habe Abi in Chemie gemacht. Das ist zwar einige Jahre her, aber sowas verlernt man nicht. 4,8ml. Das sieht mickerig aus in der 30ml Flasche. Ich finde, 30% können auch nicht schaden. Das sind noch 0,4ml dazu. Schon besser. Habe noch etwas Ethanol übrig. Abgefüllt in die Kappe eines Taschenzerstäubers. Daraus kann ich prima pipettieren. Zurück in die Vorratsflasche ist tabu. Das macht man nicht, der Ethanol darf nicht infiziert werden. Den Rest wegzukippen ist doof. Also auch noch rein damit. In die Apothekerflasche mit dem Parfum. Nicht alles, abgemessen natürlich. Nochmal genau 0,8ml. Muss alles seine Ordnung haben. In der kleinen Braunglasflasche sind jetzt exakt 6ml. 6ml Dua/Schnaps Gemisch. Viel hilft viel. Die Restpfütze aus der Zerstäuberkappe kippe ich tatsächlich weg. In den Ausguss. Im nachhinein ärgert es mich. Ich hätte sie auch mit einem Schluck Apfelsaft verdünnen können und selbst wegkippen. Wer schmeisst schon reinen Alkohol weg. Nächstes Mal. Wenn es denn ein nächstes Mal gibt. Noch weiss ich nicht, was in der Flasche auf mich wartet. Das muss jetzt reifen. Habs ein wenig geschüttelt, nicht gerührt. James Bond wäre stolz auf mich. Nur ganz wenig geschüttelt. Nicht, dass Moleküle zerbrechen.

Aktualisiert am 15.02.2024 - 09:00 Uhr
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