Mondenstrahl und Sternenfunkeln
Vor nicht allzu langer Zeit sind mir zwei Düfte von Terenzi in die Hände gefallen, die mich gleichermaßen beeindruckt und nachhaltig berührt haben. Dabei nahm ich erst nach und nach deren verblüffende Ähnlichkeit wahr, die jedoch, jeder für sich, meiner Wahrnehmung nach ein meisterhaftes olfaktorisches Kunstwerk bilden. Die Rede ist von Tyl und White Fire aus dem Hause Terenzi.
Nun, man stelle sich vor: auf den linken Arm einen Sprühstoß mit White Fire, rechts einen vom kostbaren Tyl. Während White Fire beim ersten Auftragen sofort seine unfassbar zauberhaften weißen Blüten freigibt, verweilt Tyl erst einmal dezent zurückhaltend, fast schüchtern auf der Haut. Doch welch umwerfende Entwicklung sich da anbahnen wird, versetzt mich jedes Mal wieder in absolutes Staunen.
Das weiße Feuer wartet freudig mit einer taufrischen jungen Rose auf (auch wenn diese keineswegs in den Duftpyramiden notiert ist, ich kann mir nicht anders helfen, meine Nase assoziiert eindeutig: ROSE, und zwar frisch erblüht!), luftig-leichtem Jasmin (keinerlei Indolik, feingliedrige Duftarchitektur, aha, so verführt also chinesischer Jasmin) und einer
subtilen Zitrik. Nach und nach entwickelt sich aus diesem luftig-leichten Sofflée auf meinem linken Arm eine herrlich sanfte, cremige Textur mit einer streichelweichen Basis aus Vanilleblüte und hellem Moschus, weißem Amber (als Farbe, die meinen Eindrücken am ehesten entsprechen, würde ich tatsächlich eher weiß als bernsteinfarben wählen) und edelstem Myosore-Sandelholz.
Während White Fire links erleuchtet, belebt Tyl rechterhand durch seine fluffige Zitrik für gerade mal 10 Sekunden, vergleichbar einer wundervollen Sternschnuppe, doch wirklich riechen kann ich weder die angegebene Bergamotte noch etwas von der Zitrone, es verbreitet sich lediglich eine betörend weich- weiße Cremigkeit in ihrer höchsten Vollendung, keine einzeln wahrnehmbare Duftnote sticht mir in die Nase, sondern verlockend wie ein sanftes und doch mächtiges Pheromon
entfaltet sich dieser unfassbar Geborgenheit schenkende Duft und erblüht mit der Körperwärme auf meiner Haut.
Luftige, zarte Weißblüher eingebettet in einen Traum aus edelster Vanille, feinstem hellen Moschus und Sandelholz (oder duftet so Ebenholz?). Falls es Ähnlichkeiten zu dieser Parfümkreation aufweisen sollte, ziehe ich demnächst in eine Hütte aus genau diesem betörenden Holz!!!!!
Nach ungefähr einer halben Stunde nähern sich beide in ihrer lichtdurchfluteten Aura an: White Fire mit seinem sanften Leuchten wie Mondlicht und Tyl in seiner fast surrealen Atmosphäre wie ein kostbarer Moment der Ewigkeit, einem atemberaubenden Sternenlicht. Beide Terenzis nehme ich den ganzen Tag über wahr, überirdisch schön und irgendwie nicht von dieser Welt.

