Genetic Bliss von 27 87 Perfumes
Now Line

Genetic Bliss 2018

Rupw00d
06.04.2025 - 15:11 Uhr
2
6
Preis
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft

Mystisches Understatement

Zum 3. Community-Geburtstag bin ich doch happy, meine Duftgarderobe klein und fein, aber mit Wiedererkennungswert gehalten zu haben. Dieser Signatur-Aspekt ist mir sehr wichtig. Während ich für die oft erwähnten Anlässe durchaus passende Vertreter gefunden habe, ging mir bisher aber der echte Signatur noch ab: Mein go-to ohne lange Überlegung, markant-individuell aber gleichzeitig nicht überfordernd und über-komplex. Der Genetic Bliss erfüllt dabei zahlreiche Bedingungen für dieses Prädikat.

Am ehesten haben dies die "light oudys" von Creed und Aqua di Parma bisher geschafft, welche beide in der Kategorie 'holzig' rangieren. Ersterer trocken, pfeffrig und rauchig mit prominenter Zeder; Zweiterer würzig, mediterran. Holzige Bausteine funktionieren auf meiner Haut besonders gut und harmonieren sehr gut mit dem Eigengeruch. Meine Grundidee und zugleich Prämisse war daher, einen Molekülduft zu finden, der aufgrund seiner Kreation substanziell schon mit der Haut an sich harmoniert und sich daher individuell entfaltet sowie sich in besagter gewünschter Kategorie einordnen lässt. Ich wurde schließlich fündig.

Das holzige Thema agiert auf meiner Haupt balsamisch, fast lieblich und bleibt dabei aber individuell markant, ja fast mystisch! Möglicherweise zeigt sich anfangs das Sandelholz prominenter. Später kommt schon auch noch eine leichte rauchige Facette hinzu. Mit den balsamischen und rauchigen Ausschlägen, die sich im Drydown irgendwie ein Wechselspiel liefern, bekomme ich fast den Eindruck einer leichten (nicht kirchlichen) Weihrauchnote. Das prominente Akigalawood soll ja trocken und pfeffrig mit einem Patchouli-Twist sein: Keinesfalls ist er aber so trocken und pfeffrig wie Creeds Royal Oud oder so Patchouli-heavy wie der Monkey Special von Xerjoff. Eher bilde ich mir - wie geschildert - eine leicht liebliche, rauchige und westaffine Oudnote ein. Es ist schon spannend, wie dieser Duft wohl auf jeder Haut anders wirkt und performt.

Trotz dieser doch markanten Facetten wirkt er aber zeitgleich prickelnd! Nicht frisch wie ein zitrischer Duft oder gar duschgelig. Ganz und gar nicht. Eher präsentiert er sich sauber, pudrig und (positiv) einfach im Fundament, das aber zusammen mit den prominenten Holznoten durch die Luft wabert; einmal rieche ich ihn sehr präsent, dann wieder gar nicht. Gänzlich weg ist er allerdings nie und er hält schon den ganzen Arbeitstag. Durch diese Merkmale ist er für mich schon ideal für zahlreiche Anlässe, zumal ich mit vielen Menschen arbeiten muss und auch zweifacher Papa bin. Er überfordert mein Umfeld nicht, wird aber wahrgenommen und kommt sehr gut an! Trotz dieser Subtilität bleibt er aber zu jederzeit auch besonders und hat den gewünschten Wiedererkennungswert. Im Winter habe ich oft das Gucci Elixir genutzt, welches ich wirklich gerne mag, aber das doch das ganze Treppenhaus olfaktorisch geflutet hat. Auch mal schön, aber insgesamt zu heavy als daily. Der Genetic Bliss erfüllt hier absolut meine Bedingungen: Er ist individuell, schon allein wegen seiner molekularen Machart, aber auch im Zusammenspiel der Hölzer; gleichzeitig ist er aber nicht überfordernd und unterstreicht ein gewisses Understatement ohne dabei beliebig zu sein. Super Sache. Dass die Holzthematik dann auch noch mit dem Eigengeruch super harmoniert ist dann noch das Zuckerl. Man lernt nach 4 Jahren seine Haut auch kennen. Für einen Signatur, den ich aufsprühen würde, wenn ich nachts geweckt werden würde und keine Zeit zum Überlegen haben sollte, ist der Preis leider schon gemein und ehrlicherweise trotz der Lobhudelei einfach zu hoch. 190.- für 87ml, also unter 2.5/ml, hätten es schon auch getan. Die oft monierte Synthetik stört mich hier kaum und ich kann sie in unangenehmer Ausprägung auch keinesfalls verifizieren.

Der Flakon gefällt mir schon ausserordentlich und der Sprühkopf ist auch gut; besonders die kleine 27ml-Flasche könnte ich mir bestens für Reisen oder nach dem Sport vorstellen. Zum Sport selbst bietet sich aber ein frischerer Kollege sicher besser an. Dennoch kann ich mir den Genetic Bliss wirklich auch im Hochsommer abends gut vorstellen.

Ich denke der Duft passt (abermals) zu einem modischen all-black-outfit und wirkt modern und klassisch zu gleich. Aufgrund der molekularen Machart, den doch maskulinen Hölzern aber doch mit schwer greifbarer, prickelnden Facette und der grundsätzlich westlichen Basis aber mit orientalischen Randaspekten wird die angesprochene Mystik erzeugt und ist sicher nicht für Jedermann! Grundsätzlich klappt der Duft nicht mit Jogginghose und glänzt mehr gemäßigt dressed up fürs Büro, als daily oder für ein Dinner. Für den Club wäre er mir zu schwach - auch wenn er bei Körperwärme wohl noch etwas mehr powert -; für Netflix&Chill ist er mir zu wenig kuschelig. Bei formellen Anlässen passt er schon am besten. Eine Frau könnte ihn für die empfohlenen Settings sicherlich gut zum Layern mit einem floralen Vertreter nutzen. Mit einem Iris- oder Orangenblütenduft stelle ich ihn mir toll vor. Sicherlich eine spannende Kombi. Ich selbst mag ihn clean und habe kein Interesse am Layern. Den Duft aus dem spanischen Haus trägt primär ein gepflegter Mann, welcher zwar markant-mystisch olfaktorisch wirken, dennoch aber nichts von seinem edlen Understatement einbüßen möchte!
0 Antworten