Letzten Sommer war ich an der Côte d'Azur und habe in Grasse bei Galimard einen kleinen Parfum-Kurs gemacht, in dem man sich sein eigenes Parfum zusammenmixen konnte. Das war zwar natürlich alles andere als "hohe Schule", sondern hat in erster Linie einfach Spass gemacht – aber ich habe dennoch eine Menge über Parfums gelernt.
Jeder der etwa 20 Teilnehmer nahm Platz an einer eigenen "Duftorgel", einem Arbeitstisch mit einem stufigen Regal voll mit vielleicht 100-150 Essenzen (siehe Bildausschnitt). Jedes Fläschchen ist gekennzeichnet, ob es eher für Damen oder Herren ist und ob es sich eher für die Basis-, Herz- oder Kopfnote eignet. Beides war allerdings mehr Empfehlung als Vorschrift. Unsere Gruppe bestand aus vier Personen und wurde sehr charmant von einer eigenen Assistentin betreut.
Das Ganze begann mit einer kleinen theoretischen Einführung in die Geschichte der Parfumerie und in die Handwerkskunst der Parfumeure. Die blieb zwar insgesamt oberflächlich, dennoch erfuhr man als Parfum-Laie das eine oder andere Neue.
Zum Start des praktischen Teils wählte man aus etwa 20 vorgegebenen Essenzen zwei "Lieblinge". Von diesen kamen dann je 5 ml ins bereitgestellte "Chemie-Röhrchen". Dann konnte man entscheiden, ob Vanille zu diesem "Grundgerüst" dazukommt oder nicht.
Auf dieser Basis hat uns die Gastgeberin dann aus den wirklich unzähligen Essenzen etwa 30 für die Basisnote empfohlen. Natürlich durfte man aus dem riesigen Duft-Arsenal auch frei wählen. Daraus wählte man fünf Lieblinge, von denen insgesamt 25ml ins Röhrchen kamen – von den einen mehr, von den anderen weniger - je nach Gusto.
Nun wurde das Röhrchen geschwenkt. Anschliessend gab's eine kleine Pause, sie schickten uns für 10 Minuten an die frische Luft, die Nase entspannen (was auch dringend nötig ist, es ist krass, wie schnell eine Nase überfordert ist – man riecht dann wirklich nichts mehr!).
Die Herznote wurde dann nach dem gleichen Prinzip ausgesucht, mit dem Unterschried, dass die Essenzen nicht mehr "ab Flasche" erschnuppert wurden, sondern auf einem Papierstreifen, der über das Röhrchen gehalten wurde. So konnte man feststellen, ob und wie die Essenzen mit der gelegten Basis harmonierten. Von den 5 Lieblingen wieder 25 ml mit dazu, wieder umschwenken und Pause.
Dasselbe in Grün dann mit der Kopfnote. Da wählte man wieder 5 Essenzen aus und füllte das Röhrchen, bis es zu 100ml gefüllt war.
Am Schluss wurde das eigens kreierte Parfum wahlweise in einen normalen Apo oder in eine schöne Glasflasche abgefüllt. Wir erhielten ein Zertifikat (Touri-Gedöns, ich weiss, aber stolz war ich trotzdem wie Anton!) und den Hinweis, dass wir das Parfüm erst in 2 Wochen benutzen dürften. Die Formel wird übrigens aufbewahrt, und man kann nette Dinge wie Seifen, Duschgel, Parfum etc. mit dem eigenen Duft nachbestellen.
Alles in allem was das Ganze eine lustige Sache. Klar, das Verfahren ist absolut standardisiert, es werden dabei weder Superdüfte entstehen, noch wird jemals eine Kopie eines Duftes gelingen. Und wer sich richtig ernsthaft mit Duftkreationen auseinandersetzen möchte, für den sind diese Touristen-Schnellbleichen nichts. Bei uns stand der Fun-Faktor im Vordergrund, und es ist richtig schön, mal ein "eigenes" Parfum zu haben (ich mag meins übrigens wider Erwarten, auch wenn es natürlich nicht hochwertig ist und leider nur sehr kurz hält).
Der Kurs dauerte gut 2 Stunden und kostete 40 Euro. Wer mehr Infos haben möchte: Einfach fragen.
Also, wer einfach Spass und eine schöne Erinnerung haben will, dem empfehle ich sowas wärmstens. Alle anderen schauen sich vielleicht besser nach etwas Individuellerem (und Teurerem) um.