Caronchen
Caronchens Blog
vor 8 Jahren - 18.04.2016
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Kann denn Dieseln Sünde sein oder die Kunst des olfaktorischen Mobbens

„Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden.“ Wilhelm Busch hat mit diesem Spruch das Wesen der Geschmacksache auf den Punkt gebracht. Paul Hindemiths Streichquartette zum Beispiel. Die Skala des Zuspruchs reicht von genialer Musik bis zum grausamen Gesäge. Ich mag sie – allerdings nur live und meisterhaft vorgetragen.

Ähnlich verhält es sich mit unserer Passion, der Suche nach dem ultimativen Duft. Man kämpft und schnuppert sich durch die Chypres, Fougères und Gourmandigen was das Zeug hält und so füllen sich die Bestände an mehr oder weniger heißgeliebten Düften. Ich bin jetzt ein gutes Jahr dieser Leidenschaft verfallen (Hoffnungslos) und habe schon ein breites Spektrum an Duftwässern. Natürlich hatman auch gelesen, wie man die zu dosieren hat – SPARSAM ! Nach Möglichkeit so, dass man es selber nicht mehr riecht ! HäH- wie bitte ? Ja warum gebe ich denn so ein Vermögen für diese Kostbarkeiten aus, wenn ich so rein gar nichts davon haben soll.

Riech ich, bin ich! Riech ich mich, bin ich erst recht J !! Getreu diesem Motto lege ich denn auch solange nach, bis die Duftmoleküle des ausgewählten Parfums meine Nasenschleimhäute erreichen und mich in einen Zustand des Wohlbefindens versetzen. Wohlgemerkt – mich !! Leider teilen nicht alle Menschen die gleichen Vorlieben. Diese traumatische Erkenntnis musste ich eines Montagmorgens im Büro machen. An diesem Morgen hatte ich eine halbe Abfüllung Voleur de Roses von L’Artisan aufgelegt. Der Auftakt von Patchouli und Pflaume irritierte mich ein wenig. Aber danach wurde der Duft wunderbar. Ein super Rosenduft !

So saß ich, vermeintlich gut gepflegt, an meinem Schreibtisch und tauschte mit zwei Kolleginnen kurz das Erlebte vom Wochenende aus, bevor es für Alle an die Schippe ging. Plötzlich ging die Bürotür auf und es war Schluß mit Lustig. Es kam kein „Guten Morgen“ oder „Schönes Wochenende gehabt ?“ wie üblich. Die sonst so umgängliche und nette Kollegin trat ein und erhob ihre Stimme: „Heeeerr Kollege sie haben Parfum aufgelegt, das ist ja Furchtbar !!!“ Drei Augenpaare weiteten sich, Kinnladen fielen. Totenstille. Innerlich kochend aber um Deeskalation bemüht, wandte ich mich ihr langsam zu. Ich schaltete auf Dackelblick und unschuldig dreinschauend kam meine Frage – iiiich ? Wutentbrannt ging sie zu ihrem Schreibtisch und riss das Fenster weit auf. Es war sehr kalt, denn es war ja Winter. Mir keine Blöße gebend, fror ich also still vor mich hin und roch gut.

An diesem Abend gab es bei mir Tzatziki mit vier Knoblauchzehen. Rache ist schließlich Süß. Richtig -auch am nächsten Tag wurde das Büro intensiv gelüftet und wenig gesprochen. Kleinkindliches Verhalten hilft aber im Berufsleben auf Dauer nicht weiter. So haben wir beide eingelenkt. Ich dosiere dezenter, sie lüftet in meiner Pause. Wir mögen uns wieder - geht doch !

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