Kayra
07.08.2025 - 17:55 Uhr
11
Hilfreiche Rezension
6
Preis
10
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft

Schicksal

Draußen tobt ein Jahrhundertsturm. Regen peitscht gegen die Scheiben, Blitze zerreißen das Himmelsbild, Schnee wirbelt durch die Gassen wie gehetzte Geister. Der Wind schreit durch das Gitter der Glaslaternen, und das Pflaster glänzt wie schwarzes Opalglas. Die Welt versinkt in einem Chaos aus Elementen. Doch hier drinnen, im schummrigen halbdunklen der Bar, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein.

Der Raum ist voller Rauch. Zigarren, Whiskey, der Geruch von altem Leder und nassen Pelzmänteln. Man könnte meinen, dass es ein Gewürzladen in Trümmern ist. Die Luft schmeckt nach Gewitter, nach Abschied und nach allem, was nie gesagt wurde.

Du sitzt neben mir, in Samt gehüllt, als wärst du aus einer anderen Welt. Dein Blick ist wie ein Versprechen, das niemand halten kann. Deine Stimme ist leise und tiefer als der Donner, und doch zittert jedes Glas auf dem Tisch, wenn du meinen Namen sagst.

Wir trinken Whiskey, welcher uns wärmt wie ein letzter Tanz, und während draußen das Unwetter die Welt zerreißt, beugen wir uns zueinander, als könnten wir uns unter dem Gewicht der Vergangenheit retten.

Ein Blitz zuckt auf, erhellt für den Bruchteil einer Sekunde dein Gesicht, du lächelst. Und ich weiß, heute Nacht gehört uns. Wie jedes Mal wird uns der Morgen vergessen.

Der Sturm hatte uns längst verschluckt.

Wir verließen die Bar ohne ein Wort, nur Blicke, stumme Absprachen wie bei Liebenden, die sich zu lange kennen. Dein Mantel flatterte wie der Schatten eines Raben, mein Haar klebte an der Stirn, und jeder Schritt durch den aufgeweichten Boden klang wie ein Herzschlag.

Kein Wort fiel zwischen uns. Nur die Geräusche der Natur, außer Kontrolle und dazwischen dein Duft. Rauch, Vanille, Leder, eine unglaublich anziehende Wärme, welche gegen das kalte Chaos rebellierte.

Die Lichtung lag vor uns wie ein Auge, das alles gesehen hatte und trotzdem schweigt. Der Wind hielt den Atem an. Der Donner verstummte, jedoch nur für einen Moment. Und in diesem Moment war es, als würde der Wald mit uns reden. "Wind, zeige ihnen den Weg.
Der Sturm des Schicksals ist über euch gekommen".

Die Worte kamen nicht von außen. Sie kamen von überall. Von den Bäumen, den Steinen, aus unseren Erinnerungen, wie eine Stimme aus einer anderen Zeit. Du sahst mich an, und in deinen Augen flackerte etwas. Angst? Hoffnung? Wut?

Ich wollte etwas sagen, doch da war nur dein Blick und die Erkenntnis.
Wir sind nicht hier, um zu verlieren.
Wir sind hier, um für immer eins zu sein.

Danke fürs Lesen.

Kayra.

Duftbeschreibung: Ich habe heute eine Rezension kommentiert und dabei folgendes gesagt "Die olfaktorische Reise ist grenzenlos, Hit or Miss." Babycat war für mich längere Zeit ein Miss, da ich viel zu früh geurteilt habe über ihn. Doch vor circa einer Woche habe ich eine Herstellerprobe bekommen und mich ausführlich mit ihm beschäftigt, und ich bin hin und weg von diesem Duft, ein unglaubliches Meisterwerk. Kommen wir aber nun zur richtigen Beschreibung: Der Duft startet sehr rauchig durch den Weihrauch, was man aber auch sofort spürt ist die Würzigkeit dieses Duftes durch die zwei verschiedenen Pfeffersorten. Im weiteren Verlauf gesellt sich eine leichte Süße durch Safran dazu und es kommt eine Menge an Harz hinzu, anschließend folgt eine unglaublich verführerische Vanille und ein raues Leder. Abschließend lässt sich sagen, dass der Duft mehr als nur gelungen ist, rauchig, würzig, harzig, süß und ledrig. Dieser Duft wird mit hoher Wahrscheinlich diesen Winter sehr oft von mir getragen, großes Dankeschön an Yves Saint Laurent für diesen Duft, Chapeau.
5 Antworten
PuderperlePuderperle vor 1 Tag
Oh das hast du so schön beschrieben
Rosalie234Rosalie234 vor 4 Tagen
2
Dieser Sturm scheint wirklich atemberaubend zu sein.
Und ja, das kenne ich auch. Anfangs haben mir einige Düfte nicht zugesagt, aber als ich mich dann immer mehr mit ihnen beschäftigt und ihnen Zeit gegeben habe, konnte ich einige Lieben lernen.
Tolle Rezension, lieber Kayra!
J0J0J0J0 vor 5 Tagen
1
Ich sehe die nassen Wege vor mir, auf denen die Protagonisten zur Lichtung im Mondschein laufen und spüre diesen Moment der Stille nach dem Sturm.
Wie immer schaffst du es, mich in deinen Bann zu ziehen und neben dem Duft ein Gefühl zu vermitteln.
Danke wie immer für deine kleine Reise, auf die du mich mitgenommen hast
GmanGman vor 5 Tagen
2
Du schreibst so wunderschön metaphorisch mein Engel. Eine Wonne für meine Augen, die solch schöne Texte nicht mehr gewöhnt sind. Chapeau
PyrettablazePyrettablaze vor 5 Tagen
3
Lieber Kayra,
es ist unglaublich, wie du es immer wieder schaffst, mit deinen Worten solch schöne Bilder zu malen.
Doch diese Rezension hat mich ganz besonders berührt. Ich danke dir. ❤️