vor 11 Jahren
Hallo,
in den Antworten zu Floris Blog wurde auch die Frage gestellt, warum Extraits oft weniger Sillage haben als EdPs, obwohl sie doch viel höher konzentriert sind.
Ich habe dazu verschiedene Vermutungen. Natürlich ist da erstmal der Alkohol, der für eine schnellere Verdunstung sorgt. Viele EdPs und EdTs erfreuen sich ja besonders in der ersten Stunde einer größeren Sillage und werden dann mit der Zeit immer leiser.
Aber das Ethanol ist ja eigentlich relativ schnell verflogen, es muß also noch andere Gründe geben. Ich könnte mir vorstellen, daß es auch etwas mit der Verteilung auf der Haut zu tun hat. In jedem Parfum befinden sich Fixateure, die die leicht flüchtigeren Duftstoffe 'binden' und am allzu schnellen Verdunsten hindern. Das sind insbesondere Harze, aber auch andere Duftnoten, die in der Regel bis in die Basis zu riechen sind.
Ich stelle mir das so vor, daß die kleineren Moleküle in einem lockeren Verbund mit den größeren Molekülen (denen der Fixateure) 'verkleben'. Wenn die Alkoholkonzentration höher ist, dann haben die Moleküle schon in der Flasche einen wesentlich größeren Bewegungsfreiraum, der Verbund klebt also nicht ganz so fest zusammen, weil er sich eben in einem Lösungsmittel befindet. Wenn das Parfum dann fein auf die Haut zerstäubt wird, dann verteilen sich die Moleküle sehr gut, die Fixateure wirken zwar noch, aber es gibt viele kleinere Moleküle, die aufgrund der Feinverteilung leicht entwischen können.
Bei einem Extrait ist aber der Alkoholgehalt wesentlich geringer (oder bei reinem Parfumöl gar nicht vorhanden). Also kleben die Moleküle viel stärker zusammen, werden beim Sprühen oder gar Tupfen nicht ganz so fein verteilt und die Fixateure haben so eine viel größere Wirkkraft. Dadurch hält der Duft also nicht nur allein aufgrund der größeren Menge an Duftstoffen viel länger, sondern auch weil die Fixateure stärker wirken - dafür ist die Sillage aber etwas geringer.
oYo