Auf verschlungenen Duftreisepfaden Teil 1
Das letzte Parfum, dass ich gekauft hatte war im Jahr 2021. Ich hatte eine Probe davon, die mir gut gefiel, weswegen ich dann bei Gelegenheit einen Flakon bestellt habe. Paarmal damit gesprüht und dann weggestellt. Aufheben wollte ich das Parfum für besondere Momente, die nie kamen..3 Jahre später habe ich den Flakon wieder rausgekramt und festgestellt, dass mir diese süße Plörre partout nicht mehr gefällt. Wie kann das sein, waren doch "nur" 3 Jahre vergangen? Anlässlich dieses Schockmoments ging ich dann meine bescheidene Parfumsammlung durch und habe weitere Erschütterungen erlebt.
DKNY`s "Golden Delicious", Calvin Klein`s "Escape", Giorgio Armani`s "My Way" und Jil Sander`s "Sunlight" gefielen auf einmal nicht mehr. Lediglich Cerruti`s "1881 pour Femme" empfand meine Nase weiterhin als schön, was auch vielleicht an der starken Position als (ehemaliger) Signaturduft lag/liegt. Etliche Flakons wurden hier verbraucht und wieder nachgekauft. "Golden Delicious" jedoch habe ich immer sehr sparsam dosiert, letzten Endes zu sparsam, denn Parfum ist zum Sprühen da, nicht zum Anstarren. Mit "Escape" hatte ich schon zu Anfang Probleme: zu grün, zu jasminig. Irgendwann wurde das Parfum in der Kommode einfach vergessen, statt es weiterziehen zu lassen. Bei "My Way" dachte ich mir: "Das war teuer, das MUSS sparsam aufgetragen werden. Das verwende ich nur für besondere Anlässe." Wie es im Leben aber manchmal so ist, kamen diese Anlässe nie oder ich habe ihnen olfaktorisch keine besondere Bedeutung beigemessen. "Sunlight" war glücklicherweise vor mehreren Jahren mein Lieblings Frühlings- und Sommerduft, so dass der Flakon nur noch zu 1/3 voll war. Hier fiel mir das Aussortieren leichter. Die einzige positive Überraschung, die ich während der Parfumprüfung erfahren habe, war Calvin Kleins "Forbidden Euphoria". Dieses Parfum war mir in der Vergangenheit zu schwer, zu intensiv. Doch auf einmal gefiel es. Merkwürdig. Was war mit meinem Riechorgan passiert? Hatte ich etwa unbemerkt andere Duftvorlieben entwickelt? Offensichtlich, aber benennen konnte ich diese nicht.
Was folgte, war eine Odyssee durch etliche Drogerie und Zara Filialen und ein Youtube Abo eines Parfumsammlers und Influencers. So kam ich zu Caline, so kam ich irgendwann zu arabischen Düften, zu Parfumo, Vintage Parfums, Harry Lehmann und Nische. Die Welt der arabischen Düfte war für mich allerdings nur ein Pitstop. Zu Armaf`s "Le Femme" und Zimaya`s "Taraf White" kam ich über Parfumo, die Rezensionen waren nahezu alle positiv, der Preis war nicht exorbitant hoch. Ein kleines Risiko also und schon nannte ich diese beiden Parfums mein Eigen. Im Test strafte sie meine Nase hart ab: zu süß, zu synthetisch, zu hölzern. Da half auch ein Nachreifen nichts. Das selbe Schicksal ereilte auch Lattafa`s Yara Tous, Khamrah, Yara, Qaed Al Fursan Unlimited. Was war ich nach dem Testen froh, dass ich hiervon nur Proben hatte. Zwischenzeitlich drohte ich mich im schier unendlichen Parfumkosmos von Zara zu verlieren. Praktisch ist natürlich, dass nahezu sämtliche Parfums in den Filialen getestet werden können, doch nach dem Testen von maximal 6 Parfums sagte die Nase: "Rien ne va plus." Und so kam es, dass aus Versehen "Red Temptation" in meiner Sammlung (neben Marshmallow Addiction und Vetiver Pamplemousse) landete. Während letztere bleiben dürfen, darf "Red Temptation" mich wieder verlassen, zusammen mit "Le Femme" und "Taraf White". Das Interesse an Zara Parfums ging glücklicherweise genauso schnell wieder vorbei wie es kam. Und so verließ ich den Zara Parfumkosmos, um mich aufzumachen in andere, mir unbekannte Parfumgefilde....
In meinem Leben habe ich meine Sammlung immer alle 15-20 Jahre einmal komplett (!) ausgetauscht, konsequent und bewusst, und als ich in meinen Fünfzigern war, verlor sich meine Vorliebe für Fruchtdüfte völlig. Inzwischen liebe ich an Fruchtdüften nur noch Perseus und Oud Tobacco und d u l d e Devotion (allerdings nur im Mix, damit die Essignote weggeht ) XD XD
Auch denke ich, dass zB ein Hinwenden zu weniger Süßem altersbedingt ist. Alternde Nasen tendieren dazu, Süßes nicht mehr so zu mögen (große persönliche Ausnahme: Bianco Latte).
Außerdem kommt mit der Erfahrung das Würdigen von Hochwertigerem.