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Mefunx’ Blog
vor 9 Jahren - 15.10.2015
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Dittrichia viscosa: trocken-grünes Strauchwerk, aufgeheizter Fels, mediterran (#2)

Ich greife meinen alten Thread aus der Duftberatung auf (trocken-grünes Strauchwerk, aufgeheizter Fels, mediterran), um eine neue Erkenntnis zu protokollieren.


Als Kind habe ich, über Jahre hinweg, einen Gutteil meiner Ferien auf Malta verbracht. Das waren prägende Zeiten und noch heute bezeichne ich Malta, gar nicht mal so scherzhaft, als mein zweites Zuhause. Wenn ich aber heute, nach Jahren und Jahrzehnten, auf Malta (oder einer der Schwesterinseln) bin, nehme ich einen Duft wahr, den ich als viel ausgeprägter in Erinnerung habe (das mag mit zunehmender Verbauung zusammenhängen, oder damit, dass ich als Kind Sinneseindrücke intensiver wahrgenommen oder diese irgendwie anders abgespeichert habe).

Es gibt diesen Duft aber noch – und er war die unausgesprochene Idealvorstellung hinter meiner Suche nach einem Garigue-Parfum, das Ziel.

Bei meinem diesjährigen Aufenthalt auf Malta und Gozo habe ich endlich herausgefunden, welche Komponente notwendig ist, um dieses Bouquet der Kindheit wieder aufblühen zu lassen. Es riecht ja auf Malta immer anders als in Wien. Aber nur, wenn diese eine Pflanze Teil des Ganzen ist, fühle ich mich zurückversetzt:
Dittrichia viscosa verströmt ein intensives, würzig-süßliches Aroma, dabei näher an Marihuana als an Maggi. Es ist nicht mal notwendig, die Blätter zu zerreiben, die Luft ist auch so wie aufgeladen davon.

Nun bin ich alles andere als Botaniker, daher dünnes Eis: Liest man in einschlägigen Foren, wird klar, dass der Geruch dieser Pflanze von einigen Menschen als „typisch“ für den mediterranen Raum empfunden wird. Allerdings hat sich bei meiner Recherche gezeigt, dass es zu Widersprüchlichkeiten bei der Zuordnung kommt. Erstens wurde Dittrichia viscosa früher zur Gattung Inula (Alant) gezählt (Alante haben wir in der Datenbank). Zweitens gibt es eine verwandte Art (gravulens, auch „Stinkwort“), die ähnlich aussieht, einjährig statt perennierend ist und deren Geruch aber oft als besonders unangenehm kampferartig beschrieben wird.

Dittrichia viscosa finde ich in unserer Datenbank jedenfalls nicht. Ich bleibe also auf der Suche nach meinem perfekten Garigue-Duft. In der Zwischenzeit trage ich "I-I Terralba" mit großer Freude, es ist mittlerweile einer meiner drei am häufigsten getragenen Düfte.


Weiterführend: http://www.revistaphyton.fund-romuloraggio.org.ar/vol83/Parolin.pdf
("Borneol and bornyl and isobornyl acetates are valuable ingredients in perfumery and pharmacy […]")


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