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Susas Blog
vor 9 Jahren - 10.04.2015
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OMAN – Wüste, Weihrauch und Amouage

Als ich von meinen Reiseplänen in den Oman erzählte, waren die meisten meiner Freunde recht skeptisch: ein islamisches Land!

Allerdings ein Sultanat, das sich grundlegend von den anderen Staaten der Golfregion unterscheidet – nicht nur, was das Praktizieren des Islam anbelangt.

1970, als der Sohn des damaligen Sultans seinen Vater stürzte, war Oman ein mittelalterliches Land – nur 3 Schulen, an denen keine Mädchen zugelassen waren, kaum Krankenhäuser, lediglich einige Kilometer asphaltierte Strasse.

Vielleicht bin ich von meinen Reiseeindrücken und den Informationen von Ayscha, unserer Führerin, zu positiv beeinflusst – aber Parallelen etwa zu Dubai oder dem, was mir beispielsweise von Saudi-Arabien oder Katar bekannt ist, fand ich nicht.

Sultan Qaboos, der seit 1970 das Land regiert, scheint wirklich ein sehr bedächtiger und weiser Mann zu sein – er gestaltet sein Land behutsam um: Modernisierung ja, aber stets unter Berücksichtigung der Traditionen. Er ist bekannt als Vermittler, ergreift nicht Partei.

Es besteht Schulpflicht – aber es wird auch jedem Kind die Möglichkeit gegeben, eine Schule zu besuchen durch kostenlose Schulbusse, kostenlose Lernmittel, Stipendien – auch für ein Auslandsstudium. Das Ziel von Sultan Qaboos: dem Land eine Perspektive zu geben für die Zeit nach dem Versiegen von Ölquellen und Erdgas – durch Ausbildung der Jugend.

Mädchen sind den Jungen gleichgestellt.

Trotzdem – oder vielleicht auch deswegen – tragen fast alle Omanis die traditionelle Kleidung – die Frauen gehen verschleiert.

Unsere Führerin Ayscha erzählte, dass es keine Vorschriften gibt, was die Kleidung anbelangt, aber ob sich die Frauen ganz freiwillig so verhüllen, kann ich nicht beurteilen. Zugegebenermaßen ist es bei dem Klima angebracht, sich nicht der Sonne auszusetzen, aber nachdem ich mit für den Moschee-Besuch verhüllen musste, war ich froh, anschließend das Tuch erst mal wieder abnehmen zu können, ich hatte das Gefühl, zu ersticken.

Die Männer ziehen meist eine weiße Dischdascha an – lt. Ayscha erkennt man den omanischen Mann daran, dass seine Dischdascha am Halsausschnitt eine kleine Quaste hat. Diese wird mit einem feinen Duft besprüht und man kann sie sich unter die Nase halten, um unangenehmen Gerüchen zu entgehen!

Düfte haben hier natürlich wie überall in Arabien einen hohen Stellenwert – und auch die Männer benutzen schwere Parfums.

Daneben werden die Häuser täglich mit Räuchermischungen geräuchert – nicht nur wegen des angenehmen Dufts, ein nützlicher Nebeneffekt ist, dass Ungeziefer ferngehalten wird. Auch die Kleidung wird kurz „eingeräuchert“, hat zusätzlich auch dieselbe Wirkung wie ein Deo.

Diese Räuchermischungen, die unterschiedlich sind, enthalten meist Weihrauch, Sandelholz u.a. und werden nach ausgiebigem Schnuppern im Weihrauchsouk gekauft.

Unsere Tour begann in Muscat mit dem Besuch der Großen Sultan-Qaboos-Moschee, die außerhalb der Gebetszeiten auch für Nicht-Muslime offen ist. Frauen müssen sich allerdings mit Kopftuch und langen Ärmeln verhüllen.

Die Moschee ist größtenteils aus omanischem Marmor gebaut und wirkt wie über dem Marmorboden schwebend – entrückt allem Irdischen.

Umgeben von einer riesigen Gartenanlage, soll sie ein Ort sein, um dem Alltag zu entfliehen und sich auf das Wesentliche, den Glauben, zu besinnen.

Ein ähnlich beeindruckendes Gebäude ist das Opernhaus, ebenfalls äußerst luxuriös gestaltet – die Preise für die Veranstaltungen sollen sehr moderat sein, um allen Omanis die Möglichkeit zu bieten, das Opernhaus zu besuchen.

Alle im Auftrag von Sultan Qaboos errichteten Gebäude verbinden die traditionelle arabische Baukunst mit modernen Elementen – nicht nur offizielle Bauwerke, auch Wohnhäuser müssen in diesem Stil gebaut werden.

Hochhäuser und gigantische Einkaufsmalls findet man in Oman nicht.

Bevor wir Muscat verlassen, machen wir einen Abstecher zu Amouage – ein Traum erfüllt sich für mich diesem Besuch.

Wir werden von einer sehr netten Mitarbeiterin mit omanischem Kaffee (ein sehr leichter Kaffee mit Kardamon) begrüßt und durch die Ausstellung und Fertigung geführt.

Zu meinem Entsetzen ist ihre Assoziation mit „Parfum in Deutschland“ der Film „Das Parfum“.

Dann verlassen wir die Zivilisation und beginnen den Teil der Omanreise, der dieses Land so unvergleichlich macht: die Wüsten- und Berglandschaften.

Wir fahren durch einen Teil des Hadjar-Gebirges, kommen in die Stadt Nizwa, schon immer ein politisches und religiöses Zentrum Omans und zeitweise auch die Hauptstadt.

Wir kehren dann wieder an die Küste zurück. Nach einem Abstecher nach Sur geht es weiter durch die Felsenlandschaft – bis hinauf auf 2000 m Höhe.

Weiter geht es durch die Scharqiyya-Wüste, früher Wahiba-Wüste genannt. Sie wurde umbenannt, da Wahiba der Name eines der omanischen Stämme ist und Sultan Qaboos durch die Namensänderung verhindern wollte, dass die anderen Stämme sich benachteiligt fühlen.

Die Wüste erstreckt sich bis zur Küste – ein faszinierender Kontrast, wir campen am Stand von Khalof, bei den weißen Dünen.

Dann sind wir 3 Tage in der Rub al-Khali Wüste unterwegs, der größten Sandwüste der Erde, – mit Camp mitten in der Wüste. Wir haben täglich nur etwa 70 km zurückgelegt, da in der Sandwüste selbst mit den SUV ein Fortkommen beschwerlich ist. Da es keinen Handyempfang gibt (nur ab und zu, wenn man gerade auf dem Grat einer 300 m hohen Düne steht), führte unsere Expedition ein Satellitentelefon mit sich.

Die Fahrer unseres Teams stammen aus dem Kara-Gebirge und sind alle erfahrene Wüstenfüchse, die ein unglaubliches Gespür für die Sandbeschaffenheit haben, denn um die Weite dieser Wüste zu erahnen, ist es unabdingbar, auf die Dünen hinaufzufahren. Dann sieht man bis zum Horizont nichts als Sand – eine unglaubliche Farbenvielfalt, rötlich, weißlich, blaugrau ...

Der Fahrer unseres SUV sagt, dass er mit dem Auto über die Dünen tanzt und es ist wirklich so, dass er das Fahrzeug mit vielen Schlenkern die Dünen hinauflenkt, stets die Beschaffenheit des Sandes erkennend, um nicht steckenzubleiben.

Trotzdem bleibt immer wieder ein Fahrzeug unseres Konvoi im losen Sand stecken und muss dann wieder freigebuddelt werden.

Sonnenuntergang und Sternenhimmel sind unbeschreiblich, da es keinen Lichtsmog gibt. Und die Stille ebenfalls. Nachts ist nur hin und wieder ein Geräusch von kleinen Tieren zu hören und morgens sehen wir ihre Spuren – wahrscheinlich Wüstenspringmäuse.

Skorpione sind uns keine begegnet. Wir haben trotzdem, wie empfohlen, morgens die Schuhe und die Kleidung ausgeklopft, bevor wir hineingestiegen sind.

Einer unserer Ausflüge vom Camp aus führt uns bis ca. 100 km an die Grenze zu Saudi-Arabien, zu einem der 3 Burkana-Brunnen. Dort machen wir ein Picknick – ein Expeditionsteilnehmer legt ein Thermometer in den Sand – bei 50 °C ist Schluß – mit dem Thermometer! Im Schatten sind es nur 42 °C. Aber an diesem Brunnen mit brackigem Wasser und den wenigen Sträuchern, die dort wachsen, zwitschern Vögel.

Als wir die Rub al-Khali wieder verlassen, werden zuerst die Reifen wieder aufgepumpt, deren Druck zuvor von 40 auf 25 Bar abgelassen worden war.

Unterwegs besuchen wir das Dhofar-Gebiet mit dem Tal der Weihrauchbäume, ein UNESCO Weltkulturerbe, ebenso wie die sogenannte „verlorene Stadt“ Ubar.

Mit großer Wahrscheinlichkeit befand sich die Stadt Ubar wirklich an der Stelle, an der Ausgrabungen einer ehemaligen kleinen Handelsstadt freilegen. Es heißt, dass aufgrund des lasterhaften Lebens der Bewohner diese Stadt plötzlich vom Erdboden verschwand – bewiesenermaßen befand sich unter der Stadt eine Höhle, deren Decke einstürzte und die Stadt verschluckte.

Und die Ankunft in Salalah ist wahrhaftig ein Kulturschock – im Hotel werden wir mit Erfrischungstüchern und einem kühlen Limetten-Minze-Drink empfangen. Und es gibt richtige Duschen.

Wen es interessiert: Weitere Fotos - Copyright bei meinem Lebensgefährten - sind in meiner Galerie zu sehen.

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